Andreas Kümmert
Andreas Ja Wen Kümmert Das Eigentlich ist seit Jesus Christus der erste Bartträger, der auszog, die Welt zu verändern, Frieden, Liebe und "Allemagne - Douze points" zu bringen und schließlich nach einem medialen Martyrium in der Versenkung verschwinden sollte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Andreas Kümmert wurde in Unterfranken geboren, das Schicksal hatte ihm also postnatal schon mit dem Zaunpfahl zugewunken, dass er schlicht und ergreifend unbedeutend sein musste. Doch früh fühlte er sich zu Höherem berufen. Zwar war er kaum aus dem Leib seiner jungfräulichen Mutter geschlüpft, und hätte seit seinem ersten Schrei in die unterfränkische Luft wissen müssen, dass er vollkommen bedeutungslos verenden würde, doch im selben Moment spürte er genau, dass er es war, der die Menschheit erlösen musste.
Vielleicht hatte es damit zu tun, dass drei Weise aus dem Morgenland sich bis ins hinterste Unterfranken verirrten, um seiner Mutter Myrrhe und Weihrauch zu bringen, vielleicht war es Zufall, dass sich der Stern zu Bethlehem just in der Nacht, als er das Licht der Welt erblicken sollte, zum ersten Mal in zehntausend Jahren nach Gemünden am Main verirrte, aber Andreas wusste, was er zu tun hatte.
Revolution
Früher hätte er sicherlich die Welt verändert, früher wäre er auf die Straße gegangen und hätte das zufriedene Establishment wie die Pharisäer aus dem Tempel geprügelt, wäre durch das gelobte Land gezogen und hätte Aussätzige geheilt, aber damit kann man ja keinen clubmatetrinkenden, justinbieberhörenden Profihipster von seinem iPhone mehr weglocken. Nein, er spürte die göttliche Inspiration, dass er derjenige sei, der diese Welt zu verändern habe, nur dass er es auf eine ganz neue, völlig ungeahnte Art und Weise tun müsste. Sein Evangelium sollte aus den Radiosendern dieser Welt erklingen und Orgien auslösen, die man sonst nur aus Romanen von Patrick Süskind kennt.
Er, der Auserwählte, der Messias, sollte kein Zahnrädchen im System der Unterhaltungsindustrie, er sollte ein motherfucking Revolutionär sein. Einer, der in kürzester Zeit die Che Guevaras auf Jahrzehnte von den T-Shirts pseudointellektueller Turnbeutelvergesser verjagen sollte, das Vorbild derer, die gegen eine Wand kotzen und hinterher behaupten, es sei ein Akt gegen das kapitalistische System. Einer, der sich im Notfall ans Kreuz der medialen Lächerlichkeit nageln lassen würde, nur um seinem Volk das Evangelium zu bringen. Einer, der nicht nur geheiligt werden sollte, nein einer, nach dem sogar ein GTA-Spiel benannt werden sollte: San Andreas machte sich auf den Weg.
Das Martyrium
Er hatte die Zeichen erkannt. Warum Revolution machen, indem man Menschen tötet oder einer x-beliebigen Idee anheim fällt, die mit -Ismus endet. Dann landet man doch höchstens im Heute-Journal. Jeder weiß, dass die Jugend von heute das nur in den zehn Sekunden anschaut, die es braucht, um sich von der Couch zu erheben, die herunterfallene Fernbedienung aufzuheben und den Sender zu wechseln. Nein, Andreas, der Apostel der Revolution, der erfolgreichste Menschenfischer seit dem neuen Testament nutzte ein Medium, mit dem man das Volk noch erreichen konnte: The Voice of Germany. Er zeigte der sesselfurzenden Jugend, wo der Weg hinführte. Er zog durch das gelobte Land scharte Jünger um sich, die mit ihm zwar kein Abendmahl zu sich nahmen, aber zu Tausenden für ihn anrufen sollten, damit er ihr Evangelium auch in fernere, südliche Gegenden bringen sollte. Er stellte sich auf die große Bühne, wohl wissend, dass er irgendwann sein sein Martyrium erleiden sollte.
Seine Anhänger feierten ihn, doch er spürte, dass sein Tag gekommen war. Verleumdet wurde er auf eine Bühne gestellt, medial von zehntausenden hingerichtet, wie es schon hunderten Castingshowgewinnern und Dschungelcampteilnehmern vor ihm ergangen war. Er spürte: seine Zeit war gekommen, und er ließ sich in die Vergessenheit ziehen. Leidend, bloßgestellt, trat er ab, während unter ihm seine Jünger ihm zujubelten, ging er zu seinem Schöpfer.
Die Wiederkehr
Jetzt ist er bei seinem Schöpfer, doch wird er möglicherweise bald – das Osterfest naht – in irgendeiner Höhle wieder erscheinen, ein Konzert geben, und anschließend in der ewigen medialen Verbannung verschwinden. Ob man ihm wie seinem Vorgänger Statuen in Rio de Janeiro baut und Kreuzzüge in seinem Namen führt, wird erst die Zukunft zeigen.