Urinstein
Urinstein zählt zu den Edel- oder auch Schmucksteinen. Der vormals gebräuchliche Begriff der Halbedelsteine wird aufgrund der durch diese Bezeichnung suggerierte Minderwertigkeit nicht mehr verwendet. Unbearbeitet liegt Urinstein meist in bröckeliger oder pastöser Form vor. Durch weitere Kristallisation wird das Material härter und schließlich schleifbar. Der Name ist abgeleitet von der Trägersubstanz, dem Urin, in der Urinstein gelöst vorliegt.
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Verwandtschaft
Ein enger Verwandter des Urinstein ist Bergkristall oder Quarz. Hauptsächlicher chemischer Bestandteil beider ist Siliciumdioxid. Ausdrücklich betonen aber beide, keine Halbgeschwister zu sein. Während Quarz nach der Mohsschen Härteskala einen Wert von 7 erreicht, wird Urinstein nur ein Wert von 1 zugewiesen. Diamant beispielsweise, hat nach dieser Skala einen Härtegrad von 10 und gilt als das härteste natürliche Mineral. Urinstein wird deshalb auch als eines der Weicheier der Mineralogie bezeichnet.
Gewinnung
Werden andere Mineralien ähnlicher Charakteristik tief in der Erde oder anderem Planetenmaterial gefunden und mühevoll aus dem Boden gegraben, liegen die Fundorte von Urinstein eher in oberflächlicher Lage. Fast immer lässt der Fundort des Urinsteins auf die Nähe menschlicher Rudel schließen. Orte, an denen Mitglieder der menschlichen Zivilisation offiziell ihre Notdurft in flüssiger Form verrichten, sind die ergiebigsten Abbaugebiete. Verbreitet sind aber auch Fundorte an Kirchen- oder Friedhofsmauern, teilweise auch die Treppenabgänge von U-Bahnstationen. Um die steigende Nachfrage zu befriedigen, werden professionelle Urinierer engagiert, deren einzige Aufgabe im Wasserlassen besteht.
Im pastösen Stadium kann der Urinstein leicht mit einer Scheibe trockenen Brotes von glatten Oberflächen abgewischt werden. Da Urinstein in diesem Zustand etwas klebrig ist, haftet er gut an dem Brot und kann mit einer Zentrifuge wieder von diesem getrennt werden. Belässt man ihn am Brot, kann er auch als schmackhafter Aufstrich verwendet werden. Kristallisiert kann Urinstein mit jedem Gegenstand abgeschlagen oder gebrochen werden, der die Härte eines Frühstückseis übersteigt.
Farbe
Der Grundfarbton des Urinsteins ist ein meist durchscheinendes Gelb. Die Palette reicht hierbei von sonnenhellen Tönen über alle Abstufungen des Honiggelbs, bis hin zur Farbe des Altbiers. Teilweise finden sich auch Einschlüsse im Grundmaterial des Urinstein. Häufig sind dies Luftbläschen oder Verunreinigungen durch Staubteilchen oder ähnlichen Dreck. Klarer Urinstein erzielt aufgrund der immer weiter ansteigenden Umweltverschmutzung die höchsten Preise, denn er ist recht selten. In einigen Fällen sind Einschlüsse aus Blut, die bei geringer Frequenz der Einschlüsse zu einer Art Marmorierung führen. Bei höherer Dichte erscheint der Urinstein trüb und nimmt einen fast braunen Farbton an. Zurückzuführen sind solche Einschlüsse auf eine Erkrankung der Niere beim Lieferanten des Grundstoffs. Als fast unauffindbar gelten grüne Eintrübungen, die durch Stress oder Eile beim Wasserlassen entstehen können.
Verwendung
Da vollständig auskristallisierter Urinstein durch Schleifen eine glatte, teilweise spiegelnde Oberfläche erhält, wird er meist zur Herstellung von Schmuckstücken verwendet. Diese verströmen durch ihren organischen Ursprung das Flair der Naturverbundenheit. Egal wie alt ein solches Schmuckstück wird, wird es nie seinen etwas moschusartigen Geruch einbüßen. Schon bei verschiedenen Naturvölkern zeugten verschenkte Schmuckstücke aus Urinstein von Besitzansprüchen auf die jeweiligen Partner. Dies entspricht der Markierung des Reviers bei Hunden.
Noch nicht ganz ausgehärteter Urinstein wird gerne zu einer Kugelform rundgelutscht. Nicht selten werden mehrere dieser Kugeln zu einer Kette zusammengestellt. Einmal angelutscht, stoppt bei Urinstein der Kristallisationsprozess durch die im Speichel enthaltenen Enzyme. Urinstein wird deswegen gerne zu multifunktionalen Schmuckstücken verarbeitet: Einerseits sind diese Schmuckstücke schön anzusehen, andererseits sind ihre geschmacklichen Qualitäten nicht zu unterschätzen, wenn sie langsam auf der Zunge zergehen.
