Sub:Ein Kamel zu Samhain Seite 2

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Das Geschenk

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-"Also komm mal her, Du kleiner Spinner!" befahl Onkel Yuri. "Du hast doch nicht etwa Schiss?"
-"Hey! es dämmert und ein halbverkohltes Schädelstück blafft mich an - natürlich habe ich kein allzugutes Feeling, was denkst Du denn?!" verteidigte sich John F.
-"Blöder kleiner Spiesser! Typisch Kennedy! Ich hatte Deiner Mutter immer gesagt, dass sie besser diesen Tee-Baron geheiratet hätte. naja, auch egal! Du heisst als einziger in Deiner Brut auch Fitzgerald und daher werde ich Dir ein Geschenk machen.
-"Ein Geschenk?"
-"Is hier n'Echo? ja, ein Geschenk, Du...Du..."
-"Sackgesicht? Vollarsch? Sind Dir die Beschimpfungen ausgegangen, Onkel?"
-"Arschloch!"
-"Oh ja, genau, den hatten wir ja heute noch nicht. Also, Onkel Yuri. Bitte, ich hab's eilig. Es ist kalt, es wird dunkel und ich will nach hause, also komm einfach zur Sache."
-"Wie gesagt, so will ich Dir heute ein Geschenk machen. Freust Du dich denn gar nicht?" Raunte Onkel Yuri.

Nettes Präsent

-"Ich kenne Deine Geschenke. Als ich zehn war hast Du mir eine Schüssel voller Bonbons geschenkt. Als ich reingriff schnappte die darin versteckte Mausfalle zu und brach mir drei Finger."
-"Ich wollte Dich nur eine Zeitlang vom Klavierunterricht erlösen, du meine Güte, das war gut gemeint!"
-"Ja klar, ne. Onkel! Jetzt gib mir halt was Du mir zu geben hast, damit ich endlich heim kann." -"Es steht hinter Dir!" lachte Yuri diabolisch.

John F. fühlte einen eiskalten Atem in seinem Nacken. Er drehte sich langsam um und blickte direkt in die groteske Fratze eines riesigen Kamels!
Johns Blut gefror in seinen Adern. Das Kamel kannte er wohl: Es war einst Teil von Yuris Karawane gewesen, welche dieser zu Lebzeiten in Rakete unterhielt und mit der er dank dem Handel mit Sylphium asserordentlich reich geworden war.

Eines Tages ging das brünstige Vieh durch, weil es die Fata Morgana eines Lastwagens für eine paarungswillige Stute hielt und verirrte sich in der Wüste, wo es dann nach Tagen elendiglich zu Grunde ging.
Eine Geschichte, die nicht weiter nennenswert gewesen wäre, wenn nicht dummerweise Yuri im Sattel gesessen hätte und daher das Schicksal seiner selten dämlichen Reitunterlage teilen musste.

Und nun stand also der Geist dieses Unglücks-Dromedars vor JFK, in seiner ganzen, moströsen Grösse und starrte ihn mit leeren Augen an.

Nichts wie weg!

John F. verblieb nicht lange in seiner Schreckensstarre. Wie eine Rakete raste er los, sprang auf sein Pony und galoppierte davon. Ein Pferd ist schliesslich schneller als ein Kamel dachte JFK. Nun, offenbar hatte er noch nie ein Kamel im Galopp gesehen! Mit riesigen Sprüngen blieb ihm das Tier auf den Fersen und kam immer näher.

Im Walde

-"Hau ab! Verschwinde, Du Scheissvieh" rief John F.
So als hätte jemals irgendein ein Verfolger auf diesen Standard-Spruch hin abgebremst und mit einem reuemütigen "Ok, ist ja schon gut, ich lass dich in Ruhe" die Jagd aufgegeben.

JFK preschte in den Wald. Immerhin: das Kamel war zwar schnell, aber nicht besonders klug: Es knallte mit voller Wucht gegen ein Baum.

-"Ätsch, da hast Du's , Du Riesentrampeltier! Bist doch selbst zum Kacken zu blöd!" frohlockte John - und knallte daselbst mit dem Kopf voll gegen den Ast den er nicht gesehen, weil er ja nicht nach vorne, sondern nach hinten geblickt hatte. Das Pferd galopierte reiterlos weiter und JFK sass am Boden, umschwirrt von bizarren, musizierenden Vögeln mit Harfen und Bratschen.

Das Kamel kam immer näher. JFK sprang auf und strauchelte durchs Unterholz, flog mehrfach der Länge nach hin und verkroch sich schliesslich zwischen den Wurzeln eines riesigen Baumes. Dort hoffte er sich vor den kalten, leeren Augen des Kamels verbergen zu konnen, aber ohne Erfolg. Das unheimliche Getier fand ihn auch dort.

John F. riss etwas Moos aus und warf es dem Kamel an den Kopf, dann sprang er hoch und rannte weiter. Das Höckertier natürlich hinterher. Endlich sah er einige Lichter in der Dunkelheit: Es waren die Kürbisse vor seinem Elternhaus deren Fratzen in der Nacht vor sich hin flackerten. JFK atmete auf. Ein Endspurt und er hechtete auf die Veranda. Hierhin würde ihm das Kamel nicht folgen, die Kübisse würden es schon verjagen.

Das Kamel folgte ihm und blieb unten tatsächlich vor den Kürbissen stehen. Es merkte wohl, dass die Laternen es nicht gerade willkommen hiessen, aber so richtig Angst hatte es offenbar auch nicht.

Belagerung

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Das Kamel stand einfach nur da, zwischen den Kürbissen und glotzte saublöd zur Veranda empor.

John F. wusste nicht, was er tun sollte.

Dann kam ihm eine Idee. Er huschte in die Küche und packte den grossen Topf mit Kürbissuppe, die die Köchin am Tag gekocht hatte. Der gusseiserne Topf war schwer, schon fast zu schwer für den zierlichen John F. Aber die Angst verlieh im Kraft und so konnte er den Kessel nach draussen schleifen. Dort hievte er den Pott über das Geländer und goss den Inhalt wuchtig über das Kamel. Die zähflüssige Dusche schien aber nur begrenzt Eindruck auf das Tier zu machen. Seine Augen leuchteten nur noch kälter und es fletschte die monströsen Zähne.

-"Hau endlich ab, verzieh Dich!" schrie JFK. "Du widerliches, Mistvieh! Ich will Dich nicht! Ich finde Dich sowas von zum Kotzen, einfach nur volle Kanne Scheisse! Warum raffst Du das eigentlich nicht? Findest Du das spannend, anderen Leuten dermassen auf den Sack zu gehen? Du denkst das ist toll?, ja? Du glaubst vermutlich, dass Du irgendwie originell bist, mit Deiner Zombie-Nummer! Bist Du nicht, glaub mir!"
Nachdem er sich mit diesen Worten Luft gemacht hatte, warf JFK in einem fast schon übermenschlichen Kraftakt den Topf hinunter. Es knallte hohl, als der Kessel an der Birne des Höckertieres abprallte.

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Auf einmal ging hinter ihm die Türe auf und John's Schwester Kathleen stand im Nachthemd hinter dem Türrahmen.

-"Was ist das für ein Krach? Oh! Jack, wo warst Du so lange?" fragte sie.
-"Auf dem Friedhof."
-"Und warum kommst Du nicht rein? Es ist spät! Wir müssten alle längst im Bett sein. Ein Glück, dass Mama und Papa mit unseren Gästen gerade eine Séance abhalten. So haben sie ganz vergessen, dass Du noch draussen warst. Andernfalls hättest Du jetzt den Arsch voll gekriegt. Nun komm!"
-"Ich kann nicht. Ich habe ein Problem."
-"Kann ich Dir irgendwie helfen?"
-"Nein, damit muss ich alleine fertig werden!"
-"Ach Jack, jetzt tu doch nicht so heroisch! Lass Dir helfen!"

Der ungebetene Gast

Obwohl sie es eigentlich vermeiden wollte in der Kälte barfuss auf die Veranda zu gehen, verliess Kathleen nun doch den Türrahmen und ging zu ihrem Bruder, der am Geländer stand und ratlos nach unten blickte.
-"Was guckst Du Dir denn da unten die ganze Zeit an," fragte sie. Doch dann sah auch sie das Kamel in den Kürbissen. Laut gellend schrie sie auf.

Das Kamel riss die Augen auf, kreischte noch lauter, wirbelte herum und verschwand hinter den Büschen.

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-"Was...was war das?" Wimmerte Kathleen.
-"Klasse, Du hast es verjagt!" freute sich John F.
-"Jack, WAS WAR DAS!?"
-"Ein Kamel, das hast Du doch gesehen!"
-"Ein Kamel? Hier in Irland?"
-"Ja. Unser Onkel Yuri war doch selbständiger Unternehmer in Rakete. Das war eines seiner Karawanen-Kamele. Naja, dessen Geist, natürlich. Yuri hat mir das Vieh geschenkt. Ich habe mit allen Mitteln versucht, es loszuwerden, aber ohne Erfolg. Du hast es nun offenbar so gründlich erschreckt, dass es die Fliege gemacht hat. Ich liebe Dich Schwesterherz!"
John gab Kathleen einen dicken Kuss.

Kathleen war nicht wirklich ob dieses Lobes begeistert.
-"Warum soll ich es denn erschreckt haben? Ich habe doch gar nichts gemacht."
-"Dein Nachthemd! Du siehst aus wie so ein klassisches Bettlaken-Gespenst!"
-"Idiot! Erstens sehe ich NICHT wie ein Gespenst aus und zweitens ist ja wohl niemand so dermaßen dämlich, dass er als Geist Angst vor Geistern hätte".
-"Das ist ein Kamel. Glaub mir, es IST so dämlich."

In der Tat. Das Geisterkamel ward nie wieder gesehen.



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