1 x 1 Silberauszeichnung von Hirsy

Diverses:Der Albtraum eines jeden Mannes oder: Sätze, die man nicht zu seinen Kindern sagen sollte

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Hallo, mein Name ist Leonardo und dies ist meine Geschichte. Aber um den eigentlichen Teil zu verstehen, muss man erst einmal die Vorgeschichte kennen. Nein, tut mir leid, da führt jetzt echt kein Weg dran vorbei.

Kennen sie diese Situation: Sie sind gestresst von der Arbeit und stehen anschließend zwei Stunden im Stau. Und während dieser, selbst so schon nervtötenden Situation ist im Auto die Klimaanlage ausgefallen. Selbst mehrere Wiederbelebungsversuche, die so aussahen, dass sie wild auf den Knopf drückten, brachten keine nennenswerte Verbesserung. Bei dem Versuch, das Fenster zu öffnen, um frischen Sauerstoff in die Lungen zu bekommen, bekommen sie stattdessen fast eine Rauchvergiftung, da die Motoren der anderen Autos immer noch auf Hochtouren laufen. So wird es immer heißer in dem Fahrzeug, da die Fenster notgedrungen geschlossen sind. Da sie nicht, geschweige denn in nächster Zeit, in stationäre Behandlung gelangen möchten, bleiben diese auch fürs erste zu.

Mein Wagen, aber leider ist die hübsche junge Dame nicht meine Ehefrau. Nichtsdestotrotz kenne ich sie ganz gut.

Die Zeit vergeht, aber nur langsam, zu langsam für den eigenen Geschmack. Während der aufreibende Wartezeit versuchen sie, den eigenen Puls zu zählen. Irgendwann zwischen 4000 und 4500 geben sie entnervt auf. Doch dann lichtet sich der Stau, und Hoffnung keimt im Inneren auf, Hoffnung, noch vor dem Champions League Spiel zu Hause zu sein. Und bekanntlich stirbt diese ja zuletzt und so rasen sie nach Hause. Das schlechte Gefühl ignorierend beschleunigen sie auf mindestens Mach 3. Und erst als sie Blaulichter im Rückspiegel sehen, wissen sie, dass die hauseigene Alarmsirene nicht ohne Grund existiert. Mittlerweile fällt ihnen ein, dass das Ganze eine bescheuerte Idee war. Notgedrungen fahren sie rechts ran und kämpfen mit dem unguten Gefühl in ihrem Inneren, dass aber so langsam übermächtig wird.

Dieses Gefühl macht so langsam der Angst Platz, das in dem Klopfen des Schlagstockes an der Fensterscheibe gipfelt. Langsam lassen sie die Scheibe hinunter. Während dieser so scheinbar endlos vergehenden Sekunden bereiten sie sich auf das Schlimmste vor und so trifft sie das grimmige Gesicht des Polizisten nicht so schwer, wie es vielleicht sollte. "Wissen sie eigentlich, dass ihr rechtes Rücklicht kaputt ist", hört man. Scheiße, das war aber knapp, schießt es ihnen durch den Kopf, während der Verstand nach einer Lösung sucht, wieso der Polizist nicht die rasante und illegale Fahrt angesprochen hat. Doch dann fällt einem auf, dass der Polizist noch seine Lesebrille auf hat, er würde wahrscheinlich nicht einmal einen Bankräuber mit übergezogener Sturmhaube erkennen, wenn dieser in Spuckweite vor ihm stehen würde.

So kommen sie mit einer freundlichen Warnung und einem Grinsen im Gesicht davon und rasen unverbesserlich weiter, immer noch die Hoffnung festhaltend, das Spiel nicht zu verpassen. Endlich erreichen sie das Ortsschild und drücken mit verzweifelter Stimmung das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Trotz einer Verletztungschance von über 63% erreichen sie heil das Ortsschild und parken mit einem gekonntem Drift den Wagen in die Parklücke ein. Sie reißen die Autotür auf und legen einen sensationellen Sprint zur Haustür hin. Bange 30 Sekunden des Hosentaschenkramens fällt ihnen wieder ein, dass sich der Haustürschlüssel im Hausinneren befindet, ein ziemlich ungünstige Position, wie sie finden. Schon haben sie gefühlt 87 Flüche auf den Lippen, von denen mindestens die Hälfte nicht einmal annähernd jugendfrei ist und daher hier nicht einmal in zensierter Form stehen sollte. Die Verzweiflung macht sich breit und sie spielen mit dem Gedanken, ein Fenster ein zu werfen, um sich endlich in den Sessel zu schmeißen. Doch kurz bevor sie den Stein werfen, fällt ihnen ein, dass sich noch Weib und Kind im Haus befinden. So eilen sie zur Klingel und drücken diese entschlossen eine gefühlte Ewigkeit, bevor endlich die Tür aufgeht und die verdutzte Frau im Türrahmen steht.

"Hallo Schatz, na, wie war die..." Weiter kommt sie nicht, denn sie sind schon an ihr vorbei geeilt, nicht ohne ihr zuvor das Richtige Maß an Zuwendung zu zukommen zu lassen, d.h. ein flüchtiger Kuss auf die Wange. Schon sind sie im Wohnzimmer angelangt und schauen unsicher auf die Uhr. Erfreut stellen sie fest, dass noch 28 Sekunden bis zum Spiel verbleiben. Allerdings sehen sie auch, dass der Sohn das Sofa blockiert und seine Lieblingsserie schaut.

Soo, um noch mal Spannung auf zu bauen und um noch mal auf die anfangs gestellte Frage zurück zukommen: Nein, noch nie erlebt? Tja, ich allerdings und zwar letzten Dienstag. Weiter in der Handlung:

In dieser Situation befand ich mich nun. Ratlos, was ich nun machen sollte, ging ich meine Optionen durch. Meine väterlich Autorität auszuspielen erschien mir logisch, allerdings war diese schon vor langer Zeit in einem staubigen Hinterhof begraben worden. Ein Ringkampf mit meinem Sohn um die Fernbedienungmachte keinen Sinn, ebenso wenig wie eine Herausforderung um ein Duell auf Leben und Tod. So begnügte ich mich damit, freundlich zu fragen. Daraufhin antwortete mein Sohn:"Nöö, ich will das aber sehen!" Das war dieser Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. All die ganze Anstrengung, all das Risiko, einen grausamen Unfalltod zu sterben oder den Lappen für mindestens drei Monate zu verlieren, all das sollte umsonst gewesen sein?

Unfähig, den Gedanken zu ertragen, das alles an meinem kleinen Sohn scheitern sollte, gingen mir ein paar fiese Sachen durch den Kopf, die man wirklich niemals zu seinem Kind sagen sollte, wie etwa:"Weißt du, den Weihnachtsmann gibt es eigentlich gar nicht!" Mein Problem war in diesem Moment, dass ich es zu ihm sagte. Und das Ergebnis übertraf alle meine Erwartungen: Er rannte weinend aus dem Zimmer und ließ die Fernbedienung unbewacht zurück! Ich fragte mich im ersten Moment, wie die Nicht-Existenz eines Mannes mit rotem Anzug und Rentierschlitten einen so schocken kann. Doch dann musste ich feststellen, dass diese Erkenntnis seine komplette Weltanschauung zu nichte gemacht haben muss. So saß ich dann im Sessel und schaute Fußball, während sich so langsam im Hinterkopf mein Gewissen meldete:

"Sag mal, so kannst du doch nicht mit deinem Sohn rumspringen!"
"Hää?"
"Ja hey, ich bin dein schlechtes Gewissen, Großer."
"Hey, lange nicht mehr von dir gehört. Wie geht es Frau und Kind?"
"Haha, sehr witzig, du weißt genau wie ich, dass ich nur eine Einbildung deines Verstandes bin. Und jetzt denk doch mal nach: Hast du wirklich kein Mitleid mit dem Kleinen?
"Na ja, er ist ja mein Sohn. Und ich liebe ihn. Aber es ist Fußball!"
"Puuh, was soll denn daran so spannend sein, 22 verschwitzte Typen zu sehen, die sich um einen Ball kloppen. Seufz!"
"Hör mal gut zu, gutes Gewissen. Sollen wir jetzt eine philosophische Diskussion über verschiedene ethische und moralische Themen halten oder kehren wir wieder zu unserem Thema zurück?"
"Ja, das stimmt. Schau mal, du warst doch in letzter Zeit nicht gerade nett zu deinem Sohn."
"Hää? War ich nicht das Inbild in Vaterliebe?"
"Ich zitiere: "Keine Sorge, du bist nicht adoptiert. Schau dich doch einmal an: Wer will dich denn schon adoptieren?" Muss ich noch mehr sagen?"
"Ok, das war vielleicht ein kleiner Ausrutscher. Aber immerhin habe ich nicht irgendwann mal zu ihm gesagt: "Jetzt gehen wir uns von deinem Ersparten den Bauch vollschlagen, Schatzi!"
"Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass ihr es gemacht habt."
"Stimmt auch schon wieder."
"Und auch wenn der Ausruf "Ok, wenn ich mir ihn jetzt so anschaue, hätt´ ich es doch lieber mit Kondom gemacht" nach der Geburt deines Kindes nicht gerade 1A war, du kannst immer noch zum rechten Weg zurückkehren."
"Meinst du?"
"Klar, wenn du nur an ihn glaubst"
"Super! Hast du nen Problem damit, wenn ich morgen damit anfange?"
"Seufz! Besser spät als nie, also meinetwegen!

Und so schenkte ich meinem Sohn am nächsten Morgen einen kleinen Stoffteddy (Interessanterweise bedeutet Klein nicht gleich Günstig) als Wiedergutmachung. Und da sich mein schlechtes Gewissen in der letzten Woche nicht mehr gemeldet hat, gehe ich davon aus, das ich alles Richtig gemacht habe. Na ja, das hoffe ich jedenfalls inbrünstig, denn ein Eis jedes Champions League Spiel kann ganz schön ins Geld gehen. Und noch ein kleiner Tipp, falls sie selber ein Elternteil sind: Sagen sie niemals zu ihrem Kind "Gift im Essen? Oh, das war doch eigentlich für dein Geschwisterchen.", denn dann haben sie garantiert etwas falsch gemacht.


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