Schwarzmalerei
Schwarzmalerei, die: Teilgebiet der Abstrakten Kunst mit bedeutenden Vertretern vor allem im deutschen Kulturraum.
Inhaltsverzeichnis
Historisches
Schwarzmalerei ist eine der konsequentesten Entwicklung der Kunst hin zu einer sogenannten Volkskunst, die das Abendland je hervorgebracht hat.
Entstanden ist sie aus dem urchristlichen Gedanken heraus, Kunst nicht nur in ihrer Rezeption, sondern vielmehr auch in ihrer Produktion allen Bevölkerungsschichten gleichermassen zugänglich zu machen, unter Wahrung strenger glaubensmässiger Grundsätze. Nachdem Martin Luther in selbstloser Weise das wichtigste Buch der Menschheit ins Deutsche übersetzt hatte (wobei er im Überschwang leider vergass, sich auch dafür einzusetzen, dass das Volk auch Lesen lernte), warf er seinen unruhigen Geist alsgleich auf sein nächstes Grossprojekt: Kunst fürs Volk!
Dem Umstand Rechnung tragend, dass von Mangelernährung, härtester Arbeit und Winterfrost gebeutelte Bauernhände nur bedingt für den feinstmotorischen Umgang mit Pinsel und teurer Goldgrundierung geeignet sind, schwebte dem Grossdidakten Luther von Anfang an eine eher grobschlächtige Malweise vor, sowohl in Aufteilung als auch konkreter Ausführung künftiger Werke.
Theologische Grundlegung
In philosophisch-theologisch vollendeter Denkweise vollendete Luther konsequent die griechische Dialektik und, gemäß der Dichotomie Gut-Böse, ließ er für die Kunst nur noch zwei Farben zu: Weiss und Schwarz.
Da "Weiss" hierbei lediglich als Negativum zu "Schwarz" zu sehen ist, reduziert sich die ursprüngliche Schwarz-Weiss-Malerei in ihrer konkreten Handhabung lediglich auf die Verwendung der Farbe Schwarz, wobei es dem Künstler oblag, die zunächst weiße Leinwand durch geeigneten Farbauftrag stellenweise so zu schwärzen, dass ein ausdrucksstarkes, sich an christlichen Grundwerten orientierendes Gesamtbild entstand. Dies entspricht theologisch der Tatsache, dass das Weisse vor-, nämlich gottgegeben ist, dem sündigen Menschen hingegen durch die Erbsünde das Schicksal auferlegt ist, mehr oder weniger viel Böses zu tun, sprich, aktiv das Weisse zu schwärzen.
Die Luthersche Bildauffassung fand rasch begeisterte Anhänger und in rascher Folge entstanden im 16. Jahrhundert in deutschen Landen herrliche Bildwerke deutscher Volkskunst in klassisch-christlicher Schwarz-Weiss-Malerei. Von Luther selbst stammt nebenstehendes stilbildendes Meisterwerk "Triumph", welches er mit der Asche vom Scheiterhaufen seines Konkurrenten Thomas Müntzer 1525 auf die Leinwand brachte.
Weiterentwicklung zur Vollendung
Die Lebenserfahrungen der einfachen Bevölkerung brachten es in Folge mit sich, dass eine Hinwendung zum Irdischen und somit eine zunehmende Verwendung der Farbe Schwarz statt fand. In logischer Umsetzung der Volksweisheit "Das Böse ist immer und überall" wurden, besonders in nichtreformierten Landesteilen, die Bilder von Generation zu Generation schwärzer und schwärzer. Der Bedarf nach billiger schwarzer Farbe wuchs erheblich, sodass auf päpstlichen Erlass landesweit und flächendeckend Menschenverbrennungen angeordnet wurden, um preisgünstige Zeichenkohle unters Volk bringen zu können. Der Berufsstand des Schwarzkünstlers entstand, und, entgegen der ursprünglichen Lutherschen Konzeption, spezialisierten sich Zug um Zug doch wieder besonders Talentierte, sodass mit Ende des 18. Jahrhunderts von einer eigentlichen Volkskunst kaum mehr gesprochen werden kann.
Den Abschluss der Entwicklung schuf die neue Lehre des Nihilismus, die, von zarten Anfängen im 18. Jahrhundert bis zu ihrer gloriosen Vollendung durch Friedlieb Nietzsche, der Schwarzmalerei ihre endgültige theoretische Legitimation gab. Durch seine bahnbrechende Arbeit "Gott ist tot" verbannte Nietzsche auch die Farbe Weiss aus der Malerei und legte die Saat, aus der die herrlichen Gemälde des Grösstmeisters der Schwarzmalerei, Kasimir Malewitsch, nur wenige Jahre später erwuchsen. Während sein Frühwerk "Schwarzes Quadrat" von 1915 noch das göttliche Gute als Umgebung irdisch-sündhaften Seins widerspiegelt, zeigt sein opus magnum "Schwarzes Quadrat auf schwarzem Grund" von 1919 zielsicher den weiteren Weg abendländischer Kultur des 20. Jahrhunderts. Erst die konzeptionelle Erweiterung der Künstlerkolonie A.H. brachte eine nochmalige, nun nicht mehr zu überbietende Steigerung zum gesamtvölkischen Grosskunstwerk "Schwarze Milch", hergestellt mit Farben aus Auschwitz.
Literatur
- "Ars negra", Alessandro Graf von Cagliostro, 1791, Venezia
- "Ich sehe schwarz", GEZ, 2007, Köln
- "Ashes to Ashes", Major Tom, 1980, London