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Messwein

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Ein guter Meter Messwein

Der Messwein ist ein katholisches Längenmaß zur Bestimmung heiliger Durststrecken. Seit der Säkularisierung ist er international anerkannt und wird wegen der kurzen Messdauer und langen Wirkung immer wieder fälschlicherweise als Zeitmaß angesehen, obwohl in Messwein die Entfernung nicht die Dauer des Kultus gemessen wird. Während noch in den 60er Jahren mehrere Länder neben dem metrischen System ein eigenes Messweinsystem hatten, ist das Maß heute weitestgehend auf hagiographische Forschungen, Walfahrten auf dem Meer und Pilgerreisen zurückgeworfen, wo es gleichzeitig als Streckenproviant genutzt wird.

Die erste Messe

Tief im frühen Hochmittelalter hatte sich eine schwere Sinnkrise unter Bekehrern und Täufern breitgemacht. Seit gut einem Jahrhundert waren alle coolen Stämme des bekannten Europa sauber abchristianisiert und die christliche Lehre und Moral war mit der Missionarsstellung des heiligen Detlef weit in alle privaten Bereiche des menschlichen Lebens eingedrungen.
Schon damals haben Messdiener den Priestern gern ein Furzkissen unter die Soutane gesteckt. Aber mal ehrlich: Hat das irgendwas mit dem Artikel zu tun?
Perspektivlosigkeit und Konkurrenzkampf auf dem Missionarsmarkt sorgten in der Folge dafür, dass eine Heiligsprechung noch so viel zählte wie eine Bibel im Benediktinerorden (oder die Regula Benedicti im Benediktinerorden). Wer etwas auf sich hielt, wurde Ketzer und stellte als ökumenischer Sponti das geltende Dogma in Frage. Die Kirche musste sich dringend neu erfinden und hielt händeringend Ausschau nach Menschen, denen sie ihren Glauben nach außen hin aufdrängen konnte, damit nicht innen noch mehr Menschen merkten, wie überholt die 700 Jahre alte Lehre war, nach der sie lebten, liebten und schlachteten.

In dieser Situation entdeckte die Kirche ihren Filialsitz in Jerusalem wieder, wo sich zahlreiche Araber tummelten, die einen einzigen Gott mit anderen Namen anbeteten, einen Propheten hatten, der nicht Jesus hieß und nicht mal eine Bibel, die Gott höchstpersönlich diktiert hatte und die auch nicht Bibel hieß. Diese vorsintflutlichen Glaubensmethoden, so fremd von denen des Abendlandes, galt es auszurotten und so trachteten die Kirchenherren danach, die Hochzivilisation Europas auf die barbarische arabische Gelehrtenschaft loszulassen. Ein neues Ziel stand den Glücksrittern vor Augen: Die Vermessung der Welt. So durchmaßen also schon bald Kreuzfahrer das Land von Litauen nach Akon, bauten kreuz und quer ihre Burgen hin und ritten mit ihren Zügen jeden Tag bis zur Dämmerung, wo sie Halt machten und ausgiebige Abendmahle veranstalteten. Die Herren hatten ihren Trossen Gesinde mit mannshohen Weinfäßern auf dem Buckel vorausgeschickt, die für die schmutzigen Hufe der christlichen Pferde den unheiligen Boden mit gesegnetem Wein desinfizierten. Schon bald hatten die Kreuzfahrer die Idee, anhand ihrer leeren Weinfässer die unglaubwürdige Entfernung zu messen, die sie zurückgelegt hatten und so entstanden die ersten Messdiener. Viele Kreuzfahrer waren zuversichtlich, mit dieser Entdeckung wenigstens nicht mit leeren Händen vor den Arabern zu stehen, von denen man noch gar nicht wusste, wie sie den feindseligen Affront im Namen des Herrn überhaupt aufnehmen würden. Leider wussten die Kreuzfahrer zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, dass die Muslime, auf die sie zuritten gar keinen Alkohol tranken. Das gab einen riesen Ärger.

Norm und Eichelung

Seit auch in der abendländischen Heimat mit Messwein das Messen begangen wurde, stellten Christen feste Regeln für die Beschaffenheit des Weins auf, die freilich auf dem territorial zersplitterten Gebiet des heiligen römischen Reichs noch kleinteilig, vielfältig und unterschiedlich waren und erst in der Messener Weinkelchproclamation als Zusatzartikel zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 ihre heutige Regularität fanden.

Seit 1850 werden Messweine für die Sicherstellung einer internationalen Normheiligkeit geeichelt. Dabei drückt der Messdiener im Beisein des Herrn eine Eichel in einen gefüllten Messweinkelch. Die Zeit bis zum Aufsteigen der Eichel wird gemessen und durch eine Berechnung ihrer Auftriebsgeschwindigkeit mit einer komplizierten Abgleichung des Mondkalenders und des nächsten Ostertermins auf 1,060 g/cm3 bestimmt. Abweichungen kann es nicht geben, das hätte Jesus nicht gewollt. Daher muss der Messwein durch einen autorisierten Geweihten abgesegnet werden, der den Messkelch reinigt und die feuchte, spitze Eichel in die Hände seiner Messdiener legt. Natürlich ist zur Sicherstellung der Prüfmaße auch die Eichel genormt und kommt ausschließlich von brennenden Büschen aus Gadarener Eichelmesswäldern, denen vatikanische Nachwuchskardinäle auf Messcalin alles heidnische herausexorzieren.

Einer ordnungsgemäßen Normung zufolge hat der perfekte Messwein am Ende Werte, die mit dem Blute des Erlösers übereinstimmen. Durch die Dornfelder Trauben ist er rot, süß, vollmundig, etwas holzig im Abgang mit einer nussigen Note und läuft aus wie blöd, wenn man einen Nagel in die Flasche treibt.

Methode und Messbesteck

Und hoch die Tassen!

Messwein kommt heute vor allem noch bei hohen kirchlichen Feiertagen, z.B. Weinnachten zum Einsatz. Das rührt von uralten Ortstraditionen her, indem fast jede christliche Gemeinde an diesen Tagen ihr eigenes Messen abhielt (manche messen auch mitternachts, um den Herrgott zu bescheißen). Nur kurz war Messwein auch als industrielles Längenmaß in Gebrauch und diente in weltlichen Kontexten zur Ausmessung von Tanzsälen, Bordellen oder Lustspielhäusern wie auch zur Katastrierung von Weinbergen. Die benötigten Rituale und Instrumente zum Messen, u.a. Trompeten machten die Techik in effizienzstrebenden Systemen jedoch obsolet.

In einem uralten Ritual, das eine halbe Messe dauert, verschüttet der Messdiener den Wein aus dem Kelch an einem heiligen Ort oder einen der als solcher definiert ist, damit die Nähe der Gemeinde zu Gott messbar wird. Mit Messtrecke ist meistens die Länge vom Altar bis in den Kirchenraum gemeint. Die Bankreihe, bis zu der die letzten Tropfen des geschütteten Weins fallen sind gesegnet und sichern sich einen begehrten Seelenerlösungsplatz in Gottes Abenteuerland. Der Rest ist auch ok. Ähnlich sieht es beim Messen mit Messwein auf Kirchenländereien und Flurumgängen aus. Hier muss natürlich gründlicher gesegnet werde, damit nicht das Böse an irgendeiner Stelle des Pfarrgartens eindringt und sich im Salat versteckt. Bei damaligen Flurumgängen und kirchlichen Feiertagen wurden die gemessenen Strecken in Messweinen und Kelchen (je nach Region halbe bis 7/8 Messweine) eingetragen. Noch heute findet sich in manchen Katastern oder Grundbüchern die Umrechnung der Quadratangaben in Flächenmesswein und Quadratkelche bzw. in Kirchenbüchern und Konfirmandenregistern die Messung der Länge eines Abendmahlstischs in Messwein, Gänsebraten/Oblate.

Wer bei den nächsten Messen wieder den Messdiener mit lautem Geheule und einer schmerzverzerrten Fratze in den Altarraum stürmen und die viel zu lange Predigt unterbrechen sieht, den schwappenden Kelch in der einen Hand, eine Kerze in der anderen (damit er etwas sieht), der hat zwar eine Vorstellung, wo das alles herkommt (nämlich aus dem Chor), aber noch nicht, wie schwierig und entbehrungsreich das Erlernen des Messrituals ist. Junge Aspiraten gehen zwei Jahre lang in die Messweinakademie, wo sie bei minus 20° im Winter das Keltern mit erstarrendem Messwein lernen, die richtige Kipphaltung, die Eingießgebte und die Ausgießmimik und schließlich nach reichlich Meditation und Bibellehre Probeseminare mit echten Messwein durchführen, in denen sie lernen, sich beim Becherschwingen von Gott die Hand führen zu lassen.
Übliches Messbesteck und runder Essteller

Extra ausgebildete Priester betreuen die jungen Messdiener und verkünden selbst die Prüfungsergebnisse höchst geheimnisvoll vor der versammelten Messdienerreihe und jeder hofft, dass der Kelch früher oder später an ihm vorübergeht, aber das klappt nicht bei allen. Die einzige Freude der Ausbildung ist das Vermessen des restlichen Weins nach Feierabend.

Ist der Messdiener erst einmal in die Geheimnisse seiner Zunft eingeweiht, erhält er seine Kleider und sein Messbesteck. Dazu gehören der Messwein in einer Giraffe (eine dieser hässlichen Standgiraffen aus dem Einrichtungshaus), der Messkelch und das Messer. Während der Messkelch im feierlichen Ornat daherkommt, mit eingelassenem Diamanten in jeder Himmelsrichtung, ist das Messer mittlerweile überholt und nur ein pro forma geführtes Insignium. Früher soll insbesondere durch die schlechte Fabrikation der Kelche und bestochene Messdiener, die den Wein gezielt in die ein oder andere Richtung kippten das Messer zusätzlich als Eichinstrument hergehalten haben, indem der Messwein auf Messers Schneide stand und das optimale Kippen so dem Zufall und der Willkür ausgesetzt blieb oder wie der Katholik sagt, dem göttlichen Willen. Das Messer entwickelte sich als selbstständiges Messinstrument außerhalb der Kirche zum Gradmesser weiter, den man heute als Thermometer kennt.

Probleme

Trunkenheit

In jüngerer Zeit kommt immer wieder Kritik an den Messweinmethoden der Kirche auf, manche meinen, dass Messen mit Messwein sogar ganz abzuschaffen sei. Dabei stehen zwei zentrale Kritikpunkte im Vordergrund: Die Selbstproduktion eines abgehobenen Ritus und die Unpraktikabilität einer überkommenen Messmethode, die einem grundnormativen Europäer nur angewidert mit dem Wein gurgeln lässt.
So frei kann man das in Zukunft nicht mehr rumstehen lassen

Vor allem menschliches Versagen trug dazu bei, dass Messweintechnik außerhalb der Kirche schnell in Verruf geraten ist. Immer wieder erschienen trunksüchtige Priester, die in der Ausübung ihres Hochamtes keinen Sinn mehr sahen volltrunken in der Kirche, ohne dass sie ihren Messwein dabei hatten und versauten so ihren Messdienern den Auftritt. Hatte der Pastor einmal Blut geleckt, konnte er von selbst gar nicht mehr aufhören. So tingelten manche sogar bei Messen, zu denen der Messwein regulär ausgekippt wurde noch während der Predigt um den Becher des Messdieners und sprangen sogar dem fliegenden Wein bis in die Kirchenbänke nach. Einige Priester segneten in Massen geschmackloses Knäckebrot, das sie zerbröselten und in unheilige ALDI-Weinkartons gaben, einerseits aus der Verlegenheit einer leergesoffenen Kirchenkasse heraus, andererseits, um sich, weil der Kirchenvorsteher den Weinkeller zum ungestörten Saufen abgeschlossen hatte, von dem gewöhnlichen Lumpenpack abzuheben, das mit seinem Franziskaner Weißbier vor dem ALDI die Leute anpöbelt.

Selbst vor den letzten Gläubigern blieben peinliche Auftritte unter Messweineinfluss nicht aus. Der Wachturm berichtete in seiner Halbjahresbeilage vom Jahr 2007 von einer süddeutschen Kirche, in der der Pfarrer seine Schäfchen, anstatt sie zu segnen, kichernd mit Wein aus dem Messbecher bespritzt haben soll, angeblich, damit er für alle reicht. Manche weiße Bluse war danach so gründlich vollgespritzt, dass die Gemeindemitglieder vielfach ihren Glauben verloren haben sollen, den Glauben an die chemische Reinigung und weiß Gott noch was.

Messie

Eine Sauerei sondergleichen

Auch die Messdiener standen zeitweilig in der Kritik. Viele bezeichneten das Messen mit Messwein als unverständlich, unnötig und zeitraubend, aber damit konnte sich die katholische Kirche voll identifizieren, wie ihre Sprecherin Christine Messner in einem Interview mit der Kirche am Sonntag erzählte. Selbstverständlich waren Methoden aus früheren Jahrhunderten wie Erschlagen, um den Märtyrertod festzustellen oder Hexenverbrennungen einfacher und effizienter, aber die katholische Kirche glaubte ja selbst nicht so richtig daran, dass bei dem lästerlichen Lebenswandel, der so gar nicht mehr dem auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil vorgeschriebenen Wandel entsprach, überhaupt noch irgendein Gemeindemitglied seinem mutmaßlichen Schöpfer gegenübertreten würde und bewahrten sich ihre Heiligenmessen hauptsächlich aus Nostalgie und heilgeschichtlicher Vorsicht.

Geschöpft wird nach Angaben der katholischen Priester in den Kirchen nur noch der Wein und zwar immer öfter mit Messbesteck, das fast so alt ist, wie der Ritus selbst. Sogar Priester beschwerten sich über den klebrigen Kirchenboden durch die vielen Weinflecken, die beständig stolpernde Messdiener mit ihren rostigen Bechern auf den heiligen Kirchenläufern hinterließen. Aus Angst vor Verlust ihrer Giraffe oder gar ihres Postens begannen viele Messdiener gesegnete Ersatzweinfässer bei sich in der Wohnung zu horten, was immer wieder für Aufsehen und schlechte Publicity der Kirche sorgte, wenn ein Messdiener, der sein Gesicht mit seinen Engelsflügeln vor der teuflischen Presse schützte von der Polizei abgeholt wurde, die die Nachbarn gerufen hatten, weil seine Wohnung angeblich total zugemüllt war und nach Alkohol stank. Auweh Maria.

Das Messschwein

Nicht zu verwechseln ist der Messwein mit dem Messschwein, einem besonderen Mastschwein mit Verwandschaft zur Thermometergrille.
So kann es manchmal gehen.
Leider ist es in ländlichen Gegenden Bayerns und Württembergs, in die die Kirche ihre weniger ausgebildeten Leute im Messbereich schickte, immer wieder einmal dazu gekommen, dass die Messdiener mitten beim Messen auf einer wildgewordenen Sau in das Gotteshaus ritten, durch die Bankreihen stürmten und willkürlich auf irgendwelche Leute zeigten, denen sie zuschrien „Du bist erlöst“, um anschließend das Schwein vor dem geöffneten Mund des schockierten Priesters auf dem Altar zu platzieren, ihm zwinkernd ein Messer in Hand zu drücken und sich dann ruhig und bedächtig auf ihren Chorstuhl zu setzen und einen Psalm zu lesen, während sich die Sau in die leere Spendenkrippe unter der Kanzel erleichterte. Möglich ist sogar, dass der ein oder andere Messdiener eine Waffe bei sich trug und nicht nur auf die Leute zeigte.

Vielleicht sind gerade solche Messverständnisse symptomatisch für den inneren Betrieb einer Kirche, die sich seit über 600 Jahren erfolgreich jeder Reform verschlossen hat und es so versäumt hat, Beteiligung und Interesse für ihre Gemeinschaft zu wecken. Gerade um den mit dem ersten protestantischen Papst Martin Luther eingeführten Laienkelch, ein Messinstrument für jedermann, hätte die katholische Messtechnik kämpfen sollen, denn die Konkurrenz auf dem Getränkemarkt ist mittlerweile so groß, dass nur allzu oft der Zweck die Mittel heiligt und der gesegnete Messwein dabei auf der Strecke bleibt, weil sich immer mehr Abtrünnige mit Blick auf die marktkonforme Preisrationalität fragen: Was würde Jesus tun? Glaube hat in der heutigen Zeit seinen Preis, auch wenn sich einige über so eine maßlose Behauptung aufregen. Amen.


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