Fahrzeuge deutscher Eisenbahnen
Fahrzeuge deutscher Eisenbahnen fahren auf so ziemlich allem herum, was sonst rosten würde. Im Folgenden sollen die Fahrzeuge, besonders die Triebfahrzeuge, sowie deren Technik beschrieben werden. Schwerpunkt ist natürlicherweise die Deutsche Bahn mit ihren Vorgängern, denn: Steck sie alle in einen Sack und hau drauf, es trifft immer den Richtigen.
Inhaltsverzeichnis
Dampflokomotiven
Dampfloks haben den Vorteil, dass sie mit allem betrieben werden können, was irgendwie brennt: Steinkohle, Braunkohle, Holzkohle, Holz, Heizöl, Schnaps, ägyptische Mumien, Sondermüll und - wenn gar nichts aufzutreiben ist - mit den Bahndienstvorschriften und Fahrplänen in 99 Bänden. Weitere Vorteile: sie explodieren nur selten, Feinstaub ist kein Thema (an Grobstaub hat anscheinend niemand etwas auszusetzen), und jeder Hufschmied kann sie reparieren. Zur Bedienung benötigt man lediglich ein Ingenieursdiplom magna cum laude. Zu beachten ist die Vorglühzeit von fünf, nein, nicht Sekunden, auch nicht Minuten, sondern Stunden! Naturgemäß ist diese Bahn die mit den größten Verspätungen.
Diesellokomotiven
Dieselloks machen imposante Geräusche und Rauchwolken, sind aber grundsätzlich für jede Aufgabe untermotorisiert.
- Bundesbahn V 60 (BR 36x, „Dreibein“): nette kleine Lok zum Üben und Lernen. Mit so einem Schätzchen könnte man viele liegengebliebene Züge abschleppen, aber die Controller konnten sich nicht über die Kostenstelle einigen. Da wartet man doch lieber vier Stunden (Durchschnittswert) auf die Evakuierung (weil alle anderen Lösungsversuche scheitern).
- Bundesbahn V 90 (BR 29x): Diese kleinen Güterzugloks fahren heute meist funkgesteuert herum. Die Bediener erlauben sich gerne einen Spaß und spielen mit Loks von Kollegen Autoscooter. Der Zeitungsleser kennt das unter dem Namen „Rangierunfall, Strecke bis auf weiteres gesperrt“.
- Bundesbahn V 160 und Verwandte (BR 210, 215-219): gelebte Entschleunigung, bevor es dieses Wort gab; Ausnahmen:
- Baureihen 210/219 mit Turbinenantrieb: schöne Idee mit viel Wuppdizität[1], sie explodierten leider öfter und stärker als erwartet.
- Russendiesel: Die DDR-Reichsbahn wurde vom sozialistischen Brudervolk mit Sechsachsern der Typen Taigatrommel und Ludmilla beglückt. Der nötige Kraftstoff musste natürlich ebenfalls von dort bezogen werden. Die Deutsche Bahn setzt (nur noch) die Ludmillas selten und verschämt ein, schließlich sind sie Ostblock-Produkte.
- Köf: sieht aus, als hätte sich eine Gartenbahn verfahren, aber das Ding hat wirklich Normalspur! Man kann damit nur rangieren, denn die großen Signale für richtige Loks sieht man von da unten überhaupt nicht.
Elektrische Lokomotiven
Elloks sind kräftig und doch leise. Sie neigen lediglich dazu, sich in die Oberleitung einzuwickeln. Sie haben zwar immer einen zweiten Bügel dabei, aber woher nimmt man die zweite Oberleitung?
- DB-Baureihe 101: die erste Lok, die einen Debugger statt eines Mechanikers brauchte.
- DB-Baureihe 103 („Grande Dame“): schnell und elegant, sah dabei doch mehr als ein bisschen schwanger aus. Die Form ist einzigartig, aber nur, weil man schnell erkannte, dass sie überhaupt nicht aerodynamisch ist.
- Einheitselektrolokomotiven: diese unterschieden sich fast nur durch die Baureihenbezeichnung, aber Vorschrift ist Vorschrift, daher gab es die Zuordnungen zu: Schnellzügen (E 10), Güterzügen (E 40, E 50) und Nahverkehrszügen (E41, „Knallfrosch“). Mit der ähnlichen Strukturierung des DB-Konzerns wurde diese Aufteilung verfestigt, so dass das Ausleihen einer Lok erst einmal einen Business Case benötigt, der folgerichtig wegen der großen Zahl involvierter Bürokraten abgelehnt werden muss.
- Einheitsbreilokomotiven (BR 145, 146, 152, 185, 186, 187, 189, auch die 101): sie sehen von außen wie von innen weitgehend gleich aus (Ausnahme: Taurus-Zwilling 182). Einfach nur langweilig! Die Software macht (natürlich) auf jedem Modell andere Mätzchen, daher ist trotzdem für jede Baureihe eine monatelange Schulung fällig.
- DDR-Altlasten (DB-BR 109, 112, 114, 142, 143, 155, 156, 180): Diese waren für Braunkohlestrom gebaut worden und gehen daher im Westen mit Steinkohle ab wie ein Zäpfchen. Also werden die meisten Typen noch gerne eingesetzt, natürlich mit neuer Lackierung und Logos zur Tarnung.
Verbrennungstriebwagen
- Wackelzüge 605 (ICE-TD), 610, 611, 612: nichts für Leute mit sensiblen Mägen, wenn denn die Neigetechnik mal funktioniert. Wenn! Sie wurden teilweise schon verschrottet, bevor die Kinderkrankheiten behoben waren. Irgend ein Spaßvogel hat die 612er RegioSwinger[2] genannt und kam damit durch.
- DB-Baureihe 628: Spitzname „Wanderdüne“; auch bekannt für „Zum Anfahren die Bremsen lösen, Motorregler auf laut stellen und warten, bis sich die Erde unter einem wegdreht“.[3] Gegenentwurf zur neumodischen Barrierefreiheit. Der Vorgänger war noch sparsamer motorisiert:
- Schienenbus: so ziemlich das kleinste, was man „Eisenbahn“ nennen kann. Während der Fahrt konnte man im Sitzen Blumen am Bahndamm pflücken. Führerstand in
edlerminimalistischer Holzoptik. Im Zeitalter von VW Käfer und Goggomobil sicher ein adäquates Verkehrsmittel.
Elektrische Triebzüge und Triebwagen
- ICE - InterCity Express: Das Spitzenprodukt der DB, zumindest was den Fahrpreis angeht, die Dampfsauna ist aber im Preis enthalten. Die Bestuhlung wird mit der Zeit immer enger, teilweise sogar während der Fahrt, damit man sich wie im Flugzeug fühlen kann.
- ICE 1 („weißer Buckelwal“): Standardmodell in Basisausstattung; den Aufpreis für echtes Holz und echte Metallleisten hat sich die DB gespart. Aber recht zuverlässig. Vorsicht - dieses Modell ist allergisch gegen Schafe und Brücken!
- ICE 2: leicht zu erkennen an der Ansage „aus technischen Gründen ist das Ankuppeln heute leider nicht möglich“.
- ICE 3 („fliegende Weißwurst“): für diesen Typ wurde extra eine unterirdische Achterbahn (das Milliardengrab zwischen Frankfurt und Köln) gebaut, und nur er darf auf dieser fahren, daher der exklusive Preis. Allergisch gegen Mülltransporter.
- ICE 4: bewährte Technik ist immer altmodisch, daher noch ein neuer Typ. Die immer wieder geänderten Spezifikationen lassen nichts gutes erwarten. Immerhin gibt es einen echten Probebetrieb.
- ICE-T: noch so ein Versuchträger für Neigetechnik, bei dem man bestimmte Komponenten zuviel optimiert hatte.
- BR 425-426 („Quietschie“): unüberhörbares Jaulen des Antriebs, kombiniert mit dem Scheppern resonanter Mülleimerdeckel, teilweise ins Kreischen übergehend. Mit dem Bremsen haben einige von diesen so ihre Schwierigkeiten (oh Graus: die Bremsen sind softwaregesteuert, und Software hat bekanntlich immer Fehler). Als Sitze gibt es senkrechte und waagerechte, mit Fasern bedampfte Spanplatten. Mit anderen Worten: eines der besten Pferde im Stall, danach ging es abwärts.
- BR 442, Talent 2 („Hamsterbacke“, „Elent“): beliebt kann man ihn (in der DB-Ausstattung) wirklich nicht nennen. Wirklich überhaupt niemals nicht. Es wird u.a. kritisiert, dass die Klimaanlagen zu kräftig sind. Echt jetzt?! Soll das Kunden konservieren? Die Mülleimer sind so montiert, dass nur Einbeinige sitzen können. Dafür gibt es Sitze direkt vor den Türen, die wiederum aufdringlich piepsen und blinken und sich dann doch nicht schließen wollen.
- BR 450 (Karlsruher GT8-100C/2S): Straßenbahn auf Steroiden; wozu Toiletten einbauen, wenn man sowieso immer wieder am Waldrand hält?
- BR 48x (Berliner S-Bahn): jahrelanger Großversuch zum Thema „Wie weit kann man Wartung reduzieren, Ausbesserungswerke schließen, Techniker entlassen, außerdem die Reserve aus altbewährten Typen vergammeln lassen?“ Antwort: So weit auf keinen Fall, nicht mal ansatzweise. Obendrauf Konstruktionsfehler bei Neufahrzeugen, die man im Probebetrieb durchaus hätte entdecken können. Für Superbürgermeister Wowereit aber eine nette Abwechslung vom BER-Desaster.
Akkumulatortriebwagen
- BR 515: Kurzstrecken-Gefahrguttransporter mit Fahrgastraum
Reisezugwagen
- Silberlinge (auch bekannt als n-Wagen, Bn, Buntlinge oder „Oh je, schon wieder das alte Geraffel!“): berühmt für ihre bis heute unübertroffene Technik:
- völlig ausfallsichere Klimaanlage:
- Frischluftzufuhr und Kühlung: stufenlos regelbar von 0 bis 140 km/h.
- Dampfheizung: für jeden Fahrgast individuell einstellbar durch Sitzplatzwahl - Wagen an der Lok: heiß wie Sau; am anderen Ende des Zuges: kalt wie Hulle.
- höchst sichere Türen: entweder man schafft es auf die oberste Stufe, oder man fällt wieder raus, und die Tür ist dann sicher zu. Beim Einstieg vom Tiefbahnsteig aus, gerne auch mit Gepäck oder Fahrrad, bieten sie selbst sportlichen Kunden eine Herausforderung.
- verstopfungsfreie Toiletten: Da kann man seinen Symbionten nachwinken mit dem Lied „Es führt ein Rohr nach Nirgendwo, mit dir allein als Passagier...“.
- Lautsprecherdurchsagen in seltenen, bisweilen ausgestorbenen Fremdsprachen
- völlig ausfallsichere Klimaanlage:
- Die letzten beiden Punkte wurden wegmodernisiert, wobei auch das unverwechselbare Aroma verschwand (Spitzenerzeugnisse der chemischen Industrie, sonnengereift in Jahrzehnten).
- InterRegio-Wagen (Bimz, Aimz, Bimdzf, ARkimbzpfxytqlsjhg oder so ähnlich):
- weitgehend die gleichen Vorteile wie die Silberlinge (Lüftung dann mit 200 km/h), aber per Lackierung befördert zur (Preis-)Oberklasse
- das Bestuhlungskonzept der zweiten Klasse wurde anscheinend für Zwerge entwickelt, mithin bereits antidiskriminierend
- Doppelstockwagen (Dosto)
- Nahverkehr (rote Wagen): die zweite Klasse ist doch ein bisschen eng. Nutzvieh dürfte man so nicht transportieren. Für Schlangenmenschen ist das Sitzen am Fenster sicher kein Problem, aber die anderen... Auf den Treppen sitzt man noch am bequemsten, den meckernden Schaffner kann man ignorieren. Nur bei diesem Modell lohnt sich die erste Klasse im Nahverkehr. Tische und Steckdosen findet man aber auch dort äußerst selten.
- IC 2: das gleiche in Weiß: Für Leute mit Gepäck gibt es einen anspruchsvollen Hürdenlauf. Außerdem wackeln die Dinger ein wenig.
Güterwagen
Diese sind grundsätzlich schmutzigbraun und daher selbst für den Fachmann kaum zu unterscheiden. Ausnahmen:
- Tankwagen mit orangefarbenen Schildern – wenn diese zischen oder falsch abbiegen: zügig Abstand gewinnen, in Deckung gehen, Kamera bereithalten und bei Bedarf die 112 anrufen.
- Castor-Transporte: Atommüll, äh nein, pardon, Nuklearwertstoff wird im Land herumgefahren und in jedes tiefe Loch gekippt, dessen Boden nicht zu sehen ist. Binnen weniger Jahrzehnte zeigt sich dann, ob das eine gute Idee war.
Post
Einstmals hat die Bahn die Post zwischen den Städten transportiert. Mittlerweile befördert sie Emails (10 Euro pro Diskette bzw. Zehner-Lochkartenstapel). Man arbeitet noch daran, die Datenträger per Beamen zu verschicken. Die Katapulte waren nicht treffsicher genug.
Sonstiges Gedöns
- Tunnelrettungszug: kommt nicht ganz so schnell wie die örtliche Feuerwehr. Hoffen wir einfach, dass er nie richtig gebraucht wird. Und wenn: wer wäre so lebensmüde, damit in einen brennenden Tunnel zu fahren? In dem die Dieselmotoren mangels Sauerstoff ausgehen? Wie wäre es mit einer Sprinkleranlage? Oder einer Draisine mit Schaumkanone?
- Schienenzeppelin: Mit diesem konnte man ohne Umsteigen vom Großstadtzentrum nach Übersee und New York fahren. Bis an die Küste wurde auf Schienen gefahren, dann wurden die Wasserstoffballons aus den Tanks befüllt, abgehoben und der Atlantik überquert. Drüben wurde der Wasserstoff wieder abgepumpt, um auf Schienen weiterzufahren (die Spurbreiten von Deutschland und den USA stimmen überein - reiner Zufall bei diesen Meter-Verweigerern). Der Schienenzeppelin wurde nicht in Serie gebaut, weil atomgetriebene Züge im Transatlantiktunnel kurz vor der Marktreife standen .
Siehe auch
Fußnoten (Also alles, was nicht einmal als Füllmaterial taugt)
- ↑ Dank an die c't-Redaktion
- ↑ Zuggattung RegioSwinger (RS): besonderer Fahrpreis, verkehrt an Donnerstagen (nicht an Feiertagen, nicht am 24.12.), reservierungspflichtig, Reservierung nur mit gültigem Gesundheitszeugnis, Hilfsmittel sind selbst mitzubringen, keine Haftung für Garderobe, keine Mitnahme von Haustieren
- ↑ unbekannter Verfasser