Diverses:Anruf bei der Polizei um halb Vier am Morgen
Es ist halb Vier auf der Polizeidienststelle Berlin, Kreuzberg. Ein Beamter sitzt am Telefon und wartet darauf, dass jemand den Notruf wählt. Plötzlich passiert es dann tatsächlich: Das Telefon klingelt. Der Beamte nimmt ab und meldet sich routiniert:
Polizist: "Polizei Notruf Berlin, Kreuzberg. Thorsten Kämpfer am Apparat. Was kann ich für Sie tun?"
Anrufer: "…"
Polizist: "Hallo?"
Anrufer: "Hallo."
Polizist: "Wer ist da? Sagen Sie mir bitte Ihren Namen."
Anrufer: "Ich bin es, mein Freund. Erkennst du mich denn nicht?"
Polizist: "Nein, tut mir leid. Wie heißen Sie denn jetzt?"
Anrufer: "Oh, Moment, wir kennen uns ja gar nicht! Mein Fehler, ich bitte vielmals um Entschuldigung."
Polizist: "Macht nichts. Sagen Sie mir jetzt bitte Ihren Namen, sonst bin ich gezwungen, dieses Telefonat zu beenden, um die Leitung für echte Notfälle frei zu machen. Also: Wie heißen Sie?"
Anrufer: "Wie ich heize? Sie stellen ja komische Fragen. Zurzeit benutze ich eine Heizung. Wollen Sie wissen, womit ich letzten Dienstag geheizt habe?"
Polizist: "Mein Gott, ich will nicht wissen, wie Sie heizen, sondern wie sie heißen!"
Anrufer: "Wie ich heiße? Mein Name tut nichts zur Sache. Ich ändere ihn eh ständig. Gestern hieß ich zum Beispiel kurz Pocahontas. Ulkig, nicht?"
Polizist: "Hä? Pocahontas? Warum nennen Sie sich Pocahontas?"
Anrufer: "Ich wollte meiner femininen Seite einen Gefallen tun."
Polizist: "Wie bitte? Feminine Seite? Wovon reden Sie da bitte? Sagen Sie mir jetzt Ihren richtigen Namen, ansonsten lege ich auf!"
Anrufer: "Was ist denn ein richtiger Name? Der, der mir am besten gefällt? Der, den ich am häufigsten verwende? Oder Nein, Moment, es ist bestimmt der, der der Mehrzahl meiner Bekannten am besten gefällt! Wir leben ja immerhin in einer Demokratie!"
Polizist: "Ich will nicht den Namen wissen, der Ihnen am besten gefällt und auch nicht den, der ihren Freunden gefällt, ich will den Namen wissen, der auf Ihrem Personalausweis steht!"
Anrufer: "Verzeihung, aber die erwähnten Herren und Damen sind nicht meine Freunde, sondern meine Bekannten."
Polizist: "Das ist doch völlig egal!"
Anrufer: "Mir aber nicht. Seit wann geht es hier nur um Sie?"
Polizist: "Es geht nicht um mich, sondern um Sie! Sagen Sie mir, was auf ihrem Personalausweis steht!"
Anrufer: "Jetzt geht es also wieder um mich? Sie sind mir aber einer! Wechselhaft wie das Wetter im April… Macht aber nichts, ich schätze solche Sonderlinge wie Sie einer sind. Sie wollen also wissen, was auf meinem Personalausweis steht?"
Polizist: "Ja, bitte."
Anrufer: "Dann werde ich es Ihnen sagen, wenn Sie so darauf bestehen. Ich bin ja schließlich kein Unmensch. Eher ein EU-Mensch, wenn Sie wissen, was ich meine, immerhin ist Berlin ja ein Teil dieser wunderbaren europäischen Gemeinschaft. Also, auf meinem Personalausweis steht… Nichts!"
Polizist: "Nichts?"
Anrufer: "Ja, nichts."
Polizist: "Das kann nicht sein. Auf jedem Personalausweis steht doch etwas, oder haben Sie Ihren Kaputtgemacht?"
Anrufer: "Mitnichten. Ich habe ihn in einer Pfanne gebraten."
Polizist: "Wie?"
Anrufer: "Mit Schmalz, damit er schön saftig wird, dazu gab es Rosmarin-Kartoffeln und grüne Bohnen. Leider ist der Personalausweis, trotz reichlich Schmalz, ziemlich zäh geworden, weshalb ich mich mit den Beilagen begnügen musste, welche aber seltsamerweise einen komischen Beigeschmack hatten."
Polizist: "Sie haben Ihren Personalausweis in einer Pfanne gebraten? Sind Sie verrückt?"
Anrufer: "Nein, Hobby-Koch. Sie sollten mal meine gedünstete Steuererklärung probieren! Die hab ich mit Karamell verfeinert."
Polizist: "Nein, Danke. Zurück zu der Sache mit dem Namen. Sie haben Ihren Personalausweis also zerstört. Können Sie mir wenigstens sagen, was drauf stand?"
Anrufer: "Ich stand mal drauf, um ihn gerade zu biegen. Er war ohne Portmonee in meiner Tasche gewesen und hatte sich etwas verformt."
Polizist: "Ich meine, was für Worte draufstanden. Zum Beispiel ihr Name."
Anrufer: "Ach, das meinen Sie. Das weiß ich nicht. Ich hab ihn nie bis zum Ende durchgelesen. Ich bin viel zu bescheiden, um einen ganzen Text nur über mich selbst zu lesen."
Polizist: "Mal ganz ehrlich, wollen Sie mich zum Narren halten?"
Anrufer: "Zum Narren halten? Das würde ich nie tun. Zum einen bin ich sicher nicht stark genug, Sie hoch zu halten, zum anderen wüsste ich gar nicht, zu welchem Narren ich Sie halten sollte, geschweige denn, was es Ihnen, mir und dem Narren nützen sollte, wenn ich Sie ihm hinhalten würde?"
Polizist: "Ich glaube Sie sind Wahnsinnig. Vergessen Sie das mit dem Namen, ich schicke Ihnen zwei Kollegen, die schauen dann mal, ob Sie Hilfe brauchen. Wo wohnen Sie?"
Anrufer: "Oh, Fantastisch, Sie wollen mir helfen? Das kann ich gut gebrauchen, ich mache nämlich gerade Frühjahrsputz und möchte mein Schlafzimmer tapezieren. Da brauche ich noch jemanden, der mir das Bett und den Kleiderschrank rausträgt. Ob Ihre Kollegen das wohl für mich tun würden, wenn ich ihnen einen Zehner zustecke?"
Polizist: "Frühjahrsputz? Tapezieren? Was reden Sie denn da? Meine Kollegen sind keine Möbelpacker. Sagen Sie mir jetzt bitte sofort Ihre Adresse!"
Anrufer: "Meine Adresse? Oho, Sie sind mir ja einer! Bevor ich Sie zu mir nach Hause einlade, sollten Sie mich wenigstens ein-, zweimal zum Essen ausführen, um mir Ihre guten Absichten zu beweisen. Das ist zwar etwas Altmodisch, aber so bin ich nun mal erzogen worden."
Polizist: "Ich soll Sie zum Essen ausführen? Was soll das denn schon wieder heißen? Ich will doch nur Ihre Adresse wissen, damit ich meine Kollegen zu Ihnen schicken kann."
Anrufer: "Ach, Ihre Kollegen wollen Sie mir schicken? Waren das nicht die Möbelpacker, die mein Schlafzimmer ausräumen sollten?"
Polizist: "Meine Kollegen sind keine Möbelpacker, das hab ich Ihnen doch schon gesagt!"
Anrufer: "Ihre Kollegen sind keine Möbelpacker? Dann brauche ich sie nicht. Können Sie mir dann vielleicht ein paar Möbelpacker empfehlen? Oder kennen Sie sonst jemanden, der sich was dazu verdienen möchte? Es gibt 10 € pro Person + Erfrischungen, falls jemand Durst bekommen sollte."
Polizist: "Wenn Sie Möbelpacker suchen, schauen Sie in die Gelben Seiten. Warum rufen Sie überhaupt an?"
Anrufer: "Die Gelben Seiten! Natürlich! Ich danke Ihnen. Zur Belohnung werde ich Ihnen ein Pfefferminzbonbon aufs Kopfkissen legen, wenn Sie schlafen. Freuen Sie sich darauf!"
Polizist: "WAS wollen Sie? Wissen Sie etwa, wo ich wohne?"
Anrufer: "Nein, natürlich nicht, das wollte ich gerade fragen."
Polizist: "Ich werde Ihnen auf keinen Fall sagen, wo ich wohne, Sie sind doch verrückt! Sagen Sie mir jetzt, was Sie wollen."
Anrufer: "Ich will mal nach Spanien fliegen, um mir diese Leute anzusehen, die vor den Stieren wegrennen, das stelle ich mir sehr lustig und spektakulär vor."
Polizist: "Ich will nicht wissen, wo Sie im Urlaub hinwollen, sondern weshalb Sie angerufen haben!"
Anrufer: "Endlich kommen Sie auf den Punkt, ich hatte schon gedacht, diese kleine Unterhaltung würde nie ein Ende nehmen, wenn ich es auch sehr unterhaltsam fand."
Polizist: "Schön, dass Sie an unserem Gespräch Freude hatten, aber ich würde jetzt wirklich gerne wissen, weshalb Sie angerufen haben."
Anrufer: "Und was ist mit meinem Namen und meiner Adresse? Da waren Sie doch eben noch ganz versessen drauf."
Polizist: "Das mit Ihren Personalien klären wir später. Sagen Sie mir, warum Sie angerufen haben. Sind Sie vielleicht Zeuge eines Verbrechens geworden?"
Anrufer: "Nicht wirklich, aber heute Morgen sah ich jemanden, der an einem orientierungslosen Reisenden vorbeiging, ohne selbigem auf seiner Karte den Weg zu weisen. Wenn Sie mich fragen, ist das ein Verbrechen gegen die Höflichkeit. Nahezu unmenschlich. Was sagen Sie dazu?"
Polizist: "Sie sind also nicht Zeuge eines Verbrechens geworden. Dann bleibt nur noch, dass Sie eine Leiche oder ähnliches gefunden haben, oder Sie haben selber eine Straftat begangen."
Anrufer: "Eine Leiche oder ähnliches? Was ist denn so ähnlich wie eine Leiche? Ein Zombie etwa? Nein, einen Zombie habe ich in letzter Zeit nicht gesehen, tut mir leid. Eine Leiche auch nicht. Was war noch gleich das andere?"
Polizist: "Das andere war, dass Sie selber eine Straftat begangen haben. Haben Sie?"
Anrufer: "Eine Straftat habe ich nicht begangen, Nein, aber ich habe kürzlich, am 22. März, den Weltwassertag feierlich begangen. Ich habe einen Eimer voll auf meinen Tisch gestellt und freundlich mit ihm geplaudert, während ich eine Flasche Riesling kredenzt habe. Ein wirklich unterhaltsames Gespräch, muss ich sagen."
Polizist: "Gut, eine Straftat haben Sie also nicht begangen. Okay, dann fasse ich mal zusammen: Sie haben keine Straftat begangen oder beobachtet, etwas Auffälliges gefunden oder gesehen haben Sie auch nicht. Warum haben Sie dann den Notruf gewählt? Wenn Sie sich hier einen Scherz erlaubt haben, wird Sie das teuer zu stehen kommen."
Anrufer: "Keine Sorge, einen Scherz erlaube ich mir nur selten, ich bin sehr streng mit mir. Kürzlich habe ich mich zum Beispiel, ohne Erlaubnis von mir, einfach jemandem mit falschem Namen vorgestellt, ohne ihn später darauf hinzuweisen. Zur Strafe habe ich mich dann ohne Abendessen ins Bett geschickt. So streng bin ich mit mir."
Polizist: "Also kein Scherz, gut. Warum haben Sie dann angerufen? Weshalb haben Sie sich mit der Polizei in Verbindung gesetzt? Welches Problem haben Sie, dass Sie die Hilfe der Polizei benötigen?"
Anrufer: "Ich plane ein Verbrechen."
Polizist: "Sie planen ein Verbrechen? Aber Sie haben doch gesagt, dass Sie kein Verbrechen begangen haben."
Anrufer: "Ich weiß, aber es ist ja auch kein Verbrechen, sich ein selbiges Auszudenken, oder?"
Polizist: "Da haben Sie allerdings Recht. Aber warum verraten Sie vorher, dass Sie ein Verbrechen begehen wollen? Ich will Ihnen jetzt zwar keine Tipps geben, wie Sie richtig gegen das Gesetz verstoßen, aber normalerweise behalten die Verbrecher ihre Verbrechen für sich, bis sie sie in die Tat umsetzen."
Anrufer: "Ich will Ihnen ja auch nicht verraten, was ich plane. Ich rufe nur an, weil ich fragen wollte, was momentan gerne verbrochen wird, wissen Sie, ich wollte mich nur nach den aktuellen Trends erkundigen."
Polizist: "Trends? Sie wollen wissen, was momentan oft verbrochen wird? Warum?"
Anrufer: "Nun, ich hatte vor einiger Zeit die Idee, mir einen neuen Ruf zuzulegen, etwas mit mehr Pepp. Also dachte ich, ich begehe ein paar Verbrechen, um etwas böser und gefährlicher zu wirken, Sie verstehen?"
Polizist: "Nein, ich verstehe gar nichts. Sie wollen Verbrechen begehen, um gefährlicher zu wirken? Sie sind doch total verrückt! Wie kommen Sie denn auf so etwas?"
Anrufer: "Mir war Langweilig."
Polizist: "Langweilig? Aus Langeweile kommt Ihnen die Idee, ein Verbrecher zu werden? Weil Sie sich einen neuen Ruf zulegen wollen?"
Anrufer: "Ja, was ist daran falsch? Die Leute würden mich dann doch sicherlich ziemlich schnell anders wahrnehmen, oder etwa nicht?"
Polizist: "Schon, aber Sie würden diesen Ruf dann nie wieder loswerden. Haben Sie daran schon gedacht?"
Anrufer: "Um ehrlich zu sein, Nein. Da sind wohl wirklich ein bisschen die Pferde mit mir durchgegangen. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, gefällt mir mein jetziger Ruf eigentlich doch ganz gut. Ich denke, ich werde einfach so bleiben wie ich bin, dann muss ich mich auch nicht an jemand neuen gewöhnen, was ja schon manchmal recht schwierig sein kann. Das kennen Sie doch sicher auch, oder nicht?"
Polizist: "Ja, schon, aber wollen Sie mir jetzt ernsthaft sagen, dass Sie sich das jetzt einfach anders überlegt haben? Wollen Sie jetzt etwa einfach so auflegen?"
Anrufer: "Wenn Sie nichts mehr haben, was Sie mit mir besprechen möchten, dann eigentlich schon."
Polizist: "Nein, habe ich nicht…"
Anrufer: "Dann gute Nacht, Herr Kämpfer, und danke für das freundliche Gespräch! Auf Wiederhören!"
Polizist: "Auf Wiederhören…"
Das Freizeichen ertönt.
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