Diverses:Das langweilige Leben eines Praktikanten

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HALT STOP! Hallo mein Name ist Tom :) Ich bin ein wertloser Sklave... ich meine natürlich Praktikant. hehe


Ich sitze da an meinem Schreibtisch – Der Lüfter von einem PC surrt ununterbrochen. Es war relativ leise, andererseits wurde es immer lauter. Das Surren geht allmählich in ein monotones und undefinierbares Geräusch über und brennt sich mit der Zeit wie ein heißes Eisen in meinen Schädel. Ich schaue aus dem Fenster, an der Topfpflanze vorbei, welche auf dem Fensterbrett steht. Ich sehe Regentropfen, welche mit einem schmatzenden Geräusch auf das gegenüberliegende Flachdach tropfen. Kein schönes Wetter, dachte ich mir, wo ist die Sonne nur geblieben? Jedenfalls ist es besser, bei dem Wetter hier drin im warmen Büro zu hocken, anstatt draußen zu sein. Ich versuche mir einzureden, dass meine Situation gar nicht so schlecht ist, wie ich sie empfinde. Ich versuche mich zu überzeugen, dass ich glücklich bin, denn bald habe ich es geschafft. Ich schaue hoffend und sehnsüchtig auf die Uhr. Auf dem Computermonitor, welcher flackerndes und bläulich kaltes Licht abgibt, erkenne ich jedoch, dass es erst 12:33 Uhr war. 12:33 Uhr, das kann doch nicht wahr sein! Ich sitze hier schon eine Ewigkeit, aber die Uhr sagt etwas anderes. Ich könnte schreien vor Langeweile. Die Uhr verrät mir, ich muss noch knapp 3 ½ Stunden hier sitzen; Sitzen und warten, sitzen und versuchen, mich mit irgendwelchen stupiden Sachen zu beschäftigen.

Pass auf Tom, lass dich bei deinem erzwungenem Faulenzen nicht erwischen! Ich muss irgendwie so aussehen, als ob ich etwas wichtiges tue.Ich öffne Word, schreibe "Praktikumsbericht" als Überschrift auf das Dokument. Ich überlege eine Weile, bis ich anfange, wie wild auf der Tastatur rumzutippen. Die Buchstaben reihen sich hintereinander und bilden lange Wortketten, wie die Schlange beim Handyspiel Snake, wenn man Essen einsammelt.

Ab und zu stören und unterbrechen Gedanken meinen Schreibfluss. Ich muss stets daran denken, wie lange ich noch vor mir habe.
Das hält der stärkste Gaul nicht aus...
Durch diese Überlegungen verliere ich aber immer mehr die Geduld und werde aggressiv. Ich will jetzt endlich hier raus, denke ich. Ich fühle mich auf meinem Bürostuhl wie ein Mensch der zum Tode verurteilt wurde und nun stundenlang auf dem Stromstuhl auf seine Erlösung wartet. Wie ich schon wieder auf die Uhr sehe, bemerke ich, dass die Minuten immer langsamer vergehen je öfter ich darüber nachdenke, wie lange noch vor mir liegt.

Ich frage mich, warum ich niemanden hier nach Beschäftigung frage? Ich bin einfach zu schüchtern. Schüchtern war ich schon immer, viel zugetraut habe ich mir noch nie. In einer Welt mit den verrücktesten Normen kommt man nicht weit. Eine Person ohne ein Mindestmaß an Selbstvertrauen gilt nun mal als schwach, feige und in manchen Fällen auch dumm. Ich könnte einen Mitarbeiter fragen, ob ich ihm helfen kann, ich entscheide mich aber dagegen, denn der hat sowieso nichts, was er mir geben könnte. Außerdem habe ich schon oft genug nach Aufgaben gefragt und meine Hilfe angeboten, nur in der Anfangszeit meines Praktikums haben mir die Mitarbeiter Aufgaben gegeben, nun sagen sie sie hätten nichts. Also auch wenn ich irgendwas machen wollte, ich könnte es nicht. Ich könnte zwar immer nachfragen, aber ohne Selbstvertrauen lege ich mir nur Steine in den Weg. Ich spiele mein Versteckspiel noch bis Feierabend weiter. Die Zeit sieht sich zwar noch länger als Kaugummi, wenn man drauftritt, aber es ist schlicht einfacher. Nach einem gefühlt kompletten Tag, sehe ich nun die ersehnte Zahlenfolge auf der Computeruhr; Eins, Sechs, Null, Null. Es ist endlich soweit.

Nun dringt mir das erste Mal seit dem Betreten des Büros, der Duft der Freiheit in die Nase, kurz darauf sanfter warmer Qualm. Ich rauche meine Zigarette fertig und begebe mich auf den Heimweg. Wenn ich Glück habe und es schnell geht, bin ich um frühestens 17:30 zuhause. Ich laufe in einem langsamen und leicht watschelnden Gang zum Bahnhof. Dort setze ich mich auf die harte Bank, die wie ein großes Sieb aus Metall aussieht.
Endlich Freihzeit
Wie man sicherlich vermuten kann, sitzt es sich auf einer solchen Bank ziemlich schlecht und das war auch so. Auf dem Boden Sitzen ist sogar, meiner Meinung nach, bequemer als auf einer der Bänke, die an den Bahnhöfen stehen. Ich warte wieder eine gefühlte Ewigkeit, ist ja nicht so als ob ich den ganzen Tag etwas anderes als Warten gemacht hätte. Aber irgendwie bin ich durch meine Praktikumszeit abgehärtet, ich finde Wartezeiten bis zu einer halben Stunde nicht schlimm, sie machen mir überhaupt nichts aus. Früher regten mich schon fünf Minuten oder noch weniger auf.

Der Zug kommt in den Bahnhof gerauscht und hält mit einem leisen Quietschen. Die Trittbretter fahren aus dem Zug aus und die Knöpfe an den Türen fangen an wie wild zu blinken. Ich steige in den Zug ein, er war brechend gefüllt mit Menschen jeden Alters. Ein muffiger Geruch gemischt aus öffentlichen Toiletten gemischt mit Schweiß, steigt in meine Nase. Dazu kommt, dass ich mir aufgrund der Wärme und Luftfeuchtigkeit in diesem Zug vorkomme wie im tropischen Regenwald. Ich beginne sofort zu schwitzen. Ich spüre, wie sich zwischen meinen Klamotten und meiner Haut ein Schweißfilm bildet. Ich starre ungeduldig aus dem Fenster auf die vorbeirasende und völlig verzerrte Natur. Einfach nur noch raus aus dem Zug, raus aus dieser ekelhaften Situation! Endlich halten wir an der Haltestelle Worrental Süd, hier muss ich aussteigen. Erleichtert trete ich ins Freie. Ein kühler Wind bläst an mir vorbei, ich sehe rauf in den strahlend blauen Himmel. So sehr ich auch suche, ich kann keine einzige Wolke entdecken. Ich muss sagen, das Sommerwetter in Deutschland ist auch nicht mehr das was es mal war. In meiner frühsten Kindheit, soweit ich mich zurückerinnern kann, habe ich die Sommer viel beständiger in Erinnerung. Wie dem auch sei, ich schiebe die Gedanken zur Seite und stöpsele mir Kopfhörer in die Ohren. Ich nehme mein Handy aus der Hosentasche und spielte meine Playlist ab.

Vor dem Bahnhofsgelände sehe ich einen Freund von mir. Es ist Johannes, er macht zurzeit eine Ausbildung zum Altenpfleger. Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, wie man Spaß bei dem Betreuen alter und verwirrter Menschen haben kann. Jedoch erzählt er mir öfters dass es ihm wirklich viel Freude bereitet und er seine Berufung gefunden hat. Das macht mich sehr neidisch. Ich finde, der einzige Weg, um in seinem Leben völlige Zufriedenheit zu erlangen, ist, seine Berufung zu finden. Fast jeder hat einen Job, jedoch nur die wenigsten einen Beruf.

Ich laufe zu Johannes und rede kurz mit ihm über irgendwelche belanglosen Partygeschichten. Nach einiger Zeit sind wir dann auch fertig und trennen uns voneinander. Ich laufe im schnellen Schritt nach Hause, stets den Kopf nach unten geneigt. Der Boden läuft unter meinen Füßen vorbei wie die Natur, wenn man aus dem Zug schaut. Ich bin zuhause angekommen, ich schaue auf meine Handyuhr, welche mir eine für mich unwichtige Uhrzeit anzeigt, darum merkte ich mir sie auch nicht. Ich stecke den Schlüssel in das Schloss der Tür und drehe. Die Tür öffnet sich. Im Haus ist es schön kalt, ich freue ich mich innerlich. Was könnte ich heute noch so machen? Ich kann sowieso nichts großartig unternehmen.


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