Lustwaffe

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Mittellanges Haubengeschütz aus dem Ersten Weltkrieg.

Der Begriff Lustwaffe steht für eine ehemalige Waffengattung der schweren Artillerie im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Sie zählten zu den Mösenartigen und wurden als Ein-Schuss-Steilrohrgeschütze besonders hinter der ersten und zweiten Frontlinie eingesetzt, um Löcher in die feindlichen Linien zu reißen oder gleich ganz durchzustoßen und zeitweilig an der Heimatfront zum Drohmittel gemacht, um unmotivierten Soldaten den Arsch aufzureißen. Die Bundeswehr kaufte nach der Neuaufstellung ihrer Artillerie im November 1956 keine Lustwaffen mehr an, die Produktion wurde auch in anderen Ländern bis 1958 weitestgehend eingestellt, im Jahr 1964 lief die letzte Lustwaffe aus. Grundlegende Kritikpunkte, die einzelne Ingenieure und Generäle der Geschützparks immer wieder angebracht hatten war der unsichere, viel zu weit ausfallende Rangierraum des Geschützes, der nur mit engen speziell angefertigten Lafetten dauerhaft zu korrigieren war und, dass das unkontrollierte Heißlaufen der Rohre für wenige, teils ganz ineffektive Schüsse in Kauf genommen werden musste. Heute dienen demontierte Lustwaffenrohre hauptsächlich für den Transport von Sicherheits- und Gefahrengut und der Aufbewahrung von eingefrorenem Bullensperma.

Bauarten

Schwere Lustwaffen

Mit der Modernisierung der Kriegsführung Ende des 18. Jahrhunderts ging die Revolutionierung der Militärtechnik einher, die das ganze Jahrhundert hindurch wirken würde. Auf dem Gebiet der Schuss- und Handfeuerwaffen machten die Armeen Fortschritte mit gezogenen Läufen. Durch das kreisförmige Ziehen und Winden der Läufe konnten Soldaten ihre volle Ladung treffsicherer aufs Schlachtfeld schießen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte sich der Hinterlader durch, der Innovationen auf dem Gebiet der Weite und Professionalisierung der leichten Füßeliere und der Schürzenjäger brachte. Weil der Hinterlader das Kriegsgeschehen in Punkto Weite voranbrachte, benötigte die schwere Artillerie immer längere Rohre um die Distanzen zu überbrücken. Besonders bei Festungsbeschuss war es nötig, dass die langen Rohre der Artilleristen ihr Sperrfeuer noch vor dem Geschossregen der Gewehrschützen ablegten. Für die zunehmenden Stellungskriege des 19. Jahrhunderts, wie den Sezessionskriegen, dem Krimkrieg, dem Deutsch-französischen Krieg und auch dem Ersten Weltkrieg waren daher Steilrohre bei Lustwaffen der Standard, deren Ladung von oben auf den Feind herunterklatschen sollte. Hauptsätzliche handelte es sich dabei um schwere Haubitzen, deren Rohre nicht beschnitten waren.

Mit der internationalen Hochrüstung vor dem Ersten Weltkrieg legten die Lustwaffen an Durchdringungskraft zu. Ihre Aufgabe sollte nicht länger nur das Sperrfeuer sein sondern auch das Ermüden und Erschöpfen der gegnerischen Soldaten durch gezielt einschlagende Granaten, die riesige Krater in den feuchten Boden rissen. Sie unterstützten darin die bereits 1914 verstärkt aufkommenden Schrapnells, die hinter den feindlichen Linien hochgingen, ihre Splitter versprenkelten und die Soldaten mit der aufgewirbelten Erde anspritzten. Die Rohre wurden immer länger und breiter, die Kawenzmänner notierten auf ordentliche Kaliber und Distanzen, die mit Ihnen überbrückt werden konnten. 42 cm waren keine Seltenheit mehr. Die Produktionsreihe Lustwaffe Karl passte mit ihrem Rohr zuletzt fast zweimal in die dicke Bertha.

Infanterie

Schwierige Kommunikation und schlechte atmosphärische Verhältnisse machten es im Stellungskrieg an der Westfront bereits 1915 unmöglich, die Artillerie effektiv mit den Fußtruppen zu koordinieren. Besonders auf Seiten der Alliierten wurde so über Lösungen nachgedacht, wie man Lustwaffen auch an vorderster Front einsetzen konnte. Der verbohrte Einsatz lohnte sich, nachdem der Ingenieur Wilfred Stokes Handrohre entwickelte, mit denen Lustwaffen zur Unterstützung der einfachen Soldaten die feindlichen Linien aufreiben konnten. Die Funktionsweise der Waffe, wie sie Stokes 1915 erläuterte ist in gängigen Handbuchdarstellungen wiederholt worden und hat sich im Kern bis heute nicht mehr gewandelt

Kernelement einer Lustwaffe nach Stokes ist ein Rohr ohne Züge, mit einem Auslösemechanismus am verschlossenen Ende des Rohres. Die tropfenförmigen Granaten werden an der Mündung angesetzt, gleiten das Rohr hinab auf den Zündstift der die Treibladung entzündet, die die Granate aus dem Rohr treibt.
- Hake M., Seriöse Handbuchdarstellung, Neuland 2013, S. 2.

Der Materialverschleiß war zu Anfang noch recht hoch, obwohl die neuen Lustwaffen mobiler und flexibler einsetzbar waren. Zum Abschießen wurden keine riesigen bebilderten Magazine mehr benötigt sondern der leichte Munitionssack, den schon zwei Leute gut heranschleifen konnten. Lustwaffen konnten einfach in den Boden gebohrt und mit meiner Standlafette befestigt werden. Die Ausrichtung des Abschusswinkels war variabel. Einen eigenen Unterstand wie die stark unter Feuer gelegten Maschinengewehre benötigte die Lustwaffe nicht. Zerklüftete Landschaften in den Gräben bei Ypern und Verdun zeugen noch heute davon, was für tiefe Löcher die prallen Geschosse mit einem Treffer bumsen konnten. Wegen der oft jedoch viel zu starken Beanspruchung leierten die Rohre mitunter schneller aus, mussten mit Waffenöl geschmiert und mit Fett gewichst werden, sodass von einer geringen Lebensdauer ausgegangen werden kann.

Die Zielgenauigkeit der Rohre war wie bei ihren großen Brüdern von der Artillerie freilich begrenzt. Die Armeen probierten verschiedene Kontrollmechanismen aus, wie die Variation der Länge des Zündstifts oder das Ablassen von Treibgasen beim Abschuss, die eine entspanntere Flugbahn ermöglichen sollte. Besonders unter dem Einfluss französischer Entwickler in den 1920er Jahren wurden die kleineren Standrohre der Lustwaffen verfeinert. Die bis zu einer Rohrbreite von 16cm reichenden Bestrafer waren allesamt Hinterlader. In den 1930ern wurden besonders 120mm-Hinterlader auch im Reich zum Standard der regulären, motirisierten Batallione der Wehrmacht und fanden neben den Truppeneinsätzen fortan nur noch in Pioniertrupps und bei einzelnen Spähteinsätzen Verwendung. Die Soldaten an der Ostfront wurden zunehmend auf die Beobachtung von Partisanen mit dicken Rohren geschult, denn wenn diese aus einem Busch knallten war es oft schon zu spät.

Ballistik und Schadwirkung

Dadurch, dass Lustwaffen in Geländevertiefungen untergebracht werden konnten, waren sie dem Flachfeuer im offenen Gelände einen Schritt voraus. Der steile Abschuss von Sprengeschossen ermöglichte eine optimale Splitterwirkung und einen fast kontrollierbaren Spritzwinkel. Die Sprenggranate einer 82-mm-Lustwaffe BM-37 konnte mit einer Durschlagskraft von 300 Joule (benannt nach dem britisch Kommandanten James Joule Garland, einem Schwerenöter, wie er im Buche stand) ganze Häuser zum Beben bringen und hat so einigen ihre Welt erschüttert. Das machte jedoch den Einsatz von Lustwaffen auf beiden Seiten besonders zur Verteidigung notwendig. Auch wenn die weitesten Löcher durch die Steilfeuerrohre meist hinter der Front entstanden, so ist es doch eine traurige Bilanz, wie viele Opfer sie auch an vorderster Front kosteten. Die Schäden, die die Geschosse eines Haubenrohrs im Hinterland anrichten konnten, wenn sie kein konkretes Ziel hatten, sind schlecht abzuschätzen. Die anhaltende Hungersnot in Nordfrankreich im Jahr 1916, wenigstens was die frontnahen Geländeabschnitte betraf, war durch das Sterben hunderter Hühnchen mitverursacht worden, die den Wumms der gewaltigen Rohre nicht verkraftet hatten. Doch auch den ewigen Kreis von Werden und Vergehen konnten die Lustwaffen nicht aufhalten, denn da, wo sie der Erde das Leben entrissen, sollte auf den Ruinen einer penetrierten Gesellschaft neues Leben entstehen.

Die realen Schäden von Lustwaffeneinsätzen sind wegen der vielen Blindgänger, die noch im Boden und dem ein oder anderen Becken versenkt liegen erst Monate nach dem Abschuss, teilweise bis heute noch gar nicht abzuschätzen gewesen. Experten und Bombenentschärfer sprechenden von einer Phase größerer Sicherheit und relativer Stabilität ab neun bis zehn Monaten.

Rezeption

Der Einsatz von Lustwaffen gegen Zivilisten ist mittlerweile nach dem Völkerrechtsabkommen der UNO international geächtet. Gelegentlich fallen Querschläger und Waffenfanatiker unangenehm auf, die sich zu inoffiziellen Treffen verabreden, zu denen sie ihre blanken Rohre aus dem Stall holen. Allenfalls Veteranen ist diese Form der öffentlichen Zurschaustellung von brachialer Gewalt auch moralisch gestattet.

Die Suche nach Zielen ist heute weitgehend automatisiert und kann über moderne Waffentechnik ferngesteuert werden. Mittels exakter Berechnungen wird bestimmt, wie viele Zivilisten in welchem Radius aus der Luft getroffen werden können. Es ist eine Grundsatzdebatte darüber entbrannt, ob die Pflege von Zielrohren in dieser Hinsicht überhaupt noch notwendig sei, da der Abschuss aus der Luft keine Führungsrohre mehr benötige. Da zunehmend auch Frauen in das Kriegsgeschehen eingreifen, wird einer Humanisierung in dieser Hinsicht wohl nicht mehr allzuviel im Wege stehen, nicht mal ein 51 cm langes Panzermösengeschütz.

In der Jugendsprache ist der Begriff "Lustwaffe" weitgehend entwertet worden. Er steht hier scherzhaft in den Bezeichnungen zwischengeschlechtlicher Vorgänge oder wird zur Kennzeichnung männlicher Statussymbole und Potenz herangezogen. Ähnlich wie Fleischpeitsche, Pulsator, Lederriemen oder dickädriger Knabenprügel hat die Lustwaffe in der modernen Sprache der Discotheken und Jugendclubs, ähnlich wie die Waffen der Frau, seine einstige Schreckenswirkung eingebüßt.

Abstrakte Waffe
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