Darmstadt Hauptbahnhof
Der Darmstädter Hauptbahnhof ist mit mehr als 30 Reisenden am Tag (außer Sonntag) einer der größten Bahnhöfe Hessens − direkt nach den Hauptbahnhöfen in Frankfurt, Kassel, Offenbach und Lindenholzhausen. Mit einer Verspätungsquote von nur 74,5% der Züge (Stand 2011) liegt er bundesweit an der Spitze der Pünktlichkeitsstatistiken. Im Jahre 2010 wurde der Bahnhof von der Allianz pro Schiene zum „Bahnhof des Jahres“ in der Kategorie „Darmstädter Bahnhöfe“ gewählt.
Inhaltsverzeichnis
Planung des Bahnhofs
Die Darmstädter Stadträte hatten eine Vision: Das popelige kleine Darmstadt sollte zu einer Weltstadt werden und helfen sollte hierbei der Bahnhof, dessen Look in einem Architekturwettbewerb gestylt wurde. Ausgemachtes Ziel war es, einen pompösen Weltbahnhof zu errichten − umso tragischer fiel die Entscheidung im Architekturwettbewerb aus heutiger Sicht aus. Darmstadt kommt im Deutschland-Monopoly nämlich schon direkt nach Gütersloh und nimmt gerade mal ein hellblaues Feld ein. Stattdessen gelang es München zu einer Stadt von großem Kaliber zu werden. Deren Bahnhof ist ziemlich lustig und hat zudem viermal so viele Gleise wie der Darmstädter Hauptbahnhof.
Architekturwettbewerb
Um 1900 wurde ein Architekturwettbewerb ausgerufen, der neben zahlreichen schweinischen, auf den Stadtnamen anspielenden Entwürfen auch einige gute und − für Darmstädter Verhältnisse − brauchbare Vorschläge hervorbrachte. Ausgerufenes Ziel war ein moderner Bahnhof, der zum Dreh- und Angelpunkt des deutschen Bahnverkehrs werden sollte. Heraus kam, nun ja, der Darmstädter Hauptbahnhof. Selbst der junge Jopi Heesters soll zur damaligen Zeit ein Konzept eingereicht haben, wobei jedoch die fehlende Langlebigkeit und zu erwartende Restaurierungsarbeiten in spätestens 50 Jahren bemängelt wurden, sodass der Vorschlag abgelehnt wurde. Einzig und allein Friedrich Pützer sowie Joschua Krämer konnten sich durchsetzen. Bei Joschua Krämer wurde aber später, es muss wohl um 1512 gewesen sein, festgestellt, dass er Jude war und man musste ihn leider verbrennen. So kam es, dass der Gelegenheitsritter Pützer seinen Vorschlag nur noch einmal ausarbeiten musste und gewann.
Sein Entwurf sah insgesamt 10 Gleise vor, die auf einer Ebene mit einer Flaniermeile lagen. Später ließ der feine Sand auf dem Bahnhofsgelände die Gleise absinken und man musste Treppen hinunter zu den Bahngleisen installieren.
Weiteres dazu im Abschnitt Architektur des Bahnhofs.
- Ecbert L'Conne: Der in Wilshere geborene L'Conne, dem Namen nach war er vermutlich Schweizer und deshalb so präzise und geduldig bei der Kreation seines Entwurfes, wollte der Stadt Darmstadt durch den Bahnhofsbau ein Statussymbol schaffen. Sein Entwurf eines Bahnhofs in Phallusform aus der Vogelperspektive schien dafür, auch aufgrund der inhaltlich betrachteten Nähe im Namen zu Darmstadt, ideal zu sein. Und etwas nie Dagewesenes würde man in Darmstadt auch noch schaffen, doch leider war man verdammt verklemmt zu damaliger Zeit.
Frontalansicht, FSK 12 | Vogelperspektive, FSK 16 |
- Joschua Krämer: Seine Idee war genial. Hätte die Stadt Darmstadt seinen Vorschlag angenommen, wäre man heute vermutlich eine Weltstadt vom Kaliber New York. Der Miniaturbau aus Eisstielen und Zahnstochern stieß beim Publikum auf helle Begeisterung; die Idee eines künstlich angelegten Baches, der zugleich als Trinkwasser-Spender diente, schien revolutionär. Die vorgesehenen 68 Gleise (eins mehr als in Manhattan) waren schon so gut wie bestellt. Fest integriert sollten zudem erstmals Punks vor dem Bahnhof, sowie Pantomime-Künstler und Musiker an den Seiteneingängen sein. Der für diese Personengruppen angedachte Lohn sollte entsprechend hoch ausfallen, denn nur so war das typische Bahnhofsfeeling möglich und möglichst viele qualifizierte Gastarbeiter aus anderen Ländern anzulocken.
- Antoni Gaudí: Gaudí, eigens aus Barcelona eingereist um seinen Vorschlag zu präsentieren, musste leider enttäuscht werden. Darmstadt wollte zu seinem Ärger den Bahnhof bereits in diesem Jahrhundert fertig stellen und nicht erst im nächsten. Angelehnt an die Sagrada Familia war es sein Ziel den Bahnhof gänzlich aus Sandstein und Kränen zu errichten, welche dauerhaft als optisches Gimmick installiert werden und den Fortschritt symbolisieren sollten. Die Schienen sollten zudem sich nicht langweilig gerade erstrecken, sondern bekamen Verzierungen und Zusätze aus Metall, die zwar Entgleisungen förderten, aber verdammt hübsch aussahen. Aus diesen Bleigießgleisen konnte zudem die Zukunft voraus gesagt werden, sodass der Bahnhof eine gewisse emotionale Spannung erlangt hätte. Doch diese positiven Schwingungen, wie man sie in der Karma-Fachsprache so schön nennt, konnten die Jury nicht überzeugen.
Architektur des Bahnhofs
Wohl nur dem Uelzener Hundertwasserbahnhof unterlegen, ist die Architektur des Darmstädter Hauptbahnhofs mit die aufwändigste, die das deutsche Bahnhofswesen zu bieten hat. Hierbei überraschte der Architekt Pützer immer wieder durch unerwartete, neuartige, innovative, vulgäre, aber auch interessante Design-Elemente.
Zudem wird der Bahnhof zu besonderen Anlässen speziell geschmückt. Solche Thementage sind samt Verkleidung ebenfalls für Bahnmitarbeiter verpflichtend. Empfehlung: Karneval, Halloween und internationaler Tag des Dünndarms.
Heute gilt die Architektur des Bahnhofs als wegweisend und der Bahnhof steht unter Denkmalschutz.
Sonderfall McDonald's & Sitzbank 14
Es gibt immer einen Haken. Optisch wäre der Bahnhof wohl perfekt, fließend schön gewesen, doch das Management des McDonald's-Restaurants an Gleis 8 ("Essen an Gleis 8 - Jetzt bis in die Nacht") weigerte sich standhaft, das Gesamtdesign des Geschäfts dem des Bahnhofs anzupassen. Vorgesehen waren Steinbänke, Kassen sollten entfernt und durch Abakusse ersetzt werden, um das Restaurant dem im 21. Jahrhundert eher altertümlich wirkenden Bahnhof anzupassen.
Im Kontrast dazu steht die Sitzbank 14 an Gleis 3, welche, sofern der Besucher den Bahnhof in Nord-Süd-Richtung durchquert, die schlechten Eindrücke vom McDonalds-Restaurant wettmacht und dem lustwandelnden Gast ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Seit der Eröffnung des Bahnhofes schreiben Vorübergehende hier kleine Gedichte aufs Holz oder ritzen Liebeserklärungen in die Sitzfläche. Die so entstandene Poesie der letzten hundert Jahre zeugt von wahrhaftig lustigen Gestalten und beweist zudem, dass bereits vor den Weltkriegen jegliche Regeln der Kunst missachtet wurden und man grammatikalisch korrekte Sätze verabscheuen getan hat.
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Peter-Cestonaro-Schrein links neben der Herrentoilette West
Eine der bedeutsamsten Besonderheiten des auch ansonsten bereits architektonisch hoch wertvollen Darmstädter Hauptbahnhofes ist der im Winter 1982/83 unauffällig neben der Herrentoilette im Westflügel installierte Peter-Cestonaro-Schrein.
Dieses zur damaligen Zeit völlig notwendige Objekt wurde bereits im Herbst 1982 von Stardesigner Luigi Colani geplant und erschaffen und wurde seitdem nicht verändert.
Der Schrein stellt eigentlich lediglich eine nachträglich mit Goldfarbe bepinselte Adidas-Sporttasche aus den späten 70er Jahren dar, welche möglichst dramatisch wirkend auf ein altes Kirschbaumholzregal (ebenfalls aus den 70ern) platziert wurde. Großflächig um die Sporttasche herum ist die Tapete, wie auch der Boden komplett in Lila-Weiß gehalten und mit Kleeblättern ausgelegt. Zwar sind dank dieses doch recht eigenwilligen Designs bereits mehrere Betrachter im Laufe der Jahre an akutem Brechreiz erkrankt, doch das ganze hat durchaus einen Sinn − behaupten manche.
Diese manchen sind die letzten Verbliebenen der sogenannten "98er" − Einer heidnischen Vereinigung, die einem unterklassigen Fußballverein namens "SV Darmstadt 98" angehören, der Ende der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre mittelalterlichen Schriften zufolge mal so etwas wie Erfolg hatte. Aus jener Zeit rührt auch die Sage von einem legendären Heiligen namens Peter Cestonaro, der angeblich zahlreiche ungläubige Gegner besiegte − und das völlig ohne Gewalt, nur mit der (zweifelhaften) Macht des Toreschießens. Eben jenem Helden ist der Schrein gewidmet, denn der Legende nach soll die goldene Adidas-Sporttasche einmal ihm höchstpersönlich gehört haben.
Obwohl das Wirken Cestonaros heute nicht mehr nachprüfbar und höchst anzweifelbar ist, frönen noch immer zahlreiche Gläubige (naja so viele auch nicht, 200 oder so) dem Glauben an Peter Cestonaro. Und weil diese zufällig "reiche Freunde" haben, hat der Peter Cestonaro-Schrein neben der Herrentoilette-West bis heute die Zeit überdauert. Obwohl es monatlich Proteste von Anti-Sekten-Vereinigungen gibt und auch den Verantwortlichen von "Darmstadt 21" der alte Schrein ein Dorn im Auge ist, steht er bis heute. Wieso auch immer.
Betrieb
Betriebssituation
Die Züge fahren in Darmstadt derzeit vergleichsweise pünktlich ein und fahren ebenso pünktlich wieder ab. Gründe dafür sind darin zu suchen, dass sich die Zugverspätungen seit der Eröffnung des Bahnhofs konstant vergrößert haben, bis der Unterschied jetzt faktisch nicht mehr spürbar ist. Mit anderen Worten, jeder momentan pünktlich eintreffende Zug hat eigentlich 24 Stunden Verspätung. Das erklärt auch, wieso montags nie jemand zur Arbeit kommt.
Sowohl im Bahnhofsgebäude als auch auf den Gleisen patrouillieren regelmäßig Schaffnersoldaten der Deutschen Bahn, die überall für Angst und Schrecken sorgen. Sobald jemand seinen Koffer auf den Boden stellt - selbst, wenn derjenige noch die Hand dran hat - , wird Bombenalarm ausgerufen, der Koffer beschlagnahmt und der arme Absteller verprügelt, teilweise bis zum Tod. "Alles nur zur Sicherheit der Fahrgäste", erklärte die Bahn in einer Anfrage. Dass die Kofferinhalte anschließend auf den Bahnsteigen heimlich verscherbelt werden, wird dagegen abgestritten. Die Effizienz dieser Strategie hat sich allerdings bewährt: Kein einziger Bombenanschlag wurde bisher auf den Darmstädter Hbf. verübt. Das mag aber auch daran liegen, dass er für keinen Terroristen der Welt jemals interessant wäre, weil sich ein Anschlag mangels eintreffender Fahrgäste kaum lohnen würde.
Gleise
Gleis 1 (Fürstenbahnsteig)
Der Fürstenbahnhof des Darmstädter Hauptbahnhofs ist international anerkanntes Musterbeispiel für einen Fürstenbahnhof des Typs III, also ein Fürstenbahnhof, der einen Anbau an ein öffentliches Bahnhofsgebäude darstellt. Im Gegensatz zu Fürstenbahnhöfen der Typen I und II handelt es sich hierbei nicht um ein eigenes Gebäude. Dies stellt auch den Grund dafür dar, dass der Darmstädter Fürstenbahnhof bei den Fürsten eher unbeliebt war − schließlich kam man dem Pöbel so verhältnismäßig nahe und musste befürchten, sich an seiner ekelhaften Bürgerlichkeit anzustecken (s.a. Karl-Theodor von und zu Guttenberg).
Heute wird der Fürstenbahnsteig unter dem plebejischen Namen "Gleis 1" manchmal bei Bauarbeiten als Ausweichgleis verwendet. Der Versuch, im Gebäude des Fürstenbahnhofs ein hochwertiges Restaurant anzusiedeln, konnte 2010 nach acht Jahren endlich von der Deutschen Bahn beendet werden. Die offizielle Begründung lautete, dass hochqualitative Einrichtungen nicht zum Image der DB passten.
Das mysteriöse Gleis 2
Entgegen anderslautender Gerüchte gibt es zwischen Gleis 1 und Gleis 3 tatsächlich ein Gleis 2, das jedoch nicht über einen Bahnsteig verfügt, weshalb es in Fahrplänen und anderen Dokumenten fast nie erwähnt wird. Der Grund für diese Gegebenheit ist äußerst mysteriös und liegt tief in der Vergangenheit verborgen: Legenden zufolge soll es früher ein richtiges Gleis 2 gegeben haben. Nachdem dort eine unbeschreiblich grausame Bluttat geschah, tilgte Gottes Zorn dieses Gleis und alles, was daran erinnerte, vom Erdboden. Ein alter Volksglaube besagt, dass in dunklen, regnerischen Nächten das Darmstädter Geistergleis im Bahnhofsbereich spukt und nach Erlösung sucht, indem es versucht, Menschen in einen mystischen Geisterzug zu locken. Der spätere Versuch, das Geistergleis durch die Verlegung des heutigen Gleis 2 zu besänftigen, schlug fehl − in nahezu jeder Neumondnacht gibt es neue Berichte von zu Tode verängstigten Darmstädtern, die auf die ruhelose Seele getroffen sind.
Gleis 3
Gleis 3 wurde 2011 zum 54. Mal in Folge unter die Top Ten der Gleise des Darmstädter Hauptbahnhofes gewählt. Nicht nur die ausgezeichnete Anbindung an Gleis 4, sondern auch der einmalige Panoramablick auf Gleis 2 und Gleis 1 machen Gleis 3 zu einem der beliebtesten Urlaubsziele für Touristen aus ganz Darmstadt-Mitte. Aber auch Prominente haben dieses einzigartige Fleckchen Erde schon besucht: So fand Helmut Markwort hier 1962, als er auf die S3 in Richtung Bad Soden (Taunus) wartete, ein 2-Pfennig-Stück auf dem Boden. Eine kleine Bronzeplatte in Bahnsteigbereich C erinnert heute an dieses historische Ereignis.
Gleis 4
Gleis 4 ist das Gegenstück zu Gleis 3. Hier finden die Straßenbahnlinien S3 (und manchmal auch der S4) nach ihrem langen Weg aus dem Taunus über Frankfurt und Langen (Hessen) ihre wohlverdiente Endstation. Damit stellt Gleis 4 das genaue Gegenteil zu Gleis 3 dar, wo diese Bahnen ausschließlich abfahren. Durch die spezielle Bauweise des Bahnhofs lässt sich die daraus entstehende Yin-und-Yang-Erfahrung der Gegensätzlichkeit, das Spannungsfeld von Ankunft und Abfahrt, Kommen und Gehen, Anfang und Ende, unmittelbar an der eigenen Seele erfahren. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen angesichts dieser elementaren Erfahrung vor Glück weinend zusammenbrechen. Die stärkste Spiritualität lässt sich normalerweise im dienstagsmorgendlichen Berufsverkehr erfahren, der beste Standort ist dabei kurz vor dem Raucherbereich, in Richtung Bahngalerie blickend.
Gleis 5
Von den Zugführern des IC 26, der hier im Zwei-Stunden-Takt in Richtung Stralsund hält, wird Gleis 5 des Darmstädter Hauptbahnhofes übereinstimmend als viertschönstes Gleis der Strecke bezeichnet, direkt hinter Heidelberg Hbf (Gleis 3), Frankfurt(Main)-West (Gleis 4) und Kassel-Wilhelmshöhe (Gleis 9). Die jahrelangen Versuche von Gleis 2 des Gießener Bahnhofes, Darmstadts Gleis 5 zu überholen, blieben bislang erfolglos. Aufgrund seines ansprechenden Bodenmusters sagen Experten ihm langfristig sogar Aussichten auf den dritten Platz voraus.
Gleis 6
Gleis 6 zeichnet sich durch seinen vielgeworbenen, hocheffektiven Schallschutz aus, der alle Geräusche verschlucken soll. Das könnte aber auch daran liegen, dass hier seit dem Bau des Bahnhofs kein Zug jemals ein- oder ausgefahren ist. Eine Geisterbahn sozusagen. Nicht einmal Schienen oder einen Fahrplan gibt es hier - was aber immerhin den Vorteil hat, dass hier niemals ein Zug je Verspätung haben wird. Bösen Zungen zufolge sollen dadurch ca. 500 € jährlich für den Bau von Stuttgart 21 gespart werden.
Gleis 7
Von Gleis 7 aus fährt der Darmstädter Schnellzug nach Idar-Oberstein. Das malerische Städtchen am Hunsrück sollte sich jedoch nicht unbedingt als ein Lieblingsreiseziel der Darmstädter erweisen: Tatsächlich ist bis heute an diesem Gleis auch nicht nur eine einzige Fahrkarte freiwillig eingelöst worden. Da der ausbleibende Erfolg dieser Linie in der Bürokratiezentrale der Deutschen Bahn natürlich ungeachtet blieb, halten an Gleis 7 immer noch regelmäßig Züge.
Bei der Darmstädter Bevölkerung sorgte das Gleis, an dem nie jemand in einen Zug steigt, langfristig natürlich für Aufsehen, sodass sich an Gleis 7 immer irgendwelche gelangweilten Darmstädter tummeln, die sich über die leeren Zugabteile des ICE-935 amüsieren. Da hier natürlich das Potenzial, irgendwelchen Bahngästen seelisch zu schaden, wesentlich geringer ist als an den meisten anderen Gleisen der Bundesrepublik, erweist sich der Gleis vor allem bei Suizidanwärtern als äußerst populär. Die Robert-Enke-Stiftung in Hannover ermittelte im Jahr 2010, dass mit einer sagenhaften Quote von durchschnittlich 12 depressiven Trauerklößen pro Woche, die sich hier verzweifelt auf die Schienen legen, das Darmstädter Gleis 7 die meisten Schienentode Deutschlands zu verzeichnen hat und in Europa nur noch vom Bahnhof im kroatischen Koprivnica überboten wird.
Die Darmstädter Bahnhofsleitung hat sich in den letzten Jahren auf die suizidanstrebenden Gleisbesucher eingestellt und unternimmt alles Mögliche, um ihnen den Lebensabschied zu erleichtern. Um auch den unschlüssigsten Suizidenten von potenziellen Zweifeln zu befreien, wird an Gleis 7 Wolfgang Lipperts Schlager Erna kommt nun in Dauerschleife abgespielt. Die Abbruchrate liegt seitdem bei nahezu 0%.
Gleis 8
Die Geschichte des Gleises 8 ist eine denkbar lustige: Als es gebaut wurde, stand nämlich noch gar nicht fest, wo es überhaupt hinführen sollte. Den Planern fiel irgendwann auf, dass sie keine Ahnung hatten, was sie mit dem Gleis anstellen sollten. Also brachen sie den Bau kurzerhand ab und ließen das Gleis irgendwo im hessischen Nirgendwo kurz vor Oberursel im Taunus verenden. Ließ sich diese unglückliche Strecke noch einigermaßen für den Betrieb eines Regionalzugs verwenden, so stellte sich das über die Jahre als nicht besonders rentabel heraus. Mittlerweile wird Gleis 8 daher nur teilzeitig genutzt: An Montagen, Mittwochen und Sonntagen wird das Gleis an schwerreiche Geldsäcke vermietet, die hier ihre Privatflugzeuge starten und landen lassen können. Ein besonderer Coup gelang der Darmstädter Bahnhofsleitung durch das Vermieten des Gleises 8 an den amerikanischen Baulöwen Donald Trump. Während seiner rar gesäten Deutschlandbesuche kann er an Freitagen mit seinen Freunden und Geschäftspartnern hier eine erfrischende Partie Golf spielen.
Gleis 9
Darmstadt trägt offiziell den Titel Wissenschaftsstadt. Im Zuge der Förderung der Darmstädter Hochschulen und ihrer Technischen Universität lag es daher nahe, den Wissenschaftlern in spe ein eigenes Gleis zur Verfügung zu stellen. Von Gleis 9 aus fahren nun die Sonderzüge der Universitäten, die eigentlich nur dann in Betrieb genommen werden, wenn ein Kurs eine große Semesterfahrt veranstaltet: Dann geht es oft zu irgendwelchen Ausstellungen oder Forschungsanstalten, am häufigsten zieht es die Wissenschaftsinteressierten aber ins Bildungsmekka Lloret de Mar.
Die Studenten, die auf Gleis 9 in die Züge steigen, pflegen ihren ungeheuren Wissensdurst mit altbewährtem Dosenbier zu stillen. Daher gilt es beinahe als Tradition, dass der Sonderzug von Gleis 9 immer wieder für groteske wissenschaftliche Untersuchungen jeglicher Art herhalten muss: In der Vergangenheit kam es daher wiederholt zu spektakulären Versuchen, den Zug etwa mit einem Warp-Antrieb auszustatten oder ihn durch Anwenden zahlreicher wirtschaftswissenschaftlichen Theorien zu einem First-Class-Unternehmen im Dienstleistungssektor umzuwandeln.
Im Jahr 2009 schaffte es ein stark alkoholisierter Körperpflege-Kurs dann tatsächlich, den Zug mit einem Antigravitationsmotor auszustatten und auf den Mond zu navigieren. Dummerweise hatten die Studenten jedoch keine Deutschlandfahne bei sich, die sie auf dem Erdtrabanten hätten hissen können. Seitdem ziert ein leerer Kasten Oettinger die Mondoberfläche. Natürlich hatten am nächsten Morgen auch alle Beteiligten einen gewaltigen Filmriss und konnten niemandem mehr erklären, wie es ihnen gelungen war, einen Antigravitationsmotor zu bauen.
Erwähnenswert ist auch, dass zwei Jahre zuvor ein Student bei MTV anrief und der Rapper Xzibit daraufhin dem Gleis 9 einen Besuch abstattete, um den Sonderzug für seine Sendung zu pimpen. Obwohl der Antigravitationsmotor abmontiert worden ist, um in Area 51 von amerikanischen Regierungsfuzzis untersucht zu werden, kann der Sonderzug der Technischen Universität daher immer noch mit Chromfelgen an den Zugrädern und einer Xbox 360 in jedem Abteil aufwarten. Außerdem beinhaltet der Zug einen weiteren Mini-Zug im Inneren: Somit kann man dort Zugfahren, während man zugfährt.
Gleis 9 3/4
Im Zuge der Harry-Potter-Manie in den Anfangsjahren des neuen Jahrtausends entstand im Internet so mancher Hoax, der sich die Eigenschaften des Potter-Universums zu eigen machte. So kam dem Darmstädter Hauptbahnhof die zweifelhafte Ehre zuteil, zu einem Eingangsportal zu einer deutschen Entsprechung der Zauberschule Hogwarts ikonisiert zu werden. Bald darauf erschienen jährlich am 1. September immer wieder begeisterte Potter-Fanatiker mit Hornbrille und selbstgeritzter Stirnnarbe in Darmstadt, die nichts Besseres zu tun hatten, als mit weitem Anlauf gegen die Wand zwischen den Gleisen 9 und 10 rennen und sich dabei sämtliche Gliedmaßen zu brechen.
Das Reinigungspersonal des Darmstadt Hauptbahnhof war es natürlich schnell leid, irgendwelchen jugendlichen Realitätsverweigerern hinterherzuwischen. Mit der Androhung eines Streiks wurde die Darmstädter Bahnhofsleitung gezwungen, entsprechende Maßnahmen gegen die Scharen von rowlingvergötternden Kamikaze-Läufern zu ergreifen, damit die Atmosphäre des Bahnhofs nicht unter den ganzen Blutspritzern an den Wänden zu leiden habe. Erste Hinweisschilder mit der Aufschrift „Hinter dieser Wand liegt KEINE verborgene Zauberwelt“ wurden jedoch gerne ignoriert, als Ablenkungsmanöver abgetan und von den Beteiligten als Souvenir zum Darmstand-Besuch geklaut.
Die Anzahl an Idioten, die an Gleis Neundreiviertel gegen die Wand liefen, sollte mit der Zeit natürlich abebben. Als Erfolg erwies sich auch die neue Aufschrift des Hinweisschildes, das heute die Wand zwischen den Gleisen ziert: „Hier kann man nur mit Hagrids Zauberbrief durch, ihr Muggel-Wichser!“.
2008 fand man in der Garderobe des Bahnhofs einen bewusstlosen Jungen im Alter von 12 Jahren vor. Als er wieder aufwachte waren seine ersten Worte „Bin ich jetzt in Narnia?“. Daraufhin wurde er vom Bahnhofsangestellten, der ihn betreuen sollte, wieder zur Bewusstlosigkeit geohrfeigt.
Gleis 10
Zu Zeiten seiner Erbauung war Gleis 10 eigentlich für Postzüge und Gefangenentransporte erdacht. Hier kam es aber rasch zu Problemen, weil die Strecke direkt durch das Wilde Hessen führte. Die Deutsche Bahn hatte viel Geld investieren müssen, um den Ranchern und Großgrundbesitzern ihr Land abkaufen zu können, sodass sie der deutschen Paragraphenreiterei entsprechend Folge leisten und einen unproblematischen Streckenverlauf planen konnten. Außer Acht ließ man dabei die Reservatsgebiete der Ureinwohner, von denen man schlicht und ergreifend keine Proteste erwartete. Die Eingeborenen fühlten sich aber in ihren Grundrechten verletzt und formierten sich um einen Häuptling, der verdächtig nach Roland Koch aussah und von den weißen Bahnunternehmern lautstark forderte, die Zustimmung der Eingeborenen einzuholen.
Diese Einwände wurden ignoriert, da man den Häuptling als unverbesserlichen Wichtigtuer ansah und ihn wegen seiner dicken Lippe verspottete. Als man schließlich damit anfing, die Strecke zu betreiben, wurden die Fahrten immer wieder von berittenen Hessen unterbrochen, die den Zügen in Scharen auf ihren Pferden und mit lautem Kriegsgeheul hinterherritten. Mit primitiven Waffen wie Pfeil, Bogen und Kompromissfaxen attackierten sie die Zugwaggons, sodass es langfristig zu erheblichen Materialschäden kam und der Bahn-Etat für Reparaturkosten gesprengt wurde.
Auch kam es immer wieder zu dreisten Überfällen auf die Postzüge. Irgendwelche Wahnsinnigen stellten sich einfach mit einer Schrotflinte auf die Gleise und zwangen die Züge zum Anhalten, damit sie sie leerräumen konnten. Nach mehreren solcher Vorfälle beschloss die Bahn völlig entgeistert, zu kapitulieren und die wilden Regionen Hessens vom Schienenverkehr abzuschneiden, sodass dort für viele Jahre Fortschritt jeglicher Art unterbunden wurde und sie bis heute stark unterentwickelt sind: Parteien werden nur gewählt, wenn sie versprechen ausländische Invasoren auszuweisen und die Bewohner artikulieren sich langsam mit lang gezogenen Mundwinkeln („Aaaaschebäääääschaaaaa“). Das Darmstädter Gleis 10 wurde infolgedessen für viele Jahre gesperrt.
Erst in den letzten Jahren ging man dazu über, sich bei den Indianern Eingeborenen zu entschuldigen und nachträglich Genehmigungen einzuholen. Seitdem konnte Gleis 10 rechtzeitig zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wiedereröffnet werden: Dort bietet man jetzt Abenteuerzugfahrten an. Wem das Phantasialand zu teuer ist, kann also munter am Gleis 10 in eine altmodische Lokomotive einsteigen und schon bald darauf Gebete gen Himmel ausstoßen, in der Hoffnung, dass doch bitte bald die Kavallerie eintreffe.
Gleis 11
An Gleis 11 hält die Linie SE 60 der Main-Neckar-Eisenbahn, wobei SE für Second Edition steht − die erste Streckenführung, bei der der Zug zwischen seinen Stopps in Frankfurt und Darmstadt noch in Bratislava halten sollte, wurde in den 1950ern aufgrund des Kalten Krieges aufgegeben.
Vom Ambiente her fällt Gleis 11, gerade gegenüber Gleis 12, etwas ab. Diese Tatsache wird allerdings dadurch wett gemacht, dass in Bahnsteigbereich F der vermutlich älteste vollständig erhaltene "Atomkraft? Nein Danke"-Aufkleber in ganz Hessen zu finden ist (etwas versteckt links unten vom Telefon). Forscher der Universität Freiburg datierten ihn 2005 auf Dezember 1975, seitdem steht er unter Denkmalschutz.
Achtung: Er ist nicht zu verwechseln mit dem "Atomkraft? Nein Nein"-Aufkleber am Fahrkartenautomaten auf Gleis 6, der erst 2009 dort angebracht wurde.
Gleis 12
Ursprünglich umfasste der Darmstädter Hauptbahnhof 13 Bahngleise. Um jedoch Kosten zu sparen, beschloss der Bahnhofsrat, die Gleise 12 und 13 zu einem zusammenzufassen - was faktisch bedeutet, dass die Züge sich das Gleis teilen müssen.
Da sich die Züge nur lose an den Fahrplan halten, passiert es mitunter, dass zwei von ihnen gleichzeitig auf Gleis 12 einfahren. Für diese Bahnen wurden geschickte Lokführer eingestellt, die die Züge gekippt auf einem Rad fahren sollen, um so das Gleis von zwei parallel fahrenden Zügen nutzbar zu machen. Die Erfolgsquote liegt bislang allerdings bei knapp 0%, weshalb sich das nebenan liegende Abstellgleis als sehr praktisch erwiesen hat.
Kritik
Der Legende nach war der erste Kritiker des Darmstädter Hauptbahnhofs niemand Geringeres als der griechische Philosoph Aristoteles. Schwer in Gedanken über Metaphysik vertieft, verlief er sich demnach bei einem seiner Denkerspaziergänge und landete in der Gegend, in der Jahrhunderte später einmal Darmstadt liegen sollte. Von der gähnenden Leere dieses Ortes überwältigt, machte Aristoteles abrupt kehrt und rannte zurück zur Schule von Athen, die Worte rufend: „Beim Zeus! In einer Zukunft, in der die gesamte Welt über eiserne Schienen verbunden ist und nahezu überall ein Zugang zu diesem Netzwerk besteht, der der Menschheit zum effizienteren Transporte dient; zwischen Oberrhein und Odenwald wäre sicherlich der falsche Platz dafür!“.
Die anwesenden Philosophen konnten mit diesem folgenschweren Statement nichts anfangen und wandten sich wieder ihren eigenen Theorien zu, wie man irgendwann in ferner Zukunft am einfachsten die Konvergenzkriterien der Europäischen Union umgehen könnte. Das war nicht nur die Geburtsstunde des griechischen Staatsbankrotts, sondern auch der Redewendung „Ich versteh nur Bahnhof“. Die Bedeutung von Aristoteles' Äußerung sollte man erst rund 2000 Jahre später erkennen, als Nörgler den Darmstädter Bahnhof kritisieren wollten und nun eine namhafte Persönlichkeit aus der Geschichte hatten, auf die sie ihre konservative Spaßverderberei zurückführen konnten.
Deutschland ist als Nörglerparadies bekannt und auch der Hauptbahnhof in Darmstadt bleibt vom deutschen Volkshobby nicht verschont. Täglich trudeln bei der Bahnhofsleitung Beschwerden aller Art ein: Beklagt werden dann unter anderem der völlig verschmierte Fahrkartenautomat an Gleis 9, dessen Touchscreen man nicht bedienen kann, ohne sich mit Hepatitis Ä zu infizieren, oder der fehlende Süßigkeitenautomat an Gleis 4, der Diabetiker bei Zuckermangel zwinge, Gleis 3 oder 5 aufzusuchen, oder der geistig labile Bahnwärter Thiel, der sich ständig an Gleis 6 auf die Schienen setzt und dabei die Mütze seines toten Sohnes streichelt. Der größte Dorn im Auge der Bahnhofsbetreiber dürfte aber Versicherungskaufmann Roger E. sein, der einmal im Monat die Abstände aller Sicherheitsstreifen zu ihren jeweiligen Gleisen genau überprüft und bei einer Abweichung im Millimeter-Bereich bereits eine kostenlose Mahlzeit im Bahnhofscafé verlangt.
Bei so einem Wirrwarr an Motzereien entwickelte die Bahnhofsleitung über die Jahre eine fahrlässige Lasse-Reden-Haltung gegenüber ihren Kritikern. Diese hat aber zur Folge, dass auch durchaus berechtigte Beschwerden wohlwollend ignoriert werden. Die zahlreichen Forderungen der Bahnhofsnutzer nach einer besseren Klimatisierung der Bahnhofsanlage bleiben ungehört, sodass es bei extremen Hitzewellen im Sommer nicht selten vorkommt, dass die Leute hektisch in die Züge strömen, weil sie in diesen im Direktvergleich zum Bahnhofskomplex nahezu arktische Temperaturen vorfinden.
Gegenstand häufiger Kritiken ist auch die wachsende Kriminalität am Darmstadt Hauptbahnhof. Hat man sich an die ganzen Drogenhändler und Bahnhofsnutten, die teilweise schon seit den 70er Jahren ihren Lebensunterhalt im Bahnhofsgebäude bestreiten, in Darmstadt längst gewöhnt, ist es vor allem das Angebot einer kostenlosen Internetverbindung im Bahnhof, die bei den Anwohnern für Furore sorgt. Diese beschweren sich über einen merklichen Verlust an Atmosphäre, seit sich um das Gebäude herum vermehrt zwielichtige Gestalten erblicken lassen, die mit einem Laptop auf dem Schoß irgendwo rumsitzen und sich auf kino.to illegal Filme ansehen.
Zur erfolgreichen Kriminalitätsbekämpfung am Darmstadt Hauptbahnhof hat die Landesregierung Hessen eigens ein Team an forensischen Ermittlern beordert (Anlass war ein ermordetes Eichhörnchen auf Gleis 11, die Tat verbleibt bis heute ungeklärt). Diese gelangten zu landesweitem Ruhm, als RTL ihre Arbeit zum Handlungsschwerpunkt der Erfolgsreise CSI: Darmstadt Hauptbahnhof machte.
Darmstadt 21?
Überregionale Berühmtheit erhielt der Bahnhof durch das Milliardenprojekt Darmstadt 21. Größenwahnsinnige Kommunalpolitiker, allen voran der Darmstädter Oberbürgermeister Hans Klarin, planten gemeinsam mit der Deutschen Bahn BeinaheAG, den gesamten Hauptbahnhof aus Lärmschutzgründen etwa 500 Meter in die Luft zu verlegen. Die Konstruktion schien richtungsweisend, modern, ehrgeizig und doch verhältnismäßig bodenständig. Man plante den gesamten Bahnhofsbereich mittels Siemens-Lufthaken am Himmelszelt zu befestigen und die Züge per Seilbahn, deren Bodenstation ca. 5 km vor Darmstadt liegen sollte, auf die nötige Höhe zu hieven. Die Passagiere schließlich hätten bequem per Materietransporter, der bereits seit Jahren im Traditionsunternehmen Star Trek getestet wird, in den Bahnhof gebeamt werden können.
Leider regte sich Widerstand (ca. 8 Ohm) in der wenig abgehobenen Bevölkerung, da grade die Darmstädter Grünen immer häufiger davor warnten, dass irgendwann das gesamte Projekt wieder mit aller Macht auf den Boden der Tatsachen (Name des Darmstädter Marktplatzes) stürzen könnte. Da dies niemand endgültig ausschließen konnte und auch die Deutsche Bahn keine Garantien für den Fall einer solchen Downtime geben wollte, machte man die Pläne konsequent dem Erdboden gleich und beschloss, stattdessen den nahen Sportflughafen unter die Erde zu verlegen.
Literatur
- Siehe auch: Hauptbahnhof Darmstadt - Der Dichtband
Man mag es glauben oder nicht, aber zum Thema Darmstadt Hauptbahnhof gibt es mehr Belletristik (zur Hälfte Trivialliteratur) als Sachbücher. Natürlich gibt es genial recherchierte Sachbuchklassiker wie Das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs in Darmstadt. Ein Phyrrhussieg des Jugendstils in 3200 Seiten, denen man wegen ihrer Großartigkeit auch gerne Rechtschreibfehler im Titel verzeiht. Doch insgesamt überwiegt die berühmt gewordene Darmstädter Literaturbewegung Zug und Drang, deren geistiges Zentrum fraglos der Hauptbahnhof war. Daraus gingen später die auch nicht zu verachtenden Unterkategorien Gleisnovellen, Schaffnerlyrik, Fahrplanerzählungen und Weichenpoesie hervor, deren Vertreter regelmäßig die Bestsellerlisten dominieren.
Wagenlied
Das in ganz Deutschland bekannte "Wagenlied" (Der Zug ist eingefahren) von Matthias Claudius wurde nach heutigem Erkenntnisstand hauptsächlich im Darmstädter Hauptbahnhof verfasst. Das ist insbesondere deshalb erstaunlich, da damals noch keine Züge fuhren, was Claudius offensichtlich nicht aufhalten konnte. In sieben Strophen wird erst ausschweifend und umfangreich das Einfahren eines Zuges beschrieben, danach fantasiert der Autor ein bisschen durch die Gegend, um letzten Endes irgendeine christliche Metaphorik hineinzuquetschen, die aber an dieser Stelle schon niemanden mehr interessiert. Das Gedicht, das auch gesungen werden kann, kann relativ eindeutig der Weichenpoesie zugeordnet werden.
Wir Kontrolleure vom Bahnhof Darmstadt
Die in Deutschland allseits bekannte und geschätzte Biografie ist von gut 30% der Bevölkerung bereits gelesen worden, da das Werk aus der Fahrplanlyrik gerne in der Schule im Deutschunterricht zerrupft oder von Verwandten an pubertierende Mandys und Kevins verschenkt wird. Das Buch ist im Prinzip eigentlich ein Sachbuch, allerdings werfen die für den Schrieb dieses Kaminfutters verantwortlichen Journalisten, Kai Felsmann und Horst Riester, in jedem Satz mit so vielen Stilmitteln und Dramatisierungen um sich, das sich das Buch auch wohlwollend betrachtet nicht für diese Sparte eignet. Das Buch erzählt die Geschichte des jungen Herbert G., der mit dem Wunsch, Schaffner zu werden, in der Darmstädter Innenstadt aufwächst. In jungen Jahren macht er dabei Bekanntschaft mit verschiedenen Cliquen und Drogenkulten (total normal für einen Zehnjährigen), beginnt, fettiges Essen zu konsumieren und auf dem Hauptbahnhof schwarz zu arbeiten. Das Buch enthält neben einigermaßen akkuraten Beschreibungen des Bahnhofalltags auch noch alle Elemente, die Erwachsene von einem Jugendbuch erwarten: Innerer Konflikt, schlechte soziale Umgebung und vernachlässigende Eltern. Gegen Ende kann der nun sechzehnjährige Schwarzarbeiter, der bereits fettleibig und videospielsüchtig ist, mithilfe einer Menge „echter Freunde“ seinem schmutzigen Schaffnerleben entfliehen und eine Ausbildung zum Fliesenleger in Warnemünde beginnen.Zeitungswesen
Auf dem Hbf Darmstadt konkurrieren zwei größere Zeitungen: Die "Hauptbahnhof Aktuell" und "Das 13. Gleis". Während Hauptbahnhof Aktuell eine von der Bahnhofsleitung kontrollierte und zensierte Lobeszeitschrift auf jegliche Vorgänge am Hbf ist, die für einen Euro am Informationsschalter erworben werden kann, kritisiert das kostenlos von Obdachlosen herausgegebene 13. Gleis des Öfteren die dortigen Zustände.
"Hauptbahnhof Aktuell" trägt schon auf dem Cover den Hinweis Anzeige und berichtet ausschließlich mit Adjektiven aus dem Pool der wohlwollenden Wörter über den Bahnhof und allem, was dazu gehört. Mitarbeiter des Magazins sind größtenteils Journalisten, die wegen zu starker Einseitigkeit aus der BILD-Redaktion geworfen wurden.
"Das 13. Gleis" wird sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch herausgegeben, damit es Chancen auf einen Pulitzer-Preis hat. Einmal im Monat erscheinend, enthält es akribisch recherchierte Berichte rund um das Geschehen am Hauptbahnhof Darmstadt. Die sechs Mann starke Redaktion formiert sich um Chefredakteur Heinz Rührig, der obdachlos ist, seitdem er wegen Überqualifikation beim SPIEGEL rausgeworfen wurde. Trotz des extremen Entstehungsaufwands konnten nie sehr viele Exemplare der Zeitung vertrieben werden, was sich zu einem gewissen Grad änderte, als "Das 13. Gleis" mit "Unterm Schmutz" eine mehr oder weniger Aufsehen erregende Reportage über die Hygiene auf den Bahnhofstoiletten veröffentlichte.
Quellen
- Internet, Medien (?)
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