Kölner Fassadentaube

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Fassadentaube im April 2015: Mahnmal und Quell der Freude zugleich

Fassadentaube, die, ist eine moderne Kunstinstallation in der Kölner Innenstadt. Sie befindet sich an der Nordfassade der „Opern Passagen“ in der Breiten Straße. Der Künstler und das Datum der Erstellung ist unbekannt. Die älteste belegte Erwähnung des Kunstwerks im April 2015 findet sich hier.

Beschreibung

Eine verendete Taube hinter einem Taubenschutznetz. Links ein quadratisches Fallrohr, in dem Fassadenfach rechts der Taube ein zerknülltes Papier. Die Installation so angeordnet, dass fast immer trübes Licht darauf fällt, wenn überhaupt.

Materialien

Das Kunstwerk besteht zum größten Teil, was circa 85% wären, aus einer Stadttaube. Bezieht man das ganze Gebäude in die Schätzung mit ein, bewegt sich die Taube, wie auch die darunter flanierenden Altstadtbesucher, jedoch eher im Promillebereich. Der Papierballen scheint aus gebleichtem Thermopapier zu bestehen oder auch aus einer handelsüblichen Brötchentüte. Ein in der Kunstkennerszene heiß diskutiertes Thema ist der Anteil von Konservierungsmitteln an der Taube. Diese Diskussion wird fern von wissenschaftlichen Standpunkten sehr idealistisch diskutiert; während eine Mehrheit vermutet, dass die Taube mindestens gepökelt oder mit Natron getrocknet wurde (siehe auch Schinken und Mumie), stellen die Vertreter führender Fastfoodunternehmen (insbesondere die des darunter befindlichen McDonalds) die These auf, dass die Taube wie ihre eigenen Burgerpatties unbehandelt sei und der hervorragende Erhaltungszustand lediglich auf die hygienische Umgebung und die gute Fleischqualität zurückzuführen sei.

Interpretationen

Konsumkritik

Eine Anklage an die moderne Kommerzkacke stellt die Tatsache dar, dass diese Taube hinter dem Taubenschutznetz liegt und dort offensichtlich dahingeschieden ist. Man hätte sie zwar auch außerhalb des Gebäudes vergiften können, innerhalb rückt sie jedoch die Brisanz der Geschehnisse dieses Konsumtempels in den Fokus. Außerhalb wäre sie nur eine x-beliebige Luftratte, innerhalb hingegen eine verreckte Konsumratte mit gesellschaftskritischem Kontext. Das zerknüllte Papier stellt eine frustriert weggeworfene Kaufquittung dar. "Bevor die mir mein Geld für den Schrott zurückgeben, sterbe ich wahrscheinlich!".

Eine Hommage an die Kölner Denkmalpflege

Nach zwei Jahren befindet sich das Kunstwerk in einem bemerkenswert guten Zustand. Es wird diskutiert, dass die Kölner Denkmalpflege hier ihr Meisterwerk präsentiert.

Fassadentaube im März 2017: Wahrlich gut erhalten!

Bautenschutzkritik

Die Interpretation dieses zeitgenössischen Installationswerkes hat deutliche kritische Intentionen. Zwei schützenswerte Milieus prallen in urbanen Lebensräumen aufeinander: Architektur und Tierwelt. Neben der Kritik an der artenvermindernden urbanen Lebensweise als solcher wird die Kritik an den kurzsichtigen Versuchen deutlich, städtische Fassaden vor Beschädigungen durch Tauben zu schützen. Ein sowohl traditioneller als auch stets aktueller Widerspruch wird hier auf plastische Weise dargestellt und in transparenter Klarheit und Einfachheit ein apokalyptischer Ausgang des Konflikts ausformuliert. Die Stadttaube wird hier als beispielhafter Kulturfolger des Menschen in den Fokus gerückt, als Art, die in höchstem Maße vom Menschen profitiert indem sie sich in den Nischen seiner baulichen Strukturen einnistet und sich von seinen Essensresten ernährt. Der Mensch schützt mit Stacheln und Netzen seine Bauwerke vor den aggressiven Ausscheidungen der Tiere, die Fassaden zerfressen wie einst der Holzwurm das Gebälk. Der Kampf ist im Gange, die Gegner schaffen es hin und wieder hinter die Barrieren, die der Bausubstanz als Schutz dienen sollen. Doch auch, wenn sie es bisher zumeist nicht wieder heraus schaffen, so ist dies - bei dem hohen Maß an Anpassungsvermögen dieser Tiere - wohl nur noch eine Frage der Zeit. Dann wird der Mensch wieder handeln und einen nächsten Schritt tun um den zuvor angelockten Gefährten ein für alle mal loszuwerden. Oder wird man Alternativen errichten? Taubenhotels mit Kotabscheidern wären denkbar, in denen die Tiere beringt und regelmäßig von Veterinären untersucht werden. Das könnte eine kontrollierte Bejagung ermöglichen, die solche Ressourcen als zusätzliche Nahrungsquellen erschließt.

Gesellschaftliche Relevanz

Ja, wenn Kunst eine zukunftsweisende gesellschaftliche Diskussion anzuregen vermag, dann ist es kulturell wertvolle Kunst, dann ist es Kunst, die wegweisend ist, die inspiriert, die aufrüttelt. Die Kölner Fassadentaube braucht keinen Künstler, dessen Name oder weiteres Werk von der Aussage ablenkt. Dieses Meisterstück im Bereich der Noname-Street-Art, das in die Kategorie der Guerilla-Installationen einzuordnen ist, ist ein Musterbeispiel dafür, wie man fernab von unpolitischem Urban Knitting oder dem schnell wieder übersprühten Stencil-Bildchen aussagekräftige, dauerhafte Kunstwerke im öffentlichen Raum platzieren kann, die tatsächlich das Zeug haben, das Denken der Menschen nachhaltig zu beeinflussen, ja sogar ein Stück weit die Welt zu verändern.

Stichworte: Vergänglichkeit, Beständigkeit, Anklage an das Facilitymanagement

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