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Hard Eddy

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Wo gehts'n jetzt lang? Dieser Artikel behandelt die Modemarke »Hard Eddy«. Für Ed Hardy bitte hier klicken

»Hard Eddy« ist das Mode-Label für Pseudo-Rebellen und Reziprok-Spießer, die die Attitüde »außen hart und innen weich«-Anarcho wie eine Monstranz vor sich her tragen – ihr vermeintliches Anderssein ordinär plakatierend, das sich bei näherem Hinsehen auch nur als geistiges Verharren in mehr als »Bewährtem«, als nur scheinbarer Protest gegen Etabliertes, da selbst längst etabliert, und als wabernde Fata Morgana einer unverstandenen und obsoleten Romantik erweist.

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Design

Das »Hard Eddy« Design – ein bunter Strauß an abgeschmackter Symbolik, im Zentrum der obligatorische Totenschädel, umkränzt mit Rosen, Herzen, Flammen, Drachen, Flügeln, Schwertern, Tigern und allerlei seichtem Klimbim vom Fantasy-Flohmarkt, zusammengeborgt von Harry Potter, Klingonen, Mittelalter und dem Asia-Kitschladen mit einem trivialen Bouquet von Herz, Schmerz, Ruhm und Ehre, Gott, Tod und Vergänglichkeit – ist der in Farben gegossene volkstümliche deutsche Schlager, der so viel mit Rockmusik zu tun hat, wie Peter Maffay mit den Stones. Esoterisch gewürzt mit einer Extraportion Schicksal gaukelt es eine spirituelle Tiefe vor, die dem Unbedarften durchaus einen seligen Schauer gepflegten Grusels und kalkulierter Provokation über den Rücken jagen kann. »Hard Eddy« Design ist der adrette Tabubruch in der Vorstadtsiedlung und der Duft von Abenteuer im Problembezirk.

Der klassische »Hard Eddy« Träger

Mit diesem vorgetäuschten Metaphern-Orgasmus kaschiert der geistige Dauercamper, der das Abspielen einer AC/DC Platte in seiner Reihenhaushälfte bereits für das Höchstmaß an Guerillatum hält, seinen Konformismus, seine konservativen Werte und seine Rückwärtsgewandtheit. »Hard Eddy« ist für ihn, den stolzen Besitzer einer Schrankwand in Eiche rustikal nebst lila-schmutz-gemustertem Sofa und achteckigem Couchtisch mit beigen Blumenfliesen in der Mitte, das Maximum an Anarchie. In seinem Gartenteich ist er Pirat, während seine Piraten-Ehemutti in der Küche Sauerbraten zubereitet. Er selbst ist der harte Eddy, der Möchtegern-Revoluzzer im Vorgarten, der für den nackten Ernstfall mit reichlich »Hard Eddy« Tatoos jedem Missverständnis vorgebeugt hat: Hier habt ihr es mit einem ganz gefährlichen Kerl zu tun, einem Rocker, einem Fighter!

Coooool!

Der hat sogar ein Totenschädel-Piercing und trägt ein Armband mit Metallstacheln. Der sagt, was er denkt. Falls er denkt. Seine Laufbahn als ganz Harter begann mit 16, als er sich aus Protest gegen seinen Vater einen Ohrring zulegte und dafür vermöbelt wurde. Mittlerweile zieren die stummen Zeugen seiner töricht-pubertären Auflehnung nahezu jede Körperöffnung. Während seine Umwelt längst nicht mehr shocked ist und vermutlich auch nie war, wähnt er sich, seiner Lächerlichkeit völlig unbewusst, in seiner billigen, banalen Aufmachung als some kind of hero. Nein, die trübe Funzel fremden Ruhmes wirft keinen Glorienschein auf den Schrebergärtner im Bürgerschreckleibchen. Nicht der markige Duft des Outlaws umgibt ihn, auch wenn sein Deo das verspricht. Die tumb-trivialen Symbole, Runen und Tribals machen aus dem hausbackenen Kleinstädter eben keinen Wrestlingstar, und die traute Nachbarschaft zu Gothic und SM lassen ihn nicht verrucht, verdorben und gefährlich wirken. Denn auch Letztere sind längst eingebürgert im Trachtenverein gleich neben Karneval, CSD und Oktoberfest. Er ist ein Dackel mit Stachelhalsband, das Anti-Teilchen zum Kleinbürger, bestehend aus genau den gleichen Grundbausteinen. Eine umgekrempelte Tennissocke, in seiner Borniertheit längst zu dem geworden, was er einst zu bekämpfen suchte: Durch und durch ein Spießer.

Der hippe »Hard Eddy« Träger

Mittlerweile wird die Szene der ganz harten Kerle und Harley-Fahrer vom Markenfetischismus unterspült. Oberflächliche Fashion Victims haben »Hard Eddy« nun auch als Persönlichkeitsprothese entdeckt und finden es stylish, für viel Geld so billig auszusehen. Erbarmungslos zerren die Wannabees dieser Welt die Banalität von »Hard Eddy« ans Licht. Aber weil Madonna es auch trägt, glauben sie, dass sie sich mit Pailletten und Strass verzierter Geschmacksverirrung ein Stück Glamour und Prominenz zum Anziehen kaufen können.


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