Hirtenbrief
Halt ein, oh Besucher dieser Seite! Der nachfolgende Artikel könnte deine religiösen Gefühle verletzen oder du könntest gar vom Glauben abfallen. Wenn du in dieser Hinsicht keinen Spaß verstehst, lies bitte hier weiter. Falls dein fester Glaube unerschütterlich ist, du gar keinen hast oder sowieso schon den Scheiterhaufen vorgeheizt hast, wünschen wir dir viel Vergnügen beim Lesen dieses Artikels. Gezeichnet, die Hohepriester und Propheten der Stupidedia |
Der Hirtenbrief ist eine Art Rundschreiben des Bischofs an die Schäfchen in seinem Bistum. Er schüttet darin seine Seele aus, schreibt, was er so am Wochenende gemacht hat, wohin er in den Urlaub fahren will, was er gern isst oder andere lustige Belanglosigkeiten. Manchmal schreibt er auch, was die Schäfchen tun oder lassen sollen. Dann freuen sich die Schäfchen sehr, denn sie müssen einmal nicht selbst entscheiden.
Ein Original-Hirtenbrief
Bitte treten Sie nicht aus der Kirche aus! Lassen Sie sich von der missbräuchlichen Missbrauchspolemik der Medien nicht vom Ihrem Glauben abbringen. Sehen Sie doch das Gute, Wahre und Schöne gerade in dieser schweren Zeit der Prüfung! Die frohe Botschaft lautet: Katholische Geistliche sind auch nur Menschen! Ist das nicht beruhigend für uns alle? Auch sie haben eine Doppelmoral. Wie so viele von uns! Hosianna. Nein, diese Missbrauchswelle ist keine Systemkrise. Es sind und bleiben Einzelfälle. Von moralischer Insolvenz kann gar keine Rede sein. Dieses Konto ist von jeher im Soll. Es geht nämlich darum, wie der Mensch sein soll, nicht wie er ist.
Unterrichtet der katholische Lehrbeauftragte christliche Werte, so ist das eine Sprache, die er nicht beherrscht. Und dann steht der unschuldige Zögling eines Abends vor dem autoritär autorisierten Autoerotiker und stellt fest, der hat ja gar nichts an! Und das da … ist vermutlich seine Doppelmoral! Sie glauben vielleicht, liebe Gläubige, man kann die Gerontokratie der DDR nicht mit der Altherrenriege in Rom vergleichen, weil die Genossen keine Kleider und albernen Mützen trugen, sondern Anzüge und auch nicht besonders gut singen konnten. Und weil es in der DDR keine »Heilige Schrift« gab sondern das Parteiprogramm und keine Predigten vom Balkon, vor einem mit jubelnden Gläubigen gefüllten Petersplatz. Weil die Partei keine Gottesdienste abhielt sondern Parteiversammlungen und zwar immer montags. Vielleicht weil die Glaubenskongregation keine IMs hat, oder weil die oberste Margot der DDR mit dem unfehlbaren Erich sogar verheiratet war. Oder weil man bei Marx, Engels und Lenin nicht von einer Dreifaltigkeit sprach. Vielleicht denken Sie, in der DDR gab es doch nur ein Konsum-Zölibat. Und so orgiastisch ging es in Wandlitz dann doch nicht zu, als dass man den weltfremden Pharisäern in ihrer spießigen Waldsiedlung Bigotterie hätte vorwerfen können. Es gab halt immer Bananen. Nun ist die katholische Sexualmoral praktisch in die Hose gegangen, und auch der neue Mensch der DDR war nicht überlebensfähig. Aber war daran die Partei schuld? Nein! Es war der Klassenfeind mit seiner reaktionären Propaganda. Der Herr Löwenthal und der RIAS Berlin, einige werden sich vielleicht erinnern. Nicht zu vergessen die subversiven Argumente wie Jacobs Kaffee, Persil und Aldi anderen käuflichen Verführungen. Spätestens da waren Parteisekretär und Sudel-Ede mit ihrem marxistischen Latein am Ende. Und bitte vergessen Sie nicht, liebe Gläubige, was die Kirche alles leistet. Sie zahlen Ihre Kirchensteuer für eine gute Sache. Mit Ihrem Geld kann die Kirche Schulen und Internate betreiben. Auch in der DDR gab es ein vorbildliches Bildungssystem – es war nicht alles schlecht! Viele fordern nun die Abschaffung des Zölibats, der Unfehlbarkeit des Papstes, Frauen ins Priesteramt und Umdenken in Sachen Sexualmoral. Das ist kein Neustart, keine Katharsis, sondern es bedeutet die Abschaffung der katholischen Grundfesten! Darum, liebe Gläubige, treten Sie nicht aus der Kirche aus! Was mit der DDR passierte, droht heute Ihrer Kirche, wenn Sie jetzt mit den Füßen abstimmen! Das können sie auf keinen Fall wollen: Die katholische Kirche aufgelöst im Unglauben! Sie selbst ihrer Überzeugungen beraubt, in ihrer Identität verspottet, Verlierer in einem System ohne Ethik!
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Am liebsten schreiben Bischöfe über das Thema Moral. Da kennen sie sich am Besten aus.
Einen Hirtenbrief braucht man nicht zu beantworten.
- Siehe auch: Papstgeprüft