Emilia Galotti

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Emilia Galotti ist ein weiteres Dramastück, welches das Prädikat "besonders verworren und undurchsichtig" verdient. Wie auch "Nathan der Weise", ein Werk, das schon fast ein Verbrechen ist, stammt es aus der Feder von Gotthold Ephraimstochter Nikolaus-Weihnachten-und Silvester-Mozart Lessing. Doch anders als dort werden nicht am Schluss düstere Inzest-Geheimnisse aufgedeckt, nein, "Emilia Galotti" artet ab dem zweiten Aufzug der ersten Szene (Seite 452) in ein gigantisches Gemetzel aus, in dem viele alte Rechnungen beglichen werden, und endet schließlich mit vielen blutverschmierten Leichen.

Handlung I

In die auf diesem Gemälde befindliche Person (es soll Emilia sein) verliebt sich der Prinz

Die Handlung ist wieder einmal reichlich unübersichtlich. Jede Figur (wirklich jede!) steht in irgendeiner Beziehung zu den sämtlichen anderen 264 Protagonisten. Und das sind nur die Hauptfiguren. Einer von ihnen ist der russische Öl-Prinz Hector Gonzagoff. Als er auf einem Gemälde des talentlosen Malers Konto dessen Inspiration und Muse Emilia Galotti entdeckt, verliebt er sich auf der Stelle in die noch unbefleckte Dirne. Da Emilia auf dem Gemälde dank des nicht vorhandenen Talentes Kontos wie ein Mann aussieht, liegt der Verdacht nahe, dass der Prinz gar nicht so hetero ist, wie er immer vorgibt - aber (hust) das ist natürlich reine Spekulation. Nachdem Emilia den Prinzen, der ihr in einer Scheune auflauerte, niedergeschlagen hat, entführt er sie mit folgenden Worten: "Und bist du nicht willig, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu." (Ein Zitat, das übrigens als Sprichwort den Weg in die russischen Haushalte gefunden hat.) Im Zusammenhang der Entführung stirbt Graph Appianus, der Sportsfreund nämlich, der Emilia eigentlich ehelichen sollte, auf tragische Weise, was Hector den Weg in die Arme Emilias ebnet.

Graph Appianus stellt das erste Todesopfer des Dramas dar - etliche werden ihm noch folgen. Als der Prinz Emilia durch sein Schloss führt, treten urplötzlich 348 weitere Protagonisten auf, die in einem gigantischen Musical versuchen, Emilia zum Bleiben zu überreden. Tja, der Prinz kann's sich halt leisten! Das Musical erstreckt sich in der Originalfassung über 456 Seiten, wurde in späteren Neuauflagen aber gnädigerweise auf vergleichsweise schlappe 272 Seiten gekürzt. Die Protagonisten singen im vierhebigen jambischem Versmaß jeweils zwölf Strophen (Je 12 Strophen mal 348 Protagonisten, das macht übrigens 4176 Strophen, was wiederum genau 9,1579 Stanzen pro Seite bedeutet. Rein rechnerisch ergibt sich genau die gleiche Summe Kindergeld in Euro für einen zwölfjährigen Universitätsprofessor mit 0,04 Kindern. Doch dies nur nebenbei.), die gefüllt sind mit allerlei Unflat und schlechten Reimen. Für das Verständnis der Handlung ist das Musical nicht im Geringsten von Bedeutung, dennoch wurde es bisher in jeder Theateradaption verarbeitet. Das Musical bewirkt allerdings das genaue Gegenteil dessen, wofür es eigentlich gedacht war. Emilia ist vom Reichtum und der Macht Hectors derart verschreckt, dass sie kurzerhand beschließt, in ein Kloster zu ziehen, was allerdings ihrem Vater schwer zusetzt. Das alles hat natürlich niemand geplant. Oder vielleicht doch? Wer könnte aus alldem Nutzen ziehen? Ausnahmsweise ist es diesmal weder die CIA noch Gerhard Delling, sondern vielmehr der Vertraute des Prinzen, Marinelli. Doch wie sich einige schwer verständliche Monologe später herausstellt, ist Marinelli gar nicht der, der er zu sein vorgibt, sondern in Wirklichkeit das strategische Genie Marionetti, das alle möglichen Fäden zieht und jeden beeinflusst, sodass am Ende für ihn der größte Gewinn herausspringt! An dieser Stelle ist es wohl sinnvoll, einen Abschnitt über Marionettis Handlungen einzuschieben, auf dass sich für den Leser das Ende des Dramas besser erschließe.

Rolle von Marionetti

Zuerst gibt Marionetti das Gemälde von Emilia in Auftrag und besticht den Maler Konto, damit dieser besagtes Bild dem Prinzen zeigt. Marionetti vertraut darauf, dass der Prinz zumindest wissen möchte, wer das Mädchen auf dem Bild sei - womit er ja bekanntermaßen auch richtig liegt. Nachdem er einige schnüffelnde Journalisten bestochen hat, damit die ihre Klappe halten, legt er dem Prinzen nahe, Graph Appianus umzubringen und Emilia zu sich aufs Schloss zu nehmen, wohl wissend, dass Emilia der Reichtum Hectors eher abschrecken als antörnen wird und sie irgendetwas tun wird, was ihrem Vater nicht gefällt, der wiederum vorher von der ehemaligen Ische des Prinzen, Graephin Apfelsine, der Marionetti eingeflüstert hat, der Prinz hätte sie niemals geliebt, eine Maschinenpistole bekommt und den Prinzen tötet, der schon vor mehreren Jahren Marionetti, seinen wichtigsten Vertrauten, als alleinigen Erben eingesetzt hat. (Und das erzählt der Autor dieser Stupidedia-Seite alles in einem einzigen Satz, der, nebenbei bemerkt, 91 Wörter und dreizehn Kommas enthält. Muss das ein toller Hecht sein.) Wer ist Schuld am 11. September an Graph Appianus' Tod? Marionetti! Wer hat die Ereignisse so eingefädelt, dass für ihn unterm Strich das Beste rauskommt? Marionetti! Wer würde vom Tod des Prinzen profitieren? Marionetti! Dieser vielleicht interessanteste Teil des Dramas ist gekennzeichnet durch extrem lange Mono- und Dialoge, bei denen es im Durchschnitt 20 Seiten dauert, bis der/die Protagonisten endlich auf den Punkt zu sprechen kommen, um den es ihnen eigentlich geht. Nun gut, aber hat man sich durch die Flut von Metaphern (die man alle richtig deuten muss, sonst versteht man die gesamte Handlung nicht), Anaphern und Epiphern gekämpft, erstarrt man in Ehrfurcht vor der wahrhaft teuflischen Raffinesse Marionettis, der wirklich für jedes unvorhersehbare Detail einen Plan B bereithält. Außer davor, dass der (wie bereits erwähnt) etwas in die Jahre gekommene und wahrscheinlich senile Eduardo nicht den Prinzen tötet, sondern Emilia, die er abgöttisch liebt. Warum er dies tut, siehe unter "Interpretationsmöglichkeiten".

Das Mordwerkzeug, das alles ins Rollen bringt

Handlung II

Nachdem Emilia röchelnd darniedergesunken ist, beginnt ein großes Massengemetzel (wir befinden uns zu diesem Zeitpunkt in Szene zwei des ersten Aufzuges, also in der zweiten Szene des gesamten Stückes) - übrigens die einzige Stelle im Buch, die nicht von langen Reden begleitet wird. Vielmehr sieht es folgendermaßen aus:

Eduardo (mit der Graephin ringend, die einen schweren Vorschlaghammer in der Hand hält): Hört auf!

Graephin (die den Vorschlaghammer wegwirft, Eduardo eine Backpfeife gibt und ein Jagdmesser zieht): Nein!

Claudia (an den Prinzen gewandt, dessen Knie sie mit einem Meißel bearbeitet): Nehmt das!

Prinz Hector Gonzagoff (der nun aus seiner Hosentasche eine Kettensäge der Marke STIHL hervorholt und diese nach mehreren missglückten Versuchen zum Laufen bekommt): Das habt Ihr Euch so gedacht!

Marinelli (über die Schulter rufend, da er sich gerade mit einer geklauten Saturn-VI-Rakete aus dem Staub macht): Tanzt ihr Marionetten, tanzt!

Und so weiter. Man beachte, dass keine der prügelnden und kämpfenden Protagonisten die Regeln der Höflichkeit verletzt, alle bleiben bei der traditionellen Anrede in der zweiten Person Plural. Das gehört sich aber auch.

Schließlich bleibt nur Graph Appianus stehen, verbeugt sich vor einem imaginären Publikum und geht, während der Rest der Figuren bewusstlos / von letalen Schlägen niedergestreckt am Boden liegt. Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass Graph Appianus der erste im gesamten Drama ist, der überhaupt stirbt. Sein Auftritt posthum ist nur damit zu begründen, dass Lessing am Ende entweder nicht mehr ganz zurechnungsfähig war oder dass er so lächerlich viele Protagonisten in sein Stück eingebaut hatte, dass er selbst nicht mehr überschaute, wer nun wer war. Damit endet "Emilia Galotti" - es bleibt das erschreckende, jedoch durchaus angebrachte Gefühl, dass man mit der Lektüre eine Menge Zeit vergeudet hat.

Figuren

Eine kurze und übersichtliche Figurenkonstellation. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt

Emilia Galotti

Sie stellt das gutbürgerliche Kleinstadtmädchen dar, dass immer von einem Prinzen träumt, der sie zu sich auf sein Schloss nimmt. Als so ein Prinz tatsächlich auftaucht, geht ihr allerdings ordentlich die Muffe, sie wirft all ihre vorherigen Überzeugungen über Bord und will in ein Kloster flüchten, dass ausschließlich von Nonnen bewohnt wird (hier die Fassung für alle Feministinnen und Feministen: "...das ausschließlich von Nonninninnen, Nonninnen und Nonnen bewohnt wird). Am Ende des Buches wird sie von ihrem Vater völlig grundlos mit einer Maschinenpistole erstochen. (Weiteres siehe unter Interpretationsmöglichkeiten)

Prinz Hector Gonzagoff

Aus Russland stammend und durch den Ölhandel, der ja bekanntlich im 18. Jahrhundert noch stärker florierte als heute, reicher als der Nikolaus es jemals war.

Eduardo Galotti

Ein mexikanischer Einwanderer, der angeblich der Vater von Emilia ist. Dagegen sprechen viele Punkte, darunter die weiße Hautfarbe seiner Tochter, diverse negative Vaterschaftstests, die im Buch nur in einer winzigen Fußnote erwähnt werden und nicht zuletzt sein Alter. Eduardo ist um die 236 Jahre alt, seine angebliche Tochter Emilia dagegen erst 20. Rechnet man das zusammen, bedeutet das, dass Eduardo 216 war, als Emilia geboren wurde. Diese Umstände werden allerdings in Fachkreisen eiskalt totgeschwiegen.

Claudia Galotti

Eine hysterische und uninteressante Figur, deren Hauptaufgabe es ist, in regelmäßigen Abständen wirres Zeug von sich zu geben und den Stoff damit noch unleserlicher zu machen - auch durch ihre Monologe, die sporadisch in genau demselben Wortlaut wiederkehren.


Aus Rücksicht auf die Leserschaft wird in diesem Artikel darauf verzichtet, die restlichen auftretenden Hauptfiguren zu beschreiben oder zu erwähnen.

Thema

Thema ist mal wieder der unglaublich spannende Konflikt zwischen Adel und Bürgertum. Offenbar waren zu dieser Zeit mehrere Schriftsteller (so auch Fritz Schieler mit Kabale und Liebe) der Meinung, es wäre interessant, darüber zu schreiben. Heute weiß man, dass sie irrten, aber wenigstens wurde es mal ausprobiert.

Interpretationsmöglichkeiten

"Emilia Galotti" bietet zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten und es werfen sich viele Fragen auf, die der Leser sich stellen kann (vorausgesetzt, er ist nach der Lektüre nicht dem Wahnsinn anheim gefallen und hält sich deshalb nicht seither für eine massive Eichenholz-Standuhr aus dem Spätbarock): Was will Lessing uns damit jetzt sagen? Welche Charakterseite des Menschen soll Marinelli darstellen und welche der Prinz? Wieso gab es im 18. Jahrhundert bereits Maschinenpistolen? Wie hat Lessing überhaupt einen Verleger gefunden? Und warum ist seine Frisur nicht als eine kopfbedeckende und -wärmende Pracht in die Geschichte eingegangen?

Lessings Haarpracht ist legendär

Tatsache ist, dass man, wenn man nur möchte, Querverbindungen zu jedem möglichen Thema finden kann, da der alte Lessing wirklich nichts ausgelassen hat. Es wäre allerdings falsch, zu behaupten, Lessing hätte sich bei jeder seiner Textzeilen etwas gedacht, ob er sich überhaupt etwas bei dem gesamten Stück etwas gedacht hat, ist übrigens auch noch nicht ganz klar.

Doch eines wird sowieso niemals aufgedeckt werden: Warum Eduardo seine Tochter, die für ihn den Lebensinhalt bedeutet, einfach ersticht, und das auch noch ohne Grund. Natürlich sind auch darüber schon ganze Romane verfasst worden, doch hier wollen wir die drei populärsten Thesen vorstellen:

Nr.1: Eduardo hat Parkinson. Mit der Maschinenpistole wollte er eigentlich den Prinzen gewaltsam zum Abkratzen bewegen, jedoch sucht ihn just in diesem Moment ein besonders heftiger Zitteranfall heim, sodass er Emilia versehentlich ersticht. (Dazu sei gesagt, dass es immerhin anatomisch wie auch physikalisch nicht ganz unproblematisch ist, jemanden mit einer Maschinenpistole zu erstechen. Man sollte Eduardo also zumindest in diesem Punkt ein wenig Anerkennung zollen.)

Nr.2: Eduardo ist der Einzige, der Marionettis finsteres Spiel durchschaut hat - ein Spiel, in dem er die Hauptrolle spielt, da er den Prinzen zu einem unfreiwilligen Abgang mit Todesfolge zwingen soll. Um Marionettis Pläne zu durchkreuzen, ersticht Eduardo nicht den Prinzen, sondern Emilia. Er könnte natürlich auch Marionettis Plan durchkreuzen, indem er einfach niemanden umbringt. Anhänger der These versuchen den Mord an Emilia mit dem hohen Alter und der nicht mehr hundertprozentig gegebenen Zurechnungsfähigkeit des alten Eduardo zu rechtfertigen.

Nr.3: Eduardo ist (zumindest in dieser Szene) gar nicht Eduardo, sondern nur jemand, der vorgibt, Eduardo zu sein. In Wirklichkeit ist es der tahitianische Auftragskiller Gonzalo Pereclés (man beachte den für diese Region typischen Betonungsstrich auf dem E von Pereclés), der von der venizianischen Kanalwassermafia kommt (Oder von der Stockholmer? Egal.), mit der sich Emilia unbedachterweise angelegt hat. Pereclés erledigt den Job kurz und schmerzlos, kassiert den Sold in Höhe von 670.000 türkischen Lìra und setzt sich nach Mombasa ab, wo er bis zum Ende seiner Tage lebt. Diese dritte Theorie hat aufgrund der umfassenden Untermauerung durch Textstellen (so z.B. V.78946) die größte Anhängerschaft, allerdings auch deshalb, weil sie einfach in sich schlüssig ist.

Trivia

  • "Emilia Galotti" wurde bisher einmal verfilmt - und zwar von Roland Emmerich, der das Drama in leicht abgewandelter Form und unter dem Titel "Die Hure und das Biest" 2004 in die Kinos brachte. Die Rolle der Emilia wurde mit Pierce Brosnan hochkarätig besetzt.
  • Das Buch steckt angeblich voller geheimer Anspielungen: "Emilia Galotti" besteht aus dreizehn Buchstaben, was zum einen die Unglückszahl und zum anderen die Anzahl der Gründungsstaaten der USA ist. Rechnet man das Leerzeichen mit, ergibt sich vierzehn, die Quersumme daraus ist 5, die Zahl der Illuminaten. Eduardo ist 236 Jahre alt. Streicht man die 6, bleibt 23, was die andere geheime Zahl der Illuminaten ist! Doch der eindeutigste Beweis ist der, dass in "Emilia Galotti" sowohl die Seitenzahlen "5" und "23" vorhanden sind, es ist also mehr als ein Hirngespinst bar jeglicher Grundlage! Unglaublich!

Linktipps: Faditiva und 3DPresso