Diverses:Wort zum Sonntag/KW 23 2016

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Liebe Gemeinde,

Ja, die Fußball-EM hat begonnen. Für die nächsten Wochen gibt es auf der Welt nichts anderes zu berichten,als über die neusten Nachrichten über Freistöße, Hodenarschzerrungen, den grenzdebilsten Spielerfrauen im RTL-Ranking und Bela Rethys neueste Innovationen auf dem Gebiet der Statistikvergewaltigung und Falschaussprache quer durch die linguistische Vielfalt Europas. Ganz ehrlich, wir freuen uns drauf. Aber bevor wir damit loslegen, erstmal zu etwas völlig anderem.

Neues aus der Anstalt

Sollte sich vielleicht auch gewissen Tests unterziehen: Recep Erdogan

Letzte Woche fragten wir uns an dieser Stelle, wieso wir eigentlich alle zwei Wochen etwas zu Recep Erdogan sagen müssen. Diese Woche stellen wir uns die Frage erneut. Warum alle zwei Wochen, wenn der Mann doch wirklich jede Woche etwas zu sagen und zu tun hat, was uns geneigte Debilitätsfetischisten doch wirklich zum Nachdenken anregt.

Kurzer Blick zurück – Letzte Woche eschauffierte sich der fröhliche Flachköpper vom Bosporus über die Armenien-Resolution des Bundestags, zog seinen Botschafter aus Berlin ab und bestellte den deutschen Botschafter in Ankara ein. So weit, so hysterisch. An dem Punkt waren wir ja bereits. Diese Woche knackte Erdogan jedoch den Highscore auf der ewigen Punkteliste der Dünnpfiffreaktionen: Präsident Recep Erdogan warf den türkischstämmigen Abgeordneten des Bundestags vor, der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK als verlängerter Arm zu dienen und stellte dann auch noch die Aufforderung in den Raum, man solle Bundestagsabgeordnete mit türkischen Wurzeln einem Bluttest unterziehen um herauszufinden, ob diese auch wirklich echte Türken sind.

Ja.

Das muss man sich jetzt mal kurz auf der Zunge zergehen lassen.

Herr Erdogan. Herr Präsident. Großer Führer. Eure Durchlaucht, Heiligkeit, Großgütigkeit, lieber Dalai Lama des Dönergeschmacks. Oder wie auch immer Sie angesprochen werden wollen – Sind Sie sicher, dass Sie geistig ganz gesund sind? Wir sind uns da nämlich seeeehr unsicher.

Mal im Vertrauen. Abgesehen davon, dass man durch einen Bluttest eher semioptimal herausfinden kann, ob jemand jetzt zu 100% Türke, Deutscher, Rumäne, Kasache oder Chemnitzer ist und die Aussage damit auch fachlich eher dümmlich ist – Wie bescheuert kann man als oberster Repräsentant eines insgesamt relevanten Staates sein, solche Aussagen über Parlamentsmitglieder anderer Länder zu treffen? Muss man es überhaupt? Oder reicht es, ein echter Türke zu sein, um solche Aussagen rauszuhauen`?

Wir haben im Stupidedia-Labor nachgeforscht und ein Experiment mittels einer Rolle Burka-Stoff, einem nicht mehr ganz frischen Stück Lahmacun und einem Schnurrbarthaar eines nach eigener Aussage einwandfreien Anatoliers gewagt. Ergebnis der Vergleichsanalyse der genannten Elemente und ihrer Verbraucher hat gezeigt: Nein, man muss kein 100%-Türke zu sein, um auf Erdogans Rhetorik zu kommen. Man muss lediglich einen Sockenschuss von epochalem Ausmaß haben. Auf der nach oben offenen Caligula-Skala der durchgeknallten Machtmenschen liegt Recep Erdogan mittlerweile auf einem Wert, den zuletzt Menschen erreicht haben, die es am Ende in zerbombten Bunkern beendet haben.

Nein, was Herr Erdogan so treibt, ist mittlerweile nicht mehr schön. Aber dass er es innerhalb weniger Monate von einem machthungrigen Demokratiemimesen zum übergeschnappten Despotenvulkan gebracht hat, ist eher besorgniserregend als lustig. Vor allem wenn man sich nun einmal fragt, was er, wenn er diese permanente Steigerung beibehält, im Dezember so von sich geben wird? Wird er dann Hochzeiten zwischen Türken und Deutschen als „Rassenschande“ diffamieren? Wird er V2-Raketen auf Kurdische Siedlungen schießen lassen? Müssen türkische Beamte bald den Osmanenpass vorlegen, wenn sie eine Beförderung anstreben? So traurig es ist, es ist viel weniger abwägig, als es jetzt zunächst scheint, wenn man mal darüber nachdenkt.

Die Reaktion des Bundestags auf Erdogans verbalen Ausfall folgte übrigens auch noch – Bundestagspräsident Norbert Lammert hielt eine eindringliche Rede, in der er seine Verwunderung, aber auch Abscheu deutlich kundtat: "Dass ein demokratisch gewählter Staatspräsident im 21. Jahrhundert seine Kritik an demokratisch gewählten Abgeordneten des Deutschen Bundestags mit Zweifeln an deren türkischer Abstammung verbindet, ihr Blut als verdorben bezeichnet, hätte ich nicht für möglich gehalten. " Wir auch nicht.

Lammerts Rede sorgte für kollektiven Applaus im gesamten Bundestag. Alle Fraktionen und auch die Kanzlerin zeigten ihre Zustimmung. Ein seltener Anblick. Nach dem angekündigten Rücktritt von Joachim Gauck (Unfassbar, die BILD hatte tatsächlich Recht. Unser Weltbild wird nie wieder so sein wie früher...) ist Lammert nun einer der Top-Kandidaten auf dessen Nachfolge. Vorausgesetzt natürlich, Recep Erdogan gibt dazu sein Einverständnis, wenn die Kanzlerin ihn bei ihrem nächsten Besuch in Ankara um die notwändige Erlaubnis bittet.

Ein Mann zum Vergessen

Alexander Gauland und die Frage "Wer bin ich und was habe ich jetzt gerade wieder gesagt? Und habe ich eine Hose an?"

Wenn wir schon bei Nachträgen aus der letzten Woche und Menschen mit einem... sagen wir individuellen... Weltbild sind, kommen wir auch noch mal zu Alexander Gauland. Ihr wisst schon, der Alternative Opa, der Jerome Boateng nicht als Nachbarn haben möchte.

Alexander Gauland war letzten Sonntag zu Gast bei Anne Will. Angesprochen auf die Aussagen bezüglich Jerome Boateng ruderte der AfD-Vize derart engagiert zurück, dass seine Teilnahme in Rio als Frontmann des Deutschland-Achters eigentlich nur noch eine Formsache sein kann. Gauland wusste laut eigener Aussage weder, dass Jerome Boateng dunkelhäutig sei, noch, dass er Deutscher sei, noch, dass er Christ sei und dass er in der deutschen Nationalspieler sei. Dass Jerome Boateng ein interierter Mitbürger des Landes sei, musste ihm erst Beatrix von Storch erklären (die ja ihrerseits auch eine Geistesgröße der intellektuellen Verbalerotik ist), Gauland kenne Jerome Boateng überhaupt nicht. Okay.....

Ebenfalls wusste Alexander Gauland nicht mehr, dass er im Rahmen eines Wahlkampfauftritts Angela Merkel als „Kanzlerdiktatorin“ bezeichnete. Das, so Gauland, habe er nie gesagt, dies sei ein Zitat von Björn Höcke und nicht von ihm und nur ein Beweis, wie verfälscht und ungenau die Presse berichten würde – um dann seine Aussage noch einmal inklusive Beweisvideo vorgelegt zu bekommen.

Nun stellt sich natürlich die Frage: Was weiß Alexander Gauland überhaupt? Weiß der offenbar verwirrte, ältere Herr, wie sein Name lautet? Was er in Talkshows macht? Wer diese Frau im weißen Kleid ist, die ihn morgens wäscht und einen Brei mit eingelassenen Pillen ans Bettchen bringt? Kann Herr Gauland sich erinnern, dass Krawatten mit Hundemuster auch in den 1970ern schon nicht schön waren? Gibt es eine Antwort auf all diese Fragen, die nicht traurig und verstörend ist?

Alexander Gauland verkörpert alles, was wir an der AfD so lieben. Er ist offen rassistisch, wenn er glaubt, dass es keiner mitbekommt und dann sofort gezwungen, den Schwanz einzuziehen, wenn man ihn darauf anspricht. Alexander Gauland ist auch kein Patriot. Er ist lediglich etwas, was sich durchaus auf „Patriot“ reimt, im Gewande einer Partei, die höchstens eine Alternative fürs Denken, aber weniger für Deutschland darstellt. Wie weit das logische Denkvermögen von Alexander Gauland entwickelt ist, zeigt vor allem ein besonders schönes Zitat der faltigen Dackelkrawatte aus dem Brandenburg-Wahlkampf. „Ich wünsche mir ein Deutschland, dass so ist, wie unsere Väter es uns hinterlassen haben.“ Gauland ist Jahrgang 1941. Tja. Liebe Leser , ihr könnt gerne selbst eure Schlussfolgerung daraus ziehen.

EM-Auftakt und der Hang zum Fremdschämen

War Star der EM-Eröffnung: Otto Waalkes mit seiner berühmten David Guetta-Parodie

So, aber jetzt endlich zum Fußball! War das nicht eine wundervolle EM-Eröffnung am Freitag? Hunderte fantasielos gekleidete Tänzer stacksten lustlos über ein angedeutetes Labyrinth, dass dem geneigten Betrachter von oben zwingend. wie das entlaufende Arschgeweih eines Big-Brother-Sternchens aus den späten 90ern vorkommen musste. Im Zentrum dieser Dubiosität aus der wirren Gedankenwelt eines schlecht mastubierenden Waschbären stand ein fragwürdig zusammengebasteltes Zelt in Kindergartenoptik, wo aus irgendwelchen Gründen ein offensichtlich mit ziemlich wirkungsvollen Aufputschmitteln abgefüllter Otto Waalkes Hits von David Guetta auflegte und sich diebisch darüber freute, sehr viel Geld mit etwas wirrem Gehopse und auf-„Play“-Gedrücke zu verdienen. Waalkes machte seine Sache ausgezeichnet, denn zahlreiche Beobachter hielten ihn tatsächlich für den originalen französischen DJ, der vor einigen Jahren mal sehr erfolgreich war.

Schade nur, dass Otto nicht seinen „Friesenjung“ oder zumindest sein kultiges „Grund zum Feiern“ auflegte. Beides wäre wohl passender gewesen als der offizielle WM-Song, ein fantasieloses PC-Gedudel, über das der windschiefe, leicht ins quäkende abdriftende Gesang der Schwedin Zara Larsson gebügelt wurde. Die junge Blondine selbst tat ebenfalls ihr Bestes zur grotesken Gesamtdarstellung des Spektakels bei, indem sie ihren Playback-Einsatz in mehreren Fällen gründlich verpasste. Wo ist eigentlich der IS, wenn man ihn mal braucht?

Im Ernst, wo war der IS eigentlich? Alle Medien überschlugen sich im Vorfeld schließlich mit ihrer Panik und unterließen es in keiner einzigen Straßenumfrage die Frage zu stellen, ob „die Angst vor dem Terror denn auch bei Ihnen spürbar sei“.

Ja, Paris war 2015 Ziel von miesen Anschlägen fehlgeleiterter Vollpfosten, die sich jetzt im Paradies dem Beisein einer 72-jährigen Jungfrau erfreuen. Oder so ähnlich. Die Sicherheitsvorkehrungen im Vorfeld des Turniers überschritten teilweise das Maß des gesunden Menschenverstands. Jeder Mensch mit Vollbart und/oder Turban musste Frankreich vorläufig verlassen, die Autobahn Richtung Brüssel wurde vorsorglich mit Schildern versehen, die sie als direkten Weg in Richtung einer Spanferkelbraterei ausweisen und der Ramadan wurde vorsorglich auf das EM-Turnier gelegt, um mögliche Islamisten zumindest für den Verlauf ihrer Tagesschicht zu schwächen.

Und jetzt? Jetzt prügelten sich Englische und Russische Hooligans einmal quer durch Marseille und hinterließen eine Spur der Verwüstung, wie nur ein aufgebrachter Mob mit Mistgabeln und Fackeln sie sonst zu legen vermag. Oder die französische Müllabfuhr, die seit Wochen streikt. Da zeigte sich die Polizei komplett verwundert. Vor lauter religiöser Fanatiker hatte man ja ganz vergessen, dass zu einem Fußballturnier möglicherweise auch Hooligans kommen könnten. Damit konnte doch keiner rechnen. Und auf die Idee, die Leute auf der Straße zu fragen, ob sie Angst vor Hooligans haben, kam das ZDF auch nicht. Aber keine Sorge, wir sind sicher, Alexander Gauland hätte es auch vergessen. Nur der Auftritt von Otto Waalkes, alias David Guetta – Der bleibt definitiv unvergesslich.

Damit wären wir durch für diese Woche. Freuen wir uns jetzt auf eine fußballreiche Woche, hoffentlich ohne Skandale und Doping. Und falls doch der Verdacht mal aufkommt – wir kennen da wen, der steht total auf Bluttests. Ciao!


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