1 x 1 Bronzeauszeichnung von Mixtli

Diverses:Heldenbetrachtung

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Meine Helden

I

Beschissene Tage beginnen meistens damit, dass man das Haus ohne Regenschirm verlässt und komplett durchnässt an seinem Ziel ankommt. Besonders beschissene Tage beginnen damit, dass man den Regenschirm zwar dabei hat, an der zweiten Straßenecke jedoch hilflos mit ansehen muss, wie neben einem ein Autofahrer direkt durch eine Pfütze fährt und man dann komplett durchnässt und schmutzig an seinem Ziel ankommt. Wenn nach zwanzig Minuten die Verabredung dann endlich einem die Tür aufmacht, nachdem man vorher 26 Mal bei ihr geklingelt, 12 Mal angerufen und drei Vermisstenanzeigen aufgegeben hat - und wenn diese Verabredung dann einem mit einem "Ich stand bis eben unter der Dusche, tut mir Leid. Sag mal, regnet's?" die Tür aufmacht - dann, ja dann kann man Selbstmörder verstehen. Eigentlich müsste ich in solchen Momenten vor Wut Teller gegen Wände werfen, auf den Boden stampfen, laut rumschreien, mein Spiegelbild beleidigen, kreischen, weinen und zetern, doch das mache ich nicht. Nein, ich gehe stattdessen in die Küche und setze mir einen Gute Laune-Kräutertee 50g von Sonnentor für nur € 3,89 auf. Anschließend setze ich mich in den MOIZI 31-Entspannungssessel meiner Bekannten, der mich per Knopfdruck in meine persönliche Wohlfühl-Position bringt und massiere meine Stirn mit einem ergonomischen Anti Stress-Ball von Giffits.

Ich habe für jede Situation die passende Sorte Tee dabei. Zum Beispiel den süßlichen "Hört auf mir alle auf die Nerven zu gehen"-Tee. Diese Teesorten sind an manchen Tagen meine ganz persönlichen Helden.

II

Der Morgen nach einer langen Nacht beginnt meist damit, dass er eigentlich schon Nachmittag ist. Meist folgt darauf direkt ein Gespräch mit meinem Kumpel, in dem ich mich erkundige, wie es ab vier Uhr noch so war, weil ich spätestens um halb fünf immer zu Hause sein muss und daher die ausklingenden Momente der Nacht nicht mehr mitbekomme. Wenn nichts mehr los war, bekomme ich zu hören, dass sich gegen fünf Uhr das Disch-Disch der Musik wohl einen Halbton nach oben verschoben haben könnte, so ganz sicher war man sich da aber nicht und nach einem weiteren Jägermeister klang eh wieder alles wie vorher. Wenn allerdings was passiert ist, dann kündigt mein Kumpel das ausschweifend an, um dann nichtssagend für zwanzig Minuten zu verschwinden und mich mit meinen Gedanken alleine vor dem PC lässt. Während ich also seine komplette Facebook-Freundesliste nach Mädchen, die ich noch nicht kenne, durchforste, kommt er dann wieder und beginnt restalkoholisiert zu erzählen. "Ja, Dings hat beinahe mit der einen da rumgemacht." - "Mit wem?" - "Ja, die Blonde, kenne den Namen nicht, warte ich guck kurz bei Facebook." - "Ich hab ganz zufällig gerade gesehen, dass du jetzt mit der aus deren Klasse da befreundet bist, die vielleicht?" - "Name?" - "Ich dachte du kennst den Namen nicht?" - "Ja, dann schick halt ihr Profil.. ja, genau die" - "Ok, wieso nur fast?" - "Er meinte ich soll aufpassen, dass er keinen Scheiß macht, das hätte er am Ende bereut." - "Naja, schlecht sieht sie nicht aus." - "Mhm, sie ist 'ne 6." - "Joa." - "Vielleicht auch 'ne 5.5." - "Okay, gut, aber jetzt nicht wo man sich denkt boaaaaah neeeee, wie hässlich, und damit habe ich gestern? also wirklich, boooaaah.., sondern eher so ok, ich war betrunken." - "Außerdem hat sie 'nen Freund."
Und ich weiß nicht wieso, aber in solchen Momenten ist dieser eine Kumpel dann mein persönlicher Held an einem eigentlich verkaterten Morgen.. äh Nachmittag.

III

Versuche um drei Uhr nachts meine Haustür aufzuschließen beginnen meistens damit, dass ich in meiner Jackentasche einen Fünf-Euro-Schein finde und mich darüber drei Minuten lang freue, um dann sieben weitere Taschen durchzuwühlen und in der achten, letzten Tasche meinen Schlüssel zu finden. Meist folgt daraufhin der Versuch die Tür aufzuschließen, manchmal aber auch nicht. Während ich versuche das Schlüsselloch zu treffen, rufe ich mir ins Gedächtnis besser leise zu sein, um niemanden aufzuwecken und dann bei endlich offener Tür den Schlüssel scheppernd auf den Boden fallen zu lassen. Ich bewege mich meist zielgerichtet über drei Treppen in Richtung meines Zimmers und lege dort meine Jacke, meine Schuhe und meine Begleitung ab, um erst mal im Badezimmer den Wasserhahn halb leer zu trinken und mich anschließend auf der Toilette niederzulassen. Das Klopapier ist alle, alter, wenn ich dich kriege Charmin-Bär!! Ich schaffe es meinen Arm in Richtung Hosentasche zu dirigieren und meinen Bruder anzurufen, der eine Etage weiter unten schläft. "Wie immer?" - "Wie immer.". Und schon kommt er hoch, um mir neues zu bringen. Das passiert natürlich nicht andauernd, aber wenn es mal passiert, ist er in diesem Moment mein ganz persönlicher Held.

Fazit

Sportler, Schauspieler, Musiker oder Videospielcharaktere hätten eigentlich meine Helden sein sollen. Ich müsste mit leuchtenden Augen einem Star im Fernsehen zusehen und sagen "So, so wie der, will ich auch mal sein". So war es nicht.

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