Diverses:Wort zum Sonntag/KW 25 2016

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Liebe Gemeinde,

Ja Mensch, Großbritannien. Das hätte nun keiner erwartet – Das Referendum um den Ausstieg Großbritanniens aus der EU endete nun tatsächlich mit dem Sieg der Ausstiegsbefürworter um den ehemaligen Londoner Bürgermeister Boris „Die Tolle“ Johnnson. Und damit ist nun entschieden, dass alle in Panik geraten und eigentlich über die nächsten zwei Jahre gar nichts entschieden ist. Immerhin wird es nicht langweilig. Aber der Reihe nach.

Raus? Upps...

Wirklich jeder hat Brexit seine Meinung!

Im Endeffekt hätte es so einfach sein können. Die Medien überschlugen sich bereits Tage vorher in ihrer hektischen Berichterstattung über das britische Referendum, spekulierten in alle Richtungen, rechneten am Ende aber darauf, dass am Ende alles gegen einen Ausstieg aus Europa stimmt und das Thema danach beendet ist.

Nun. Das ist dann wohl etwas unglücklich gelaufen. Am Ende stimmten 52% der Wähler FÜR den Ausstieg Großbritanniens um anschließend einmal zu googeln, was das jetzt eigentlich bedeutet. Der Grundtenor seitdem: „Oh. Shit.“ Und die Spekulationen, die mediale Schnappatmung und sich immer und immer wiederholenden Expertenaussagen finden kein Ende mehr.

Es ist ja nicht so, dass die EU momentan eine grandiose, glänzende Figur auf der Weltbühne abgibt. Der Friedensnobelpreisträger von 2012 hat in den letzten Jahren eigentlich so ziemlich alles getan, um vergessen zu lassen, dass die Grundidee eigentlich gar nicht so blöd ist wie die Protagonisten, die sie derzeit umsetzen sollen. Von Innerer Zerrissenheit über geschlossene Außengrenzen und Hörigkeit gegenüber den USA und/oder dubiosen Halbdiktatoren aus europäischen Grenzregionen – Die EU wirkte in ihrer Grundzusammensetzung zuletzt nicht selten wie der Stammtisch des Ückendorfer Brieftaubenzüchter e.V.; Dort ein paar aufgeregte Opas, die gegen die Rumtreiber vor der Tür wettern, in der anderen Ecke der introvertierte Typ, der sich fragt, warum er eigentlich da ist. Dann ein paar Typen, die ihre Beiträge nicht bezahlt und ihre Tauben gegessen haben, aber wegen dem Bier geblieben sind und mittendrin sitzt die Mutti, die versucht, den Laden zusammenzuhalten, der jedoch keiner zuhört, weil alles was sie sagt auch keinen echten Nährwert hat.

Dass Großbritannien in diesem Konstrukt nicht mehr mitmachen möchte, ist irgendwo verständlich, wenn man es oberflächlich betrachtet oder sich an Zeiten zurückerinnert, in denen Großbritannien selbst der Mittelpunkt der Welt war, statt bloß ein Teil eines Staatenkonstrukts. Dass diese Zeiten bereits zu Lebzeiten Winston Churchills vorbei waren, daran erinnern sich viele Briten wiederum nicht mehr. Und genau dies führte nun zum mutmaßlichen Ausstieg aus der EU – Eine ungesunde Mischung aus Unzufriedenheit und Nostalgie.

Und jetzt?

David Cameron inspiriert jetzt den nächsten Premierminister. Oder hoffentlich nicht.

Das Ergebnis des Referendums bedeutet für jeden, der pauschal kein Brite ist, jetzt erst einmal genau gar nichts. Das Referendum drehte sich nämlich nicht unbedingt um den jetzigen, definitiven Ausstieg aus der EU, sondern lediglich um die Verhandlungen um ebenjenen. Was in der Kurzform bedeutet: Jetzt darf die EU zwei Jahre lang mit den Briten um einen Ausstieg schachern und so lange bleibt alles so, wie es jetzt ist. Die Griechen haben schon bewiesen, dass es schwieriger ist, aus der EU herauszukommen, als den Mount Everest rückwärts humpelnd in Badelatschen zu besteigen und dabei "Will Grigg's on fire" zu singen, um den Yeti anzulocken und ein Selfie mit ihm zu machen.

Wie gesagt es ändert sich nix, außer, man ist Brite. Die Briten dürfen sich jetzt nämlich mit Problemen auseinandersetzen, mit denen vorher keiner gerechnet hatte. Am Tag nach der Entscheidung brach es auf die Briten herein. Der Ausverkauf hat begonnen.

Den Anfang machte Premierminister David Cameron, der angesichts des Ergebnisses seinen Rücktritt erklärte. Cameron hatte zwar in den vergangenden Jahren das Referendum persönlich durchgesetzt, aber offensichtlich nicht damit gerechnet, dass es sich am Ende durchsetzt. Würde jetzt noch jemand „Jehova!“ rufen, wäre die Rolle David Camerons in der Brexit-Angelegenheit eine gute Monty-Python-Nummer gewesen. Aber so?

Desweiteren sehen nun Schottland und Nordirland das Ergebnis des Referendums als Aufforderung, ihrerseits ein Referendum anzustreben, welches ihre Unabhängigkeit von Großbritannien zum Ziel hat. Die Nordiren gehen sogar so weit, sich lieber wieder mit ihren südlichen Landleuten vereinigen zu wollen, statt mit den Briten aus der EU ausscheiden zu wollen. Man möchte sogar extra eine Mauer aufbauen, David Hasselhoff bitten, davor zu singen und sie dann wieder einreißen, um ihren Willen zur Wiedervereinigung Ausdruck zu verleihen. Und um dem ganzen die (britische) Krone aufzusetzen, fordern die Spanier auch noch Gibraltar zurück, weil ihnen ein Zollhandel mit der eigenen Exklave von der gefühlten Fläche einer mittelgroßen Briefmarke im 21.Jahrhundert einfach zu dämlich ist.

Der Brexit könnte also, neben den wirtschaftlichen Nachteilen, auch der Startschuss hin zur Wandlung von Großbritannien zu Kleinbritannien, bestehend aus England und Wales, sein. Da kann man echt nur gratulieren.

Ein großes Missverständnis

Briten, wie wir sie kennen und lieben

Hach ja... Großbritannien und die EU... Es hätte so schön sein können. Und doch war das Verhältnis der Insel zum Kontinent schon immer eine Geschichte voller Missverständnisse. Man hätte es ahnen können. Immerhin wissen wir alle, dass die Menschen auf der netten Insel westlich von Frankreich ein wenig anders ticken als ihr Umland.

Wir kennen doch unsere Briten: Sie fahren generell auf der falschen Straßenseite, denken, Bohnen mit Speck wären etwas ähnliches wie ein Frühstück, warmes Bier ohne Schaum trinkbar und Sonnencreme ein Werk des Teufels. Briten beten eine alte Dame mit lustigen Hüten an und können keine Elfmeter ins Tor schießen, obwohl sie nur alle 50 Jahre einen Torhüter hervorbringen, der mehr Gegentore verhindern kann als ein durchschnittliches Maultier. Deswegen und weil sie die Beatles und Mr. Bean hervorgebracht haben, finden wir sie eigentlich ganz knuffig und hatten sie auch immer ganz gern in der EU. So wirklich gepasst hat es aber nie...

Insellage macht exzentrisch. Die Hüte der Queen sagen ja eigentlich alles. Und weil man dies weiß, hatte man den Briten eigentlich immer schon ein paar Sonderrechte eingeräumt, seit sie 1973 dem europäischen Staatenbund beitraten. Die Briten zahlten bereits seit den 1980ern nicht mehr den vollen EU-Mitgliedsbeitrag, sondern etwas weniger als die Hälfte, hielten sich nur in Maßen an das Grenzabkommen, da sie dem Schengenraum nie beitraten, durften wählen, bei welchen EU-Abkommen sie mitmachen wollten und bei welchen nicht, führten den Euro nicht ein und ignorierten den Fiskalpakt vollkommen. Dennoch beschwerte man sich in London und im Rest des ehemaligen Empires lang und breit über die Unfreiheiten und Bevormundungen seitens der EU, was dann letztendlich in die jetzige Situation mündete. Man muss jetzt kein großer Feind der Briten sein, um da ein paar kleine Unstimmigkeiten zu finden, wenn man möchte. Vorausgesetzt, man ist nicht Boris Johnsson und hat keinen blonden Wischmob vor den Augen hängen.

Fazit

Das Fazit: Der Brexit ist das Ergebnis eines Jahrzehntelangen Missverständnisses, gepaart mit dem aktuell immer weiter ansteigenden Hang zu populistischen Schwachsinnsauftritten, der sich weltweit feststellen lässt. Es geht dabei nicht einmal primär um den Ausstieg aus dem Wirtschaftskonstrukt EU. Der ist jedem selber überlassen. Aber der Ton und der Unfrieden gegenüber der EU umspannt leider nicht nur die störenden Aspekte des überbürokratisierten Wirtschaftsbundes, sondern auch den europäischen Grundgedanken - Und dieser Unfriede ist nicht nur in Großbritannien groß genug, um zu einen positiven Volksentscheid über einen Austritt zu führen.

Dies hat sich die EU selbst zuzuschreiben. Sie sollte daraus lernen, bevor weitere Länder dem Beispiel Großbritannien folgen und die Idee eines geeinten Europas, dass sich nicht alle 30 Jahre gegenseitig die Köpfe einschlägt, gegen den alten Gedanken des nationalen Größenwahns eintauscht. Die Saat für diesen Irrsinn aus einer längst vergangenden Zeit ist längst gesät. In Österreich. In Deutschland. In Frankreich. In Osteuropa. Und in Großbritannien. Aufgegangen ist sie nicht. Noch nicht. Aber die Signale sind zu sehen, zu hören und zu fühlen. Nun gilt es, auf sie zu reagieren. Jetzt. Bevor es zu spät ist.


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