BÖV-Syndrom

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Definition

Das BÖV-Syndrom (wobei BÖV für "Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel" steht), früher auch als BUB-Syndrom bekannt (BUB steht für "Bus und Bahn"), ist eine der in der westlichen Welt am weitesten verbreitete Persönlichkeitsstörung. Dieses Syndrom tritt in unmittelbarem Zusammenhang mit der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel auf und ist unter Menschen beider Geschlechter sowie aller Altersschichten verbreitet. Vorsichtigen Schätzungen zufolge sind heute alleine in Deutschland bereits etwa zwei Drittel der Bevölkerung betroffen.

Hier lauert das Grauen...

Ursache

Forschungen und empirische Studien haben ergeben, dass der in öffentlichen Verkehrsmitteln allseits vorherrschende Sauerstoffmangel, die permanenten Erschütterungen sowie das periodische Beschleunigen und Bremsen sukzessive Gehirnzellen absterben lässt und eine nachhaltige Schädigung des viralen Nervensystems bewirkt. Bereits zwei- bis dreimaliges Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel kann eine dauerhafte Erkrankung am BÖV-Syndrom hervorrufen.

...und hier auch

Symptome

Die Symptome sind vielfältig und für nicht erkrankte Personen kaum zu ertragen. Sie können einzeln, aber auch in beliebiger Kombination auftreten. Die häufigsten Symptomausprägungen sind nachfolgend aufgeführt.

Nachlassende Hygiene

Sorgfältige Vorbereitung für die nächste Fahrt mit Bus und Bahn

Das BÖV-Syndrom fördert aufgrund der progressiven Schädigung des Gehirns eine Rückentwicklung zu den Primärinstinkten des Menschen und kann sogar animalische Verhaltensmuster beim Betroffenen hervorrufen. Dieses Phänomen ist vor allem bei männlichen Erkrankten zu beobachten.
So werden zum Beispiel häufig die Brunft- und Hierarchierituale von Auerochsen oder Orang Utans imitiert, welche darin bestehen, potentielle Revierkonkurrenten durch das Absondern einer intensiven Duftmarke zu übertreffen und damit letztlich zu vertreiben.

Dient im Anfangsstadium der Erkrankung lediglich das Weglassen von Deodorants der Betonung des persönlichen Geruchs, so geht der Betroffene im fortgeschrittenen Stadium dazu über, sich mehrere Tage bis hin zu mehreren Wochen nicht zu waschen. Um eine unbeabsichtigte Abmilderung des abgesonderten Körpergeruchs durch Waschmittel- oder Weichspülerdüfte zu vermeiden, werden während dieses Zeitraums auch konsequenterweise die wesentlichen geruchstragenden Kleidungsstücke (Socken, Unterwäsche, durchgeschwitzte Oberbekleidung) nicht gewechselt.

Auch die Zuhilfenahme geruchsfördernder Mittel wird unter den Betroffenen als legitim betrachtet. So verwenden einige Erkrankte gerne Billigparfüms und -deodorants, die für ihre atemberaubende Penetranz berüchtigt sind, wodurch ihnen spielend die Kompensation ihrer schwachen, natürlichen Körpergeruchsentwicklung gelingt. In der Maximalausprägung dieses Symptombildes gehen einige Betroffene sogar so weit, unmittelbar vor jedem Betreten eines öffentlichen Verkehrsmittels ihrem Atem durch gezielte Manipulation Endzeitqualität zu verleihen. Die typische Zusammensetzung des dabei über die Atemwege und die Hautporen abgesonderten Geruchscocktails ist das Ergebnis von 5 bis 10 Zigaretten, 12 Flaschen Bier und mehreren maximal zwiebel- und knoblauchhaltigen Speisen. Auch flatulenzfördernde Nahrungsmittel wie Bohnen, Weißkohl oder Linsen sind fester Bestandteil einer jeden fahrtvorbereitenden Mahlzeit.

Positiver Nebeneffekt dieses Symptoms: die Betroffenen finden erstaunlicherweise selbst in überfüllten Verkehrsmitteln stets einen, im Verlauf der Fahrt sogar mehrere freie Plätze.

TK-ADS

Bei diesem Symptom handelt es sich um eine spezifische Variante des bekannten ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom), wobei in diesem Fall der Betroffene durch auffällige Verwendung eines Telekommunikationsmediums (daher TK-ADS) zwanghaft auf sich aufmerksam machen möchte.

Ausgelöst wird dieses Verhalten, sobald der BÖV das Empfinden hat, dass ihm nicht von mindestens 90% der um ihn herum befindlichen Fahrgäste die gebührende Aufmerksamkeit zuteil wird. In einem zwanghaften Reflex greift der Betroffene zu einem Handy, PDA oder irgendetwas anderem, das einem Telefon auch nur entfernt ähnlich sieht, und beginnt lautstark ein (meist fingiertes) Gespräch mit einem vermeintlichen Gesprächspartner. In einigen Fällen werden die wehrlosen, minderjährigen Kinder daheim angerufen; die Variante eines Gesprächs ohne realen Gesprächspartner wird aus Kosten- und Akkuschonungsgründen jedoch in der Regel bevorzugt. Bei der Verwendung von Gegenständen oder Geräten, die eigentlich keine Telekommunikationsmedien sind, stellt sich die Frage natürlich erst gar nicht.

Dieses Symptom stellt eine große Herausforderung an das Stimmvolumen des Betroffenen dar, da das Gespräch über die gesamte Fahrtzeit (um sich auch der Aufmerksamkeit sämtlicher zusteigenden Fahrgäste sicher sein zu können) in extremer Lautstärke geführt werden muss, um das Fahrtgeräusch, die störenden Gespräche anderer Fahrgäste und die Lautsprecherdurchsagen im Verkehrsmittel zu übertönen, damit den unfreiwilligen Zuhörern auch nicht das kleinste Detail des an Belanglosigkeit kaum zu überbietenden Pseudogesprächs entgeht. Eine weitere Herausforderung besteht darin, in regelmäßigen Abständen gezielt grenzdebile Aussagen einzustreuen, damit die Fahrgäste mit einer Mischung ausFaszination und Abscheu auf den (angeblich) Telefonierenden konzentriert bleiben. Der letztgenannte Aspekt verursacht als Nebenwirkung jedoch auch häufig große Furcht bei den Zuhörenden, da diese sich ausmalen, dass sich am anderen Ende der Leitung ja ein mindestens genauso kranker Mensch befinden muss, um ein solch idiotisches Gespräch überhaupt führen zu können.

Im Endstadium der Erkrankung geht der Betroffene dazu über, seine virtuellen Gespräche ganz ohne Telefon oder Telefonattrappe zu führen, indem er nur noch in seine Hand spricht.

V.I.P.-Wahn

"Papa? Wieso sagst du so komische Sachen?? Du hast doch gar keinen Ferrari..." - Das verwirrte Kind eines V.I.P.-Wahn-Erkrankten

Der sogenannte V.I.P-Wahn beinhaltet gewöhnlich das TK-ADS, geht jedoch in seiner Symptomausprägung noch deutlich darüber hinaus. Abweichend zum TK-ADS geht es dem Betroffenen in diesem Fall nicht lediglich darum, überhaupt wahrgenommen zu werden, sondern dabei auch noch den Anschein zu erwecken, eine unglaublich bedeutende Persönlichkeit zu sein.

Dies beginnt bereits mit der Kleiderwahl. Modische Extravaganz wird von den Betroffenen bevorzugt, wobei speziell darauf geachtet wird, dass das Fabrikat des namhaften Herstellers für alle gut zu sehen ist - selbst wenn es sich nur um eine billige Imitation aus dem letzten Türkeiurlaub handelt. Auffallend auch die Neigung der Betroffenen, selbst gegen Mitternacht eine (natürlich ultrastylische) Sonnenbrille zu tragen. Ein weiteres unverzichtbares Statussymbol ist eine renommierte Zeitung wie die FAZ, das Wall Street Journal oder die FTD in den Händen zu halten. Ein deutliches Indiz für die enorme Diskrepanz zwischen dem Geltungsbedürfnis des Betroffenen und dessen tatsächlichem Sozialstatus stellt hierbei jedoch die Beobachtung dar, dass die Zeitung beim angeblichen Studieren der Artikel oftmals falsch herum gehalten wird.

Die wesentliche Gemeinsamkeit des V.I.P.-Wahns mit dem TK-ADS besteht in der Zwanghaftigkeit, während der Fahrt lautstark und anhaltend zu telefonieren. In den Rahmenparametern finden sich jedoch auch einige wesentliche Unterschiede:

  • Personen mit V.I.P.-Syndrom benutzen in der Regel ein reales Handy
  • das V.I.P.-Syndrom zwingt den Erkrankten, im Gespräch die Wichtigkeit seiner Person herauszustellen

Wichtigste Gesprächsinhalte sind daher das Vorschwärmen vom achtwöchigen Kurzurlaub auf den Seychellen, die Behauptung, beim Golf ein Handicap von minus 10 erreicht zu haben, die triumphierende Äußerung, erst gestern so eine kleine Firma mit 10000 Mitarbeitern aufgekauft zu haben, oder die Erwähnung, mit einem bestimmten Prominenten des anderen Geschlechts kürzlich mal wieder in der Sauna gewesen zu sein. Bekannte und häufig verwendete Gesprächsbeginne sind beispielsweise:

  • "Hey, Angie, altes Haus! Wie ist die Luft bei euch im Reichstag?"
  • "Pharmawerte?? Kaufen, kaufen, kaufen!"
  • "Herr Meier, ich wollte Ihnen nur kurz mitteilen: Sie sind entlassen!!! - Sie haben Familie? Das hätten Sie sich überlegen sollen, bevor Sie zwei Minuten zu spät zur Arbeit erschienen sind..."
  • "Ist da die Ferrari-Niederlassung in Hamburg? Es geht nochmal um meinen Zweitwagenkauf..."

Die Betroffenen begehen übrigens sofort rituellen Selbstmord, wenn man sie mit der Frage konfrontiert: Wenn Sie doch so ein wichtiger, wohlhabender Mensch sind, warum fahren Sie dann eigentlich in diesem heruntergekommenen, öffentlichen Viehtransport mit, statt sich in einer Limousine chauffieren zu lassen...?

Konversationalismus

Dieses zwanghafte Verhalten richtet sich gegen Einzelpersonen und besteht darin, das ausgewählte Opfer gewaltsam in ein Gespräch zu verwickeln und in eine hochnotpeinliche Situation nach der anderen zu bringen.

Der Erkrankte verliert jegliche Sensibilität für die deutliche Abwehrsignale des unfreiwilligen Gesprächspartners (das Tragen von Kopfhörern, aus denen eindeutig Musik dringt, vorgetäuschter Tiefschlaf, das sichtbare Tragen eines Gehörlosenausweises oder eines Integralhelms), führt die Konversation wenn es sein muss auch als Monolog weiter und unterbricht das Gespräch selbst dann nicht, wenn das Gegenüber vor Scham ohnmächtig geworden ist oder bei voller Fahrt die Flucht durch das nächstgelegene Fenster angetreten hat.

Diese völlige Schmerzfreiheit des Erkrankten spiegelt sich auch in der Wahl des Gesprächsthemas wieder. Im harmlosesten Fall wird dem Opfer lediglich ein belangloses Thema aufgezwungen, in schlimmeren Konstellationen ist der Gesprächsinhalt für alle Beteiligten erniedrigend und peinlich. Gern angeschnittene Belanglosigkeiten sind:

Zu den peinlichsten Gesprächsgegenständen zählen:

  • die letzte Prostata-OP
  • Inkontinenz
  • Verwandtschaft mit Dieter Bohlen
  • lautstarke Beschwerden über das Versagen des Ehepartners im Bett
  • die völlige Unfähigkeit, einen Partner zu finden (verbunden mit der Überzeugung, dass sich das mit diesem Gespräch ja endlich erledigt hat)

Selbstverständlich werden die Gespräche mit der nötigen Lautstärke geführt, damit ein Großteil der umstehenden Fahrgäste Zeuge der Selbsterniedrigung und gleichzeitigen Demütigung des unfreiwilligen Gesprächspartners wird.

Soldatenwahn

Bei diesem Symptom betrachtet der Betroffene die Benutzung eines öffentlichen Verkehrsmittels als ein Kriegsszenario, das es zu überleben gilt.

"Hurra, wir sind an Bord!" - BÖV's mit Soldatenwahn erkämpfen sich stets einen Platz

Das Wahnverhalten beginnt bereits beim Warten auf das Verkehrsmittel, wo die strategisch günstige Positionierung an der Haltestelle, die einem das Einsteigen als erster ermöglichen soll, um jeden Preis verteidigt werden muss. Dabei nimmt der Erkrankte billigend in Kauf, selbst Kinder, schwangere Frauen und Rentner, die ihm die Position streitig machen könnten, auf die Gleise bzw. die Fahrbahn zu stoßen, da im Krieg nunmal alles erlaubt ist. Sollte sich der Betroffene einmal bei der Positionierung verschätzt haben oder das Verkehrsmittel abweichend halten, so dass sich die Tür zum Einstieg einige Meter weiter befindet, dann geht der Erkrankte in den Nahkampf über, springt auf die direkt an der Tür befindliche Personengruppe und versucht per Crowdsurfing das Verkehrsmittel doch noch als erster zu betreten. An Bord des Fahrzeugs stürzt sich der Betroffene mit einem gekonnten Hechtsprung auf einen noch freien, der Tür möglichst nah gelegenen, bevorzugt einen für Schwerbehinderte reservierten Platz. Für den schockierenden Fall, dass kein freier Sitzplatz mehr verfügbar ist, bleibt der Betroffene mitten im Eingangsbereich stehen, um dort den maximalen Grad der Behinderung für die anderen einsteigenden Fahrgäste zu bewirken, damit diese einen eventuell doch noch frei werdenden Sitzplatz keinesfalls schneller erreichen können. Die Nähe zur Tür während der gesamten Fahrt ist für den Betroffenen immens wichtig, da einen ja jederzeit ein feindlicher Flieger- oder Artillerieangriff (selbst in einem U-Bahnschacht) dazu zwingen könnte, das Verkehrsmittel fluchtartig zu verlassen. Dementsprechend bringt sich der Erkrankte auch schon mindestens vier Haltestellen bevor er sein Fahrtziel erreicht hat in Position, indem er panikartig aufspringt und sich gezielt vor den Personen platziert, die bereits an der nächsten Haltestelle aussteigen möchten. Die Prellungen, Quetschungen und Fleischwunden, die dadurch entstehen, dass sich die ein- und aussteigenden Fahrgäste inklusive Fahrräder und Kinderwagen an ihm vorbeizwängen müssen, gehören für ihn zu den unvermeidlichen Kollateralschäden, die Kriege einfach mit sich bringen. Hat der Betroffene seine Zielhaltestelle dann endlich erreicht, stürzt er sich mit vollem Körpereinsatz der feindlichen Menschenmenge (sprich: einsteigenden Fahrgästen) entgegen, die ihm beim Aussteigen auflauert. Er betrachtet die Aktion als gelungen, wenn er analog zum Bowling mindestens zehn Personen zu Boden reißen konnte.

Im fortgeschrittenen Stadium dieses Symptoms steigt die Gefährdung für die übrigen Fahrgäste noch einmal erheblich, da dann auch Baseballschläger und Tränengas zum Einsatz kommen.

Jagdwahn

Das als Jagdwahn bekannte Symptom tritt besonders bei männlichen BÖVs der unteren Bildungsschicht in der Altersklasse zwischen 12 und 25 Jahren auf, die sich in öffentlichen Verkehrsmitteln üblicherweise in Rudeln von drei bis zehn Jägern zusammenschließen. Die Betroffenen sehen in nahezu allen weiblichen Personen der relevanten Altersklasse potentielle Opfer und setzen zwanghaft alles daran, mindestens ein Exemplar zu erbeuten. Die eigentliche Jagd läuft dabei in einem mehrstufigen Ritual ab.

  1. Witterung aufnehmen. Sobald der jagende BÖV ein zusteigendes Exemplar der relevanten Beutegruppe erspäht, macht er über diese ein paar anzügliche Bemerkungen, die zunächst nur für seine Mitjäger hörbar sind. Erntet er zustimmendes Grölen, geht er zur zweiten Stufe des Rituals über.
  2. Einschüchterung. Der Erkrankte wiederholt nun die anzüglichen Bemerkungen mit deutlich größerer Lautstärke, so dass sie sowohl für die Beute als auch für den Großteil der übrigen Fahrgäste hörbar werden. Die gängigen Anzüglichkeiten beschränken sich in der Regel auf die hervorstechenden Merkmale der weiblichen Anatomie verbunden mit der Zusicherung, in der Erwählten eine geeignete Fortpflanzungspartnerin zu sehen. Der gewünschte Effekt wäre eine plötzliche Starre des Beuteexemplars vor Entsetzen oder Entzücken, wodurch sich die Mitnahme entsprechend einfach gestalten würde. Widerstandsfähige Vertreter der weiblichen Zielgruppe reagieren jedoch oftmals mit völligem Ignorieren oder einem erhobenen Mittelfinger. Dies zwingt den Jagenden, zur dritten Stufe des Rituals überzugehen.
  3. Rudeljagd. Da der an Jagdwahn Leidende nach den Anzüglichkeiten schnell am Ende seines (Jäger-)Lateins angekommen ist, braucht er nun den Rückhalt der anderen Jäger, um doch noch zum Ziel zu kommen. In der Regel nimmt der Betroffene gemeinsam mit mindestens zwei weiteren Jägern die Verfolgung der Beute auf, lässt sich in unmittelbarer Nähe des Opfers nieder und textet es mit freundlicher Unterstützung der Kollegen möglichst sinnfrei zu, bis bei der Beute Paralyse, Ohnmacht oder der Tod eintritt. Ganz mutige Exemplare wagen sich sogar alleine zur Beute vor, jedoch nur wenn sich die Jagdkumpane in Sicht- und Hörweite aufhalten, da ihn andernfalls jeglicher Mut verlassen würde. Daher ist es aus Sicht der Opfer höchstgradig leichtsinnig, sich in einem öffentlichen Verkehrsmittel in unmittelbarer Nähe einer vom Jagdwahn befallenen Personengruppe niederzulassen. Letzten Endes ist immer wieder zu beobachten, wie die Jäger ihre erlegte (d.h. es ist mindestens der Hirntod eingetreten) Beute triumphierend aus dem öffentlichen Verkehrsmittel schleppen.

Habitatismus

Der Betroffene betrachtet hierbei das Verkehrsmittel als sein persönliches Eigentum und beginnt unmittelbar nach dem Betreten damit, sich dort häuslich einzurichten. Er belegt in der Regel eine komplette Vierersitzgruppe (unabhängig von einem eventuellen Sitzplatzmangel), indem er nach einem strengen Muster Taschen, Bücher, Süßigkeiten, eine Kiste Bier, einen Holzkohlegrill und ähnliche gängige Haushaltsutensilien auf den Sitzen verteilt. In Einzelfällen wurde sogar beobachtet, wie der Betroffene an Ort und Stelle ein Zelt errichtet hat. Nach dieser Inbeschlagnahme von Territorium zieht er Jacke und Schuhe aus, öffnet unter Umständen die Hose, um sich besser im Schritt kratzen zu können, und legt die Beine hoch. Das mittlerweile in öffentlichen Verkehrsmitteln vorherrschende Verbot für den Verzehr von Nahrungsmitteln hält den Erkrankten nicht davon ab, aus einer seiner Taschen alle erforderlichen Komponenten für eine Zwischenmahlzeit herauszukramen, sich ein Müsli oder ein paar belegte Brote zu machen und diese dann genüsslich zu vertilgen. Da der Betroffene die Umgebung außerhalb seiner Sitzgruppe nicht wahrnehmen kann und sich völlig unbeobachtet fühlt, lässt er ungehemmt aus sämtlichen Körperöffnungen überschüssige Luft entweichen. Bei längeren Fahrten (mehr als zwei Haltestellen) fällt der Betroffene sofort nach Einnahme der Mahlzeit in einen Tiefschlaf. Es ist nach wie vor ungeklärt, wie es Personen mit diesem Symptom immer wieder gelingt, kurz vor dem Fahrtziel automatisch zu erwachen, sich plötzlich bewusst zu werden, dass sie doch nicht in ihren eigenen vier Wänden sind, die Zelte abzubrechen (durchaus auch buchstäblich) und das Verkehrsmittel rechtzeitig zu verlassen.

Therapie

Eine Heilung und Resozialisierung am BÖV-Syndrom erkrankter Personen ist möglich, setzt jedoch monatelanges zu Fuß Gehen oder Autofahren voraus. Damit einhergehend muss ein hartes Mentaltraining zur Regeneration abgestorbener Gehirnzellen durchgeführt werden, welches unter anderem auch ein völliges Talkshow- und BILD-Zeitungs-Verbot einschließt. Leider ist die Rückfallquote erschreckend hoch, und bereits bei der nächsten Benutzung eines öffentlichen Verkehrsmittels treten die Symptome wieder in unverminderter Stärke auf.

Schutz

Der wirkungsvollste Schutz gegen eine Infektion mit dem BÖV-Syndrom und die Belästigung durch bereits daran Erkrankte ist natürlich das konsequente Meiden öffentlicher Verkehrsmittel.

Ist die Benutzung von ÖV jedoch unumgänglich, dann ist passende Ausrüstung vonnöten, um die Fahrten unbeschadet zu überstehen. Der ausgiebige Konsum von Alkohol vor Fahrtantritt ist laut führenden Medizinern keine Lösung, denn er lässt den BÖV zwar die Belästigung durch bereits erkrankte Personen leichter ertragen, bietet jedoch keinen ausreichenden Schutz vor einer Ansteckung!

Wissenschaftler der führenden Industrienationen haben in einem gemeinsamen Projekt eine hochwirksame Schutzausrüstung entwickelt, die aus folgenden Komponenten besteht:

  • Ganzkörperpanzerung, inklusive schall- und luftdichtem Schutzhelm mit integriertem Atemgerät: Die Panzerung ist ein wirkungsvoller Schutz gegen das durch abruptes Beschleunigen und Bremsen verursachtes Herumgeschleudertwerden, jedoch auch gegen Bodychecks seitens vom Soldatenwahn befallener Personen (die aufgrund der besonderen Härte der Panzerung stets schwere Verletzungen davontragen). Kernstück dieses Ganzkörperanzugs ist jedoch der schall- und luftdichte Schutzhelm, der mit seinem integrierten Atemgerät umfassenden Schutz gegen Geruchsabsonderungen (siehe Nachlassende Hygiene) und unerträgliches Gelaber (siehe Konversationalismus, TK-ADS, V.I.P.-Syndrom und Jagdwahn) bietet. Durch eine spezielle Gel-Umantelung des Kopfes wird darüber hinaus die Schädigung von Gehirnzellen und somit auch die potentielle Ansteckungsgefahr praktisch ausgeschlossen.
  • Schutzhose mit integriertem Klapphocker: Die zum Schutzanzug gehörende Hose ist ebenfalls gepanzert und beinhaltet einen im Gesäßbereich befestigten Klapphocker, der es ermöglicht, sich unabhängig von irgendwelchen Sitzplätzen an Ort und Stelle niederzulassen und somit selbst BÖVs mit ’’’’’Soldatenwahn ’’’’’ ein Schnippchen zu schlagen.
  • Handyattrappendetektor: Dieses Gerät zeigt, wenn es auf einen Gegenstand gerichtet wird, sofort an, ob es sich dabei um ein echtes, funktionsfähiges und eingeschaltetes Handy mit einer aktiven Gesprächsverbindung handelt oder lediglich um eine Attrappe. Dadurch können Personen mit TK-ADS und sogar V.I.P.-Syndrom leicht enttarnt und per digitaler Anzeigetafel (siehe dort) bloßgestellt werden.
  • digitale Anzeigetafel: Diese mit Solarzellen betriebene, pfeilförmige (um damit auf jemand bestimmtes zu zeigen) Anzeigetafel eignet sich hervorragend, den anderen Fahrgästen die Wahrheit über Personen mit TK-ADS und V.I.P. zu enthüllen. Die angezeigten Sätze haben dabei in etwa den Wortlaut: „Ruft gerade die Zeitansage an!“, „Spricht in einen Rasierapparat!“ oder „Hat gar keine SIM-Card im Telefon!“
  • Martinshorn: Hierbei handelt es sich um ein ideales Hilfsmittel, einen häuslich niedergelassenen, schlafenden BÖV (siehe Habitatismus) sanft zu wecken und einen Großbrand in seiner Behausung vorzugaukeln, worauf dieser meist reflexartig durch das nächstgelegene Fenster springt.
  • Nacktfotos der Wildecker Herzbuben: Da die am Jagdwahn leidenden Personen gewöhnlich einen hohen Testosteronüberschuss im Blut haben, der sie zu ihrem befremdlichen Handeln antreibt, eignen sich diese Bilder vorzüglich, um sämtliche Hormonproduktionsstätten des Körpers schlagartig stillzulegen.

Ausblick

Trotz der wirkungsvollen Therapiemöglichkeiten ist die Ausbreitung des BÖV-Syndroms weiter auf dem Vormarsch. Angesichts steigender Kraftstoffpreise nutzen immer mehr Menschen öffentliche Verkehrsmittel und setzen sich somit einem hohen Infektionsrisiko aus. Einige Forscher prognostizieren daher sogar das völlige Aussterben gesunder Gelegenheitsfahrer, was letztlich eine Spaltung der Menschheit in zwei Gruppen zur Folge hätte: Menschen mit BÖV-Syndrom und Menschen, die keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.


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