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Diverses:Kabale und Liebe

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So groß und vielfach ist das Verdienst der Bühne um die sittliche Verwahrlosung; kein geringeres gebührt ihr um die ganze Vernebelung des Verstandes. Friedrich Schiller, Die Schaubühne als eine geschlossene Anstalt betrachtet

Figuren

  • Präsident von Walter, Vorstandsvorsitzender der Württembergischen Bank
  • Ferdinand, sein Sohn
  • Wurm, Arschkriecher des Präsidenten
  • Miller, Musiklehrer
  • Frau Miller, dessen Frau
  • Luise, Millers Tochter
  • Miss Milford, Vorsitzende der Royal Bank of England
  • Sophie, ihre Sekretärin
  • Herr Hofmarschall, Bediensteter von Herrn Fürst
  • Herr Fürst, grausame Exzellenz
  • SekretärInnen, Kunden

Erster Akt

Erste Szene
Millers Wohnzimmer; Miller und seine Frau am Esstisch, Miller in eine Zeitung vertieft
Herr und Frau Miller


Miller: Hier steht was über das Theaterstück, in dem wir neulich waren.
Frau Miller: So, was denn?
Miller: Es wäre ein Bürgerliches Trauerspiel gewesen.
Frau Miller: So schlecht fand ich es nun auch wieder nicht.
Miller: Ich schon.
Frau Miller: Ich fand es sehr angenehm, zur Abwechslung mal etwas Kultiviertes zu unternehmen.
Miller: Du solltest mal lieber deine Topfpflanzen kultivieren, die bröseln schon auf den Teppich... was trinkst du da eigentlich?
Frau Miller: Champagner.
Miller: Du trinkst Champagner zum Frühstück?!
Frau Miller: Natürlich. Das ist en vogue, aber davon verstehst du ja nichts.
Miller: En vogue? Wer sagt das?
Frau Miller: Die Vogue.
Miller: Das macht Sinn... Aber trotzdem, wir können uns doch keinen Champagner zum Frühstück leisten!
Frau Miller: Pff, der ist aus dem Netto. 1,99€.
Miller: Na super.
Frau Miller: Oh übrigens, der junge Ferdinand ist hier gewesen!
Miller: Was auch immer er gesagt hat, die Antwort lautet nein!
Frau Miller: Er hat lediglich gesagt, ich hätte Geschmack, was Einrichtung angeht!
Miller: Siehst du? Dreist gelogen! Du musst bei dem Kerl höllisch aufpassen!
Frau Miller: Ich weiß nicht, wo dein Problem ist. Auf mich macht er einen sehr sympathischen und kultivierten Eindruck.
Miller: Nur, weil jemand zum Frühstück Champagner säuft, der nicht aus dem Netto ist, heißt das nicht, dass er kultiviert ist.
Frau Miller: Ich meine nur, dass er einfach ein Mann ist, der weiß, was er will!
Miller (säuerlich): Ich weiß auch, was er will, das ist ja mein Problem!

(Es klingelt an der Tür)

Frau Miller: Es hat an der Tür geklingelt!
Miller (Genervt): Ach was??

Zweite Szene

Wurm
Die Vorigen; Miller späht durch den Türspion

Miller: Oh nein, das ist dieser Wurm!
Frau Miller: Bitte nicht, der schleimt wieder den ganzen Teppich voll!
Miller: Na mach schon auf, nachher bemerkt noch einer von den Nachbarn, dass dieser Kerl vor unserer Tür rumkriecht.

(Wurm auf)

Frau Miller: Der Herr Wurm, was für eine... Überraschung.
Wurm: Ich wünsche einen wunderschönen guten Morgen!
Miller (freundlich lächelnd): Danke, bis eben hatten wir einen!
Wurm: Frau Miller! (Greift Frau Millers Hand und küsst sie)
Frau Miller: Ähm... ja... aber entschuldigen Sie mich kurz.

(Frau Miller ab; im Hintergrund sind das Plätschern von Wasser und heftiges Schrubben zu hören)

Wurm: Champagner zum Frühstück! Ich wusste gar nicht, dass Sie so kultiviert sind!
Miller (leise): Hören Sie bloß auf...
Wurm: Nun aber, Herr Miller, wo ist denn ihre reizende Tochter?
Miller: Arbeiten.
Wurm: Arbeiten?
Frau Miller (aus dem Off): Schatz, wo ist das Desinfektionsmittel?
Miller: Was weiß ich? Ja, arbeiten. Bei Edeka, an der der Kasse.
Wurm (bedrückt): Oh, welche Schande... Eine Frau von der betörenden Schönheit Ihrer Tochter sollte ihre Hände nicht mit Arbeit beschmutzen.
Miller: Na aber hallo, haben Sie eine Ahnung, was so ein Blag kostet?
Wurm: Wie dem auch sei... verehrter Herr Miller, konnten Sie sich zu einem Entschluss durchringen bezüglich meiner Anfrage betreffend die Vermählung meiner Wenigkeit mit Ihrer bezaubernden Tochter?
Miller (braucht einen Moment, um die Frage zu verstehen): Ja.
Wurm: Nun?
Miller: Ich konnte mich zu dem Entschluss durchringen, dass das hoffentlich nur ein schlechter Witz von Ihnen war und ich sie dafür nicht eigenhändig massakrieren muss.
Wurm: Durchaus nicht, verehrter Herr Miller; weder das Eine, noch das Andere, hoffe ich.
Miller (drohend): Tja, schade. Ich würde sagen, es war nett, Sie gekannt zu haben, aber das wäre gelogen...
Wurm: Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, wo das Problem liegt...
Miller (heftig): Das Problem liegt darin, dass draußen auf dem Klingelschild MILLER steht und nicht Bordell zur Dicken Banane und ich ziemlich den Kanal voll davon habe, dass in letzter Zeit aus irgendeinem Grund jedes dahergelaufene Schnöselgesicht meine Luise flachlegen will!
Wurm: Herr Miller, von flachlegen kann überhaupt keine Rede sein!
Miller: Nein, nur von Heiraten, schon klar. Und das soll ich für meine Tochter entscheiden? Wir leben verdammt noch mal nicht in Saudi-Arabien!
Wurm: Nein, da trinkt man vermutlich keinen Champagner zum Frühstück.
Miller (laut): Meine Tochter wird selbst entscheiden, wen sie heiratet, und das werden nicht Sie sein!
Wurm: Verzeihen Sie mir, Herr Miller. Natürlich hat ein Vater nicht darüber zu entscheiden, wen seine Tochter heiratet, sondern nur darüber, wen sie nicht heiratet.
Miller: Raus aus meinem Haus oder ich hole die Bohrmaschine!
Wurm:: Sie sind ein entschlossener Mann, Herr Miller! Das gefällt mir.
Miller (laut): Raus!
Wurm (Verbeugung andeutend): Ich eile.

(Wurm ab; Frau Miller auf)

Miller: Ist doch wahr... ich soll bestimmen, wen Luise heiratet? Leben wir im Mittelalter oder wie?
Frau Miller: Wohl eher Weimarer Klassik...
Miller: Hä?

Dritte Szene

Luise
Die Vorigen; Luise Miller auf

Luise: Bin wieder da!
Miller: Wo bist du gewesen?
Luise (sieht ihn schief an): Bei der Arbeit.
Miller: Ach ja?
Luise: Ja, bin mir ziemlich sicher. Hat jemand nach mir gefragt?
Miller: Zwei notgeile Säcke, die dir an die Wäsche wollen. Sonst keiner.
Luise: Oh, okay... (hält inne) Wer war der Zweite?
Miller (schaut misstrauisch auf): Bitte? Wer war denn der Erste?
Luise (verwirrt): Ich dachte, das würdest du wissen.
Miller (erregt): Ich? Was unterstellst du mir eigentlich?
Frau Miller: Ferdinand war hier. Und dieser komische Wurm, also pass auf, dass du nicht ausrutscht.
Luise: Ich pass' schon auf.
Miller (energisch): Du wirst dich mit diesem Ferdinand nie wieder treffen!
Luise (verwundert): Ich weiß nicht, wieso...
Miller: In meinem Haus gelten meine Regeln, verstanden?
Luise: Ich wollte nur sagen, dass...
Miller: Dieser Kerl ist nicht gut für dich!
Luise (säuerlich): Kannst du mich mal bitte...
Miller: Du redest nicht in diesem Ton mit mir!
Luise (zu Frau Miller): Hast du ihn wieder unbeaufsichtigt ins Internet gelassen?
Frau Miller: Nein, das muss was im Fernsehen gewesen sein.
Luise (zu Miller): Ich bin mittlerweile 24 Jahre alt und ich kann mir selber aussuchen...
Miller: Soweit kommts noch!
Luise (scharf): Abgesehen davon, dass das, was du gerade raushaust, nur irgendwelche klischeehaften Standardphrasen aus mittelmäßigen Filmen sind...
Miller: Pass auf, was du sagst!
Luise: ...ist das mit Ferdinand überhaupt nicht...
Miller: Und du erwartest, dass ich dir das glaube?
Luise (wütend): Du hast nicht zu bestimmen, mit wem...
Miller: So lange du in meinem Haus wohnst, habe ich das sehr wohl und...
Frau Miller: Hast du nicht eben noch gesagt, dass du...
Miller: Unterbrecht mich nicht dauernd!
Luise (laut): Ich weiß nicht, wo auf einmal dein Problem liegt oder aus welchen Filmen du deine Autoritärer-Vater-Schiene zusammengebastelt hast, ich weiß nur, dass das, was du hier abziehst, völlig unglaubwürdig ist. Also, so lange hier keiner vorhat, mich mal irgendwie ausreden zu lassen...
Miller: Das könnte dir so passen!
Luise (kühl): Okay, dann nicht. (zu Frau Miller) Ich glaube, ich gehe jetzt besser, bevor er anfängt, mich "Junge Dame" zu nennen. Sorg am Besten dafür, dass er zum Frühstück keinen Champagner mehr trinkt.
Miller: Oh nein, wir sind noch nicht...

(Luise ab; Tür knallt)
Vierte Szene

Ferdinand
Supermarkt; Luise hinter der Kasse, Ferdinand vorne in der Schlange, hinter ihm sieben Kunden

Ferdinand: Luise!
Luise: Hi, Ferdinand!
Ferdinand: Luise, ich bin so froh, dich zu treffen! So lange haben wir uns nicht gesehen!
Luise: Äh, ja... nur das hier? (scannt eine Schachtel Zigaretten)
Ferdinand: Nichts weiter, Luise. Nichts weiter als unsere Liebe!
Luise: Ja... das wären dann 5,99€.
Ferdinand: Luise, für unsere Liebe ist kein Preis zu groß, als dass ich ihn nicht zu zahlen bereit wäre!
Luise: Ja, wie gesagt, das wären...
Ferdinand: Und kein Opfer ist zu groß, als dass ich nicht bereit wäre, es zu entrichten!
Luise (ungeduldig): Ja, aber wie gesagt...
Ferdinand: Luise! Sehe ich einen Schatten über dein Gesicht ziehen? Du siehst unglücklich aus - du bist nicht glücklich, meine Luise! Oh bitte sag mir, was bedrückt dich?
Luise: Nichts, es ist nur...
Ferdinand: Oh Luise, ich kann die Wahrheit ertragen! Sage mir: Gibt es noch jemand anderes?
Luise (zeigt auf die Schlange hinter ihm): Naja, wo du das schon mal ansprichst...
Ferdinand (heftig): Was? Niemals! Niemand wird mir meine Luise wegnehmen, und wenn ich bis zum letzten Atemzug um sie kämpfen muss! (sanfter) Unsere Liebe ist ewig, Luise! Wir sind füreinander geschaffen, und werden gemeinsam die Zeit überdauern, genau wie unsere Liebe...
Kunde: Ey du Blödmann, wird das heute noch was?
Ferdinand (zu Luise): Beachte sie gar nicht, Luise. Was weiß der ungebildete Pöbel schon, was Liebe ist... Aber sage mir doch, Luise, was dein Herz begehrt, damit du glücklich sein kannst!
Luise (kühl): 5,99€.
Ferdinand: Oh, natürlich. (reicht ihr einen Hundert-Euro-Schein)
Luise (kramt in der Kasse und gibt ihm das Wechselgeld): Größer hattest du's nicht...?
Ferdinand (sieht auf seine Rolex): Oh Luise, wie die Zeit vergeht!
Kunde (laut): Kann man wohl sagen!
Ferdinand: Luise, wann werden wir uns wiedersehen?
Luise (müde): Ich weiß nicht...
Ferdinand: So leid es mir tut, ich muss gehen! Dringende Geschäfte warten auf mich! Auf ein baldiges Wiedersehen!

(Ferdinand ab)

Kunde: So ein Vollidiot.
Luise: 21,95€.

Fünfte Szene

Der Präsident
Büro des Präsidenten; seine Sekretärin, Präsident am Schreibtisch


Präsident: Oh, ehe ich es vergesse, einer meiner Arschkriecher wird in Kürze hier sein.
Sekretärin: Welcher denn?
Präsident): Der mit dem albernen sprechenden Namen.

(Wurm auf)

Wurm (Zu Sekretärin): Ah, Frau Spackoszewski, Sie sehen umwerfend aus.
Sekretärin (Zu Präsident): Darf ich bitte gehen?
Präsident: Natürlich.

(Sekretärin ab)


Präsident: Wurm, krieche Er doch näher!
Wurm: Haben Euer Gnaden gut geschlafen?
Präsident: Wurm, Er weiß doch, wie Er mich nennen soll!
Wurm: Verzeihung, Mr. President.
Präsident: Nun, Wurm, weswegen ist Er der Meinung, meine durchaus kostbare Zeit beanspruchen zu dürfen?
Wurm: Ich bin untröstlich, Mr. President von seinen Pflichten abzuhalten. Jedoch hielt ich es für meine umumstößliche Aufgabe als getreuer Arschkri... Untergebener, Mr. President von der Affäre seines Sohnes mit einer Bürgerlichen zu unterrichten.
Präsident: Einer Bürgerlichen?
Wurm: Will sagen, einer Person, die über erheblich weniger Reichtum verfügt als Mr. President!
Präsident: Tatsächlich! Nun, das gefällt mir.
Wurm: Verzeihung?
Präsident: Ja, in der Tat! Ich hoffe doch, dass seine Auserwählte hübsch ist?
Wurm: Allerdings. Sieht ein bisschen aus wie die eine von Doctor Who. Die Tochter dieses Musiklehrers, Miller.
Präsident: Ausgezeichnet. Es lässt meine Hoffnung wieder wachsen, das mein Sohn trotz aller Blödheit dennoch das Zeug zum Vorstandsvorsitzenden hat. Er überlege, Wurm: Ein reicher, gutaussehender junger Mann mit einem Vater von erheblichem Einfluss, und ein junges, hübsches, aber leider armes Mädchen?
Wurm (überlegt kurz): Er wird sie ausnutzen, flachlegen und dann wie eine heiße Kartoffel fallen lassen?
Präsident: Wurm, offenbar kann ich auch Ihm zu seiner Geschäftstüchtigkeit gratulieren!
Wurm (zweifelnd): Dennoch, Mr. President... halten Sie es nicht für möglich, dass die Beziehung eine Ernsthafte ist?
Präsident: Das ist schon deshalb völlig ausgeschlossen, weil ich es verbiete. Ferdinand ist bereits einer Anderen versprochen.
Wurm: Wem?
Präsident: Weiß Er nicht mehr? Miss Milford von der Royal Bank of England. Teil des Deals, den Herr Fürst abzuwickeln gedenkt.
Wurm: Oh richtig, der Deal.
Präsident: Ja, und davon abgesehen werden sich die beiden wunderbar verstehen, da Miss Milford genauso hohl und oberflächlich ist wie Ferdinand.
Wurm: Ja, aber nur mal angenommen: Was, wenn nicht...?
Präsident (energisch): Es gibt kein wenn nicht. Es ist zentraler Teil der Abmachung. Ohne die Hochzeit wird der Deal nicht zustande kommen - und Herr Fürst verzeiht nicht so leicht, wie ich es tue.
Wurm: Oh, bevor ich es vergesse: Bezüglich des Deals hatte sich der Herr Hofmarschall angekündigt.
Präsident: Oh nein, nicht der!
Wurm: Ich fürchte doch...

Sechste Szene

Herr Hofmarschall
Die Vorigen; Hofmarschall auf

Hofmarschall: Bourgeois, Herr Präsident! Sie wiederzusehen, ist mir ein wahres Plissee!
Wurm (zu Präsident): Darf ich bitte gehen?
Präsident: Natürlich.
Wurm (im Hinausgehen zu Hofmarschall): Vous êtes un crétin et votre français est atroce.
Hofmarschall: Ganz Ihrer Meinung, mein Bester!

(Wurm ab)

Hofmarschall: Ich bitte um Parlais für mein spätes Erscheinen, aber mein Terminkalender ließ mir keine Wahl!
Präsident: Das macht doch nichts. Es hätte ruhig noch später sein können!
Hofmarschall: Sehen Sie, während des Golfspiels auf der Yacht der Zumwinkels fielen uns doch tatsächlich sämtliche Bälle ins Wasser und es dauerte vier Stunden, bis neue eingeflogen werden konnten!
Präsident (starrt auf seine Fingernägel): Ist ja ein Ding.
Hofmarschall: Und das ist nicht das einzige Milieu, welches mir heute passiert, glauben Sie? Sie wollen gar nicht wissen, was mir auf dem Weg hierhin wiederfahren ist!
Präsident: Da haben Sie vermutlich sogar recht...
Hofmarschall: Denken Sie nur! Kaum steige ich aus dem Mercedes, trete ich in einen Hundehaufen! Mit meinen nagelneuen 1800€-Schuhen, stellen Sie sich das einmal vor!
Präsident: Kann ich, sehr gut...
Hofmarschall: Oh, es war furchtbar! Die Zeit drängte, und nun in einer Provinzstadt wie Stuttgart eine geeignete Örtlichkeit zu finden, die passendes Schuhwerk verkauft... Mein Fahrer ist in voller Kanaille durch die Stadt gerast - beinahe hätte ich mir ein Strafballet eingehandelt!
Präsident (bedauernd): Tja, nun sind Sie ja hier.
Hofmarschall: Ja, doch das Beste kommt erst noch: Nachdem ich endlich ein neues Paar Schuhe erstanden hatte, stellte ich fest, dass diese überhaupt nicht zu meinem Parfüm passten! Können Sie sich das vorstellen?
Präsident (freundlich): Oh, ich liebe Ihre Geschichten, und ich kann den Tag kaum erwarten, an dem eine davon mal so etwas wie eine Pointe hat! Aber nun zum Geschäftlichen.
Hofmarschall: Oh, natürlich. (räuspert sich) Nun, Herr Fürst lässt fragen, wie weit das Arrondissement bezüglich des Deals mit der Royal Bank of England vorangekommen ist.
Präsident: Alles vorbereitet.
Hofmarschall (erfreut): Oh, souper! Allerdings, was die Sache bezüglich der Hochzeit angeht...
Präsident: Ist ebenfalls geregelt.
Hofmarschall: Bitte verzeihen Sie, aber Herr Fürst bat mich, speziell darauf einzugehen...
Präsident (ungeduldig): Es ist alles vorbereitet. Der Deal wird ablaufen wie geplant und Ferdinand wird Miss Milford heiraten. Das können Sie Herrn Fürst sagen und von mir aus auch allen anderen!
Hofmarschall: Exterieur! Ich werde es ausrichten! Dabei hatte ich schon befürchtet, ich müsste... (stockt) ...mit schlechten Nachrichten zu Herrn Fürst zurückkehren.
Präsident: Ja, das könnte unangenehm werden... aber da das nun geregelt ist...
Hofmarschall (hastig): Ist es, ja!
Präsident: ... will ich Ihre kostbare Zeit nicht länger beanspruchen; Sie haben sicher viel zu tun.
Hofmarschall: Durchaus... in drei Stunden muss ich bei einem zehngängigen Abendessen sein. (seufzt) Immer dieser Stress...

(Wurm auf)

Wurm: Verzeihen Sie, Mr. President, aber Ihr Sohn hat sich angekündigt. (zu Hofmarschall) Oh, ich wusste nicht, dass Sie noch hier sind, Verehrtester! Votre parfum sent le poisson mort sous le canapé.
Hofmarschall: Ein wahres Wort, mein Bester!
Präsident: Nun, Herr Hofmarschall, ich will Sie nicht länger aufhalten!
Hofmarschall (wirft einen Blick auf seine drei Uhren): Oh ja, es wird Zeit! Eau de Cologne, die Herren!

(Hofmarschall ab)

Wurm: Verzeihen Sie, Mr. President, ich war so frei, Ihr Gespräch zu belauschen...
Präsident: Nichts Anderes habe ich erwartet.
Wurm: ...auch, wenn mir jedes Mal ganz anders wird, sobald dieser Vollidiot den Mund aufmacht. Aber wird er tun, was Sie ihm gesagt haben?
Präsident: Keine Angst, im Dinge ausposaunen ist er unübertroffen.
Wurm: Oh ja... Aber glauben Sie, es war eine gute Idee, ihm zu sagen, dass alles vorbereitet ist?
Präsident: Es ist alles vorbereitet!
Wurm: Naja... so gut wie alles. Bis auf diese Kleinigkeit...
Präsident: Das werden wir gleich haben, warte Er nur ab. Wir werden Ferdinand vor vollendete Tatsachen stellen.
Wurm: Ja, das könnte funktionieren...
Präsident: Es muss funktionieren.
Wurm: Ach ja, die gute alte Zeit, als wichtige Geschäfte noch an arrangierte Ehen gekoppelt waren...
Präsident: Wohl wahr.

Siebte Szene

Die Vorigen; Ferdinand auf

Präsident: Guten Morgen, Ferdinand!
Ferdinand (mürrisch): Tag.
Präsident: Wurm, er kann davonkriechen.

(Wurm verbeugt sich vor Ferdinand und geht ab)

Präsident: Ferdinand, setz dich doch!
Ferdinand: Muss das sein?
Präsident: Ja... ich wollte über einige Dinge mit dir reden.

(Ferdinand setzt sich seufzend hin)

Präsident: Also... Ferdinand, es wird langsam Zeit, dass du lernst, Verantwortung zu übernehmen.
Ferdinand (stöhnt): Oh nein...
Präsident: Was denn?
Ferdinand: "Ich muss lernen, Verantwortung zu übernehmen" bedeutet im Klartext, "ich kriege weniger Geld", oder?
Präsident: Was... nein, darum geht es nicht. Pass auf, Ferdinand... ich bin dein Vater...
Ferdinand (misstrauisch): Ja, das weiß ich... wird das jetzt so ein Vater-Sohn-Gespräch?
Präsident: Nein... lass mich doch mal ausreden!
Ferdinand: Es ist nur, du redest nur dann mit mir, wenn du irgendwas von mir willst!
Präsident: Was soll das denn heißen?
Ferdinand: Na du interessierst dich doch sonst nicht für mich?
Präsident: Du dich etwa für mich?
Ferdinand: Würde ich, wenn du nicht von morgens bis abends in deinen dreckigen Geschäften vergraben wärst!
Präsident (heftig): Bitte? Derjenige, der seinen Arsch den ganzen Tag in einem dicken Lamborghini durch die Gegend kutschiert, soll mir mal bitte nichts von dreckigen Geschäften erzählen!
Ferdinand: Toll. Kann ich jetzt gehen?
Präsident (hektisch): Nein! Nein... (ruhiger) Ich wollte über einige Dinge mit dir reden.
Ferdinand: Ja, das hast du erwähnt.
Präsident: Du musst zunächst mal verstehen, dass man nicht dadurch reich wird, dass man Gesetze befolgt, die für ...ärmere Menschen gemacht sind.
Ferdinand: (Sieht ihn fragend an)
Präsident: Was ich meine, ist... was ich im Rahmen meiner Position als Vorstandsvorsitzender getan habe, wird vielleicht... von manchen Leuten als falsch angesehen. Aber diese Leute... naja, ihnen fehlt der größere Weitblick, wie... Leute wie wir ihn nun mal haben. Diese Leute glauben, dass man uns nach den selben Moralvorstellungen beurteilen kann, wie alle anderen. Aber das ist falsch.
Ferdinand (ungeduldig): Ja, aber worauf willst du jetzt hinaus?
Präsident: Ich mache mir Sorgen um dich, Ferdinand. Sorgen um dich und deine Zukunft. Diese... Dinge, die ich getan habe - das habe ich auch für dich getan! Das war natürlich nicht ganz risikofrei... Geschäfte mit Herrn Fürst sind eben nicht ganz ungefährlich. Aber wenn es dir eines Tages das Schicksal erspart, in normalbürgerlichen Verhältnissen zu leben, ist es das wert. Dazu musst du allerdings auch deinen Teil beitragen!
Ferdinand: Ich verstehe immer noch nicht, was...
Präsident: Es geht um deine... gewisse Affäre. Mit dieser kleinbürgerlichen Frau...
Ferdinand: Woher weißt du denn davon?
Präsident: Naja, ich habe gewissermaßen meine Augen und Ohren...
Ferdinand (laut): Du lässt mich ausspionieren?!
Präsident (energisch): Es ist ja wohl meine Pflicht als Vater, sicherzustellen, dass mein Sohn sich standesgemäß verhält, bis er bereit ist, auf eigenen Beinen zu stehen! Und durch deine merkwürdige Beziehung zu einer Geringverdienerin bezweifle ich das etwas!
Ferdinand: Was soll das denn heißen?
Präsident (wieder ruhiger): Ferdinand... versteh mich nicht falsch, es ist schön, dass du ein Gefühl dafür hast, Frauen um den Finger zu wickeln. Aber du musst auch ein Gefühl dafür haben, die richtigen Frauen dafür zu wählen!
Ferdinand: Luise ist die Richtige!
Präsident: Ja, wahrscheinlich glaubst du das im Moment, aber ich fürchte, du lässt dich da einfach zu sehr von diesem... Gefühlskram beeinflussen. Und darüber lässt du die... finanziellen Aspekte von einer Beziehung aus den Augen.
Ferdinand: Vater, ich liebe Luise!
Präsident (seufzt): Ferdinand, ich habe doch gerade versucht, es dir zu erklären... In einer Position wie unserer ist sowas wie Liebe erstmal nachrangig, Ferdinand, und das musst du verstehen...
Ferdinand (heftig): Ich scheiß auf meine Position!
Präsident: Bitte?
Ferdinand: Wenn mir meine Position verbietet, mit der Frau zusammen zu sein, die ich liebe, dann verzichte ich gerne auf meine Position!
Präsident: Ferdinand, ist dir klar, was du gerade redest?


Ferdinand: Luise ist die Liebe meines Lebens und ich lasse sie mir nicht wegnehmen, von niemandem! Wir sind füreinander bestimmt, und das wird sich nicht ändern, nur weil du ein verstaubter alter Sack bist, der keine Ahnung von Liebe hat!


Präsident (schreit): Das Einzige, was du liebst, ist deinen Lümmel irgendwo reinzurammen, verarsch mich doch nicht! Mehr verstehst du von Liebe ganz sicher nicht und dein hohles Geschwafel wird da auch nichts dran ändern! Und wenn du meine Zeit noch einmal mit so einer dämlichen Schnulzenscheiße verschwendest, dann wirst du mich mal richtig kennenlernen! Ich verspreche dir eins, Junge! Wenn du mir ans Bein pisst, dann werde ich dafür sorgen, dass du innerhalb von einem Monat mittellos als stinkender Penner in der Gosse endest, mit nichts weiter zu bumsen als ein paar räudigen Hunden! Du wirst tun, was ich sage, ist das klar? Ich mache das Geld, und ich mache die Regeln!
Ferdinand: (murmelt etwas Undeutliches)
Präsident: Du heiratest Miss Milford wie besprochen, und wenn ich dich mit Gewalt vor den Altar schleifen muss, verstehen wir uns da?
Ferdinand: (murmelt etwas)
Präsident: Ob wir uns da verstehen?
Ferdinand (resigniert): Ja, Vater.
Präsident: Schön. Und jetzt verschwinde!

(Ferdinand ab; Tür knallt. Vorhang senkt sich)

Zweiter Akt

Erste Szene
Büro der deutschen Niederlassung der Royal Bank of England; Miss Milford, ihre Sekretärin Sophie
Miss Milford

Sophie: Muss ich diesen Quatsch mit der arrangierten Ehe verstehen?
Milford: Irgendwann vielleicht... wenn du mal heiraten willst.
Sophie: Nein, ich meine, wer ist darauf gekommen? Ich glaube, wir leben weder in Saudi-Arabien noch im Mittelalter.
Milford: Das hat Herr Fürst vorgeschlagen, aber ich fand, es war eine gute Idee...
Sophie: Hm... würde ich eher für einen blöden Witz halten, wenn ich nicht wüsste, dass Herr Fürst zum Lachen in den Keller geht.
Milford: Ich weiß nicht, was du immer gegen ihn hast. Er hat mir sehr geholfen, als es mir finanziell schlecht ging.
Sophie (sarkastisch): Ja, bestimmt aus reiner Menschenfreundlichkeit. Miss Milford, man kann diesem reichen Pack nicht trauen!
Milford: Sophie, ich gehöre selbst zum reichen Pack, was das angeht.
Sophie: Ich meine das reiche Pack. Das, in das Sie sich einheiraten wollen, weil ein gruseliger alter Mann, den Sie kaum kennen, das für eine lustige Idee hält.
Milford: Sophie, ich kenne Herrn Fürst schon länger!
Sophie: Aha. Haben Sie ihren Hals mal auf Bissspuren untersucht?
Milford: Das ist echt albern...
Sophie: Und wie gut kennen Sie Ferdinand eigentlich?
Milford: Naja... ich habe ihn mal gesehen.
Sophie (verdreht die Augen): Ach. Na dann ist ja gut.
Milford: Er würde dir auch gefallen.
Sophie: Kommt auf die Entfernung an.
Milford: Zumindest hat er einen hübschen Arsch!
Sophie: Ich glaube eher, er ist einer.
Milford: Ich weiß nicht, warum du das alles so negativ sehen musst! Vielleicht ist Ferdinand ja nett...
Sophie (energisch): Vielleicht, vielleicht! Normalerweise beurteilt man sowas, bevor man eine Hochzeit plant! Und für mich sieht das alles nach einer riesigen Verarschung aus! Eine arrangierte Ehe mit einem jungen Schnösel, der mit seinem Schwanz denkt, geplant von einem alten Schnösel, der mit seinem Portemonnaie denkt und ausgedacht von einem unheimlichen alten Sack, der seine Hände in millardenschwerer Scheiße drin hat und nachts wahrscheinlich kleine Kinder frisst!
Milford (kühl): Sophie... du bist paranoid.
Sophie: Wenn du dich mit Herrn Fürst einlässt, verändert sich nicht Herr Fürst - Herr Fürst verändert dich.

Zweite Szene

Miller und seine Frau in ihrem Wohnzimmer; Luise auf

Miller (laut): So eine Scheiße, verdammt noch eins! Mein Gott, warum immer ich? das ist doch nicht zu fassen...
Luise (zu Frau Miller): Was hat er denn jetzt schon wieder?
Frau Miller: Weiß nicht, das macht er schon seit einer halben Stunde... ich glaube, er weiß es selber nicht mehr.
Miller: Was ich habe? Was ich habe? Der Vater von ihrem Stecher kommt hierher!
Frau Miller: Ach, Herr von Walter?
Miller: Ja, natürlich der! Dieser aufgeblasene Bankenarsch!
Frau Miller: Was will der denn hier?
Miller: Weiß ich doch nicht! Wenn er sie auch flachlegen will, muss er wohl ne Nummer ziehen.
Luise: Ähm...?
Frau Miller: Das ist doch albern. Du siehst das viel zu negativ!
Miller: Ja, vielleicht sollte ich mich freuen, dass meine Tochter so eine große Auswahl an schwanzgesteuerten Geldsäcken hat!
Luise: Entschuldigung...?
Frau Miller: Du verurteilst Leute, ohne sie zu kennen!
Miller: Leuten mit viel Geld kann man grundsätzlich nicht trauen.
Frau Miller: Ach, deswegen haben wir immer so wenig davon?
Miller: Nein, das haben wir, weil du zum Frühstück Champagner säufst.
Frau Miller (verdreht die Augen): Für 1,99€.
Miller: Ja ja, kultiviert, ich weiß. Aber dieser von Walter kann sich zum Frühstück mit noch so teurem Zeug zulöten, ich werde ihm trotzdem beibiegen, dass er und seine Brut ihre schmierigen Griffel von Luise lassen sollen!
Frau Miller: Hast du nicht erst letztens gesagt, du hättest das nicht zu entscheiden?
Miller: Das war nur so dahingesagt. Mag sein, dass sie glaubt, unbedingt von so einem Schnösel genagelt werden zu wollen, aber...
Luise (laut): Entschuldigung, ich stehe direkt neben dir!
Miller: Ach, was mischst du dich da ein?

Dritte Szene

Büro der Royal Bank of England; Miss Milford, Ferdinand

Milford (kühl): Ich verstehe.
Ferdinand: Tut mir leid... aber ich liebe sie nun mal.
Milford: Eigentlich sollte so etwas für jemanden in deiner Position...
Ferdinand (scharf): Ja ja, weiß ich alles! Gefühle sind für Normalbürger und hässliche Leute, und man muss darauf achten, dass bei einer Ehe genug Profit rausspringt!
Milford: Wenn du das verstanden hast, verstehe ich nicht, wieso du dich so benimmst...
Ferdinand: Weil es mich aufregt, dass Leute, die überhaupt keine Ahnung von Liebe haben, mir vorschreiben wollen, wen ich zu heiraten habe!
Milford: Ach. Und du glaubst, Ahnung davon zu haben? Du, der sein ganzes Leben in einer Blase aus Reichtum und Luxus verbracht hat? Wo seine einzige Anforderung an andere Menschen war, dass sie ihm auf Kommando alles vor den Arsch geschoben haben, und sich ansonsten einen Dreck um andere geschert hat, weil ihm von klein auf beigebracht wurde, dass das richtig ist? Du glaubst, du könntest deine Umgebung nach bürgerlichen Maßstäben beurteilen, während du ein völlig verantwortungsloses Luxusleben führst? Du weißt gar nichts von anderen Menschen. Und du weißt auch nicht, was Liebe ist. Du weißt nichts, Ferdinand von Walter!
Ferdinand: (Starrt sie fassungslos an)
Milford: Ich glaube, das, was du für Liebe hältst, ist die simple Tatsache, dass deine Luise respektable Titten hat und sie schlichtweg besser aussieht als ich...
Ferdinand (laut): Tut sie, ja!
Milford (kühl): Ach. So einfach ist das? Dachte ich mir...
Ferdinand: Mir ist völlig egal, was Sie denken, ich werde niemand anders heiraten als Luise! Unsere Liebe wird das hier überdauern und auch alles andere!


Milford:
Endstation Mittelmaß.
Was du dir für einen Senf zurechtredest... herrlich. Ich werde dir mal erzählen, was mit Leuten passiert, die glauben, dass ihre Liebe alles überdauert. Ihr werdet zusammenziehen, Kinder bekommen und glücklich sein für den Rest eures Lebens, einfach, weil ihr euch einredet, dass ihr das seid. Weil ihr nicht sehen wollt, wie alles den Bach runtergeht, woran ihr in einem ach so schönen Sommer vor Jahren mal geglaubt habt. Weil du nicht wahrhaben willst, dass sich deine Frau in eine fette, hässliche Schabracke verwandelt und sie nicht wahrhaben will, dass ihr Superehemann zu einem grantigen alten Arschloch mutiert und schon lange nichts mehr von ihr will. Weil ihr beide euch nicht eingestehen wollt, dass ihr nichts mehr habt außer ein paar verzogenen Blagen, die euch verachten und Abenden, an denen ihr euch mit Rotwein zuschüttet, um das Ganze wenigstens etwas erträglich zu machen, und euch Fernsehsendungen über Menschen, die ein viel besseres Leben führen als ihr, anguckt. Und du, Ferdinand von Walter, willst nicht realisieren, dass du dir eigentlich die ganze Zeit sagst: Hätte ich doch damals!


Ferdinand (irritiert): Das ist mir zu blöd... Sie haben ja nen kompletten Dachschaden! Ich muss hier raus!

(Ferdinand ab; Sophie kurze Zeit später auf)

Milford: Hast du uns belauscht?
Sophie: Ja, Ma'am... fürs Protokoll.
Milford: Hm. Ah ja...
Sophie: So kenne ich sie gar nicht, Ma'am...
Milford: Ist wohl besser so.

Vierte Szene

Wohnzimmer der Millers; Miller, Luise und Frau Miller. Von draußen sind lautes Klopfen und Stimmen zu hören

Stimme des Präsidenten: Aufmachen! Ich verlange, das die Tür geöffnet wird!
Stimme Wurms: Mr. President, hier gibt es eine Klingel!
Stimme des Präsidenten: Tatsächlich? Ein begüterter Bürgerhaushalt.
Frau Miller: Mach lieber auf, bevor der uns die Tür einhaut!
Miller: Sehr kultiviert, dein Herr von Walter.

(Präsident und Wurm auf)

Präsident (sich umsehend): Interessant. Ein bürgerliches Domizil.
Frau Miller: Herr von Walter! Was für eine Überraschung, die hier zu empfangen!
Miller: Ja, tut uns leid, der rote Teppich ist leider in der Wäsche.
Wurm: Machen Sie sich keine Umstände, Mr. President hat seinen Morgenchampagner bereits getrunken.
Präsident (zu Miller): Nun, Er ist der Vater?
Miller: Wer?
Wurm: Er meint Sie.
Präsident: Ich meine nicht Sie (zeigt auf Frau Miller), sondern Ihn!
Wurm: Mich?
Präsident: Unsinn, wenn ich Ihn meine, werde ich es Ihm sagen.
Miller: Vielleicht kommen Sie wieder, wenn Sie sich mal einig darüber sind, mit wem Sie reden wollen...
Präsident: Der Bürger, der sich Miller nennt! Den meine ich.
Miller: Das bin ich.
Präsident: Und, ist Er der Vater?
Miller: Kommt drauf an, von wem.
Präsident (zeigt auf Luise): Na, von ihr dort!
Luise (schwach): Hi...
Miller: Ja, das ist allerdings meine Tochter!
Präsident: Ich verstehe... nun, interessant, einmal persönlich mit dem Vater der Mätresse meines Sohnes zu sprechen...
Miller (heftig): Passen Sie bloß auf, was Sie sagen! Meine Tochter ist bestimmt keine Matratze und wenn doch, dann nur, weil Ihr missratener Sohn sie dazu gemacht hat!
Luise: Okay, ich seh schon, wo das hinführt.
Wurm: Luise...

Hätte Frau Miller nur etwas mehr Durchsetzungsvermögen...
(Luise ab; Wurm folgt ihr)

Präsident: Wozu diese Aggression? Dies hier könnte durchaus ein erbauliches Gespräch von Vater zu Vater sein, wenn es aufgrund unserer Standesunterschiede nicht so undenkbar wäre, von Gleich zu Gleich zu sprechen...
Miller: Gleich zu Gleich? Gleich schepperts hier höchstens, und jetzt werde ich Ihnen mal was sagen!
Präsident: Nein, ganz falsch, denn jetzt werde ich Ihm mal etwas sagen, und damit meine ich den werten, wenn auch bürgerlichen Herrn Miller!
Miller: Der steht direkt vor Ihnen, Sie...
Präsident: Luise mag hübsch sein, das rechne ich meinem Sohn durchaus an, aber leider steht ihr Aussehen in keinem Verhältnis zu ihrer finanziellen Situation!
Miller: Was soll das denn bitte heißen, Sie...
Präsident: Luise Miller wird meinen Sohn nicht heiraten!
Miller (laut): Da liegen Sie verdammt noch mal falsch!
Präsident: Oho, der Herr Kleinbürger plötzlich ganz groß? Ich muss sagen, das...
Frau Miller (zu Miller): Moment, hast du nicht vorhin noch gesagt, dass...
Präsident: Unterbrechen Sie mich gefälligst nicht!
Miller (erregt): Hören Sie erstmal auf, sie zu unterbrechen!
Präsident (wendet sich zum Gehen): Mir ist völlig egal, was Sie darüber denken, Sie haben in dieser Sache überhaupt nichts zu entscheiden. Ich werde jetzt gehen, bevor man mir die Bürgerwehr auf den Hals hetzt, aber merken Sie sich meine Worte!
Frau Miller: Welche und wen meinen Sie jetzt?
Präsident: Mir doch egal. Am Besten alle.

(Präsident ab)
Fünfte Szene

Luise, Wurm

Wurm: Luise, warte!
Luise (seufzt): Ja... stehe zur Verfügung.
Wurm: Luise, du solltest nichts überstürzen.
Luise (sarkastisch): Nein, nichts überstürzen. Ich bin zwei Wochen mit Ferdinand zusammen, alle tun so, als wären es zwei Jahre und wir würden demnächst heiraten und das hätte den Untergang des Abendlandes zur Folge. Aber hauptsache, nichts überstürzen.
Wurm: Luise, dein Vater meint es nur gut!
Luise: Kann sein, dass er es nur gut meint, wenn er mich als Schlampe bezeichnet, es geht mir aber trotzdem auf die Nerven! Und von diesem Arschloch, für das du arbeitest, will ich gar nicht erst anfangen.
Wurm: Naja, der Präsident ist natürlich gezwungen, sich mit den finanziellen Aspekten einer solchen Angelegenheit auseinanderzusetzen.
Luise (sarkastisch): Oh Gott, der Arme!
Wurm: Aber was deinen Vater angeht... du solltest auf ihn hören!
Luise: Klar, ist ja kaum zu überhören in letzter Zeit.
Wurm: Nein, es ging mir um seine Meinung bezüglich...
Luise: Er hat keine Meinung. Er betet nur irgendwelche Phrasen runter, hat keine Ahnung, wovon er redet und versucht, sich möglichst klischeehaft zu verhalten. So wie alle in letzter Zeit, hab ich den Eindruck. Ich hab in letzter Zeit das Gefühl, ich wäre in irgendeinem Barocktheaterstück oder so...
Wurm: Sturm und Drang...
Luise: Was? Ist doch egal! (scharf) Warum erzähle ich dir das eigentlich? Du bist kein Stück besser als die anderen!
Wurm: Luise, ich...
Luise (wütend): Meinst du, ich wüsste nicht, was du vorhast? Meinst du, mein Vater hätte mir nicht erzählt, dass du über ihn versucht hast, an mich ranzukommen? Du versuchst, mich und Ferdinand auseinanderzubringen!
Wurm: Luise, Ferdinand ist nicht gut für dich!
Luise: Darum geht es überhaupt nicht! Weiß du, was ich glaube? Du bist genauso ein charakterloser Arsch wie dein Boss! Ich glaube, du profilierst dich durch irgendwelche Schleimereien und fühlst dich dadurch besser, dass du das Leben von Leuten ruinierst! Oder nicht? Mein Gott, das ist doch alles ein schlechter Film, was hier abläuft!
Wurm: Luise, ich weiß nicht, wieso du...
Luise: Du heißt Wurm, verdammt noch mal!
Wurm (heftig): Den scheiß Namen hab ich mir nicht ausgesucht!
Luise: (Sieht ihn überrascht an)
Wurm (wütend): Immer die gleiche Scheiße, die man sich anhören muss! Leben ruinieren, wäwäwä! Hauptsache, über sowas beschweren sich immer die Leute, die am wenigsten Grund dafür haben! Irgendwo muss man ja sehen, wo man bleibt, wenn alles um einen rum sich plötzlich in irgendein kackromatisches Zaubermärchen verwandelt! Wenn alles was zählt nur noch entweder ein Arsch voll Kohle ist oder die Tatsache, dass man im Wochentakt irgendeine Boy-meets-Girl-Scheiße aufgezogen bekommt, die so scheißromantisch ist, dass einem das Gehirn aus den Ohren raustropft! Und für uns? Für die Leute, die weder aussehen wie ein Klischee auf dem Cover von irgendeinem Hausfrauenroman noch genug Geld um das zu kompensieren? Tja, für uns bleibt leider nur die Wahl, in der völligen Bedeutungslosigkeit zu verschwinden oder euch Gestalten in eurer perfekten Scheinwelt ein paar Probleme zu bereiten, über die ihr euch ausheulen könnt. In Wirklichkeit könnt ihr froh drüber sein!
Luise (langsam): Ich... glaube, du... hast ein Problem... Wurm.
Wurm (laut): Ich heiße nicht Wurm!

(Ferdinand auf)

Ferdinand: Luise, ich... (zu Wurm) was machst du denn hier? Lass deine dreckigen Finger von meiner Geliebten oder ich...
Wurm (schubst ihn zur Seite): Ach komm, nerv nicht.

(Wurm ab)
Sechste Szene

Büro des Präsidenten; Präsident, Hofmarschall. Wurm auf.

Präsident: Aber... ich meine... Sind Sie sicher?
Hofmarschall: Cordon Bleu, ganz sicher!
Präsident: Aber... wie kann das... Oh Wurm, da ist Er ja!
Wurm: Verzeihen Sie die Verspätung, Mr. President! (zu Hofmarschall) Votre horloge est un faux pas cher à partir de la Turquie, mein Bester!
Hofmarschall: Sicherlich, aber es geht nun um Dinge von weit größerer impotence!
Präsident: Wurm... stelle er sich vor: Ferdinand hat Miss Milford in den Wind geschlagen!
Wurm: Hm? Ach ja, das... Das wusste ich.
Präsident (fassungslos): Was?! Er wusste das? Woher?
Wurm: Sie wissen doch, ich habe meine Augen überall.
Präsident: Er spioniert meinen Sohn aus?
Wurm (säuerlich): Natürlich, Sie haben mich damit beauftragt!
Präsident: Ja, aber mit dem Auftrag hing auch die Auflage zusammen, dass man mir die Beobachtungen mitteilt!
Wurm: Ja, hatte ich vor... sobald ich eine Lösung ausgearbeitet habe!
Präsident: Eine Lösung?
Wurm: Ja, eine Lösung. Dafür bin ich ja hier. Es gibt nichts, was man mit einer guten Intrige nicht wieder hinbekäme!
Präsident: Eine Intrige... meint er wirklich?
Wurm: Natürlich, was denn sonst. Eine gute, solide Intrige, die uns sämtliche Probleme auf einmal vom Hals schafft und bei der so gut wie garnichts mehr schiefgehen kann.
Präsident: So gut wie...?
Wurm: Naja, völlig ohne Risiko machts ja keinen Spaß.

So gehts natürlich auch: Intrigen kopieren und als eigene verkaufen. Merkt eh keiner.


Präsident: Aber... nur mal angenommen, das Ganze geht schief? Würden dann nicht hinterher alle tot in der Ecke liegen oder so?
Wurm: Ach Unsinn, das hier ist ja nicht Romeo und Julia.
Präsident: Nun, in dem Fall... aber Er glaubt, dass das funktionieren wird?
Wurm: Natürlich. Im Intrigenschmieden war ich der Beste in meinem Jahrgang.
Hofmarschall: Nun, ich hoffe es... Herr Fürst zeigte sich etwas... (zittert) ungehalten.
Präsident: Richten Sie ihm aus, es wird alles zu seiner Zufriedenheit ablaufen. Ich vertraue Wurm, was das angeht...
Hofmarschall: Das befürchte ich ja...
Präsident: Nun, Sie beeilen sich besser. Sie wollen doch Herrn Fürst nicht warten lassen, oder?
Hofmarschall (hektisch): Nein. Nein, natürlich nicht. Au reservoir, die Herren!

(Hofmarschall ab)
Siebte Szene

Luise, Ferdinand

Ferdinand: Luise!
Luise (langsam): Ja... anwesend.
Ferdinand: Oh Luise.. es ist alles gut... ich bin da!
Luise: Ach nein...?
Ferdinand: Wir beide... wir sind hier!
Luise: Das ist eine selten intelligente Schlussfolgerung...
Ferdinand: Luise... es ist überstanden!
Luise: Da wäre ich nicht so sicher...
Ferdinand: Luise...
Luise: Also versteh mich nicht falsch, es ist schön, dass du dir meinen Namen mittlerweile merken kannst, aber...
Ferdinand: Luise, was...
Luise (scharf): Ich wäre dir trotzdem dankbar, wenn dein nächster Satz nicht mit Luise anfangen würde!
Ferdinand: Aber... Luise!
Luise: Zumindest etwas... Ferdinand, ich glaube, wir müssen über ein paar Dinge reden.
Ferdinand: Reden?
Luise: Ja, reden. Sollte dir bekannt sein, das Konzept.
Ferdinand: Luise! Was sollte dich bedrücken? Es ist vorbei. Ich habe dich wieder, und wir werden...
Luise (scharf): Ich könnte dir sagen, was mich bedrückt, wenn du mal vorhättest, mich ausreden zu lassen! Aber das scheint ja in letzter Zeit keiner für nötig zu halten.
Ferdinand: Ich verstehe nicht...
Luise: Das wundert mich gar nicht. Seit ich dich kenne, scheint irgendwie jeder grundsätzlich sein Gehirn auf Standby zu schalten, bevor er mit mir redet! Sofern man sich dazu überhaupt die Mühe macht und nicht einfach so tut, als wäre ich überhaupt nicht da! Es ist gar nichts überstanden, Ferdinand! Es wird immer schlimmer und du bist dabei ehrlich gesagt keine wirkliche Hilfe, im Gegenteil.
Ferdinand: Luise...
Luise (laut): Wenn du nichts anderes zu sagen hast als meinen Namen, dann halt doch bitte einfach die Klappe!
Ferdinand: Was ist denn in letzter Zeit los mit dir?
Luise: Was mit mir los ist? Wenn du dich auch nur einen Funken dafür interessieren würdest, was ich denke, wüsstest du das vielleicht. Um ehrlich zu sein, Ferdinand... ich glaube nicht, dass das mit uns noch weiter funktioniert.
Ferdinand (schockiert): Was soll das heißen? Luise, wir sind füreinander bestimmt! Du gehörst zu mir Luise, und daran wird sich nichts ändern!
Luise: Oh doch, ich glaube schon! Dein obsessives Verhalten ist erstens ziemlich gruselig und zweitens total albern. Wir sind seit zwei Wochen zusammen, verdammt! Und in diesen zwei Wochen hast du dich ehrlich gesagt die meiste Zeit aufgeführt wie der letzte Arsch.
Ferdinand: Luise, ich kann nicht glaube, was du da sagst! Ich liebe dich! Ich wusste es vom ersten Moment an, als ich dich gesehen habe! Ich wusste, diese Frau wird mein Leben verändern! Ich wusste, dass ich mit dir glücklich werden würde!
Luise: Wenn ich mit dir ins Bett steige, hörst du dann auf, mich vollzusülzen?
Ferdinand (Erst überrascht, dann grinsend): Hmm... also... das wäre auch eine Möglichkeit.
Luise: Tja, Pech gehabt, vergiss es. Aber interessant zu wissen, wie ernst du das wirklich nimmst.

So schnell wird der Frauenschwarm zum Beleidigten Leberhorst.


Ferdinand (irritiert): Was? Wieso... (wütend) Du willst mich doch verarschen!
Luise (heftig): Bitte? DU hast MICH verarscht, Ferdinand von Walter! Die ganze Zeit über! (sarkastisch) Respekt, dass du diesen Schnulzenkram so lange durchgehalten hast, nur um mich flachlegen zu können. Hätte fast funktioniert... wobei, nein, eigentlich nicht.
Ferdinand: Leck mich doch, du Schlampe!
Luise: Könnte dir so passen!
Ferdinand: Halts Maul, du Hure! Wir sind fertig miteinander!
Luise: Schön, dass du wenigstens das kapierst!
Ferdinand: Man ey, so eine Scheiße... Ich bin weg hier, du Schlampe! Such dir nen anderen Blöden!
Luise: Nein danke, hab von Blöden erstmal die Nase voll.

(Ferdinand ab)

Luise: Oh man... was sagt man dazu, mein Vater hatte zufällig mal Recht.

Achte Szene

Büro des Präsidenten; Präsident, Wurm, Hofmarschall

Präsident: Nun?
Wurm: Alles fertig, Mr. President! Hat zwar die ganze Nacht gedauert, aber sie ist gut geworden. Idiotensicher... Wenn die Idioten sich nicht zu dumm anstellen.
Präsident: Ich dachte, Intrigen sollten gar nicht idiotensicher sein?
Wurm (mit Seitenblick auf Hofmarschall): Ach, man weiß ja nie...
Präsident: Nun, aber ist die Intrige auch gut?
Wurm (gespielt beleidigt): Gut? Sie ist perfekt, Mr. President! Ein Feuerwerk der Gefühle! (theatralisch) Liebe, Leid, vor allem Leid, wenn mans genau nimmt, Hass, Gier, Rache, Schmerz, verschimmelte Lasagne...
Präsident: Äh, wie bitte?
Wurm: Die Stelle ist genial, warten Sie nur ab! Adel und Bürgertum, Macht und Geld, vergiftete Limonade...
Präsident: Vergiftete Limonade? Ist das nicht etwas stereotyp?
Wurm (säuerlich): Das nennt man Hommage!
Hofmarschall: Sie meinen Hommer-schee?
Wurm: Verzeihung, natürlich. Victor Hugo se retournerait dans sa tombe s'il pouvait vous entendre. (mürrisch zu Präsident) Können wir jetzt anfangen?
Präsident: Ja, mein Herr Sohn sollte gleich hier sein.

(Ferdinand auf)

Ferdinand (mürrisch): Was gibts?
Präsident: Ah, Ferdinand! Wir wollten uns mit dir über einige Dinge unterhalten.
Ferdinand: Nicht schon wieder!
Präsident: Oh doch! Das letzte Wort zu deiner Beziehung ist noch nicht gesprochen!
Ferdinand: Meine Beziehung ist vorbei. Kann ich jetzt gehen?
Präsident: Äh... warte, was?
Ferdinand: Wenn ichs doch sage? Hab rausgefunden, dass Luise ne frigide Schlampe ist.
Präsident: Äh... ja aber... vorbei? Einfach so? Was ist denn mit dem ganzen Kram, den du mir erzählt hast? Dass ihr füreinander bestimmt seid und das mit der Liebe und alles?
Ferdinand: Ja... keine Ahnung. Is' vorbei, denk ich.
Präsident: Oh... okay. Tja, das kommt jetzt... überraschend.
Wurm: Äh... Moment mal, was ist jetzt mit meiner Intrige?
Präsident: Naja, wie's aussieht, wird die nicht mehr benötigt.
Wurm: Was heißt hier wird nicht mehr benötigt?!
Präsident: Na, wie Er sieht, haben sich die Dinge zum Guten gewandt. Wir brauchen keine Intrige mehr. Er kann gehen, Wurm...
Wurm (heftig): Bitte?! Ich glaub es hackt! Ich schlage mir die ganze verdammte Nacht um die Ohren um so eine beschissene Intrige zu fabrizieren und jetzt will sie keiner? Scheiße, Intrigen wachsen verdammt noch mal nicht auf Bäumen!
Hofmarschall: Also wirklich, etwas mehr Vernissage, wenn ich bitten darf!
Präsident: Wurm, achte Er gefälligst auf seinen Tonfall!
Wurm (laut): Dein beschissenes Er kannst du dir auch mal sonstwo hinschieben! Mir stehts verdammt noch mal bis hier, den Pausenclown für irgendeinen korrupten Bankenschnösel zu spielen, der meine Arbeit nicht mal zu schätzen weiß!
Präsident: Wurm, es ist völlig unangebracht...
Wurm (schreit): Nein jetzt hältst du die Schnauze!
Präsident: (schaut erschrocken auf)
Wurm: Ich habe alles aufgegeben, um hier zu arbeiten! Meine Familie, meine Freunde, meine Selbstachtung, alles aufgegeben! Und was kriege ich dafür? Nen monatlichen feuchten Händedruck von einem Boss, dessen Ego der Größe nach zu urteilen Stammgast bei McDonalds ist! Und alles was ich tue, ist den ganzen Tag kriechen, kriechen, kriechen, in einem Arsch, der so voller Kohle ist, dass ich eigentlich gar keinen Platz mehr drin habe, aber trotzdem muss immer noch mehr rein!
Präsident, Ferdinand und Hofmarschall: (starren ihn mit offenem Mund an)
Wurm: Mir reichts, endgültig. Such dir irgendeinen anderen Idioten, Walter! Ich kündige!
Präsident (kühl): Schön, Herr Pöpendieck, ganz, wie Sie wollen. Aber bedenken Sie eins...

(Wurm ab; Tür knallt)

Präsident (nach einer Weile): Nun, was solls... nicht jeder kennt die Bedeutung von Loyalität.
Hofmarschall: Tête-à-tête, Herr Präsident. Wahr gesprochen.
Präsident: Nun, Ferdinand... was deine Ehe mit Miss Milford angeht...
Ferdinand: Nein.

(Ferdinand ab)

Präsident (nervös): Oh, ja nun... in diesem Fall sollten Sie Herrn Fürst mitteilen, dass...
Hofmarschall (hastig): Ich werde dem gar nichts mehr sagen! Im Interesse meiner Gesundheit werde ich jetzt erstmal einen langen Urlaub weit entfernt von Bankgeschäften und vor allem Herrn Fürst einlegen.
Präsident (mit Anflug von Verzweiflung): Aber... Sie müssen doch... ich meine, Sie können doch jetzt nicht...
Hofmarschall (eilig): Beaujolais, Herr Präsident!

(Hofmarschall ab)

Präsident: Scheiße.

(Vorhang senkt sich)

Epilog

Erste Szene
Supermarkt; Wurm an der Kasse mit Kunde

Kunde: Aber letzte Woche hat der Champagner doch noch 1,99€ gekostet!
Wurm: ja, aber der war runtergesetzt, weil er schon abgelaufen war.
Kunde: Igitt!
Wurm: Kann ich nicht ändern. Kaufen Sie den Dreck oder lassen Sie's.
Kunde: Unverschämtheit, ich werde mich beschweren!
Wurm: Ja, Sie mich auch.

Verliebt zu sein bedarf es wenig, denn wer Single ist, ist König.
(Kunde ab; Luise auf)

Luise (überrascht): Wie jetzt... du hier?
Wurm: Jaja, ich weiß... Was für eine Wendung!
Luise: Aber wieso gerade hier?
Wurm: Na weil ich hier zu niemandem nett sein muss, natürlich!
Luise: Oh, okay... (nach einer Weile) Ist ja schon irgendwie merkwürdig, was letzte Woche passiert ist...
Wurm: Wieso?
Luise: Naja... irgendwie hätte man doch erwartet, dass da noch mehr kommt.
Wurm: Tja. So ist das manchmal im Leben.
Luise (nachdenklich): Ja, schon. Aber trotzdem...
Wurm: Da, wo man manchmal einen Sommernachtstraum erwartet, hat man am Ende doch nur viel Lärm um Nichts.
Luise (säuerlich): Ich hau dich gleich!

Zweite Szene

Präsident im Büro; Herr Fürst auf

Präsident (aus Halbschlaf hochschreckend): Hm, was... oh Sie sind es, Herr Fürst! (hastig und nervös) Wie laufen die Geschäfte so? Oh, was den Deal mit der Royal Bank of England angeht, tja, das lief nun etwas ungünstig, nicht wahr, aber ich versichere Ihnen, ich... also das wird alles... argh (würgt und greift sich an die Kehle) Ich... Herr Fürst bitte ich... argh... (sinkt langsam zu Boden und bleibt regungslos liegen)
Fürst: Sie haben sich zum letzten Mal als Versager erwiesen.

(Herr Fürst ab; Vorhang senkt sich)
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