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Wahlcomputer

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Wahlcomputer rettet Wahlgeheimnis: obwohl de facto einstimmig FDP gewählt wurde, könnte jeder Wähler auch SPD-Wähler sein.

Der Wahlcomputer ist einer der zentralen Eckpfosten der modernen Demokratie und dient insbesondere der endgültigen Sicherung des Wahlgeheimnisses.

Motivation

Das Wahlgeheimnis gehört zu den wichtigsten Prinzipien der Demokratie. Es muss stets dafür gesorgt sein, dass weder überwacht noch rekonstruiert wird, wer wen gewählt hat, da sonst sozialer Druck entstehen und die Existenz von Randgruppen wie CDU und SPD gefährden würde. Aus diesem Grund ist es gemeinhin üblich gewesen, in so genannten Wahlkabinen unbeobachtet sein Kreuz zu machen und den zusammengefalteten Zettel ohne Unterschrift in die Dunkelheit der Urne zu werfen, wo er in der großen Masse der anderen eingeworfenen Stimmen verschwinden sollte.

Diese Vorgehensweise scheint auf den ersten Blick eine recht zuverlässige Geheimhaltung zu ermöglichen, birgt aber ein unleugbares Restrisiko. Im durchaus denkbaren Fall, dass alle Wähler genau dieselbe Partei (oder denselben Kandidaten) wählen, wäre mit einem Schlag das Geheimnis zunichte gemacht: offensichtlich wäre in diesem Fall sogar das Wahlverhalten jedes einzelnen Wählers problemlos rekonstruierbar!

Wirkungsweise

An dieser Stelle beginnt die Aufgabe des Wahlcomputers. Sie besteht darin, auch bei vollkommener Einstimmigkeit zu gewährleisten, dass die einzelnen Stimmabgaben nicht mehr nachträglich eruiert werden können. Zum Schutz der Privatsphäre generiert der Wahlcomputer in der einfachsten Ausführung selbstständig weitere Stimmen, die natürlich mit voller Wertung ausgezählt werden, von den Wählerstimmen also nicht zu unterscheiden sind und somit eine so genannte künstliche Unklarheit erzeugen, die das Wahlgeheimnis rettet. Aus Gründen der Wahlgerechtigkeit muss der Wahlcomputer die zusätzlichen Stimmen natürlich nach dem Zufallsprinzip gleich verteilt auswählen. Hier offenbart sich allerdings die große Schwäche des Systems: es ist natürlich durchaus im Bereich des Möglichen, dass auch der Wahlcomputer ausschließlich Stimmen für die einstimmig gewählte Partei generiert, so dass die künstliche Unklarheit wieder zerfällt.

Wahlcomputer der zweiten Generation

Um diesem Problem entgegenzutreten, verfolgen die Wahlcomputer der zweiten Generation ein grundlegend neues Konzept. Anstatt einfach zusätzliche Stimmen zu generieren, wird bereits bei jeder menschlichen Stimmabgabe ein Zufallsgenerator zwischengeschaltet: entweder wird die Partei gewählt, die der Wähler wählen wollte; oder aber (zu einem relativ kleinen Prozentsatz) verfällt die Wählerstimme und es wird stattdessen die zufallsgenerierte Stimme des Wahlcomputers gezählt.

Auf diese Weise ist das Wahlgeheimnis endgültig gerettet: da alle Stimmen grundsätzlich zufällig zustande kommen, ist selbst bei einstimmigen Wahlen bzw. Wahlergebnissen (man beachte den Unterschied) nicht mehr feststellbar, was der Wähler gewählt hat bzw. gerne gewählt hätte.

Aktueller Forschungsstand

Der geringe Anteil der Zufallsstimmen ist ein offensichtliches Sicherheitsleck der heutigen Wahlcomputer, da das Wahlgeheimnis somit zwar formal gewahrt bleibt, aber eine Rekonstruktion mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit möglich bleibt, das betrifft insbesondere die Rekonstruktion der eigenen Stimme durch den Wähler selbst. Aktuell arbeitet die Forschungsgruppe Wahlen zusammen mit dem Fraunhofer-Institut an einer neuen Generation Wahlcomputer, die es sogar dem Wähler selbst komplett unmöglich machen soll, zu rekonstruieren, was er gewählt hat. Im Prinzip handelt es sich um eine simple Weiterentwicklung der Wahlcomputer der zweiten Generation, bei der nicht nur ein verschwindend geringer Prozentsatz (Alibi-Stimmen), sondern alle Stimmen zufällig erzeugt werden. Herzstück des Verfahrens ist die Stimmentombola, die zu Beginn der Wahl mit beliebigen Stimmen gefüllt wird. Vorzugsweise werden einige Stimmen für jede Partei der Liste in die Tombola geworfen und zusätzlich noch eine große Menge Stimmen für die Volksparteien, sodass die Zusammensetzung in etwa den Umfragewerten entspricht. Wählt nun ein Wähler am Computer eine Partei, dann wird eine zufällige Stimme aus der Tombola gezogen, auf einen versiegelten Wahlzettel gedruckt und dem Wähler für den Urnengang ausgehändigt. Anschließend wird die vom Wähler eingetippte Stimme als Los in die Tombola geworfen, sodass die Anzahl der Lose konstant bleibt. Dadurch ist sicher gestellt, dass der Wähler nicht die Stimme abgibt, die er in den Computer eingegeben hat. Er kann zufälligerweise die gleiche aber nicht die selbe Stimme abgeben, was aber aufgrund der Ununterscheidbarkeit von Stimmen ein rein ideelles Problem ist, so wie alles in der Politik und die Wahl selbst. Solange die Größe der Tombola klein gegenüber der Zahl der Wähler ist, findet durch diese neue Art der Stimmenverschleierung keine nennenswerte Verzerrung des Parteienproporzes statt. Durch den Einsatz einer großen Tombola (etliche Millionen Stimmen) mit der Stimmenverteilung der vorausgegangenen Wahl kann allerdings ein sehr wünschenswerter Dämpfungsparameter eingebracht werden. Es erfolgt eine Art politische Rückvermischung, die es radikalen Wechselwählern schwer macht, einen unerwünschten Umbruch zu erzielen, wodurch die äußeren Parteien geschwächt und das Wahlverhalten geglättet werden.

Geschichtliches

Historiker aus Griechenland haben herausgefunden, dass Wahlcomputer keine Erfindung der Neuzeit sind. In der Rumpelkammer der Akropolis fanden sie einen verbeulten Wahlautomaten aus korinthischer Bronze. Rekonstruktionsversuche zeigten, dass mit diesem mechanischen Zufallsgenerator, der von Dampfkraft und Sprungfedern angetrieben wurde, eine ähnlich vollständige Stimmverfremdung erzielt werden konnte, wie mit modernen Wahlcomputern. Am Marmorsockel dieser Maschine war ein berühmtes Zitat des Aristoteles eingraviert: "Ich bin der Meinung, dass es als demokratisch anzusehen ist, wenn die Herrschenden durch das Los bestimmt werden, während [direkte] Wahlen als oligarchisch betrachtet werden müssen."

Siehe auch


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