1. April 2000

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Filmdaten
Originaltitel: 1. April 2000
Genre: Science-Fiction-Satire
Produktionsland: Österreich
Zielgruppe: Die Alliierten, die Vereinten Nationen
Erscheinungsjahr: 1952
Länge: 105 Minuten (ohne Lipizaner-Auftritte: 90 Minuten)
Altersfreigabe: FSK 0
Stab

Regie: Wolfgang Liebeneiner
Drehbuch: Ernst Marboe
Produktion: Karl Ehrlich
Musik: Typische Ösi-Musik u.a. Mozart, Walzerstücke...
Besetzung

Josef Meinrad: Namenloser Ministerpräsident
Hilde Krahl: Namenlose Präsidentin
Und noch viele andere Publikumslieblinge (die heute keiner mehr kennt)

Der 1. April 2000 ist ein Propaganda-Film, der im Auftrag der österreichischen Bundesregierung produziert und im Jahre 1952 uraufgeführt wurde. Aufgrund seines utopischen Inhaltes gilt dieser Streifen heute noch als Monumentalwerk der rot-weiß-roten Filmgeschichte.

Handlung

Es ist der 1. April 2000. Im, seit mittlerweile 55 Jahren, besetzten Österreich wird die provisorische Bundesregierung angelobt. Kaum ist der Ministerpräsident im Amt, beschwert er sich sogleich, dass die alliierten Truppen seit dem Weltkrieg noch immer in der Alpenrepublik stationiert sind. Dieser Umstand soll sich nun ändern und daher ruft der Regierungschef zum Ungehorsam auf. Um zu zeigen, wer „nun wirklich diesen Staat regiert“, soll nun jeder Bürger seinen/ihren viersprachigen Pass demonstrativ in die Luft halten und vor den Augen der Besatzungsmächte zerreißen. Die Bevölkerung ist von diesem Plan ganz begeistert und macht natürlich mit, bis auf den Straßen haufenweise Papierschnitzel herumliegen. Auch wenn diese Aktion keinen ausländischen Soldaten wirklich beeindruckt, sorgt diese zumindest im Hauptquartier der „Globalunion“ für Furore. Dort war man gar nicht erfreut und manche vermuten durch diese Provokation sogar einen neuerlichen Bruch des Weltfriedens.

So wird nun, mithilfe eines UFOs, eine Delegation in dieses verruchte Land geschickt. Symbolträchtig landet das Raumschiff in Wien, dem angeblichen Zentrum des Verderbens. Nachdem es keinen brisanteren Fall auf der Erde gibt, ist die Präsidentin der Union gleich einmal mitgekommen um sich persönlich ein Bild von der „kriegerischen“ Lage zu machen. ]Der Ministerpräsident nutzt seine Chance und versucht bei der Begrüßung die hochrangige Dame mit ein paar „Schmähs“ zu erheitern, was aber irgendwie misslingt. Stattdessen wird die Stimmung Eine Szene machen|noch gereizter und ein „Todesstrahl“ ist nun auf Österreich gerichtet. In der Bevölkerung ist mittlerweile keiner mehr von der lustigen „Zerreiß-Idee“ begeistert und den Sündenbock hat man auch schon ausfindig gemacht.

Da aber der Regierungschef seinen Staat, die Bevölkerung und sich selbst retten will, heckt er einen perfiden Plan aus. Man muss nur die Delegation davon überzeugen, dass die Alpenrepublik ein liebenswürdiges Land ist. So werden Lehrfilme über die Geschichte (ohne den Teil mit den Türkenkriegen) gezeigt, Musik von Mozart gespielt, Wiener Wein verkostet, den Lippizzanern in der spanischen Hofreitschule zugesehen und danach Walzer getanzt. Die Präsidentin der Globalunion wirkt ein wenig beeindruckt und schlägt einen Kompromiss vor:
Das Raumschiff kommt angeflogen
Anstatt Österreich mit dem Todesstrahl zu pulverisieren, soll das Land zu einem Museum werden. Das heißt, dass die Bevölkerung nun auswandern muss - wie praktisch, dass die Sahara gerade bewässert wird und als zukünftiger Lebensraum dienen soll. Das unmoralische Angebot wird jedoch abgelehnt und die Sitzung auf dem nächsten Tag verlegt.

Am zweiten April werden vor Beginn der Verhandlungen noch sämtliche Regierungsgebäude mit „Durchleuchtungsstrahlen“ gescannt. Man befürchte nämlich einen Anschlag auf das hohe Tribunal, was angesichts der zahlreichen Bemühungen am Vortag eigentlich unsinnig wäre. Bis die Kontrollen beendet sind, begeben sich noch einige Delegierte der Globalunion in die Kaffeehäuser, machen Spaziergänge und erkunden ein paar Kirchen. Ein Vertreter verirrt sich in Staatsarchiv, was im Moment etwas streberhaft rüberkommt. Doch zu den erneuten Verhandlungen wird es wohl nicht mehr kommen. Die Bevölkerung im gesamten Land protestiert erneut, diesmal mit Musikkapellen, mit Gesang und (wieder einmal) mit Walzertanz. Nicht einmal die Besatzungstruppen können für Ruhe sorgen, sind diese bereits mit Alkohol besänftig worden. Sehr zum Missfallen der Präsidentin, die nun ziemlich ahnungslos dreinblickt.
Doch aus heiterem Himmel kommt der Delegierte aus dem Staatsarchiv (man erinnere sich) mit einigen Unterlagen in der Hand angerannt. Es handelt sich hierbei um die Moskauer Deklaration, die besagt, dass Österreich „unverschuldet“ in den Krieg gezogen wurde. Auch wenn nun es einige Logiklücken betreffend Nationalsozialismus und den „verschollenen“ Schriftstücken gibt, reicht dies offenbar als Friedens-Argument. In der Folge ziehen alle alliierten Besatzungstruppen aus der Alpenrepublik ab. Auch die Delegation steigt wieder in das UFO ein und fliegt zurück zum Hauptsitz. Österreich ist nun frei, wobei ein anderes Ende bei solchen Heimatfilmen eher undenkbar wäre.

Hintergrund

Nach dem zweiten Weltkrieg gab es bekanntlich zwei große Verlierer, Japan und Deutschland. Während die Italiener mit es List und Tücke geschafft haben, auf die Gewinnerseite zu springen, fanden die Österreicher eine andere Lösung. Und zwar Mitleid erregen. Im Jahre 1943 wurde tatsächlich in der Moskauer Deklaration festgesetzt, dass die Alpenrepublik das erste Opfer der NS-Aggression war und durch „Gewalt“ in das Dritte Reich einverleibt wurde. Dieser „Opfermythos“ wurde jahrzehntelang perfektioniert bis schließlich der ehemalige Bundespräsident Kurt Waldheim in den 1970er Jahren damit aufräumte und den Ösis eine gewisse Mitschuld an das Verbrechen gab.

Doch während der Besatzung ab 1945 durch die Sowjetunion, Großbritannien, den USA und Frankreich schien sogar dieses Eingeständnis in ferner Zukunft zu sein. Erst mal mussten die fremden Truppen weg und der Neutralitätsstatus her. Die Frage ist nur, wie man den Alliierten |durch die Blume mitteilen kann, dass diese nun verschwinden sollten. Die Lösung: Einen Film produzieren, der nur die gutmütigsten Seiten Österreichs zeigen sollte. Damit die Anspielungen nicht zu offensichtlich wirken, sollte das Geschehen in der Zukunft spielen. Das Jahr 2000 als Millenniumswechsel und der 1. April als Tag der Scherze wirkten für damalige Verhältnisse schon ziemlich futuristisch. Raumschiffe müsste es bis dahin schon geben, was das Ufo im Film erklärt. Auch die Soldaten der Zukunft tragen sicher schon Uniformen, welche an das Maskottchen einer französischen Reifenfirma erinnern. Darüber hinaus haben die Truppen auch noch „Strahlengewehre“ um mögliche Vandalen zu verkohlen. Um diese burleske Darstellung endgültig abzuschließen, werden die bereits bekannten Röntgenstrahlen durch „Durchleuchtungsstrahlen“ ersetzt.
Michelinmännchen oder Soldat der Globalunion? Eine ziemlich schwierige Frage...

Der andere Teil des Inhaltes ist klar definiert. Alles muss so österreichisch wie möglich erscheinen, damit sich einerseits in den Köpfen der Bürger ein neues (retuschiertes) Nationalgefühl entwickelt. Und andererseits sollte man sich auch von den „bösen“ Nazis im Norden (samt der gemeinsamen Vergangenheit) abgrenzen. Um zu wissen, wie man sich am besten von den Teutonen differenzieren kann, wurde der deutsche Regisseur Wolfgang Liebeneiner mit dieser Aufgabe betreut. Der Umstand, dass Liebensteiner so manchen Propagandafilm für das Dritte Reich drehte, war zwar bekannt, doch das interessierte keinen der Verantwortlichen. Immerhin hat Wernher von Braun bei der Raketenforschung in den Vereinigten Staaten mitgewirkt und da haben auch viele Behörden jahrelang die Augen zugedrückt.

Fehlt nur noch die Besetzung. Um zu gewährleisten, dass wirklich alle erdenklichen Publikumslieblinge engagiert werden konnten, wurden kurzerhand sämtliche Filmprojekte anderer Produzenten gestoppt. So konnte man Josef Meinrad, Hilde Krahl, Helmut Qualtinger, Waltraud Haas, so quasi die „Creme de la Creme“ gewinnen. Das Problem dabei war nur, dass die meisten davon Theaterschauspieler waren und die Dreharbeiten daher ziemlich statisch bzw. festgemauert – ohne actionhaltige Kamerafahrten – abliefen. Um noch einen draufzusetzen, wurden auch Kinder und Tiere als Sympathieträger missbraucht eingesetzt. Das erklärt den Auftritt der Wiener Sängerknaben und das minutenlange Schauspiel der Lipizzaner in der Spanischen Hofreitschule. Weiße Pferde und singende Jugendliche in Uniform gibt es in Deutschland bekanntlich nicht. Oder sollte es nicht geben, weil die Germanen bekanntlich eine viel zu dunkle Aura haben. Damals war wohl jedes Mittel und jede Annahme recht, sich vom „großen Bruder“ zu differenzieren.

Auswirkungen

Der Staatsvertrag zur Neutralität - Ratifiziert mit jener Bedingung, dass man nie wieder mehr solche Schundfilme drehen darf.

Am 19. November 1952 war es soweit, man feierte die Premiere des Films im „Wiener Apollokino“. Zweckoptimiert saßen im Publikum alle relevanten Zuschauer, angefangen von den Kommissaren der vier Besatzungsmächte bis hin zu unzähligen Botschaftern und Diplomaten aus der ganzen Welt. Doch der Film schaffte es irgendwie nicht, die Menschen zu fesseln. Zwar lobten einige (freie) Kritiker die Leistung der Schauspieler, die bei bekannten Stars automatisch suggeriert wird. Die Mehrheit der (gelenkten) Journalisten beschwerten sich hingegen über die Darstellung der feuchtfröhlichen und klischeehaftigen Lebensweise der österreichischen Bevölkerung. Auch die sowjetische Presse veröffentlichte negative Rezensionen über den Streifen, was auch daran liegt, dass die Kommunisten so ziemlich alles schlecht fanden, was vom Westen kam. Wie Kinogänger nunmal miesbewertete Filme nicht sehen wollen, war auch hier ein Großteil der Bevölkerung eher mäßig überzeugt diesem Werk.

Doch nach langer langer Zeit, etwa ein Jahr später, gab es wieder Hoffnung auf den Abzug der alliierten Truppen. Der Tod von Josef Stalin begünstigte die Friedens-Verhandlungen. Waren doch die Russen bekannt dafür, dass sämtliche Vorschläge abgelehnt wurden, den die Vertreter der westlichen Mächte unterbreiteten. Die kommunistische Führung war nun mehr oder weniger „geschwächt“ und die Konferenzen brachten immer bessere Ergebnisse mit sich. Schließlich, im Jahre 1955 war es soweit. Österreich war endlich eine freie Republik, die ausländischen Soldaten haben sich aus dem Staub gemacht und die Schweiz war nun nicht mehr das einzig neutrale Land in Europa. Den Film hat man längst wieder vergessen. Wären da nicht die Produzenten, die im Jubel ganz diskret auf die „Botschaft“ ihres Werkes darauf hinwiesen.

Triviales

Eine Nachprüfung des Rechnungshofes ergab, dass die Produktionskosten zehnmal so viel ausmachten, als man ursprünglich eingeplante. Angeblich waren die Spezialeffekte wie etwa die Landung des Ufos und andere futuristische Gegenstände die Ursachen dafür. Was aber egal war, denn schließlich galt das Bundeskanzleramt als Auftraggeber des Filmes, was dazuführte, dass die Rechnung schlussendlich von den Steuerzahlern beglichen wurde. Heutzutage wären die „paar Millionen Schilling“ im Vergleich zu anderen Staatsschulden (dank ÖBB, Eurorettung, Telekom Austria...) sowieso ein „Lercherlschaß“ dagegen. Die Bürger/innen haben sich mittlerweile an höhere Beträge gewöhnt, die sich ins Nichts verrinnen.

Um die Botschaften einiger Streifen zu würdigen, sind 150 Werke in der besonderen Edition „Der österreichische Film“ auf DVD veröffentlicht worden. Darunter auch der 1. April 2000, was angesichts der überschaubaren Anzahl von produzierten Filmen in der Alpenrepublik kein Wunder ist. Um noch einen intellektuellen Touch hinzuzufügen, hat sich die Zeitung „Der Standard“ maßgeblich für die Verwaltung der Auslese eingesetzt. Entweder bemühte sich das Blatt um mehr Leser (aktuell ca. 2000 im gesamten Bundesgebiet) oder die Redakteure anderer Zeitungen wie z.B. Kronen Zeitung, Österreich, Augustin usw. erschienen zu inkompetent für diese Aufgabe.

Im Jahre 2000 wurde in Österreich tatsächlich eine neue Regierung angelobt. Doch im Unterschied zum Film scherten sich die Politiker so gar nicht für die Interessen der Bevölkerung. Im Gegenteil, werden die Politiker der ÖVP-FPÖ-(ab 2005 auch BZÖ)-Koalition heute noch als die korruptesten Volksvertreter der 2. Republik bezeichnet. Darüber hinaus hat sich die Alpenrepublik mit ihren EU-Beitritt schon selbst gegeißelt, von Freiheit spricht kein Bürger heutzutage mehr.
Hingegen zeigt eine bestimmte Szene im Film einen Sachverhalt, der sich noch als wahr herausstellen sollte. Wie bereits im Abschnitt „Inhalt“ erwähnt, werden die Regierungsgebäude und deren Einrichtungen von den Soldaten der Globalunion durchleuchtet, was zu folgendem Dialog führt:
Soldat: Was ist das?
Zivilist: Ein Geldschrank.
Soldat: Und warum ist der leer?
Zivilist: Ich bin der Finanzminister.

Mysteriöserweise reduzierte die österreichische Nationalbank ihre Goldreserven von 1999 bis 2006 um 130 Tonnen. 20 davon gingen im Rahmen der Euro-Einführung an die Europäische Zentralbank, ohne Aussicht auf einer Retournierung. Nach heutigem Maßstab wäre der dargestellte Geldschrank sogar als Pfandgut für den enormen Schuldenstand zu betrachten. Da kann man nur noch hoffen, dass sich so mancher Inhalt wie z.B. beim Terminator und anderen utopischen Filmen nie realisieren wird.


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Die selbsternannten Cineasten der Wikipedia haben ebenfalls eine Meinung zu diesem Thema.

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