Diverses:Im Club oder wie der deutsche HipHop zu einer Allegorie für Sozialdarwinismus werden konnte

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Im bekannten „Club“, den alle deutschen Rapper noch regelmäßiger zu frequentieren scheinen als deine Mutter, befindet sich ja bekanntlich ein buntes Potpourri an verschiedensten Dingen auf einer parabolischen Fortbewegungsbahn durch den Äther.

Da Fliegen Sachen durch die Luft wie Flaschen (die schmeißt dieser Gordon), Reisepässe in Zeitlupe (die schmeißt der Kaß) und ein ganzer Typ von der Marke Schmock, der irgendwann einmal schlecht getanzt haben muss (den schmeißt der Kollegah). Direkt dahinter folgen allerlei verbale Schwergewichte, von kleinen Kränkungen mit der Wirkung einer Erbsenpistole bis hin zu ganzen Disstracks vom Kaliber eines Krupp M-Geschützes. Meistens bleibt nur Weckducken, da vor allem in letzterem Fall selten ein groß genuges Stück französischen Stahlbetons zur Hand ist, wenn sich wieder einmal ein „Ich ficke ein beliebiges Mitglied deiner Familie“ im Anflug befindet. Wer das nun wahrhaft nicht beleidigend findet, dem sei gesagt, dass man die unwesentlicheren Beleidigungen meistens ohnehin nicht versteht, da sie gewöhnlich in der Vatersprache des jeweiligen Bastardrappers verfasst sind - sehr zur Belustigung seiner Landsleute, welche dann die Meinung teilen, man wäre hart zerstört worden, wobei man selbst die Beleidigung gar nicht verstanden hat während entsprechende, nun schnarrend lachende Azzlacks vermutlich schon nach dem ersten Absatz diese Textes vor der glorreichen deutschen Sprache kapituliert haben (bedingungslos).

Wenn man sich dann in seine eigene intelektuelle Überlegenheit geflüchtet hat, hat man meistens das Pech, von irgendetwas am Hinterkopf getroffen zu werden, sei es ein achtlos beiseite geworfenes Dosenbier, ein vom Druck eines geplatzten Plattenvertrags auf Fluggeschwindigkeit beschleunigtes Ego oder ein Stück Rindfleisch. Ducken, Kopf unten halten und versuchen weiter zu atmen lautet die Devise, selbst wenn man an den hohen prozentualen Anteil von Tetrahydrocannabinolpartikeln in der Luft nicht gewohnt sein sollte. Spätestens hier wird dem achtlosen Besucher auf eine überemphatische Weise die Frage herangetragen, was man denn hier zu suchen habe, denn erstens käme keiner dem mit der Patina lang vergangenen East-Coast Hip-Hops verkrusteten Boden freiwillig so nahe und zweiten sieht man nicht so aus als würde man hier her gehören, man habe ja mit Hip-Hop nichts zu tun. Nun kann man sich tatsächlich noch die Mühe machen und unter der Totalmobilmachung seiner gesamten Geistesgegenwärtigkeit eine eloquente, schlagkräftige Antwort formulieren. Oder man lässt es einfach bleiben und schweigt, denn ohnehin ist in beiden Fällen die Antwort eine kräftige Auswärtsbewegung des Armes des Fragenden, mit Zielsetzung auf die Mandibula der anderen, gerade noch verzweifelt nach einem rationalen Zusammenhang suchenden Person. Die folgende Clubschlägerei, die sich in ihrem Ablauf immer am Muster des Ersten Weltkriegs orientiert (eine Diskussion darüber wer angefangen hat, woraufhin doch alle Mitmachen, der eigentliche Grund völlig vergessen wird, es um niedere Motive wie Geld, Macht, Gier und vor allem Aufmerksamkeit geht und am Ende meistens wieder irgendwer alleine dran schuld ist), wird vom Rand der Bar aus von Nischenrappern beobachtet welche nach eigener Aussage den ganzen Abend über nichts anderes tun, als „Kunst zu machen“ und damit auch die Berechtigung haben, weiterhin Abfall und Ähnliches in die wütende Masse zu schleudern und sie so noch weiter aufzureizen.

Meistens gilt dies dann als Satire, Ironie und oder anders Stilmittel welches der Offenlegung inzwischen untragbar gewordener, gesellschaftlicher Zustände dient, ist in Wahrheit aber nichts anderes als der verzweifelte Ruf nach Geltung von Personen die sich 1. einreden selbst zu intellektuell zu sein, um bei einer solchen Schlägerei mitzumachen, dies 2. tun weil sie in Wahrheit selbst mal eine Solche gerne gewinnen würden, es 3. aber nicht können da sie dazu physisch gar nicht in der Lage sind und sie 4. von denen in der Mitte ohnehin keiner mitmachen lassen würde. Auch ein Kanake hat seinen Stolz. Daher begnügt sich die Avantgarde des deutschen Hip-Hop weiterhin ihres gewohnten Mittels, der Arroganz, welche sie vom Elfenbeinturm der unverständlichen Texte herab aus sicherer Entfernung in die wütende Menge schießt ohne sich so bloßstellen zu müssen. Bonuspunkte für außergewöhnliche Hinterfotzigkeit.

Diese Agitation durch Dritte geht solange gut bis jemand ernsthaft verletzt wird (man wollte ja nur mal was Konstruktives zum Game beitragen!), wodurch das lokale Ordnungsamt mal wieder auf den Club aufmerksam wird (Der Sicherheitsdienst macht längst mit bei dem ganzen Clusterfuck). Hier beginnt jetzt der wahrhaft interessante, schematische Ablauf, bei dem sich die Nachbarn einschalten und sich mal wieder beschweren, die Musik sei zu laut, die Gewalt greife um sich und überhaupt seien die doch alle kriminell (Und nein, man verkauft Nachts keine Drogen an die Besucher dieses „Etablissements“, den Lambo hat man sich komplett mit ehrlicher Arbeit finanziert und die Frau mit osteuropäischem Akzent kniet aus purer Liebe auf dem Glastisch. Könnten sie jetzt bitte meine Wohnung verlassen oder ich sehe mich gezwungen meinen Anwalt einzuschalten!). Während nun der Zugang zum Vorplatz des Clubs gesperrt und mehrere Razzien auf einmal durchgeführt werden, sammelt sich draußen eine in großer Erregung befindliche Menge an, welche sich zusammensetzt aus gemeinem Pöbel, Vertretern der Hochkultur, Politikern sowie Frau Knobloch, die immer noch Antisemitismus! schreit. Im Einsatzleitungswagen streiten sich derweil die Führungspersonen von Bundeskriminal- und Veterinäramt darum, wer denn jetzt genau den Club für das Auffinden von schimmeligem Kokain in der Snackbar auf unbestimmte Zeit schließen darf während die Sondereinsatzkräfte inzwischen als aktive Mitglieder in der Schlägerei vollintegriert sind. Ein paar der ganz gefährlichen Teilnehmer haben sich nach dem Verteilen von besonders fiesen Schlägen in den unteren Gürtelbereich (und nach dem Auffinden ihres Kokains) bereits vom Ort des Geschehens entfernt und werden von der Polizei unter Zuhilfenahme eines sogenannten Haftbefehls gesucht. Die Situation eskaliert weiter, da Frau Knobloch mittlerweile Gehör findet und sich mehrere Integrationsbehörden sowie die höchste Ebene der Bundespolitik eingeschaltet haben und noch unqualifiziertere Kommentare abgeben als Künstler und Nischenrapper, um sich selbst als „Hüter der abendländischen Kulturtradition“ zu inszeniern, im September ist schließlich Wahl. Bonuspunkt für noch außergewöhnlichere Hinterfotzigkeit.

Der unbeteiligte, unbedarfte Besucher hat in diesem Moment die einmalige Möglichkeit zu entkommen, da inzwischen alle zu sehr damit beschäftigt sind sich gegenseitig die Fresse, die Lambos und die die primären Geschlechtsmerkmale zu polieren um noch auf die seit Beginn der Schlägerei in Schutzstellung am Boden kauernde Person zu achten. Sollte es gelingen sich durch erdnahe Fortbewegungsmethoden aus dem größten Clusterfuck der deutschen Geschichte seit der Schlacht an der Marne zu befreien, kann man von Glück reden, physisch unbeschadet davongekommen zu sein. Hat man Pech wird einer der in die inzwischen zu einer Mischung aus Tjost und BDSM-Gangbang mutierten Schlägerei Verwickelten auf den Fliehenden aufmerksam und fügt ihm ernsthafte Verletzungen zu, woraufhin er sich auf Notwehr beruft um dann in zweiter Instanz einer Ausgleichszahlung an wohltätige Organisationen zuzustimmen.

Auf dem Zahnfleisch kriecht man nun zur niedergetrampelten Absperrung, und bleibt dort blutüberströmt liegen, woraufhin die versammelten, untätig beobachtenden Ordnungskräfte erst einmal ein Foto machen, dann aber wieder dazu übergehen die weitaus größere Attraktion im Hintergrund zu bewundern.

Hier letztendlich bleibt ihnen als einzige Möglichkeit die Ultima Ratio: Schließen sie traumatisiert ihren Browser, legen sie sich in Embryonalstellung auf ihr Bett und weinen sie so lange leise vor sich hin, bis sie den festen Entschluss gefasst haben, von jetzt an nur noch Andrea Berg zu hören.

Willkommen im Game,

Ein besorgter Hörer.


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