Reife Frauen aus deiner Nachbarschaft
Hilferufe dringen ans Ohr leider nicht vieler Betroffener, die meist schlaftrunken und erschrocken die Fernbedienung suchen, um das senderseitige Engagement wieder auf Zimmerlautstärke zu bringen. Man hat ja nichts gewusst vom Schicksal bedauernswerter reifer Frauen, die kommunikationsgestört fast autistisch am Telefon verharren und auf fremde Hilfe hoffen. Das soll sich nun bald ändern.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Vorwort
- 2 Einzelschicksale
- 3 Zielgruppe der Telefonanisten
- 3.1 Einzelschicksale
- 3.1.1 Gottfried H., 65, Landwirt, ledig
- 3.1.2 Clark Kent, Frührentner, weitere Daten unbekannt
- 3.1.3 Raymund, Schüler, mit XXL-Flat (die nichts nützt)
- 3.1.4 S. Perlinger, Medizinstudent, 25, Rostock
- 3.1.5 Dr. Hermann, 43, mittelständischer Unternehmer, Raum Stuttgart
- 3.1.6 Herbert O., Duisburg, arbeitslos
- 3.2 Hilfsmittel
- 3.1 Einzelschicksale
- 4 Gemeinnützigkeit
- 5 Spendenaufruf
Vorwort
Durch genauso engagierte Recherchen konnte man nun hinter die plakativen Konstrukte grellen Marketings nur scheinbar oberflächlicher Laute dringen und die Nachricht dahinter dekodieren. Dieser Aufruf hat es sich zur Aufgabe gemacht, IHN zu finden, zum Reden, zum Gedankenaustausch, zum Austausch verborgener Gelüste, die nur eine Stimme befriedigen kann.
Einzelschicksale
Helga W., 55, Sekretärin, aus Hamburg
Es dauerte lange, bis Helga, 55, Sekretärin, aus Hamburg, Maße 135/92/120, ihren Weg aus privater Geilheit, ihrem stummen Schrei nach Liebe, eine Stimme gab.
Und es dauerte noch länger, bis sie überhaupt geil wurde. Nach neun Jahren, mit abgebrochener Volksschule (das erzählt sie natürlich nie einem Fremden), dauerte es noch einmal drei Jahre, bis sie ihren Volker (dem noch weniger) kennenlernte. Die Geilheit war damals zielgerichtet und wenig leidenschaftlich, die Möpse hatten keinen Auslauf und die Katze ein festes Zuhause.
Irgendwann bemerkte sie zwischen Kinderschul- und Kochstress ein Vakuum, von dem sie nicht wusste, woher es kam. Nicht nur die Kinder waren langweilig. Vielleicht war es die frühe Arbeitslosigkeit und Alkoholabhängigkeit ihres Mannes? Oder der soziale Abstieg in eine Fünfeinhalb-Zimmer-Wohnung im 13. Stock in der schlimmsten Straße der Stadt? War es das Verschwinden des Bruders für maximal fünf Jahre? Darüber kann man nur mutmaßen.
Ganz sicher ist, dass sie auch etwas anderes spürte, etwas Riesiges und Schönes, etwas prall Geballtes: Das Gefühl, gebraucht und begehrt zu werden. Aber sie traute sich lange nicht, dies auszukosten oder überhaupt darüber zu reden, das musste sie erst lernen.
DSF kam und rüttelte sie mittels Straßenmarketings aus ihrem Dornröschenschlaf mit ohne Klamotten wach, zeigte ihr neue Wege auf, Wege des Selbstbewusstseins, der Leidenschaft, der Befriedigung, der Geilheit, der halbmoundgeöffneten Empfänglichkeit und Selbstverständlichkeit einer körperlichen Reife. Wenn sie nur jemanden fände, mit dem sie diesen Gegenpol zu all dem Mist, den sie erleben musste, auskosten könnte: Einfach ganz normal wie jeder andere Mensch auch Sex an der Bushaltestelle haben, ein Rollenspiel im Kino spielen oder Gruppensex auf der Bahnhoftoilette kosten.
Das alles findet zunächst in der für sie nur noch aus psychologischen Gründen bestehenden Sicherheit einer akustischen Verbindung statt; nicht nur, weil sie zwar versaut, aber unschuldig ist. Sie will erobert werden. Die Nummer ist ja schon öffentlich, um beim Richtigen selbst ganz öffentlich zu werden und mit ihm Verkehrsinseln, Bushaltestellen und Waldlichtungen aufzusuchen, wobei niemand sagen kann, ob man rechtzeitig kommen kann: Böses Mädchen, gutes Mädchen, braves Mädchen, unartiges Mädchen!
Codename: „Herrin Uschi“
Uschi P. aus W. führte 52,5 Jahre ein völlig normales Leben am Stadtrand von W., direkt gegenüber dem hier nicht weiter wichtigen Autohaus Hartmann (Opel) in einer wunderschönen Doppelhaushälfte mit allem drum und dran, Pril-Blumen und Ado-Gardinen, 14 Zimmerpflanzen, dem Wohnzimmer in Eiche rustikal, den zwei Kindern Kerstin und Jörg-Michael nebst ihrem Ehegatten Horst P. und dem Dackel Tarzan.
Die Kinder aus dem Haus und Horst P. als Vertreter für Funktionsunterwäsche ständig im Umland auf Achse, brach just an Uschis 52. Geburtstag ein schreckliches Unglück über die unbescholtene Hausfrau herein. Direkt vor der Einfahrt zum nicht weiter wichtigen Autohaus Hartmann wurde ihr das Liebste genommen: Ein trunkener Raser, fahrerflüchtig, fuhr ihren Sonnenschein, ihr Ein und Alles, ihren Lebenssinn, den Dackel Tarzan, zu Brei. Und das war die Wende in ihrem Leben. |
Nachdem sie sich wochenlang in schier untröstlichem Schmerz vergraben hatte und ihr Gatte Horst, der aufgrund aushäusiger Verpflichtungen diesem Titel längst nicht mehr gerecht wurde, nunmehr auch Dampfbesen an die Hausfrauen im Umland vertrieb, sann Uschi P. aus W. auf Rache. Ach, wie gern würde sie dem feigen Tarzan-Killer die Meinung geigen.
Aber wieso eigentlich nur diesem feigen Wicht? Dem Horst konnten ein paar deutliche Worte auch nicht schaden. Und nicht nur das, Uschi könnte ihm genüsslich den Hintern versohlen, ihn auf Knien rutschen und um Gnade betteln lassen. Und wenn er schon so am Rutschen war, würde er gleich das Wohnzimmer gründlich durchwischen können. Laminat ist so empfindlich, das glaubt man gar nicht. Praktisch denken war immer schon Uschis Devise gewesen. Langsam kehrte der Lebenswille in ihr trübes Dasein zurück. Aber es würde ein neues Leben sein! Und wie der Zufall es so wollte, stolperte Uschi, 52,5 Jahre, an einem verregneten Abend über diesen Spendenaufruf auf ihrem Lieblingsrätselsender 9Live: „Reife Frauen aus deiner Nachbarschaft suchen...!“
Das war's! Schluss mit Funktionsunterwäsche. Am nächsten Tag ließ sie sich die Haare bordeauxrot färben, kaufte bei C&A schwarze Dessous und einen schwarzen Satin-Bademantel (innen Leopardenmuster). Schwarze Lackpumps und eine Gerte aus Tochter Kerstins Reitstall-Equipment waren vorhanden.
Von diesem Tag an führte die unbescholtene Uschi P. aus W. ein verruchtes Doppelleben. Während ihr schmächtiger Gatte, der diesen Titel nur noch de jure trug, auswärts tätig war, fand Frau P. aus W. ihre Erfüllung als strenge Herrin Uschi!
Uschi ist werktags von 18 bis 23 Uhr in ihrem sexy Outfit an der Hotline erreichbar!
Lolita Pamela
Manche Leute werden nie erwachsen, und bei gewissen Leuten wünscht man sich das sogar.
Es gibt hybride Geschöpfe, die auf 12 machen, wie 24 aussehen und älter als 36 sind, durch Überväter und -mütter gezwungen, dauernd mit Ranzen, Doppelzöpfen und in Schulmädchenuniform herumzulaufen. Sie aalen sich auch tagsüber unschuldig in bunten Slips und Lollis auf ungemachten Betten herum, wahrscheinlich, weil Mami wieder nicht aufgeräumt hat und sie nicht mehr zur Schule gehen müssen. Ihre Fraulichkeit wird, wenn überhaupt, erst dann bemerkt, wenn sie den Mund aufmachen.
Sie wollen aus ihrem Hotel Mama, aus dem Käfig vollgesabberter Jungfrauenhaftigkeit, mit Gewalt ausbrechen und stehen so mit Mitte 30 trotzdem vor einer globalen Lebensinhaltsfrage. Auf der einen Seite halb verliebt in die ewige Jugend, bei deren Anblick sonore Männer durch wollüstige Wünsche halb wahnsinnig werden, haben jene sich doch schon lange ihr Begehr aufgespart. Auf der anderen Seite befinden sich Frauen/Mädchen wie Pamela mit körperlicher Reaktion und Konservativität Aug in Aug. In Angst vor der so inständig gewünschten Selbständigkeit stellen solch frauliche Mädchen/solch märdchenhafte Frauen in den Schminkspiegel blickend die Frage nach der Schönsten im ganzen Land, die Hand anmutig, aber ungeduldig an die Seite gelegt - wenn sie nicht auf dem Bett liegen und - wie immer - auf einen Anruf warten. Wer hilft ihr aus dieser Krise?
Ja, Pamela will als Frau bemerkt werden und mit fremden Männern reden, aber auch ein Mädchen sein und nicht mit Eis und Schokolade ruhig gestellt, sondern damit erregt werden. Sie will sich ihr Taschengeld mit Zugeständnissen an ihren Gottstatus verdienen, manchmal aber auch einfach nur doof und unbedarft sein. Sie hat von ihren Eltern die Erlaubnis bekommen, auch des Nachts noch Anrufe entgegenzunehmen, um endlich erwachsen, aber nie alt werden zu können, denn das sind die Anrufer als wohltuendes Pendant schon: Sie wartet auf den Mann, mit dem man sich mal vernünftig und ganz erwachsen darüber unterhalten kann, im superkurzen Mini ohne Unterwäsche Blumen zu pflücken.
Die verhuschte Öko-Kartoffel Erika
Erika P.-I. (heißt nicht etwa Private Investigator, das ist nur die Abkürzung für ihren Doppelnamen) lebt in einem Kasseler Vorort mit überwiegend bildungsbürgerlicher, ökologisch und kulturell orientierter Bevölkerungsstruktur. Sie engagiert sich im Ehrenamt und besucht eifrig die Documenta. Sie kauft bei Demeter oder, wenn es nicht anders geht, bei Basic, trägt ökologisch korrekte Kleidung aus Naturfasern ohne Farbstoffe, trennt natürlich ihren Hausmüll, ernährt den Hund und die Familie makrobiotisch und gärtnert nachhaltig gemäß dem Mondkalender. Ihren Beruf als Zahnarzthelferin gab sie Ende der 70er auf, da der Gatte Hubertus, seines Zeichens gut betuchter Stomatologe, meinte, auf ihren Zuverdienst sei verzichtbar. Hubert und Erika hatten lange keine Kinder, bis dann 1999 endlich Sohnemann Malte-Leonard ihr Leben bereicherte. Erika und Hubert nebst Malte-Leonard radeln am Wochenende gern im Umland, bestimmen die einheimischen Pflanzen oder kochen gemeinsam vegetarische Gerichte.
Erika führt ein ausgefülltes Leben, glauben ihre Nachbarn und die Freunde von Hubert. Allerdings verspürt sie seit einigen Jahren eine innere Leere, die weder Mann noch Kind, weder Documenta noch das wöchentliche Singen im ganzheitlich-energetischen Gesangskreis füllen können. Erfolglos bemühte sie Horoskope, versuchte Reiki und Yoga, bis ihr eines Abends beim Ordnen der Zeitschriften zwischen zwei Ausgaben der Psychologie heute die Fernbedienung des selten frequentierten Fernsehgerätes in die Hände fiel. Einer Eingebung folgend schaltete Erika das Gerät ein und wurde eines Werbespots ansichtig: „Reife Frauen aus der Nachbarschaft suchen...“ Sofort schaltete sie den Apparat aus! Was heutzutage im Fernsehen gesendet wird, ist ein Skandal. Jugendgefährdend und einfach abstoßend.
In dieser Nacht schlief Erika unruhig. Immer wieder sah sie im Traum diese reifen Frauen vor ihrem inneren Auge, wie sie Abenteuer suchten. Abenteuer, von denen sie nicht zu träumen gewagt hätte! Und nun das! Auch in den nächsten Tagen verfolgten sie die Damen ihres Alters, die sich mit sündiger Unterwäsche bekleidet dort vor der Kamera geräkelt hatten, an den entscheidenden Stellen durch schwarze Balken unkenntlich gemacht. Solche Unterwäsche hatte Erika nie im Leben besessen. Sie und Hubert trugen kochfeste Baumwollschlüpfer mit Umweltsiegel. Erika hatte noch nie Make-up benutzt und ließ die Haare nur mit Pflanzenfarbe und bei Vollmond färben. Und doch, oder vielleicht gerade deshalb, verspürte sie eine seltsame Faszination für diese reifen Frauen auf der Suche nach dem Abenteuer.
Nachdem Erika ganze 7 Wochen von der Abenteuersuche fremder reifer Frauen geplagt worden war, fasste sie einen folgenschweren Entschluss: Zunächst erwarb sie bei Demeter eine Flasche Bio-Weißwein, von dem sie am selben Abend zwei Gläser trank. Dann wartete sie, bis Hubert fest schlief, und schlich zum Fernsehgerät, um sich durch direkte Konfrontation mit der schmuddeligen Werbung von ihren Halluzinationen zu kurieren.
Leider misslang diese Vorgehensweise gründlich.
In der nächsten Nacht rief sie selbst die Telefonnummer an, um sich ebenfalls auf die Suche nach ökologisch unkorrekten und nicht nachhaltig produzierten Abenteuern zu begeben.
Erika, alias Roxy52, ist nachts zwischen 1 und 5 Uhr für ihre Kunden da!
Farah-Diva aus den Achtzigern, schwups – in der Neuzeit gelandet
Manche bekommen ihre Chance nie und manche spät. Natürlich landen auch die ewig Gestrigen irgendwann einmal in der Zukunft, auch wenn dies dann eine Bruchlandung darstellt und man sich nur durch Rückfälle in die Vergangenheit in der Gegenwart orientieren kann, weil sich alles irgendwie wiederholt. Alter und frühere Gewohnheiten, wie vorsintflutliches Schminken und das Nutzen von 4711 als Eau de Toilette, dienen stets als Katalysator des Demenz-Prozesses.
So auch bei Farah, mit Von-der-Leyen-Turmhaube, Farah-Fawcett-Front- und Seitenspoilern und genauso breitem wie stoischem Grinsen in der Gewissheit, auf Männer zu wirken, weil sich gewisse Parameter der Begehrlichkeiten nie ändern. Wenn sie vom Bett aus von ihren Erlebnissen in Karottenjeans, seltsamen Zungenspielen mit Broschen an empfindlichen Körperstellen und Pornokino-Besuchen mit Vokuhila-Typen in neonfarbenen Sakkos erzählt, muss sie vorher schon ihr schultergepolstertes Oberteil ausgezogen haben, um überhaupt durch die Schlafzimmertür zu passen.
Dabei ist Farah nicht nur an den Schultern, sondern in jeder Hinsicht ganzheitlich gebeutelt: Wie eine wandelnde Leuchtreklame hat sie mit einigen Gebrechen als Zugeständnis zur Zeitreise zu leiden. So stellt sich immer wieder eine fast chronische Beckenknochenklemme ein, die es ihr nur erlaubt, stöhnend unter großen Schmerzen breitbeinig auf dem Bett zu liegen. Ihr Lächeln wirkt dann verzerrt und die manchmal halb herausgereckte Zunge versucht, die durch das Leiden trocken gewordenen Lippen zu befeuchten. Ihre Stimme erscheint während dieser Anfälle nicht mehr weiblich-agil, sondern rauchig-alt. Stirnbänder und Frottee-Unterwäsche aus ihrem Aerobic-Hobby werden oft komplett durchgeschwitzt.
In diesen Fällen braucht sie Beistand, jeder ist aufgefordert, ihr Linderung bei diesem Krankheitsbild zu verschaffen und ihre Gestrigkeit nicht etwa gemäß „Goodbye Lenin“-Syndrom zu unterstützen, aber auch nicht abzulehnen und ihr vielmehr mittels zwischenmenschlicher Wärme eines angenehmen Gesprächs bei der Bewältigung des Kulturschocks und allen verbundenen Krankheiten zu helfen.
Gabriele, 58, Sekretärin aus Neuwied
Gabriele ist eine vornehm unauffällige Dame zweidritteligen Alters - also so ab 55 - mit devotem Blick, Pferdeschwanz, weitem Ausschnitt und knallroten Fingernägeln und Lippen bei dunkelblauem Kostüm. Als graue Maus geboren, gelernt, sich im Hintergrund zu bewegen und alles, im Zweifel auch jede Überstunde abzunicken, tut sie sich schwer, aus ihrem Schatten hervorzutreten, um Überstunden von ihrem künftigen Beherrscher einzufordern.
Ihre wahre Begabung liegt in der latenten Anheizung von Begehrlichkeiten im Rahmen vordergründig lächerlich unrealistischer Chef-Tippse-Rollenspiele. Die wahre Überzeugung kann unabhängig von Locations ja immer nur durch ein vollkommenes Verinnerlichen der Rolle auf beiden Seiten erreicht werden: Wenn man selbst so ist. Sonst kann auch bei der glühendsten schauspielerischen Begabung nicht der letzte Rest von Künstlichkeit weggewichst weggewischt werden.
Pathologisch geifert sie zumindest im Geiste ausschließlich solchen Situationen nach, wonach es ihr immer dürstete, im Arbeitsalltag auch endlich sexuell dienen zu dürfen. Und das angefangen vom leisen Blick des Chefs in den Ausschnitt bis hin zum alternativen Gebrauch von Schreibutensilien und Schreibtischen, Läufern und Chefsesseln, wenn nur die Formulare nicht bekleckert werden. Ordnung muss sein und die Stellung ist ihr hier wie dort ja existenziell wichtig. Sie litt jahrzehntelang unter ihrer Ignoranz als Frau und muss nun, da sie fast nur Arbeit kennenlernte, vorsichtig ihre Geilheit in gewohntem Terrain ausleben lernen.
Gefordert wird daher eine Hilfe, die sich zunächst auf telefonischen Support beschränken sollte, und ihr zeigt, wie man aus der Zwickmühle der Bürokratie ausbrechen kann, auf den Flügeln der gepaarten Lust. Um auch zu lernen, dass nicht alle Männer Bluthochdruck, Potenzprobleme, Übergewicht und ein sechsstelliges Jahreseinkommen haben und es auch welche gibt, die nach 17 Uhr sexuell aufmerksam sein können.
Für noch impotentere Zeitgenossen besteht natürlich die Möglichkeit, ihre Excel- und Word-Kenntnisse - freilich im 1,99-Euro-Minuten-Takt, dafür aber rund um die Uhr - zu nutzen.
Zielgruppe der Telefonanisten
Wichtig war es, dass durch das Verdienst der Marktforschung Kundenprofile erstellt werden können, um die Nachfrageseite, die vorher gar nichts von ihren Wünschen wusste, genau auf das Angebot hilfsbedürftiger Frauen einzustellen, um so eine doppelte, idealerweise gleichzeitige Befriedigung aller Interessen überhaupt avisieren zu können. Es wurden Arten von Samariter-Benutzergruppen erstellt, für die exemplarisch unten aufgerissene umrissene einzelne User stehen sollten. Abgerundet wurde das Angebot sogar noch durch die Rücksichtnahme auf Durchschnittseinkommen, wenngleich in den unteren Bereichen für die Ambitionierten nur eine Betreuung via SMS möglich ist.
Einzelschicksale
Gottfried H., 65, Landwirt, ledig
Gottfried war nie der Schnellste und nie der Intelligenteste, aber der Fleißigste. Früh erbte er den Einsiedlerhof im tiefsten bzw. höchsten Bayern, also den Alpen. Mit 15 schon war er an die Stelle seines Vaters getreten und musste ihn in allen Belangen vertreten, allein die Rechenarbeit nach der Ernte übernahm die Mutter, eine Frau, die ihn stets dominierte und es immer verstand, sein moralisches Gewissen zu formen.
Während der Arbeit vergisst er schnell das, was ihm allein fehlt: Eine Frau an seiner Seite, die spätestens nach dem Tod seiner Mutter diese vertreten könnte, um ihn in allen Dingen zu unterweisen, an die er sich auch nach Jahrzehnten gleichen Tagesablaufs nicht gewöhnen konnte. Allerdings gibt es da noch eine Sache, die er zwar eigentlich gar nicht vermissen kann, weil er es noch nie erlebt hat...
Selbst er kann ja nicht immer arbeiten und sitzt so stets bis in die Nacht hinein auf der Bank vor dem Hof, bei ruhendem Vieh im Stall, ruhendem Mond am Himmel und ruhender Mutter in der Kiste, und denkt an ein Leben nach ihr. Er ist zu grobschlächtig auf den Dorffesten und zu anspruchsvoll sind weibliche Forderungen an eine Standardisierung seiner mit der Muttermilch aufgesogenen dialektischen Hürden, um an einen schnellen Erfolg glauben zu können. Ein TV-Training, wie das der Frühgymnastik für spät Erwachende im Bayrischen Rundfunk erscheint da probat, wo behutsam und doch eindringlich auf ihn eingegangen werden kann, wo schmutzige Fingernägel nicht stören und Nachfragen aufgrund von Verständnisproblemen vom Gegenüber geradezu erwünscht sind.
Per Zufall entdeckte er so vor einiger Zeit die Möglichkeit einer telefonischen Seelsorge, als der Hof endlich mit einer Telekomleitung bedacht wurde und die unendlichen Trockenübungen im Selbstzwiegespräch nach 23 Uhr im TV endlich Wahrheit werden könnten, ihn auf den Weg zu einer neuen (fehlenden) Selbstbestimmung zu führen.
Clark Kent, Frührentner, weitere Daten unbekannt
Clark hat vor vielen Jahren sehr viel Geld gemacht, aber dieses ist auch sein Fluch. Er ist durch einen Schnellbootunfall vor dem Yachthafen in Nizza invalide geworden, jedenfalls offiziell. Inoffiziell konnte er mit seinen damaligen zahlreichen Verletzungen die Betriebskrankenkasse seines vormaligen Arbeitgebers im Steinkohle-Bergbau davon überzeugen, nunmehr voll erwerbsunfähig geworden zu sein, um nun Anspruch auf eine für ein kleinbürgerliches Leben vollkommen ausreichende Rente zu haben.
Noch inoffizieller begann er allerdings aus der Grube heraus, sich einen Namen als Hoster für sogenannte Paysites im Schmuddelbereich zu machen: Sein Preis-Leistungsverhältnis galt als unschlagbar, weil er sich bereits in Zeiten des Schichtbetriebs autodidaktisch wichtige Grundlagen in der Website-Programmierung beibrachte und ein animalisches Gespür für die Bedürfnisse junger Herren aufwies.
Reich geworden, traf ihn das Schicksal des großen schmutzigen Geldes nicht nur in Form des Unfalls, sondern auch wegen seines ihm von Berufs wegen angedichteten Rufs eines Frauenverschleißers, dessen Rennboot als personifizierte Potenz interpretiert und ihm durch seinen Erfolg ein zwangsläufiges Vergeben sein unterstellt wurde und von vornherein jede mögliche natürliche Annäherung an das weibliche Geschlecht verunmöglichte. So kann er bis heute nur ein zartes Petting als 17-Jähriger und eine zweieinhalbmonatige Beziehung, als er noch Steiger im Bergbau war, vorweisen.
So läuft das noch inoffiziellere Geschäft zwar von allein und die Rente sowieso automatisch, und so meint er nur unter einem Pseudonym, das ihn vor dem Fiskus schützt, auf diskretem Wege mit unterdrückter Rufnummer ein Stück weit, das nachempfinden zu können, was für viele eine ganz normale sexuelle Erfahrung sein mag. Immerhin kann er es sich leisten.
Raymund, Schüler, mit XXL-Flat (die nichts nützt)
Raymund fiel schon früh als Schmierpoet mit sexistischen Gedichten auf. Er verwechselte ständig das Befriedigen seines Drangs mit der Darstellung seines zerrissenen Ichs in Zeiten der Reizüberflutung und dabei auch die Orte.
So liefen immer dann spätestens seine Freundinnen weg, wenn er Monologe über seine Impotenz-Probleme mit Internet-Pornografie abhielt, seine Unfähigkeit, von seiner Mutter als Mann akzeptiert zu werden und die Konsumenten seiner Dichtkunst, wenn sich die Seiten teilweise nur mit stumpfer Gewalt trennen ließen, wenn man blättern wollte.
Immer bereit, wenn Zurückhaltung gefordert ist und immer zurückhaltend, wenn er gefordert wird. Das war vor der Initiative „Reife Frauen aus deiner Nachbarschaft“ das Schicksal Raymunds, der im Jahr seiner Matura steht. Er sucht die helfende Hand, das Pendent zu seiner Lust und das in großzügigem auch zeitlichen Rahmen, denn er ist ja nicht immer bereit.
Seiner ersten Gesprächspartnerin Helga schenkte er folgendes Gedicht:
Ich liebte sie zum Teil,
es war nicht schwer, weil
sie war am Telefon, auch im Internet
und schon sehr, sehr nett.
Ich warf ihr Bild dann an meine Wand
und hatte nun alles in einer Hand
<<ZENSIERT>>
S. Perlinger, Medizinstudent, 25, Rostock
S. war ein schüchternes Kind. Zu Hause hatte die Mutter das Sagen, in der Schule wurde er gehänselt. In der Pubertät schoss er zu beachtlicher Höhe auf, der es leider an Breite mangelte, und hält sich seither immer leicht gebeugt. Auch die Hautprobleme chronifizierten. Um es kurz zu machen: S. hat beträchtliche Minderwertigkeitskomplexe und fast jeden erdenklichen Grund dazu. Seine Kompensationsstrategie – eifriges Lernen – brachte ihm zum vorhandenen Unbill das Image des Strebers ein. Er geriet in eine negative Feedbackschleife, in der er noch immer seine Bahnen zieht. Einzig seine dominante Mutti war der verlässliche Anker seines Lebens. Unglücklicherweise verschlug es ihn in das Studium der Medizin (Fachgebiet Pathologie) hinein in eine westdeutsche Großstadt und heraus aus Muttis strengem Zugriff. Er befindet sich seitdem in einem Zustand der Bodenlosigkeit und Entfremdung. Fern der Heimat und fern von Mutti sucht und findet er jeden zweiten Freitag den strengen Trost nebst Lebenshilfe von Herrin Uschi. Ohne sie würde er verwahrlosen.
Dr. Hermann, 43, mittelständischer Unternehmer, Raum Stuttgart
Zum Dunstkreis derer, die nie erwachsen werden, gehören eben auch die Gegenstücke, diejenigen, die sich dies von ohnehin der ewigen Jugend hemmungslos sehnsuchtsvoll Verfallenen wünschen. Nur die Glaubwürdigkeit muss stimmen, das Bild eines den kleinen Finger lasziv-frech, aber unschuldig zwischen die vollen Lippen steckenden Mädels sollte nicht von optischen Vorruhestandsvermutungen, Cellulite oder einer Whiskey-Zigarettenstimme im Baritonbereich verschnitten sein. Mann reagiert nämlich manchmal sehr empfindlich auf allzu erwachsene Frauen, wenn Anderes erwartet wurde.
So auch Dr. Hermann, der alles in seinem Leben erreichte, allein der Kinderwunsch blieb unerfüllt. So blieb er auf seine Rolle als lüsterner Teenie-Onkel beschränkt, der seine Nichten in die Bäume schickte, um junge Pflaumen für den kleinen Hunger zwischendurch zu ernten. Nun hat er aber das Pech, dass die kleinen Nichten groß geworden sind. Aus pubertierenden Zicken sind Zicken geworden, die für keine Belohnung der Welt mehr in Pflaumenbäume steigen oder karierte Minis anziehen werden.
So ist Dr. Hermann auch mit der Einstellung junger hübscher Sekretärinnen nicht geholfen, da Arbeit von Minderjährigen stark reglementiert wird, und seine Frau ist und bleibt unfruchtbar. Was liegt da näher als eine Geschlechts Geschäftsreise in ein nahes Hotel, um sich einer ungestört unverstellt unschuldig-ungeschickt-betörenden in den Ferkelchenquiek-Bereich verstellten Whiskey-Zigarettenstimme für einen versauten Quickie mit einer Pamela hinzugeben?
Herbert O., Duisburg, arbeitslos
Es gibt seltsame, geradezu bizarre Wesen, denen tatsächlich das Gefühl der Neugierde fremd ist, die ihre Befriedigung und ihr Glück nur im bereits Bekannten und tausendmal Durchlebten finden können. Es sind Menschen mit verkrusteten, ritualisierten Lebens- und Arbeitsabläufen, wenn sie denn, anders als Herbert O., Arbeit hätten.
Herbert könnte eigentlich mitten im Leben eines Erwerbstätigen stehen, ist aber der Wirtschaftskrise, ihren Vorboten und dem Zeitraum von sechs Jahren davor zum Opfer gefallen. Die Opferrolle, die er mittlerweile überzeugt und überzeugend spielt, definiert sich in der Tatsache, dass er zu Zeiten, wo Unternehmen es noch nicht nötig hatten, willkürlich freigesetzt wurde, was er mit Freunden vor dem Fernseher beim Bier eloquent mit „...und ich hab doch gar nichts gemacht!“ zu quittieren pflegt.
Doch der Weg eines Opfers ist lang und hart wie jeder Kreuzgang nach Golgatha: Mit der Arbeitsstelle entschwand nicht nur Frau Tina mit Freund Bernd, nicht nur die Kinder, die zwei Wochen später in die neue Wohnung folgten. Mit dem Bier entschwand zwar auch die gähnende Trostlosigkeit seines Lebens, aber im Stillen nicht nur die kleinen Inseln an Kopfbehaarung, sondern auch der Resthunger nach Herausforderung, nach Gier auf Neues.
Natürlich hatte Tina ihn nie verdient und nur darum ist alles so gekommen. So ist sie daran schuld, dass er den Arsch und anderes nicht mehr hochbekommt, um sich um sie zu bemühen (er wollte trotzdem immer nur sie). Veränderung ist Rückschritt. Ausdruck seiner gelähmten Haltung, seiner bierbäuchigen Physiognomie mit Nehmerqualitäten ist das auf einem Spitzendeckchen stehende Telefon, das ihn leicht zu einem leichtzüngigen Gigolo macht, wie damals, als er und Tina sich kennenlernten, als sie noch keine Probleme mit (seinem) Alkoholismus hatte. Er braucht eben professionelle Unterstützung, um aus seiner Opferrolle hinauszufinden, um endlich zu begreifen, dass alles Schlechte fremdverschuldet ist, wie auch die Telefonrechnung durch Helga, wenn sie wieder einmal nicht zu bezahlen ist und das, wo er doch nur Tina in ihr suchte. Und die wohnt um die Ecke.
Hilfsmittel
Beliebte von der Organisation vertriebene Hilfsmittel zum unbeschwerten Konsum sind für den Mann:
- die komplett abwaschbare beheizbare Sitzunterlage (und so gerade auch für unbeheizte Kellerräume geeignet)
- ein praktischer, mit Saugnäpfen überall drapierbarer Küchenpapierabroller
- eine frei justierbare Freisprecheinrichtung (auch für Schwerhörige geeignet)
Und für die reife Frau:
- eine intelligente Such-Software, die eine Datenbank von 100.000 schweinischen Begriffen parat hält, in der „Free“-Variante durchsucht sie immerhin Google in 42 Sprachen
- ein Bundle von Telefonie-Add-ons wie zuschaltbare Dildogeräusche oder Gestöhne in 14 verschiedenen Tonlagen
Gemeinnützigkeit
Während die einzelne Nützlichkeit nicht in Frage gestellt wird, besteht eine zähe Diskussion um die Gemeinnützigkeit des losen Zusammenschlusses, wie sich schon immer Förderer einzelner Frauen schwer getan haben, ihre Auslagen von der Steuer abzusetzen, wenn sie nicht verheiratet waren und/oder in einem beruflichen Kontext mit ihnen standen und umgekehrt.
Findige Geschäftsleute erweiterten daher in der Vergangenheit das Angebot um „Heiratswillige Frauen direkt in deiner Nähe“. Im Rahmen dessen wird auch eine kurze „Beschnupperzeit“ angeboten, die natürlich auch anderweitig genutzt werden kann. Frauen aus dem osteuropäischen bzw. ostasiatischen Raum werden daher hier ausschließlich unter dem Aspekt einer Eheanbahnung in Kontakt mit verhaltensgestörten männlichen Jungfrauen gebracht, die sich über eine steuerliche Absetzbarkeit freuen, wenn schon das Herz nicht mitspielt.
Spendenaufruf
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