1 x 1 Silberauszeichnung von Burschenmann I.

Spießer

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Der Begriff Spießer [vom deutschen "spießen", nicht zu verwechseln mit "Spieß (dem)", einem langen spitzen Hölzchen] bezeichnete ursprünglich einen Vertreter eines mittelalterlichen Berufsstandes, den Spießern, welcher sich über Jahrhunderte zum weit vernetzten Geheimbund gewandelt hat.

Ursprung

Ther Spyßer jagd then Termytenpetz - Kupferstich von Albrecht Dürer

Erste Erwähnungen des Spießertums stammen aus dem frühen 14. Jahrhundert. So berichtete ein höfischer Schreiber unter König Albrecht II., Herrscher des damaligen deutsch-österreichischen Reiches, von "Eynem gar kleklychen Stant, jener sych bey Sonn ud Mond myt Spyßen ud Hey plaked."[1] Archäologischen Studien und brachial genauen Quellenauswertungen zufolge waren die frühen Spießer also einfache Landbauern, welche mit einem Spieß auszogen, um das gemähte und getrocknete Heu aufzustechen, und von den Feldern zu holen.
Doch diese einfache Landtätigkeit sollte nicht ihre einzige Aufgabe bleiben. So brachte der König im Jahre 1306 ein Edikt auf den Weg, welches im ganzen Reich ausgerufen wurde, und festlegte, welche Dienste die Spießbürger für seine Ländereien und Städte leisten mussten.
So heißt es wie folgt: "Der Kynik leeret eych, seyd tapfer ud brav, ud neymt eyren Spyße ud stelt eych vors Tyr, zu schytsen de Stad ud de Tyere. Ud whenn eyne Catz ym Boome landedt, so neymt eyren Spyße auck ud spyßet dy Catz aof, um se zu redd vor de Hongertodt ud zu brad yn de Oven"[2]
Demnach hatten die Spießer fortan auch Wachaufgaben, um die wehrlose und spießlose Bevölkerung vor äußeren Feinden wie Raubrittern, Wegelagerern oder neidischen Grafen zu schützen. Noch dazu hatten sie feuerwehrgleiche Aufgaben, wie das Retten von wehrlosen Tieren, Löschen von kleineren Bränden, und das abhalten zünftiger Grillfeste mit reichlichem Alkohol- und Bierausschank. Wahrlich, die Spießer waren ein beliebter Haufen im Mittelalter, und ihre große Ordnungsliebe und strikte Einhaltung der königlichen Regeln waren ein Zeugnis ihrer hohen Gunst bei Volk und Hof.

Albrecht II. von Habsburg - anonymer Künstler Der Herr der Spießer in seiner ganzen durchlauchten Pracht

Die Grundform ihres Spießes änderte sich hingegen über die Jahre kaum. So wurde zu den frühen Bauernzeiten, bevor König Albert sein Volk auszunutzen wusste, der einfache Stab aus Ulmenholz gefertigt, welches an der Spitze geschnitzt und mit Wachs poliert wurde. So konnte der Spießer in Gegenwart der Mägde zum geschmeidigen Stecher werden.
Später dann ordnete die erste Spießergilde, "Dy freyen Spyßbyrgker der Gravschavt der Welfen" in einer amtlichen Festlegung der Spießernorm, der "Causalia Spyß", an, "Thaß jedr freye ordende Spyßer seynen Spyß mid eynr Spytz aos Eysen versyht welch de Feynd bittr schmerzd"[3]
Wie auch in vielen mittelalterlichen Gilden, war es früher den Spießern untersagt, Frauen die Gunst der Mitgliedschaft zu erlauben. Das "spyßersche Reynheydsgebud" besagte, dass nur diejenigen reine Spießer seien, die von Geburt an mit einem kleinen Spieß auf die Welt gekommen waren. Frauen schloss dieser Fakt also auf Grund anatomischer Vorsehung kategorisch aus.
Im 18. Jahrhundert hatte sich bereits die Spießbürgerschaft durch das ganze Deutsch-Römische Kaiserreich verbreitet und stand an zahlreichen prächtigen Palasttoren, oder ordnete mit dem kleinen Handspieß die Dokumente und Regeln ihres übergeordneten Herrschers, Monarchen oder Despoten. Doch dieses Dasein brachte auch Schwierigkeiten mit sich.

Probleme des Spießbürgertums zwischen Revolutionen und Napoleonen

Die fast gänzliche Verbreitung des Spießertums in Europa, brachte Neider hervor. Zahlreiche Figürchen, wie die sogenannten "Schnösel" erhoben sich durch die Ausbreitung der barocken Verständnisse in Europa zu gekrönten Häuptern, und forderten aufregende Wissenschaften und Belustigungen, welchem die strikten und traditionsbewussten Spießer entgegen standen. Sie verkündeten eine Beibehaltung der alten Ordnungen, wie ein geozentrisches Weltbild, Cembalos statt Orgeln in Kirchen, und regelmäßiges Auspeitschen der ungehörigen Schulkinder mit dem Lederriemen statt dem Rohrstock.
[4]

Der nächtliche Spießer - Gemälde von Antonio Fabres

Gleichsam verweigerten sich die Spießergilden nach der großen Aufwertung ihres Arbeitsgerätes weiteren bereits standardmäßigen Accessoires wie dem doppelgeschmiedeten Eisenwams zum Schutz vor Schusswaffen oder Schusswaffen im eigentlichen Sinne, sodass sie späterhin dem Untergang geweiht waren.
Gleichwohl die Königshäupter die Situation der Spießer an ihren Wachhäuschen oder in ihren Buchhaltungen relativ gelassen sahen und weiter ihr tolldreistes Herumtollen in tollen Tollgärten ausübten, kündigte sich im Schatten der großen Revolutionen der Niedergang der Spießerschaft, vor allem für die ausserdeutschen Zweige, an. Während die erste französische Revolution recht glimpflich für die lokalen Spießergilden verlief, obwohl sich die Spießer trotz ihrer Wachaufgabe wegen mangelnder Besoldung gegen ihren König stellten, begann mit der Herrschaft des Maximilien Robespierre eine sorgenvolle Zeit. Die Spießer wurden verfolgt, als Royalisten verschrien, und ihnen mehrfach die Spieße weggenommen. Nur ein beherztes Eingreifen während der großen Gegenrevolution verhinderte damals den totalen Zusammenfall der Spießergesellschaft.
Als dann jedoch durch vermehrtes Herumputschen Napoleon Bonaparte an die Macht kamen, waren die Spießer hin- und hergerissen von dem unglaublichen Charisma dieses eifrigen Feldherrn. Viele schlossen sich seinen geordneten Truppenverbänden an, und fochten an vorderster Front. Diejenigen, die Zuhause blieben, wurden als Deserteure bezichtigt und eingekerkert.
Als Napoleon dann vor Moskau stand, und sich bereits auf dem Hinmarsch herbe Probleme zeigten, soll der französische Anführer der Spießer, Ulbèrt Grosqy, einmal zu ihm gesagt haben "Mein lieber Napoleon, Dir sei versichert, egal wie nah der Feind auch steht, die Spießer stehen Dir mit ihrem Spieß am Rücken!"[5]. Obwohl Grosqy dies als Kompliment meinte, stieß er damit auf einen wunden Punkt bei Bonaparte, der ihn daraufhin der Verschwörung bezichtigte und zurück ins sächsische Vorland, damals französisches Eroberungsgebiet, deportieren ließ. Dies sollte der Anfang vom Ende für die Spießerschaft sein.
Kopflos wie sie waren, traten sie blind den Zarentruppen entgegen und wurden unter der Flagge Napoleons niedergemetzelt. Auch Spießer aus den Staaten des Rheinbundes und der Hannoveraner waren unter den Opfern. Ein Großteil der Überlebenden kam auf der Flucht vor Kälte um. Russische Späher fanden sie, zusammengekauert mit ihrem Spieß im Arm, auf weiter Flur verteilt.
Durch die hohen Verluste brachen die Spießergilden auseinander. Zusätzlich erschwerend kam hinzu, dass sowohl Napoleon als auch andere Könige, Kaiser und Amtsinhaber die Spießer für die Niederlagen auf russischem Gebiet mitverantwortlich machten, um ihre eigenen Fehlkalkulationen zu vertuschen. Dennoch konnte sich über die Jahrhunderte eine gewisse Vernetzung in aller Stille behaupten, fernab von Öffentlichkeit und mit unterschwelligem Einfluss auf die Gesellschaft.

Spießertum heute

Wenngleich ab der postnapoleonischen Ära ein Spießrutenlauf gegen die Spießer begann und zahlreiche Gildenmitglieder oder Nachfahren jener verfolgt und systematisch gelyncht wurden, schafften sie es, sich nach Ende der Verfolgungen neu zu organisieren und zum geschlossenen erbschaftlichen Geheimbund der Spießerschaft zu erklären.
Da ihre Strukturen im Dunkel liegen, und generell nur wenig über ihre Organisationsformen bekannt werden soll, haben sich im Laufe der Jahre zahlreiche Erkennungszeichen eingebürgert, welche für jedes Bundesmitglied als Symbol für Kameradschaft und Tradition gesehen werden können.

Seltene Aufnahme eines enttarnten Spießers (Aiman Abdallahs Deutungsalmanach für Spießer in freier Wildbahn[6])

Somit können Eingeweihte gewissermaßen so gut wie jeden Spießer enttarnen und ihn von seiner Maskerade als wohlbetuchten Mittelstandsbürger und Vorstand einer Vorstadtfamilie separieren. Dies gelingt durch eine einheitliche Kleidungsnorm des Spießertums, welche seit den 50ern überwiegend beibehalten wurde. So reiht sich neben eine fesche braune Cordhose als Synonym für den Wachenrock vergangener Zeit ein bizarr gefärbter Wollpolunder der die ursprüngliche Bewappung der angestammten Spießergilde repräsentiert. Die dazugehörige Horn- oder Nickelbrille zeigt den hohen Wissensstand und die Belesenheit des Durchschnittsspießers. Als Accessorium wurde der Spieß abgelegt und fortan auf dem Kaminsims, getarnt als Fischerharpune, versteckt. Stattdessen zeigt der Spießer auf offener Straße seine Gildenzugehörigkeit mit einem edlen Kugelschreiber, welcher sich in der Brusttasche seines Polunders schmiegt. Den Garten des Spießers säumen hingegen feingearbeitete Tonzwerge, die die Wachaufgabe der Spießer verdeutlichen.
Wahrlich, da nur echte Kenner oder Verräter die Spießerschen Symboliken erkennen können, wurden schon öfters arglose Bürger und ordnungsliebende Rentner zu Unrecht von irgendwelchen Freigeistlern gemäß des Verfolgungsbrauches als Spießer bezichtigt. Als Glücksfall für die Opfer dieser Verleumdung konnte dieser Irrtum bisher in jedem Fall rechtzeitig aufgeklärt werden, bevor ihnen gemäß der hessischen Rechtsprechung der Tod durch den Strick beschieden wurde. Denn auch fast 250 Jahre nach dem Gildensterben steht es noch immer unter hoher Strafe, sich zum Spießertum zu bekennen, so dass sich nur selten ein Mitbürger seiner Maskerade entledigt, und vors offene Volk tritt.[6] Auch die moderne Psychologie nach Freud hat sich auf dem Gebiet der Anarchophobie mit der Wiedereingliederung von Spießern in die Gesellschaft befasst.

Zudem gelingt es sogar einem Spießer in die Politik zu treten. Besonders die konservativen Christen, sowie die liberalen Kräfte haben es dem gemeinen Logisten angetan, und des öfteren bemerkt man einige Verhaltensweisen eines Spießers an einem übereifrigen Parteivorsitzenden oder an einer konservativistischen Erzkanzlerin, besonders in Fällen von unnötigen Laufzeitverlängerungen, Verweigerungen des globalisierten englischen Sprachverkehrs oder Eingriffen in nordafrikanische Befreiungskriege.

Quellen

  1. Huberd von dem Zteyne - Lerbuhk von de gmeinen Folke, Kopw-ab-Schreybermoenkestube, Nuerburk, 1304
  2. Albert II. von Habsburg, König von Österreich und Deutschland Wy sick de Spyßer zu ferhalden haven, 1306
  3. Dy freyen Spyßbyrgker der Gravschavt der Welfen - Spyßer seyn fur eynfältige Junkerbub, unbekanntes Jahr
  4. Höfische Spießbürgerschaft zu Potsdam - Des Spießers Gut und Ziel, Taschenklapper- Verlag, Potsdam, 1773
  5. Dr. Dietmar Juckdrossel - Universelles Zitatlexikon; Band 4 - Berühmte Missverständnisse, Meyerbruch- Verlagshaus, Hamburg, 2001
  6. 6,0 6,1 Aiman Abdallah - Galileo Mystery; Band 37 - Die Spießerverschwörung und was die Illuminaten damit zu tun haben, RoRoRotstuhl- Verlag, Chemnitz, 2006

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