Diverses:Wort zum Sonntag/KW 11 2017

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Liebe Gemeinde,

Wollen wir mal über das Wetter reden? War es am Donnerstag nicht schön warm? Bekommt man da keine Frühlingsgefühle? Nein? Schade...

Wahlen in den Niederlanden

Natürlich nicht Ministerpräsident: Geert Wilders

An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei Geert Wilders bedanken. Dafür, dass er endlich bewiesen hat, dass egozentrische Typen mit weißblonden Frisuratrappen nicht automatisch an jeden Job kommen, den sie haben wollen. Sonst hätten wir uns nächste Woche sicherlich entsprechende, fantasievolle Perücken gekauft und wären dann wahllos in irgendwelche Vorstellungsgespräche marschiert. Das hätte peinlich werden können.

Aber dank Herrn Wilders ist uns das Ganze erspart geworden, nachdem der fröhliche Rechtspopulist die Wahlen in den Niederlanden wider einiger Erwartungen (zumindest seiner eigenen) nicht gewinnen konnte. Der Wahlsieger ist der alte und neue Ministerpräsident, Fred Rutten. Vielen noch bekannt als ehemaliger Trainer des FC Schalke 04. Nur ein Scherz, liebe Schalker. Rutten würde niemals etwas gewinnen. Gemeint ist natürlich Mark Rutte, der in Deutschland bislang bemerkenswert unbekannte Liberalkonservative mit der Ausstrahlung des freundlichen Versicherungsvertreter von nebenan. Dafür genügten Rutten ganze 21,3% der Stimmen. Nichts Neues in den Niederlanden. Dort gibt es nämlich ungefähr so viele Parteien wie Windmühlen - Und praktischerweise keine 5%-Hürde. Die Konsequenz: Im Parlament tummeln sich insgesamt 13 Fraktionen, aus denen Mark Rutte sich nun eine neue Koalition würfeln darf. Die alte Koalition mit der Partij van de Arbeid ist nach dieser Wahl nicht mehr haltbar. Die PA hat es nämlich vollbracht, ganze ¾ ihrer Stimmen einzubüßen und von knapp 26% auf 6% zu fallen. Ein Ergebnis, das selbst Sigmar Gabriel anerkenned grunzen lassen würde. Vielleicht bleibt ja noch ein Platz als Juniorpartner III oder IV für die PA. Man weiß es nicht. Frei nach Deichkind – Arbeit nervt.

Sicher ist nur eines: Mit Geert Wilders will niemand koalieren. Mit Geert Wilders will nicht einmal jemand in einer Partei sein. Wilders ist das einzige Mitglied seiner Partij voor de Vrijheid (PVV, zu deutsch: "Partei für die Freiheit"), die mit 13,1% der Stimmen die zweitgrößte Fraktion im neu gewählten Parlament stellen würde. Die freien Plätze werden nun wohl mit Leihpopulisten (werden sich locker finden lassen. Ein Blick auf die Kommentarspalten bei Facebook genügt als Bestätigung) und Schaufensterpuppen aufgefüllt.

Wilders Chancen auf die Ministerpräsidentschaft waren, wenn man mal ehrlich ist, nicht groß. Da niemand mit dem exzentrischen Islamkritiker zusammenarbeiten möchte, hätte er eine absolute Mehrheit von 50% benötigt, um ins Amt zu kommen – Der niederländischen Parteienvielfalt sei Dank ein Ding der Unmöglichkeit. Man muss also sagen, dass trotz aller medialen Unkenrufe eine tatsächlichen Machtübernahme Wilders eigentlich nie zur Debatte stand.

Dass Wilders am Ende nicht einmal die stärkste Fraktion stellen konnte, lag irgendwo auch an Recep Erdogan, dessen ausschwärmende Minister (siehe Wort von letzter Woche) in den Niederlanden auf Ablehnung stießen und von Ministerpräsident Rutte eher barsch als aal hinausgeworfen wurde. Eine Aktion, die beim Volk ankam – Und Kontrahent Wilders keine Möglichkeiten gab, sich selbst in Fragen hinsichtlich des Umgangs mit der Türkei zu profilieren. Kluger Schachzug. Dass dieser Winkelzug dazu führte, dass türkische Nationalisten in Ankara französische Flaggen verbrannten, weil sie diese nicht von der niederländischen Flagge unterscheiden konnten, macht die Sache sogar doppelt lustig.

Von daher: Herzlichen Glückwunsch zum Wahlsieg, Mark Rutte.

Zapfenstreich für Gauck

Ebenfalls einen herzlichen Glückwunsch an Frank-Walter Steinmeier, der seit diesem Wochenende ganz offiziell neuer Bundespräsident ist. Steinmeier löst damit Joachim Gauck ab, der sich damit nach 5 Jahren im Schloss Bellevue in die wohlverdiente Pastorenpension zurückzieht.

5 Jahre Joachim Gauck – Es waren wilde, ungestüme Jahre voller Skandale und Skandälchen. Okay, nicht wirklich. Es waren fünf Jahre mit einem biederen, alten Pfarrer aus dem Osten, der es sich zu einer Herzensaufgabe gemacht hatte, so oft wie möglich das Wort „Freiheit“ in möglichst vielen predigtähnlichen Reden unterzubringen.

Gauck wäre nicht Gauck, wenn er all diesen Prinzipen nicht auch beim letzten Akt seiner Präsidentschaft treu geblieben wäre. Beim traditionellen Zapfenstreich – der offiziellen Verabschiedung durch das Bundeswehrorchester – durfte die Truppe neben dem Ostalgiehit "Über sieben Brücken musst Du gehn" von Karat (der Ostanteil) auch das Kirchenlied "Ein feste Burg ist unser Gott" (Predigtanteil) und das Volkslied "Freiheit, die ich meine" (Freiheitanteil) spielen. So viel Humor hätten viele Joachim Gauck nicht zugetraut.

Was bleibt jetzt, nach 5 Jahren Gauck? Ein Eindruck der Normalität? Die Erkenntnis, dass ein Bundespräsident sein Amt ohne Aufreger und Knalleffekte ausfüllen kann? Etwas, was seinen direkten Vorgängern Köhler und Wulff nicht gelang?

Was waren die Höhepunkte der Amtszeit von Joachim Gauck? Zum Beispiel sein Auftritt in Oradour, wo er Opfern der Nationalsozialisten gedachte und anschließend eine Rede über Freiheit hielt. Oder sein Auftritt in Lidice, wo er Opfern der Nazionalsozialisten gedachte und anschließend eine Rede über Freiheit hielt. Oder sein Auftritt in Lyngiades, wo er Opfern der Nationalsozialisten gedachte und anschließend eine Rede über Freiheit hielt. Oder aber sein Auftritt in Sant’Anna di Stazzema, wo er Opfern der Nationalsozialisten gedachte und anschließend eine Rede über Freiheit hielt. Oder sein Auftritt in Danzig am 1.September 2014 – Dem Jahrestag des Überfalls auf Polen, wo Gauck Opfern der Nationalsozialisten gedachte, anschließend eine Rede über Freiheit hielt und im selben Atemzug den russischen Präsidenten Putin auf Grund dessen Politik dazu ermahnte, über die Opfer der Nationalsozialisten nachzudenken und die Vorzüge der Freiheit zu beachten. Oder München, 31. Januar 2014, als Gauck in einer unglaublichen Rede eindringlich an die Schandtaten des Nationalsozialismus erinnerte und die Wichtigkeit der Freiheit betonte. Oder 2015, als Gauck sich über den Besuch des US-Präsidenten Obama freute und in einer Rede die Wichtigkeit der Freiheit betonte. Es war dieses Abwechslungsreichtum, diese Weitsicht und diese Wucht seiner Worte, die Gauck zu einem der magischten Bundespräsidenten in der an Heinrich Lübke nicht armen Geschichte der Bundesrepublik machte.

Und doch, so unglaublich es scheinen mag – Der charismatische Redner Gauck war nicht überall beliebt. Als er in Zuge der Flüchtlingskrise vor einem Erstarken rechter Kräfte warnt und von einem Dunkeldeutschlandspricht, in dem Fremde angefeindet würden, wird er kurz darauf bei einem Besuch in Bautzen (Sachsen) ausgebuht und als Volksverräter beschimpft. Auch in Kreisen der AfD hält man den „Gauckler“ für einen solchen Volksverräter. Es bleibt absolut unverständlich, wieso Reden über die Missetaten der Nazizeit und die Wichtigkeit einer offenen, von Freiheit durchzogenen Welt ausgerechnet bei diesem Zielpublikum auf Unverständnis trifft.

Was macht Joachim Gauck eigentlich nach seiner Amtszeit so? Absolviert er im Hawaiihemd einen Auftritt im heimischen Garten, wo er Opfern der Nationalsozialisten gedenkt und anschließend eine Rede über Freiheit hält? Oder gar eine Rede über Freizeit? Oder tourt er mit Westernhagen, um bei einem bestimmten Lied auf die Bühne zu kommen und eine Rede zu halten? Oder zieht er sich wirklich zurück? Da sind wir wirklich gespannt.

Impressionen einer Amtszeit: Joachim Gauck ist nicht mehr Bundespräsident.

Und sonst so?

War noch was? Ach ja!

Heute wird Martin Schulz offiziell zum Kanzlerkandidaten und Vorsitzenden der SPD gewählt. Anschließend wird der Gottkanzler sich in den Schulzzug setzen und mit hoher Energie und ohne Bremsen ins Kanzleramt fahren. So ist zumindest der Plan. Man sollte bei der ganzen Euphorie um Schulz jedoch nicht vergessen, dass es sich ansonsten noch immer um die gleiche SPD handelt. Wenn der Zug am Ende nur eine Draisine ohne Räder ist, kann auch der göttlichste Lokführer nichts daran ändern, dass die Fahrt ins Kanzleramt irgendwo in der Uckermark liegen bleiben könnte...

Mutti war derweil in Washington, wo sie sich erstmals mit Donald Trump traf. Trump benahm sich dabei für seine Verhältnisse äußerst höflich und gab sich größte Mühe, ganz gegen seine sonstigen Gepflogenheiten die Bundeskanzlerin nicht auf Grund ihres Geschlechts zu diffamieren und zu befummeln. Mit letzterem gab er sich sogar derart große Mühe, dass er Angela Merkel sogar den Handschlag verweigerte – wofür es sofort wieder Ärger gab. Wie man es macht, man macht es verkehrt...

Ohnehin hatte Donald Trump wieder eine schwierige Woche. In inbrüstiger Überzeugung klagte er seinen Vorgänger Obama an, dass die NSA ihn – Donald Trump, sein Unternehmen und seine Wahlkampagne – einfach abgehört hat. Das wäre ein schweres Verbrechen, und so garnierte Trump seinen Vorwurf damit, dass er Obama als „kranken Typen“ beschimpfte. Seine Anschuldigung zu belegen, hielt der Präsident nicht für nötig.

Wobei: Dass die NSA Trump abgehört haben könnte, ist jetzt nicht so weit hergeholt. Ist ja nicht so, dass nicht eh quasi jeder Mensch abgehört wird. Auf der anderen Seite: Wer will ernsthaft das Gelaber von Donald Trump hören, wenn er nicht dazu gezwungen ist? Eben.

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