Tag der offenen Tür (im Gefängnis)

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Alles glänzt, die Besucher können kommen!

Die Reputation bundesdeutscher Justizvollzugsanstalten ist nicht besonders gut. Landein, landauf herrscht das Bild von grauen Betonblöcken, kriminellen Insassen und schlechtem Kantinenessen. Diesem Bild gilt es entgegenzuwirken, denn mit so einem beschissenen Image bekommt man natürlich kaum qualifiziertes Personal zur Gefangenenbewachung. Daher wird einmal im Jahr ein Tag der offenen Tür veranstaltet. Dadurch hat die Öffentlichkeit die Gelegenheit, das Gefängnis mal näher kennenzulernen – und die Gefängnisinsassen die Gelegenheit, die Öffentlichkeit mal näher kennenzulernen.

Die Vorbereitungen

Der Termin für den Tag der offenen Tür steht lange fest, bevor die Vorbereitungen beginnen. Schließlich müssen für diese PR-Aktion Flyer gedruckt und auch das Catering muss bereit gestellt werden. Vor allem wird das Gefängnis herausgeputzt, die zukünftigen Justizvollzugsbeamten sollen ihren Arbeitsplatz ja von der schönsten Seite sehen.

Das heißt für die Gefangenen natürlich Stress. Sie müssen pünktlich zum Termin ihre Zellen auf Hochglanz polieren (eine Putzfrau könnte das natürlich auch machen, aber es wäre zu gefährlich, sie mit einem inhaftierten Schwerverbrecher allein zu lassen). Außerdem müssen die ganzen Pin-up-Girls von den Wänden entfernt werden – es kommen ja Minderjährige – und die Gitterstäbe poliert werden.

Auf dem Gefängnishof werden die Spritzen entfernt und der Basketballkorb neu gestrichen, alles blitzt und glänzt, wenn die Pforten geöffnet werden. Nur das hässlichste an den Gefängnissen ist noch da: die Gefangenen. Damit die den Gesamteindruck nicht schmälern, verlassen sie die JVA früh am Tag der offenen Tür, bevor die ersten Besucher kommen. Vorher unterschreiben sie natürlich noch eine eidesstattliche Erklärung, auch ja keinen Mist zu begehen.

Der Tag selbst

Ein JVA-Beamter präsentiert gut gelaunt seine Dienstwaffe.

Die JVA-Beamten stehen freundlich lächelnd neben den Pforten und begrüßen die Besucher. Früher waren sie noch da, um zu kontrollieren, ob einer der Besucher Waffen oder Kassiber mitführte, aber seit man den Tag der offenen Tür ohne die Gefangenen macht, ist das kein Problem mehr.

Hinter den Beamten stehen mehrere mehr oder weniger hübsche junge Damen, die Flyer über die Vorteile einer Anstellung in der JVA verteilen und gerne auch Einzelgespräche anbieten (Sie wollten schon immer etwas mit Menschen machen – Dann sind hier genau richtig! etc.)

Häftlinge mit besonders guter Führung und ordentlicher Frisur haben ein besonderes Privileg. Sie dürfen die Besucher herumführen, und bekommen dafür drei Monate Fernsehen auf der Zelle gratis. Sie erzählen bereitwillig über das gute Essen, über die vielen Arbeitsmöglichkeiten im Knast und über die Kameradschaft untereinander. Daneben gibt es lustige Spiele. In Zelle 4564 muss man zum Beispiel das Messer finden, dass irgendwo versteckt ist (unter der Bettdecke) und zwei Stockwerke drunter veranstaltet Ausbrecherkönig Gunnar ein lustiges Kassiberraten für Groß und Klein. Als absolutes Highlight gilt aber das Tunnelgraben mit Gefangenem Nr. 1844, Edmont Dantes. Bis 2008 erfreute sich auch die alljährlich stattfindende politsche Diskussionsrunde mit Christian Klar größter Beliebtheit.

Am Abend werden die Reste vom Tag (vor allem Sekt, O-Saft und Bier) unter den Privilegierten und den JVA-Beamten brüderlich in einer großen Orgie konsumiert. Dann geht es zurück in die Zellen, und alles wird wieder zugeschlossen.

Kritik

Kritiker behaupten, immer wieder, durch den Tag der offenen Tür würden Ausbruchsversuchen Tür und Tor geöffnet. Das stimmt nicht, ohne die Erlaubnis der Gefängnisleitung ist an einem solchen Tag noch keiner ausgebrochen. Und außerdem kommen die meisten bis zum nächsten Tag der offenen Tür eh wieder zurück. Nach vorheriger Gerichtsverhandlung.

Siehe auch


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