Diverses:Morgenstern

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Morgenstern

Morgenstern.jpg Einst war sie einsam und allein,

Denn niemand wollte bei ihr sein.
Alsbald sie in der tiefen Nacht
Sich heimlich aus dem Staube macht.
Die Eltern waren nicht daheim,
Vergnügten sich bei Mahl und Wein.
Aus Furcht hat sich das Kind gewehrt,
Da hatten sie es weggesperrt.
Sie war so jung, noch gar nicht alt,
Doch trotzdem lockte sie der Wald.
Als wäre dort, weit in der Ferne,
Eine Stimme aus der Schar der Sterne.

Das Mädchen, ohne Furcht und Zwang,
Lief so am stummen Fluss entlang
Und leise flüstert ihr der Wind:
Die Stimme, die Dich ruft, ist blind.
Doch sie, sie hat sich nicht erschrocken,
Und ließ sich in den Walde locken.
Doch warum wollte sie dorthin?
Sie war doch bloß ein armes Kind:
„Ich möcht' so sein wie all die ander'n“,
Rief sie in den Wind beim Wandern.
„Möchte auch so schöne Sachen
Wie die ander'n Mädchen machen.“

Sie kam dem Walde immer näher,
Obwohl die Beine langsam schwer
Sie bis zum Lichte noch getragen,
Trotz der Schmerzen und der Plagen.
Zu laufen war sie nicht gewohnt,
Wurde sie davor geschont.
Die Eltern ließen sie nie weg,
Und sperrten sie in ein Versteck.
Dort war es finster und auch kalt,
Sah sie nachts durch einen Spalt
Die Sterne hoch am Himmel prangen;
Sie zierten ihre blassen Wangen.

Jetzt bin ich da, wo bist Du nur?“
Rief sie dort in die weite Flur.
Ihr starrer Blick durchbohrte ihn,
Den Stern, der hell am Himmel schien.
Und die Stimme aus den Bäumen
Schwor, sie würde nichts versäumen.
So kam's, dass sie den Wald betrat,
Er war vom Himmel aufgeklart.
Das Mädchen mit den schwachen Beinen,
Fing nun plötzlich an zu weinen.
Und der Himmel rief zurück:
„Es ist nicht weit; ein kleines Stück.“

„All die Nächte, in den'n ich einsam
Und verlassen, mich in Schlaf zwang,
Hast Du auf mich aufgepasst
Und das, obwohl mich jeder hasst.
Dort, wo mich die Einsamkeit,
Wo mich die Kälte und das Leid,
Nicht aus den engen Ketten lösten,
Kamst Du nur, um mich zu trösten.
Schlussendlich kam das Mädchen dann
Mit Tränen an der Lichtung an:
Morgenstern, macht es denn Sinn,
Dass ich mit Dir alleine bin?“

Sterne strahlten aus dem Zentrum
Doch bloß einer kam zur Geltung.
Und ein fahles Licht ging wieder
Auf das Haupt des Mädchens nieder.
Wind und Fluss und jeder Baum
Schwiegen, waren still im Raum,
Als der Morgenstern erhebt
Seine Stimme, dass es bebt:
„Ja, ich gab Dir ein Versprechen,
Und das will ich auch nicht brechen.
Einsam sollst nie mehr sein,
Fass die Hand und folg' dem Schein!“

Die Augen schloss das Mädchen schnell,
Denn der Schein wurd' ihr zu hell,
Welcher aber ohne Laute,
Leise ihre Haut auftaute.
Und das Mädchen fasste sich
Hastig an die Brust und strich
Ihre Hand über das kühle
Eis, das ihre Haut nicht fühlte.
Und der Schein nahm sie in Arm,
Da wurde es ihr plötzlich warm.
Ein kalter Stich und es ist wahr,
Er fraß sie dann mit Haut und Haar.

Im Dorfe war es früher Morgen,
Als sich der Vater ohne Sorgen
Langsam aus dem Bett erhob
Und träge sich zum Keller schob.
Auch die Mutter lief ihm hinterher,
Obwohl ihr Gang genau so schwer
Von letzter Nacht nicht ausgeruht,
Es wie ihr Mann jedoch ertrug.
Aus der Tür stieg schwarzer Rauch,
Dennoch war's ein kalter Hauch.
In Ketten, auf dem Bauche liegend;
Mit Asche auf die Haut geschrieben:

„Als Morgenstern bin ich seit Wochen,
Schon in euer Haus gekrochen.
Hab' im Keller immer wieder
Sie gewärmt mit mei'm Gefieder.
Ein Engel bin ich trotzdem nicht,
Und das, obwohl sich jedes Licht,
Unter meinen Scheffel stellt,
Weil mein Licht jede Nacht erhellt.
Das Mädchen hatte so gefleht,
Dass doch jemand kommt, sie pflegt!
Ich wieg' sie in den Flammen nun,
Mit euch werd' ich dasselbe tun!“


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