Diverses:Wort zum Sonntag/KW 21 2016

Aus Stupidedia, der sinnfreien Enzyklopädie!
Wechseln zu: Navigation, Suche

Liebe Gemeinde,

Was soll man sagen? Manchmal kommt es anders, als man denkt. Und wenn man, so wie wir, am liebsten an das Schlimmste denkt, dann wird man positiv überrascht. Und genau das ist letzten Sonntag dann letztendlich ja passiert.

Österreich hat gewählt

Der neue Bundespräsident: Alexander Van der Bellen. Repräsentativ bis in die Krawattenspitze

Alexander Van der Bellen ist der neue Bundespräsident von Österreich. Damit hatte noch vor wenigen Wochen niemand gerechnet. Aber rechtzeitig zum Wahltag konnte Van der Bellen das größte Comeback seit Lazarus feiern und den Rechtspopulisten Norbert Hofer letztendlich schlagen.

In der Tat - Das Ergebnis der Wahl war wirklich bemerkenswert: 50,3% zu 49,7%! Ein Wahlausgang, knapper als die Dialoge eines Terminator-Films. Und ein Ergebnis, welches dazu neigt, so manche Fantasie anzuregen. Aber dazu später.

Wollen wir uns erstmal um den Gewinner kümmern; Wer ist eigentlich dieser Alexander Van der Bellen? 1944 in Wien geboren. Mutter Estin, Vater Russe niederländischer Herkunft. Nach Österreich kamen sie als Flüchtlinge. Das sollte nicht unerwähnt bleiben, wenn man sich die aktuelle Situation vor Augen führt. Denn natürlich ist es klar, dass ein Mensch mit einem solchen Background die zunehmend abweisende Haltung Österreichs (und Europas) in Flüchtlingsfragen nicht mitträgt. Stattdessen ist Liberalität angesagt. Alexander Van der Bellen ist so liberal, man könnte ihn sich in Latzhosen vor einem Bauwagen sitzend vorstellen, wo er Kindern seine geplante Grenzpolitik erklärt. Gut, spannend ist das nicht. Im Vergleich zu seinem Gegner Hofer ist Van der Bellen wirklich unspektakulär. Einfach ein älterer Herr, der in manchmal einschläfernder Weise Menschlichkeit predigt. Oder anders ausgedrückt: Jetzt hat Österreich auch seinen Gauck! Herzlichen Glückwunsch.

Ist damit jetzt endlich dieser unsäglicher Rechtsruck vom Tisch? Diese zunehmende Hinwendung Österreichs in eine Richtung, die schon Anno 1938 nicht die weiseste Idee der Bundesgeschichte war? Viele werden sagen: „Ja klar! Hofer hat doch verloren!“. Aber dies ist sehr kurz gedacht. Wie gesagt: 50,3 zu 49,7. Hurra, knapp über die Hälfte der Österreicher finden Rechtspopulismus scheiße. Ganze 31.000 Leute weniger finden es aber gut. Damit soll das Problem gelöst sein? Wohl kaum. Die Konsequenzen des Problems sind nur noch einmal aufgeschoben.

Wie gesagt, knappe Wahlergebnisse fördern gern die Fantasie. Vor allem die derjenigen, die auf der falschen Seite der 50%-Marke stehen. Die FPÖ-Anhänger wettern jedenfalls gegen das Wahlergebnis und sehen einen klaren Wahlbetrug. Als Konsequenz daraus macht der Mob mit Mistgabeln und Fackeln ernst und...... gründet einschlägige Anti-"Van der Bellen"-Seiten auf Facebook. Nun ja. Was man halt so macht, wenn man etwas blöd ist.

Aber fassen wir zusammen - Die Wahl in Österreich hat uns vor allem eines gezeigt: Dass Österreich ein tief gespaltenes Land ist. Daran wird sich so schnell auch nichts mehr ändern, eigentlich völlig egal, was Alexander Van der Bellen in den kommenden Jahren als Bundespräsident machen wird. Österreich ist trotz allem so gespalten, eigentlich könnte man in der Mitte eine Mauer durchziehen und Wien in vier Besatzungszonen aufteilen. Andererseits, hätte man Hofer 12 Jahre gegeben, wäre man vermutlich auch genau dort geendet.

Schokogate

Fotos von "Migrantenkindern"? Ist Ferrero etwa auf dem Weg in die Antipatriotische Vorhölle?

Ja, in Österreich ereifert sich der rechte Rand – Der dort ja genau genommen die rechte Hälfte genannt werden kann – über den Ausgang der Wahl. In Deutschland hat man andere Probleme. Dort ereifert man sich über Kinder Schokolade. Ist es nicht schön, wenn man echte Probleme hat?

Der Stein des Anstoßes: Auf der Verpackung der Kinder Schokolade prangt ja von je her das Bild eines Jungen, der aus großdeutscher Ansicht arischer nicht sein könnte. Blonde Haare, blaue Augen und ein Zahnpastalächeln, wie es Magda Göbbels persönlich Tränen der Rührung in die Augen getrieben hätte. Aber was müssen wir jetzt sehen? Da sind ja ganz andere Kinder abgebildet! Und die sind nicht alle blond! Oh nein, einige sind sogar.... sogar schwarz. Oder sehen nicht aus wie gute, bibeltreue Christen. Skandalös. Da bleiben den Patrioten ja die Eisbeine im Kehlkopf stecken! Die Kinder auf der Kinder Schokolade haben keinen Arierpass mehr!!??! Der Untergang des Abendland ist nah.

Klingt lächerlich? Ist aber Realität, die diese Woche tatsächlich auffällige Medienpräsenz besaß. Dabei ist der Kern dieser Diskussion sogar noch flüssiger als das entsprechende Produkt nach vier Stunden praller Sommersonne. Die teilweise etwas missmutig dreischauenden Halbwüchsigen auf der Schokoladenpappe sind niemand anderes als unsere deutschen Nationalspieler, zu denen nun einmal auch Jerome Boateng und Ilkay Gündogan gehören. Zum Glück.

Ja, liebe Patrioten. Deutschland ist ein schönes Land. Deutschland ist sogar so schön, dass es keine größere Bedrohung gibt, als die Kinder auf der Schokoladenpackung. Immerhin zerstören die ja damit die deutsche Leitkultur. Ist klar.

Aber hey – Ihr habt völlig recht. Dunkelhaarige Kinder auf diesem urdeutschen Produkt - Der arisch-germanischen Schokolade. Produkt der deutschen Eiche. Im Stahlhelm gewonnen, mit Sauerkraut gewürzt und mit den Tränen deutscher Trümmerfrauen abgeschmeckt. Die deutsche Schokolade steht in einer Jahrtausende umfassenden Tradition und geht dabei Hand in Hand mit der pickelbehaupten Bismarck-Banane, wie sie nur an der Preußischen Bananenbuche wächst. Ja, das ist typisch germanische Ernährungskultur. Und vertrieben wird dieses Produkt dann auch von Ferrero, einer Firma, wie sie reichstreuer nicht sein kann, wie sie bereits in der Nibelungensage besungen wird. Oh ja. Da sind die Sorgen berechtigt. Internationales Flair auf einem dermaßen treudeutschen Produkt wie der Ferrero-Schokolade.... Da fragt man sich, was passiert, wenn die irgendwann mal den Sarotti-Mohr entdecken.

Alexander Gaulands Nachbarschaftsprobleme

Jerome Boateng - Unser aller Lieblingsnachbar

Wir bleiben in der Richtung. Jerome Boateng hat es diese Woche echt nicht leicht. Erst passt den Patrioten sein Kinderfoto auf der Schokolade nicht, dann sagte AfD-Vorzeigealtvater Alexander Gauland - Codename Super-Gau, von Anhängern auch gern als „Der Gauleiter“ bezeichnet – Jerome Boateng werde zwar als Fußballspieler geschätzt, aber als Nachbarn will so jemanden niemand haben. Eine Aussage so doof wie die See.

Okay. Klar, FC-Bayern-Spieler sind ja so eine Sache. Die sind oft etwas seltsame Leute und nicht jeder will sie in seiner Nähe haben. Weiß man ja. Aber Jerome Boateng? Dieser große, etwas langsam redende Typ mit den riesigen Kopfhörern, der witzigen Nerdbrille und den unglücklich sitzenden Kappen? Der hat doch bislang nie irgendwas gemacht, was so eine Aussage rechtfertigen würde. Jerome Boateng ist doch harmloser als ein Eichhörnchen im Pitbull-Zwinger. Wenn man ihm so zuschaut, wie er sich unbeholfen durch Interviews stammelt und dabei wirkt, als würde er bei der nächsten schwierigeren Frage in Tränen der stummen Verzweiflung ausbrechen, möchte man ihn eigentlich in den Arm nehmen und tätscheln.

Jerome Boateng als Nachbarn haben, kann doch nicht so schlimm sein. Laute Musik hört man aus seinem Haus bestimmt nicht, dafür hat er ja die Kopfhörer. Häufig sehen würde man ihn auch nicht, denn er reist ja viel. Und wenn man Sonntagnachmittags keine Eier mehr für den Kuchen hat, würde der freundliche Jerome Boateng von nebenan sie einem bestimmt geben. Und danach mit nachdenklichem Blick dem Rasen beim Wachsen zuschauen. Da gibt es doch wirklich schlimmere Alternativen.

Von daher werfen wir jetzt mal eine kühne Behauptung in den Raum: Hätten wir die Wahl, ob wir Jerome Boateng oder Alexander Gauland als Nachbarn haben wollen, würden wir mit ziemlicher Sicherheit Jerome Boateng wählen. Er trägt ja auch die lustigeren Kappen. Und für Alexander Gauland.... Naja.... Für solche Menschen gibt es einsame Waldhütten.

Darf's noch ein wenig Aspirin im Genmais sein?

Monsanto. Lecker.

Auf der weltweiten Beliebtheitsskala unterhalb von Alexander Gauland angesiedelt ist neben der gemeinen Sacklaus, dem Typen, der damals die Klingeltonwerbungen erfand und RB Leipzig eigentlich nur noch Monsanto, der Schrecken, der den Mais durchflattert.

Monsanto ist schon eine Firma der besonderen Art. Sie selber stellen sich gern als eine Firma dar, die Millionen an Menschenleben rettet, da ihr Genmais den Hunger in der dritten Welt effektiv bekämpft. Schließlich kann er sich selbst ernten, auf eigenen Füßen in die Küchen der Menschen laufen und ihnen eine leckere DNA-Suppe auf den Tisch zaubern. Hach, Wundervoll.

Gut, dass der erste große Erfolg der Firma Monsanto, auf dem sich die finanziellen Mittel des Unternehmens bis heute stützen, die von der US-Army in Vietnam äußerst wirkungsvoll eingesetzte Waldentlaubungshilfe Agent Orange war, ist mit dem selbsterdachten Image eines Humanistenunternehmens jetzt nur so semikonform. Und dass das überteuerte Saatgut jedes Jahr tausende Farmer in den Ruin treibt, weil einmal eingesetzt nichts anderes mehr auf den Feldern wachsen kann, ist jetzt vielleicht auch nicht so ganz ideal gelaufen. Aber immerhin hat der Genmais noch keine Selbstmordattentate verübt. Das soll erst die nächste Generation ab 2018 können.

Wir lernen also: Monsanto ist jetzt nicht zwangsläufig der Partner, mit dem man sich sehen lassen möchte, oder den Alexander Gauland als Nachbarn haben möchte. Es gibt aber ein Unternehmen, welches Monsanto trotz seines glänzenden Rufes jetzt sogar kaufen möchte: Der Bayer-Konzern.

Bayer kennen wir vor allem durch wirksame Mittel gegen Kopfschmerzen. Die scheinen jetzt gerade auch notwendig zu sein, denn die Entscheidung Bayers, sich Monsanto ins Haus zu holen, tut echt weh. Es ist ja nicht so, dass der Chemie-Konzern Bayer selbst eine Ausgeburt der Unschädlichkeit wäre. Die halbherzig unterirdischen Giftgasleitungen, mit denen Bayer weite Teile des Niederrheins versorgt hat, sprechen da Bände – aber plant Bayer jetzt mit Unterstützung der führenden Experten Monsantos den Aufstieg in die Oberliga der Oberbösen?

Bayer selbst sieht die Sache natürlich anders. Vorstandschef Werner Baumann sagte jedenfalls folgendes: „Lassen Sie uns darüber reden, wie wir die Landwirtschaft leistungsfähiger machen, um eine wachsende Weltbevölkerung mit sich ändernden Ernährungsgewohnheiten zu versorgen. Gemeinsam mit Monsanto wollen wir helfen, die Ernten weiter zu steigern.“

Tja, was soll man dazu sagen? Wenn die weltweit führenden Genpanscher sich mit einem der größten Chemie-Konzerne der Welt zusammentun, um sich um die Ernährung der Weltbevölkerung zu kümmern, dann kann sich jeder denken, wie diese Ernährung am Ende aussehen wird. Da wird der Hungertod ja fast zur Alternative. Mahlzeit!

So. Und mit einem Hauch von Erbrochenem im Hals verabschieden wir uns damit. Kommt gut durch die nächste Woche. Auf bald!


Schnee von gestern? Siehe hier

Bundesadler.svg
Worte sind wie Projektile...

...also schießen wir!

Alle Worte zum letzten Tag der WocheWort zur NRW-WahlNach der NRW-WahlDas Wort zur LageRaus, ihr Deppen!Das Wort zur WM/Cape Town CallingDer Letzte, Wulff Deutschlands!Das Wort zum VolksentscheidAdieu les Bleus... Es lebe Paul!Gläserne WeltUrsula - Nicht mit mir!Wort zur NobelpreisvergabeWort zur UnterweltWort zum dritten AdventDas erste Wort 2011Wort zum Montag drei Wochen vor OsternWort zu fast allemEin Zeichen des DFB gegen den Terror


Hast Du Worte?

Bundesadler.svg

Linktipps: Faditiva und 3DPresso