Diverses:Ein Tag im Leben des Otto F.
Ein ganz normaler Tag im Leben des Sondelgängers Otto. F., alias Schnüffler.
Am Morgen
Es scheint ein ganz normaler Oktobertag für Otto F. zu werden, jedenfalls zu dieser frühen Stunde. Der Frühstückstisch schön dekoriert, erst vor kurzem fand Otto F. in einer geheimen, nächtlichen Suchaktion Zinnfiguren im Wald, die jetzt schön aufgereiht die Schlacht von Waterloo auf dem Küchentisch Revue passieren lassen. Otto als alter Sammler liebt diese Idylle, zwischen Kaffee, Marmeladensemmel und leeren Bierflaschen kann er notfalls ins Kampfgeschehen der Waterloojaner eingreifen.
Regen - scheiß Tag - was mache ich heute?
Viel Zeit zum überlegen bleibt Otto F. nicht, es klopft an die Tür. Draußen steht Opa. Horch zu mein Junge, damals vor Kriegsende '44, habe ich alles im Vorgarten vergraben, da mußt du mal suchen, da lohnt es sich. Otto F. bekommt feuchte Hände, da ist es wieder das kribbeln das einen Totengräber überfällt wenn er von verborgenen Schätzen erfährt. Jetzt kommt sein Baby zum Einsatz, eine nagelneue Spule der Marke "Suchdichblöd 3000". Vorsichtig streift Otto F. die fein gummierten und bläulich glänzenden Abwaschhandschuhe über, Arbeitsschutz geht ihm über alles. Liebevoll streicht er über das Tastenfeld seines Suchdichblöd 3000, ist die Batterie geladen? Ja, der Besen ist einsatzbereit. Jetzt zum Vorgarten, Oma und Opa haben schon mal einen Claim abgesteckt. „Hier ist es!“ jubelt der Alte, und Oma nickt dazu. Otto F. fängt sofort an, sucht und findet. Als erste Rostklumpen verlassen Reste eines alten Karabiners die Grube, Töpfe und Gasmaskenbehälter folgen. Einen Säbel, drei Helme und vier Musketenkugeln verlassen ebenfalls das Loch. Doch was ist das, ein schweres Rohr aus Eisen, Otto ist kurz vor der Ejakulation, das ist doch... Genau, es ist der Rest der dicken Berta. Die stand damals, zur Abwehr, in Opas Vorgarten. Opa hatte feuchte Augen und einen aus dem Dreck befreiten Orden ans Hemd befestigt, Oma zog sich wie in Trance eine Gasmaske über und röchelte kaum verständlich „früher war alles besser“.
Was für ein Tag
Otto F, alias Schnüffler bekam ein Dauerständer, jetzt aber sofort zum Computer, die anderen Suchsüchtigen warten schon und der Oberindianer dieser Sondel-Such und Trödeltruppe wollte ja auch noch die gefundenen Schätze Senfmäßig beurteilen. Nun noch das Passwort ... und drin. Suchhengst 4 hat die Büchse der Pandora ausgegraben, traut sich aber nicht, sie zu öffnen. Waldhero hat den Henkel eines Nachttopfes gefunden, der Oberindianer hat bereits sein Wissen kundgetan: der Henkel ist von 1730 bis 1780 und stammt von einem Kotbehälter, Besitzer war Kunigunde zu Reitstein. Ja da kam Ehrfurcht auf, der wusste einfach alles. Waldhero sollte unbedingt den Rest des Topfes ausbuddeln, es kam schon vor das aus den Fäkalreste verwertbare DNA gewonnen werden konnte, Otto F. verstand nur Bahnhof. Sollte da ein Klonen möglich sein? Na dann, grüß Gott Frau Kunigunde zu Reitstein. Langsam streifte sein Blick über die im Raum stehenden Fundvitrinen. Jeder Fund eine Geschichte. Erst neulich, des Nächtens im Wald: er ganz allein mit seinem Suchdichblöd 3000, und dann, an einem Baum die Reste eines Fahrrades, vorn am Rahmen noch ein goldfarbenes Schildchen - NSU, toll. Die Rahmennummer brachte es ans Tageslicht, der Chefguru der Trödeltruppe gab bekannt: berittene Gebirgsmarine zu Rad, etwa so um 1944-45 und die eingeprägte Nummer gab den Namen des radelnden Matrosen frei: Wilhelm Sack. Otto war beeindruckt und fingerte nervös am Glied. Auch der Imaginäre Oberförster war immer bei seinen Schrottsuchaktionen dabei. Freundliche Bauern und Bäuerinnen, Polizei und die Denkmalschützer, alles Feinde die im Auge behalten werden mussten. Otto F. alias Schnüffler, ein Kerl wie eine Eiche, ein Sammler seines Herrn, jeder Rostklumpen bescherte ihm einen innerlichen Parteitag und ein herrliches Glücksgefühl in der Leistengegend.
Ja Sondelgänger müsste man sein, dachte ich, aber reicht da mein IQ? Ich frag mal den Guru.
