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Ironie

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Ironie, die, ist die gottgegebene Fähigkeit, eine Sache so auszudrücken, wie sie nicht ist, gleichzeitig Kritik daran zu üben, wie sie ist oder wie der Gesprächspartner meint, dass sie sei oder zu sein habe und – das ist das Hinterhältige daran – zugleich das Verständnis der eigenen Bemerkung von der Intelligenz des Gesprächspartners abhängig zu machen. Wer das jetzt nicht auf Anhieb verstanden hat, sollte auf keinen Fall den Fehler begehen, den Satz ein zweites Mal zu lesen, er wird dadurch nicht besser.

Die Ironie ist ein rhetorisches Stilmittel, kann aber auch als rhetorisches Stillmittel dienen, indem sie gezielt eingesetzt wird, um beim weniger reich mit Intelligenz gesegneten Gegenüber einen Verlust der Sprache zu bewirken. Ist die Sprachlosigkeit temporär, spricht man von „langer Leitung“, ist sie hingegen permanent, war wahrscheinlich noch etwas anderes außer Ironie im Spiel.

Ironie wird fälschlicherweise oft mit Sarkasmus gleichgesetzt, ist aber etwas anderes und klingt auch viel schöner. Tatsächlich kann Sarkasmus ohne Ironie auskommen und Ironie durchaus ohne Sarkasmus. Im Zusammenspiel sind sie allerdings am wirkungsvollsten.

Allgemeines und Selbstverständliches

Voraussetzungen für Ironie

Gegenbeweis: Ironie funktioniert auch sprachlos – zumindest bei Designern

Großangelegte empirische Studien belegen, dass jeder, der ironiefähig ist, auch eine Sprache spricht.* Es gilt gemeinhin als vorteilhaft, wenn Sender und Empfänger der ironischen Botschaft dieselbe Sprache sprechen. Manchmal ist dies jedoch von immensem Nachteil, nämlich dann, wenn der Gesprächspartner plötzlich zum Gegner mutiert, der sich mit verbalen Mitteln nicht mehr zu helfen weiß und auf handfestere Stillmittel zurückgreift. In diesem Fall ist die Ironie gründlich misslungen.

Häufiger als am Verständnis der Adressaten scheitert Ironie aber an dessen Unverständnis. Das muss nicht bedeuten, dass der Adressat dumm ist – tut es aber erschreckend oft. Auch beim Formulieren ironischer Aussagen ist es hilfreich, nicht nur über ein wenig Redekunst zu verfügen, sondern auch über ein gewisses Maß an Intelligenz. Personen, die genannte Kriterien kaum/nicht erfüllen, können zwar Ironie weder verstehen noch erkennen und schon gar nicht produzieren, haben jedoch durchaus Chancen in anderen anspruchsvollen Fachbereichen wie Arbeitslosigkeit und Analphabetismus.

*Anm. d. Red.: Das ist natürlich totaler Quatsch: Empirische Studien können nicht belegen, dass jeder, der so-und-so ist, das-und-das kann. Empirische Studien können höchstens belegen, dass nicht jeder, der so-und-so ist, das-und-das kann - oder nicht kann. Und dazu bedarf es keiner großangelegten empirischen Studien, sondern nur eines einzigen Gegenbeispiels! Aber diese philosophische Randnotiz nur am Rande…)

Beispiele für Ironie

Inbegriff der feinen Ironie

Ironie im Alltagsgebrauch ist in zwei Kategorien zu unterteilen: Die offensichtliche Zaunpfahl-Ironie und feinfühlige Ironie zum Mitdenken, die oft nur eingeweihte Personenkreise richtig interpretieren können. Zudem müssen die Reaktionen auf ironische Aussagen in „dümmlich“ und „humorkompetent“ unterteilt werden.

Person A (möchte Emmentaler an der Käsetheke kaufen): „100 vom Emmentaler, bitte!“
Person B (Verkäuferin): „Gramm oder Kilo?“
Person A (deutet Ironie in die Aussage der Verkäuferin): „Kilo natürlich.“
Person B (Verkäuferin): „Da muss ich erst mal gucken, ob wir das noch auf Lager haben.“

Unvergessliche Meisterwerke ausgesuchter Ironie-Künstler

  • „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ - Walter Ulbricht

Ironie in den Medien

Ironie im Journalismus

Im Journalismus wird Ironie reichlich verwendet – in den meisten Fällen unfreiwillig. In den wenigen Fällen, in denen Journalisten Ironie in voller Absicht und zielgerichtet als Stilmittel einsetzen, bedarf es einer eigenen Rubrik, die ironischerweise durch eine unmissverständliche Überschrift zu kennzeichnen ist. Unkreative Redakteure billiger Boulevardblätter nennen ihre Ironie-Ecke „Streiflicht“ oder „Zwiebelfisch“; in angesehenen Zeitschriften, die sich ausschließlich an einen elitären Personenkreis richten, heißt es Glosse.

Ironie in der Fachliteratur

In fachliterarischen Werken ist Ironie recht selten anzutreffen. Das ist insofern verwunderlich, als dass es den meisten Fachidioten in ihren Publikationen gerade darum geht, nicht verstanden zu werden statt einen konstruktiven Beitrag zu einer wie auch immer gearteten Problematik zu leisten. Welches Stilmittel wäre da besser geeignet als Ironie?

Ironie im Internet

Das Internet dient bekanntlich zur ressourcenschonenden Versendung elektronischer Nachrichten sowie von Viren, Würmern und Spam. Auch hier kommt regelmäßig Ironie zum Einsatz, vor allem Viren und Würmer sind meistens ironisch gemeint. Wer die Ironie darin nicht erkennt, dem mangelt es schlicht an Intelligenz oder Fantasie oder an beidem.

Ein wesentlicher Vorteil elektronischer Kommunikation liegt zweifelsfrei darin, dass man beliebige Dinge schreiben kann, ohne dass ein sarkastischer Unterton oder ein unwillkürliches Mundwinkelzucken gleich die finsteren Absichten verrät. Von Zeit zu Zeit ist es jedoch von Vorteil, wenn auch der Adressat die eigentliche Botschaft versteht. Mittelintelligenten Dumm-Usern wird dezent mit einem zwinkernden Smiley auf die Sprünge geholfen; bei dummen Dumm-Usern hilft nur der unmissverständliche, aber völlig witztötende Forencode [ironie] … [/ironie].

Ironie als Mittel zum Zweck

Ironie als Waffe

Ironie dient in erster Linie der Belustigung, wird dabei aber häufig mehr oder weniger dezent als Waffe eingesetzt. Gerade für Menschen, die aufgrund ihrer physischen Konstitution größeres Kriegsgerät nur schlecht handhaben können, stellt Ironie eine handliche Alternative dar. Auch für pazifistische Kriegstreiber bietet sich die Waffe „Ironie“ geradezu an, sowohl zu Angriffs- als auch zu Verteidigungszwecken. Intellektuell sparsam ausgeleuchtete Gegner lassen sich mit ihrer Hilfe recht einfach bezwingen. Aber gerade weil die Ironieverwendung anzeigt, dass man sich intellektuell überlegen fühlt, wird es für Außenstehende lustiger, wenn sich der Kontrahent als ebenbürtig oder gar als dem Ironiker überlegen erweist; ein entsprechender Schlagabtausch kann vom Unterhaltungswert her mitunter locker mit den aktuellen Geschehnissen in Syrien mithalten.

Besonders wirkungsvoll ist die Waffe „Ironie“, wenn sie gegen Kinder geführt wird. Das Praktische daran ist, dass es dabei völlig unerheblich ist, ob das kleine Mensch die Ironie als solche erkennt oder nicht.
In den ersten Lebensjahren bedient man sich einfach der Gutgläubigkeit seines unreifen Gegners. Kleine Kinder gehen grundsätzlich davon aus, dass alles, was ein Erwachsener sagt, richtig ist - optimale Voraussetzungen für einen schön unfairen Kampf. Jede ironische Bemerkung, egal wie plump formuliert, ist dazu geeignet, das Opfer bloßzustellen. Erleichternd kommt hinzu, dass es mangels Erfahrung keine Möglichkeit hat, sich auch nur ansatzweise zu wehren.
In späteren Jahren, wenn die anfängliche Leichtgläubigkeit der meisten Kinder einer gesunden Skepsis weicht, lässt sich der Spieß einfach umdrehen. Gerade in der Lebensphase, in der Kinder beginnen, die ersten Zweifel zu hegen, ist es für Eltern unerlässlich, ihren Sprösslingen unmissverständlich klarzumachen, dass sie grundsätzlich recht haben. Die leisesten Zweifel an der Richtigkeit des Gesagten sind sofort mit Sanktionen zu ahnden; bewährt haben sich in solchen Fällen Außenarrest, Fernseh-Verbot und World-of-Warcraft-Accountlöschung.

Selbstironie

Anschauliches Beispiel für Selbstironie

Selbstironie ist eine vergleichsweise selten anzutreffende Form der Ironie. Das hängt wahrscheinlich unmittelbar mit der Tatsache zusammen, dass es den meisten Menschen schon schwer genug fällt, andere auf die Schippe zu nehmen – mit sich selbst sind sie dann oft hoffnungslos überfordert. Zwar gelingt es vielen problemlos, sich regelmäßig selber zum Deppen zu machen, doch lässt dies in den meisten Fällen das gezielte Moment vermissen, das der Ironie eigen ist.

Selbstironie gilt gemeinhin als Zeichen von sympathischer Bescheidenheit – zweifelsohne ein weiterer Grund dafür, dass sie nicht alltäglich anzutreffen ist. Dass sie in der Kunst häufiger zu finden ist als in freier Wildbahn, ist ein Gerücht, das Künstler gerne streuen, wenn ihnen für ihre Kreationen sonst kein anderes Qualitätsmerkmal einfällt. Ironie ist ein durchaus gängiges, wenn auch nicht immer wirkungsvolles Mittel in Literatur, Film und Theater, doch wie Selbstironie richtig funktioniert, wissen offenbar nur die Kritiker.

Nachträgliche Ironiekennzeichnung

Eine weit verbreitete Methode ist der nachträgliche Hinweis, eine Aussage sei ironisch gemeint gewesen. Bei etwaigen schlüpfrigen Meinungen nimmt man dem Inhalt somit im Nachhinein die Ernsthaftigkeit und rettet sich unter den Deckmantel der Ironie. Oft ist die erste eingehende Aussage durchaus ernst gemeint (z.B. eine Beleidigung), die Reaktion des Gesprächspartners schüchtert jedoch so sehr ein, dass man das ganze doch lieber gar nicht sooo ernst gemeint haben möchte. Es folgt die Rettung in die Ironie.

Person A: „Dein neues Kleid steht dir überhaupt nicht, dein letztes gefiel mir besser!“
Person B: „Du findest mich hässlich!?“
Person A: „War doch nur ironisch gemeint.“

Soweit das Beispiel. Meist folgt der Satz „Du fandest mich früher also hässlich?“ − es muss also nicht immer alles gesagt werden, was so der Wahrheit entspricht. Das Kleid kann ja auch als „individuell“ bezeichnet werden.
Diese nachträgliche Kennzeichnung funktioniert in jedem Fall, was ganz einfach der Gutgläubigkeit eines jeden geschuldet ist. In Zeiten des Internets ist es besonders einfach sich aus kniffligen Situationen so zu retten. Egal wie die vorherige Aussage formuliert und betont war: Sobald behauptet wird, dass es ja alles nur Ironie war, muss alles wieder gut sein, sonst steht man schnell als nicht humorkompetent da. „Du Arschloch! Ich hasse dich!“ wird so schnell zu einem ironisch gemeintem Scherzchen. Und im Internet kann man ja noch nicht mal eine auf Ironie hindeutende Wortbetonung erkennen. Dieser Absatz ist übrigens rein ironisch gemeint.

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