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Diverses:Wort zum Sonntag/KW 24 2017

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Liebe Gemeinde,

Kennt jemand das Gefühl, morgens aufzustehen und den Tag anders starten zu müssen, als man es eigentlich vorgehabt hat? Indem man zum Beispiel NICHT zu einem langen Spaziergang mit dem Hund aufbricht, weil man noch eben schnell einen Wochenrückblick zusammenbasteln muss? Zum Glück ist es eh jetzt bereits am frühen Morgen irgendwie eklig warm draußen und der Hund hat keine Lust. Und ebenso zum Glück sind auch in dieser Woche wieder genug Sachen passiert, dass man wenigstens nicht groß nachdenken muss, während man in die Tasten haut. Also gehen wir es an.

Ein Nachruf auf Helmut Kohl

Helmut Kohl (1930-2017)

Helmut Kohl ist tot! Der frühere CDU-Politiker, Bundeskanzler (1982-98) und beliebt beleibter Darsteller von Jabba the Hutt in den populären Star Wars-Filmen starb am Freitag im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Oggersheim, womit dieser Ort von nun an auch den letzten Rest Relevanz verloren hat.

Natürlich wissen wir, dass viele unserer Leser zu jung sind, um sich an Helmut Kohl in seiner aktiven Phase zu erinnern. Wir können euch versichern: Ihr habt was verpasst.

Helmut Kohl war ein widersprüchlicher Mensch. Ein Mann, der hieß wie ein Kreuzblütengewächs (was zweifellos zu einem Christdemokraten passte), obwohl er eher aussah wie Kernobst. Und dennoch ein Mann, der als Bundeskanzler mehr bewegte, als jeder andere seiner Amtskollegen vor oder nach ihm. Okay, außer Adenauer vielleicht. Oder Brandt. Oder Schmidt. Oder Schröder. Okay, letzteres war natürlich ein Scherz.

Helmut Kohl war eine Inspiration für die Menschheit. Das zeigte bereits seine Amtsübernahme, durch die er ein klares Zeichen setzte: „Du musst nicht klüger sein, als dein Rivale. Oder besser aussehen. Oder beliebter sein. Oder irgendwas besser können als er. Es reicht, wenn du irgendwen kennst, der dir hilft, das Problem aus dem Weg zu räumen und dann kannst du auch die unrealistischten Dinge erreichen.“ Sogar eine Übernahme des Bundeskanzleramtes zu Ungunsten von Helmut Schmidt durch eine gezielte Wendehalsaktion von Hans-Dietrich Genscher.

So war Helmut Kohl. Ein Mann, der seine Ziel klar definierte und ihnen alles andere unterordnete. Das erste dieser Ziele war der eigene Machterhalt, das zweite – quasi so nebenbei dem ersten Ziel als Zeitvertreib hintenangestellt - die Einigung Europas.

Für Europa ging Kohl aufs Ganze. Er hielt Händchen mit Francois Mitterand, obwohl dieser sowohl Sozialist, als auch Franzose war – Kaum auszumalen, wie schlimm das für einen pfälzischen CDU-Politiker sein musste – und als er einige Jahre später in einen von Oma handgeklöppelten Strickpulli gehüllt durch den Kaukasischen Wald taumelte, um Michail Gorbatschow von seiner Idee eines geeinten Europas zu überzeugen, willigte dieser beeindruckt von der Überzeugungskraft des Bundeskanzlers ein. Wer in der Wildnis überlebt, weil er Saumägen essen kann, dem war auch die Einheit zuzutrauen.

Als im November 1989 letztendlich die Berliner Mauer fiel, war es Helmut Kohls Verdienst. Die einen sagen, sie fiel, weil er sich versehentlich dagegenlehnte. Andere, dass er sie einfach verspeiste. Wiederum andere behaupteten, nicht Kohl, sondern David Hasselhoff hätte die Mauer zum Einsturz gebracht. Das mag möglich sein. Aber nur, weil Kohl es zuließ, dass Hasselhoff in Berlin auftreten durfte. Niemand anderes hätte ihm das erlaubt. In einem Europa der Abschottung wäre Hasselhoff der letzte Mensch gewesen, den man hätte einreisen lassen. Doch in Kohls offenem Europa war selbst dies möglich.

Nachdem er die DDR der BRD einverleibt hatte, ohne wirklich die langfristigen Folgen zu bedenken, sondern einfach, weil er es wollte, versprach er dem Osten blühende Landschaften, die jedoch niemals kommen sollten. Was stattdessen kam, läuft heute noch jeden Montag durch die Dresdener Innenstadt.

Das Volk reagierte in den Jahren nach der Wende mehr und mehr undankbar. Kohl rächte sich seinerseits, als er die D-Mark kippte und maßgeblich für die Einführung des Euros sorgte, welche er jedoch nicht mehr im Amt erlebte.

Nach dem Ende seiner politischen Laufbahn widmete sich Kohl der Wohltätigkeit. Schon zu aktiven Zeiten war er ein begeisterter Spendensammler, der es jedoch tunlichst vermied, zu verraten, woher diese Spenden kamen und wohin sie gehen sollten. Völlig egal, ob ihn der Postbote danach fragte oder doch der Bundesgerichtshof.

Nun ist Helmut Kohl also verstorben. Er hinterlässt uns seine Ziehtochter Angela Merkel, die Kohls Politik zu 100% weiterführt, allerdings keine Strickpullis im Kaukasus trägt. Irgendwie schade.

Legasthenie und ihre Folgen

Terrorverhütung Rechtschreibübung. Sollte Schule machen.

Da sich der fürchterliche Hochhausbrand in London auf einen technischen Defekt, gepaart mit einer gehörigen Prise Baupfusch zurückführen lässt, haben wir doch tatsächlich eine Woche ohne medienwirksamen Terroranschlag in einer europäischen Großstadt überstanden. Die Tatsache, dass sich dieser Umstand herausheben lässt, zeigt irgendwie auch wieder, in welch traurigen Zeiten wir doch eigentlich leben.

Was den Terror betrifft, sind wir mittlerweile so sensibilisiert, dass wir den nächsten Anschlag quasi permanent hinter der nächsten Kreuzung erwarten und jeder Hipster mit Bart und Sonnenbrille der potenzielle Attentäter von morgen sein könnte. Da kann es schonmal passieren, dass man im einen- oder anderen Moment überreagiert und auch kleine Ursachen eine große Terrorgefahr auslösen können

So geschehen am Nürburgring, wo vor zwei Wochen das Festival Rock am Ring während des Auftritts der Broilers unterbrochen und das Festivalgelände mitsamt aller 86.000 Besucher geräumt wurde. Der offizielle Grund: Es war eine „konkrete Gefahrensituation eingetreten“. Wie wir jetzt wissen: Ein konkreter Fall von terrorhafter Legasthenie.

Was war passiert?

Nach einem Bericht der Koblenzer Rhein-Zeitung waren Polizisten bei einer Verkehrskontrolle zwei Männer mit Armbändchen, die einen uneingeschränkten Zugang zum Festivalgelände zuließen, aufgefallen. Ihre Namen hätten nicht zu den Personallisten gepasst, die der Veranstalter den Behörden zur Sicherheitsüberprüfung gegeben hatte. Die Männer seien von einem kurzfristig zur Aushilfe eingesetzten Frankfurter Subunternehmer zu dem Musikspektakel am Nürburgring geschickt worden, hieß es. Dies allein, gepaart mit der Tatsache, dass die beiden Männer offensichtlich nicht nach Peter Müller oder Thomas Meier aussahen, war nun Anlass genug, um einen Zusammenhang mit salafistischen Terroristen herzustellen, die irgendwo auf dem Gelände garantiert eine Bombe versteckt hatten. Also wurde ein Großalarm ausgelöst, der letztendlich zur Räumung des Festivalgeländes führte.

Dumm nur: Dass die Personalien der beiden Männer nicht zu den Listen passten, hatte einen wesentlich simpleren Grund als geschickt eingeschleuste IS-Schläfer – Die Namen waren einfach nur falsch geschrieben.

„Die Namen der Verdächtigen waren falsch geschrieben, wiesen aber eine phonetische (klangliche) Ähnlichkeit mit den realen Schreibweisen auf“, sagte der Präsident des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamts (LKA), Johannes Kunz, der Mainzer Allgemeinen Zeitung. Is ja toll. Womit letztendlich bewiesen ist, dass nicht potenzielle Mitglieder des IS, sondern potenzielle Mitglieder der LSR-Förder-AG der Kevin-Großkreutz-Gesamtschule Dortmund-Eving die Nürburgringräumung für sich beanspruchen können. Sicherheitstechnisch wohl eher eine gute Nachricht. Jedoch eine, die mehr als eindringlich zeigt, wie fürchterlich einfach es im Jahre 2017 geworden ist, für Panik zu sorgen und die Öffentlichkeit lahmzulegen.

Alles Käse - oder gerade eben nicht!

Jetzt endlich geregelt: Die Milchstraße darf nur noch so heißen, wenn dort Kühe in Raumanzügen wohnen!

Ein Glück, dass die Gerichte nicht permanent damit beschäftigt sind, Terroristen zu verurteilen und sich daher auch noch um die wirklich wichtigen Dinge kümmern können. Zum Beispiel um die weltbewegende Frage, was jetzt Käse ist und was nicht.

So geschehen diese Woche in Luxemburg, wo der Europäische Gerichtshof endlich die langgestellte Frage klärte und verkündete, dass Bezeichnungen wie Milch, Molke, Rahm, Butter, „Buttermilch“, „Käse“ oder Joghurt für rein pflanzliche – also vegane - Lebensmittel nicht verwendet werden dürfen, weil Käse und Konsorten nunmal nicht vegan sind. Man kann schließlich dem dämlichen Verbraucher nicht zumuten, dass er weiß, dass Tofu-Käse Käse aus Tofu und damit kein normaler Käse auf Milchbasis ist. Wer soll das auch wissen?

Hintergrund des Verfahrens ist ein Vorabentscheidungsersuchen des Landgerichts Trier in einem Rechtsstreit wegen der Verwendung der Bezeichnungen „Soyatoo Tofubutter“, „Pflanzenkäse“, "Veggie-Cheese“ und „Cream“ für rein pflanzliche Lebensmittel. Dies sei ja alles Irreführung, so die Vertreter der Anklage dieses Prozesses, der offenbar ebenfalls von Irren geführt wurde. Sonst ließe sich beim besten Willen nicht erklären, wie man den EuGH mit so einem Unsinn belästigen kann.

Damit ist nun also geklärt: Milch darf nur heißen, was aus dem Euter kommt. Oder aus der Milchflasche. Bei Nivea rauchen derweil die Köpfe, denn hier wird man jetzt damit beschäftigt sein, die dringende Frage zu klären, wie man die Sonnenmilch in Zukunft nennen soll. Vor dem gleichen Problem stehen nun auch Hersteller von Milchglas. Und wer sich als Zahnarzt demnächst mit dem Behandeln von Milchzähnen beschäftigt, wird sich vermutlich auch bald vor Gericht wiederfinden. Was mit der Milchstraße passiert, muss die NASA noch klären.

Um dem ganzen Chaos die Krone aufzusetzen: Das aktuelle Urteil des EuGH gilt natürlich NUR für die vegetarischen Equivalente von Molkereiprodukten. Die Deklaration eines „Vegetarischen Schnitzels oder einer „Vegetarischen Bratwurst ist daher weiterhin möglich, weil das ja wieder was vollkommen anderes ist und in einem anderen Prozess geklärt werden müsse.

Denen muss wirklich, wirklich langweilig sein.

Tja, das war es mal wieder für diese Woche. Sollte die nächste Woche nicht vollkommen langweilig sein, sehen wir uns nächste Woche an dieser Stelle mit einem neuen Wort zum Sonntag wieder. Jetzt aber schnell, der Hund fängt nun doch an zu quengeln.


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