Die Reise zum Loch im Meer

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Kapitel 12: Die Reise zum Fluss ohne Wiederkehr

Abreise in aller Heimlichkeit

Der Ozeanienkonflikt war vorbei, die Sieger und die Besiegten Jubelten gleichermaßen über das errungene. Ja, das Verdinga-Imperium war besiegt, hatte aber aus Tradition und weil das Briefpapier so billiger war den Namen behalten. Nun würde es auf dieser Welt keine Sklavenhalter mehr geben, nur noch Geschäftsleute und unterbezahlte junge Angestellte, die für einen Apfel und ein Ei arbeiteten, was für ein Fortschritt.

Unsere Freunde indes interessierte das alles nicht mehr. Sie waren im Wiedersehenstaumel. Die tot geglaubten Eltern waren wieder da. Bew Undert, der Erbauer der Vasa und aller Kriegsgeräte des Verdinga-Imperiums nach der Wende, saß gerührt zwischen seinen Söhnen. Beo Login war, wie sollte man es anders erwarten, mit Bela vor eine Ewigkeit in die Richtung der Zuchtstation entschwunden. Der Rest der Crow, so weit sie keine Familie gegründet hatten und in der neuen Heimat geblieben waren, saß zwischen den ausgelassen feiernden Scoutianern, die auf dem Deck der Flying Dutchman in Lyon ein riesiges Fest organisiert hatten.
Die einzige, die das Fest nur stumm und teilnahmslos betrachtete, was die Flying Dutchman selber. Sie war noch immer sauer. 30 Jahre hatte sie am Grund des Meeres zubringen müssen, unfähig sich zu bewegen, weil ein Riff sich durch ihre Eingeweide gebohrt hatte. 30 Jahre hatte sich niemand für sie interessiert und jetzt sollte sie komunizieren? Warum?
Auch diese kleinen hatten Versucht, an sie heran zu kommen. Sie hatten den Tank in ihrem Magen mit frischen Speisen aufgefüllt, nach dem sie vergeblich versucht hatten, sie auszubauen. Die Zwerge hatten viele Möglichkeiten dabei gefunden, einen schnellen Abgang aus dem Schiff zu finden. Irgendwann hatte sie es dann aufgegeben und hatten nur die Löcher geflickt und sie in einem Trockendock an der Küste ausgesetzt. Dort waren dann die anderen gekommen. Erst hatte sie die Kinder ihrer Ehemaligen Crow nicht erkannt und war mit ihnen umgesprungen wie vorher mit den Zwergen.
Doch als Ben Tic einfach ihre höheren Funktionen ausgeschaltet hatte und sie so auf ihr Bewusstsein reduzierte, war ihr klar geworden, wer sie waren. Ihr Laune gebessert hatte das indes keines Wegs. Nun kam sie sich zudem auch noch Ausgenutzt vor.
Widerwillig hörte sie den Erzählungen an Bord zu. Dabei wurde ihr bewusst, dass sie wohl nicht die einzige gewesen war, die lange Zeit von allem getrennt war. Bew Undert saß ebenso still wie sie zwischen den feiernden. Nach einiger Zeit war er dann aufgestanden und war zu ihr in die Bewusstseinskammer gekommen. Dort saß er einfach und sagte kein Wort.
Irgendwann wurde die Stille unheimlich. „Vater?“
„Bel Fly?“
„Warum sagt du nichts.“
„Was sollte ich sagen? Sie sind zwar noch immer meine Kinder, wie du. Aber ich hatte nicht Teil an ihrem Leben, das macht mich zu einem sehr einsamen Wesen. Siehe, meine Söhne sind nun Erwachsen, sie leben in dieser Welt und es ist ihre. Ich sehne mich nach nur nach meiner. Ich würde so gerne noch mal das Zentralgestirn sehen und natürlich meine Frau.“
Bel Fly spürte die Trauer in den Worten. Darüber vergaß sie vollkommen ihren Zorn. Langsam begann sie in der Stimme der Plegosaurier zu singen. Ein altes Lied von Trauer und von einem Gelobten Land, dass am Ende des Stromes ohne Wiederkehr auf sie wartete. Als das Lied zu Ende war, bemerkte sie ein Lächeln auf Bew Underts Gesicht.
„Weißt du, dass es den Strom ohne Wiederkehr wirklich gibt?“
„Ja, alte Plegosaurier schwimmen zu ihm, wenn sie ihr Ende spüren.“
„Was wäre, wenn das gelobte Land unsere Seite wäre, die Welt im Inneren?“
„Ich weiß es nicht!“
„Es könnte ein Weg für ein neues Abenteuer sein und ein Weg nach Hause.“
„Ich würde mit dir reisen“, sagte Bel Fly und war selbst erstaunt über ihre Worte.
„Ich danke dir.“

Früher mochte Bew Undert gemischte Gefühle bei dem Gedanken gehabt haben, dass Bel Fly von sich als Person sprach. Doch nun war sie das einzige, das ihm ein Gefühl von Heimat gab. Seine Söhne waren so sehr Teil dieser Welt geworden, dass sie ihn wohl kaum auf einem weiteren Weg folgen würden. Er beschloss, heimlich weiter zu ziehen, um sie nicht vor die Wahl zu stellen. Ein Großteil seiner Crow war im Imperium geblieben, viele hatten geheiratet und hatten nun Kinder dort. Nur Beo Login, ihr Mann und ihr Sohn waren ihm nach Scoutopia gefolgt. Aber auch sie würden auf der Oberseite bleiben, wegen ihrem Sohn.
In aller Heimlichkeit und mit Hilfe von einigen Seescoutaniern, die hohen Respekt vor ihm hatten, dem UrVater, wie sie ihn nannten, belud er das Schiff mit allem, was er glaubte, gebrauchen zu können. Dann eines Morgens im Schutze des Nebels brachen sie auf.

„Sie sind weg!“, sagte Ben Paul.
„Wer ist weg?“, fragte Ben Tic, auch Ben Immdich und Bela merkten auf.
„Die Flying Dutchman und unser Vater.“
„Was? Warum?“, fragte Ben Immdich entsetzt.
„Ich nehme an, dass er so den Abschied leichter machen wollte“, sagte Ben Paul.
„Wieso Abschied?“
„Ich nehme an, er sucht einen Weg zurück in die Innere Welt, um nach Hause zu kommen.“
„Und was ist mit uns?“
„Er glaubt wohl, dass ihr hier zu Hause seit.“
Nachdenklichkeit verbreitete sich im Raum. Ben Paul beobachtete die anderen 3.
„Noch könnt ihr ihn einholen. Ich glaube, einige Seescoutanier wollen auch mit. Sie sprachen von neuen Ufern.“
„Dann sollten wir sofort aufbrechen.“
„Ich hab mir schon so was gedacht, ich habe ein Luftschiff mit allem nötigen ausrüsten lassen. Damit könnt ihr eine Abkürzung über Kinderland fliegen.“
„Wieso wir? Kommst du nicht mit?“
„Ich? Nein! Scoutopia ist in gewisser Weise nun mein Kind, ich kann es nicht zurück lassen. Es werden noch so viele aufregende Dinge hier geschehen, ich kann nicht weg.“
„Aber wie können wir dann gehen?“
„Weil ihr eigentlich nie aufgehört habt, zu reisen und nach Abenteuer zu suchen. Euer Weg ist der Weg unseres Vaters.“
Wieder breitete sich Stille im Raum aus.
„Also kommt jetzt der Abschied.“
„Ja, aber ich glaube kaum, dass er von Dauer sein wird. Scouts finden immer einen Weg zurück.“

Heimliche Ankunft

Bew Undert stand allein auf der Brücke. An seinem Armgelenk trug er den Komunikator, der einst seinem Sohn gehört hatte. Vor ihm erstreckte sich die Küste von Kinderland. Dort war er, der Strom ohne Wiederkehr. Hinter ihm würde sich sein Schicksal erfüllen.
Menschen glauben stets an Schicksal. Für sie ist es wie die Spur einer Achterbahn, ein Anfang, jede Menge Täler und Höhen, aber am Ende nur ein Ziel. Die einzige Wahl, die sie glaubten zu haben, war, ob sie bei der Fahrt laut Juchsen sollten oder ob sich ihnen der Magen umdrehen sollte. Keiner bedachte, dass das Schicksal eher die Form eines Bunjeeseils hatte. Die Nebenwirkungen waren die gleichen, aber man konnte sich entscheiden, auf welche Art man durch die Luft flog. Und man konnte sich am untersten Punkt gekonnt ausklinken, um schneller zum nächsten Sprung zu kommen.
Von Bew Undert unbeachtet waren die Ereignisse, die sich auf dem Hinteren Teil des Schiffes abspielten. Dort landete gerade eines der unsichtbaren Luftschiffe von Scoutopia. In aller Eile entluden Scoutanier Kisten aus dem Schiff. Und nach ein paar herzlichen Abschiedworten hob das Schiff mit 21 Personen weniger wieder ab. „Ob er überrascht ist?“, fragte Ben Tic.
„Ich denke schon, hat er sich doch still und heimlich aus dem Staub gemacht.“, meinte Bela.
Leise schlichen sie Richtung Brücke. In der Tür zur Brücke erwartete sie eine Überraschung zu mindestens Ben Tic bekam die Überraschung ab. Verständnislos betrachtete er den Armbrustbolzen in seiner Brust.
„Ihr seit das? Bel Fly sprach von unbefugten Eindringlingen.“
„Ach sie spricht wieder!“, meinte Ben Tic und zog den Bolzen aus seiner Brust.
„Ja, aber nicht mit jedem“, grummelte es undeutlich im Hintergrund.
„Unbefugte Eindringlinge sind wir also.“
„Ja!“
„Und was ist mit den guten alten Zeiten?“
„Sie sind zu mindestens eins, alt und vorbei.“
„Aber wir dürfen doch erst Mal bleiben. Oder?“
„Das muss ich mir aber noch schwer überlegen.“
„Aber du redest wieder mit uns.“
Bew Undert wusste gar nicht, was er sagen sollte. Da waren alle seine Kinder. Zu mindest alle außer Ben Paul. Und sie wollten die Fahrt mit ihm weiter fortsetzen. Etwas, was er noch nicht mal zu träumen wagte. Über Glücklich schloss er sie in seine Arme. Und während sie ihren Weg zur Pforte des Stromes ohne Wiederkehr fortsetzen wurde sie langsam wieder zu einer richtigen Familie.

Der Strom ohne Wiederkehr ist wohl der seltsamste Strom Ozeaniens, floss er doch in das Land hinein, statt aus ihm heraus. Niemand hatte ihn bisher gewagt, ihn zu erforschen. Auch nicht, als er nicht durch Kinderland sondern durch das alte Verdinganische Reich floss. Seltsame Mythen rankten um ihn. Das er zum Beispiel mit alten bösartigen Plegosauriern bevölkert sei. Nun, es stimmte schon, dass die meisten Plegosaurier im Fluss alt waren und das Sprach auch für ihre nicht vorhandene Geduld, die sie potenziellen Forschern gegen über zeigten. Für sie waren die Forscher so was wie die letzte Mahlzeit vor ihrem Ende, wenn sie sich schon so bereitwillig zu Verfügung stellten. Die Kinderländer machten um den Fluss einen riesen Bogen. Sie waren nicht erpicht darauf, eine Mahlzeit abzugeben. So waren die Ufer des Flusses verwilderter Urwald und hatten kaum Pfade. Selbst land lebende Tiere mieden den Fluss. Für sie war er vollkommen unwichtig. Bei ihnen hatte es nur weniger mit Mythen und Sagen zutun, sie mochten einfach nur kein Salzwasser.

Eingang zur Unterwelt

Die Besatzung betrachtete nun das Ende jenes Flusses, der sie in die Unterwelt führen sollte. Sie waren an den Ort gelangt, wo sich die Vasa aus dem Fluss erhoben hatte und eine breite Schneise im Unterholz hinterlassen hatte. Kurz hinter der Stelle verschwanden die Wasser in einer riesigen Grotte. Man hörte das Rauschen von Stromschnellen.
„Hier ist der Ort ohne Wiederkehr. Noch könnt ihr aussteigen und nach Scoutopia zurückkehren.“
„Und uns 2 Wochen lang durch Kinderland schlagen? Nein danke. Wir hätten ähnliche Überlebensaussichten wie ein Fliege in einem Spinnennetz.“
„Ich dachte, ihr kämt gut mit den Kinderländern aus?“
„Ja, so lange wir einen guten Bretterzaun an der Grenze haben und sie auf ihrer Seite der Grenze bleiben.“
„Aber ihr habt sie doch befreit?“
„Nein, dass war ein Bob. Das weiß in Kinderland jeder. Und das alle Erwachsenen böse sind und getötet werden müssen, dass wissen sie auch.“, sagte Bela.
„Die meisten Erwachsenen Kinderländer wohnen heute bei uns, in Bushland, im Gebärmutterland und bei den Amerikanern. Zu mindest die, denen die Flucht geglückt ist.“, fügte Ben Immdich hinzu.
„Das ist ja schrecklich.“
„Wem sagst du das.“
„Okay, dann ist es nun soweit, auf in die Tief.“

Inhaltsangabe
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Kapitelauswahl
Prolog; Kapitel 1: Königreich des Lichts
Kapitel 2: Technocratia
Kapitel 3: Necronomica
Kapitel 4: Elver
Kapitel 5: Das Loch im Meer
Kapitel 6: Master of Clouds
Kapitel 7: Das Ende des Wolke 7 Reiches
Kapitel 8: Das Verdinga-Imperium oder Der Verrat
Kapitel 9: Kinderland
Kapitel 10: Scoutopia
Kapitel 11: Ozeanienkonflikt
Kapitel 12: Die Reise zum Fluss ohne Wiederkehr
Kapitel 13: Pfad der Toten
Kapitel 14: Reich der Riesen
Kapitel 15: Glückliche Heimkunft; Epilog


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