Spiegelwelten:Sturrs Abenteuer - Eine Reise nach Über

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Dieser Artikel ist zwar im Namensraum Spiegelwelten zu finden, er spielt aber in der Orbis Alius.
Was ist die Orbis Alius?Was sind die Spiegelwelten?
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Die Reise beginnt

Tag 1: 08:30 Uhr

Es war ein kalter, regnerischer Tag auf Jail-Island... So wie immer.
Theodor Sturr saß in seinem Wohnzimmer und betrachtete die gepackten Koffer vor sich. „Ich kann nicht glauben, dass ich das tatsächlich tue...“ dachte sich Sturr seufzend und stand vom Sofa auf.
Am Ausgang des Hauses wartete auch schon Margereth mit einem besorgten Gesichtsausdruck auf ihn.

Margereth Sturr:Willst du dass wirklich tun, Theodor?
Theodor Sturr: „Ich muss. Sonst wird dieser Bot uns wieder täglich nerven.“

"Ach ja, der Bot..." dachte sich Sturr. Vor einigen Tagen hatte er ein Ferngespräch aus Über erhalten. Am anderen Ende war, wenn man der eigenen Aussage der "Person" glauben mag, ein automatisiertes, selbstdenkendes Telefon, welches Sturr ein Angebot für deren neue Wächtereinheit machte.
Als Sturr dieses Angebot ablehnte, hörte er nur ein „MÖÖÖP! Negative Antwort erhalten. Wiederholungsprotokoll wird ausgeführt...“, ehe dann der Anrufer auflegte. Was danach folgte, war eine sich wiederholende Anzahl an Anrufen vom selben Anrufer, welcher immer wieder das gleiche Angebot gab.
Und jedes Mal, wenn Sturr ablehnte, passierte wieder das Gleiche. Erst, als er nachfragte, ob man zuvor die Einheiten "begutachten" könne, antwortete der Bot „Ja. Eine Besichtigung unserer neuen OR12-Einheiten ist möglich“ und versicherte Sturr, ihn danach nie wieder anzurufen. Widerwillig stimmte Sturr der Besichtigung zu.

Am Hafen angekommen sah Sturr seinen Sohn Joschua und dessen langjährige Freundin und Ehefrau Emely.

Theodor: „Was machst du denn hier, Joschua? Wolltest du nicht mit Emely in die Flitterwochen gehen?“
Joschua: „Ja, wollte ich, Dad. Aber ich wollte nicht einfach gehen, ohne mich von dir zu verabschieden und dir auch Glück zu wünschen.“
Theodor: „Danke. Und Emely. Sei so gut und pass auf, dass Joschua nichts gefährliches macht. Du weißt ja, wie er ist...“

Sturr zwinkerte Emely zu

„Ja, ich werde auf ihn aufpassen.“ sagte Emely und schmiegte sich noch fester an Joschua heran, als sie es ohnehin schon tat.
Diese Beiden so zu sehen, erinnerte Sturr an seine ersten Wochen als frischgebackener Ehemann. Und in fröhlichen Erinnerungen schwelgend betrat Sturr das Schiff.

09:15 Uhr

Sturr versuchte, sich auf der Überfahrt etwas zu entspannen, was ihm aber nur sehr mühselig gelang. Zum einen, weil seine Gedanken noch immer um diesen Besuch auf Über schwirrten, aber auch die harte Strömung um Jail-Island, welche das Schiff gefährlich schaukeln ließ, ließ ihn nicht in seinen Sessel sinken.
Sturr konne den sogenannten "Omnics" aus Über nie etwas abgewinnen, auch wenn deren kaltes, metallenes Erscheinungsbild irgendwas Vertrautes in ihm weckte.
Sturr wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen, als das Schiff eine meterhoche Welle rammte, durch welche das Wasser es irgendwie in seine Kajüte schaffte. Von oben bis unten durchnässt, wie ein begossener Pudel aussehend und mindestens genau so wütend, machte sich Sturr daran, nachzusehen, was passiert war.
Die Bootfahrer von Jail-Island sind normalerweise darin geübt, ohne große Probleme durch die harten und unberechenbaren Wellen der Insel zu manövrieren, doch irgendwas war anders.
Auf dem Deck des Schiffes angekommen sah Sturr, was passiert war. Ein Tintenfisch hatte sich am Gesicht des Kapitäns festgesaugt und wollte auch nicht so schnell loslassen.
Sich noch darüber wundernd, wie es eigentlich möglich war, dass ein Tintenfisch es in diese Gewässer schaffte, nahm Sturr eine ihm nahegelegene Stange zur Hand und holte aus.
Aber allem Anschein nach hat der Tintenfisch dies bemerkt. Denn kurz bevor Sturr zuschlug, löste sich der Tintenfisch vom Gesicht des Kapitäns und sprang ins Meer. Das Ergebnis war, dass die Stange den Kapitän mit voller Härte im Gesicht erwischte und sofort ausknockte.

„Wachen Sie auf! Na los!“ brüllte Sturr, doch der Kapitän rürte sich kein Bisschen und schaute Sturr nur mit einem Gesichtsausdruck an, was entfernt an einen Glücksbärchi auf Crack erinnerte.
„Naja. Zumindest sieht man durch die Tinte in seinem Gesicht die fette Beule nicht“ murmelte Sturr, als er versuchte, sich aufzurichten, was bei dieser Stömung fast unmöglich schien.
Er überlegte, wie er jetzt am besten durch diese Strömung kam, ohne gleich auf das nächstbeste Riff aufzulaufen.

Als hätte er das heraufbeschworen, musste natürlich das Schiff direkt auf eines der größten Riffe auflaufen, die es überhaupt innerhalb des Territoriums von Jail-Island gab.
Sturr dachte angestrengt nach, wie er sich und den Kapitän aus dieser Situation retten kann. Die Haie selbst wären nicht das Problem, sondern eher die mörderische Strömung in Kombination mit den messerscharfen Riffen.
„Moment mal... DIE HAIE!!!“ rief Sturr voller Freude! Die Haie von Jail-Island sind speziell darauf trainiert, einen Gefangenen von einem Wachmann zu unterscheiden, damit sich nicht einfach das Personal verkleinert. Und sie sind auch darin ausgebildet, wie Hunde den Befehlen der Wachmänner zu folgen.
Glücklicherweise hat Sturr immer eine Spezialpfeife dabei, mit welcher er zwei Haie zu sich rief.
Er befahl dem einen Hai, den noch immer bewusstlosen Kapitän zurück zur Insel zu bringen. Dem Anderen befahl er, ihn nach Über zu bringen.

Als er auf den Hai stieg und beim Wegschwimmen das sinkende Schiff sah, dachte er sich nur „Das Schiff und die Kosten der Rückreise werde ich Über auf jeden Fall in Rechnung stellen!“

Tag 2: 13:18 Uhr

Nach mehr als einem ganzen Tag auf See, war Sturr endlich in der Nähe vom über'schen Festland. Er wäre auch früher da gewesen, aber er wollte den Hai nicht verhungern lassen, weswegen er auf einer kleinen Insel wartete, während der Hai sich was zu Fressen fing.
An der Küste angekommen, streichelte Sturr den Hai und sagte ihm, dass er wieder nach Jail-Island zurück kann.
Er sah dem Hai noch einige Zeit beim Wegschwimmen zu, ehe er sich umdrehte und sich die Umgebung ansah.

„Wüste, Wüste und noch mehr Wüste. *Seufz* Da hab ich ja wieder mal Glück!“ meinte er sarkastisch, als er sich der allumfassenden Größe jener Wüste ergab, welche als "Wastelands" auf Über bekannt war.
Er hatte schon gehört, dass es ein wahrlich grauenhafter Ort ist, in welchem niemand freiwillig leben wolle oder könnte.
Sturr aber war das egal! „Ich bin der Oberhauptmann von Jail-Island! Einen grauenhafteren Ort kann es gar nicht geben!“ sagte Sturr, als er sich Richtung Süden aufmachte...

Timerift auf Abwegen

Knarsch

"Ec'vr laŋme!" höhnte Deadlock.
(Anmerkung: Die folgenden Gespräche sind größtenteils auf Watch verfasst. Sie wurden, der Einfachheit halber, ins Deutsche übersetzt.)
"Zu langsam!" höhnte Deadlock. Timerift, der gerade nur Sternchen sah, konnte keine Antwort geben. >>Ein Frontalkontakt mit Deadlocks Hammer im Schwung ist äußerst schmerzhaft. Notiert<< dachte er sich, während er versuchte, seine Benommenheit abzuschütteln.
Deadlock kniete sich neben den gestürzten Piloten.
Deadlock: "Hahaha. War das alles?"
Timerift: "Argh. Und hör auf, so rumzubrüllen."
DL: *grinsend* "Wer kann jetzt nicht chargen, hä?"
TR: "Du hast mir einen mit dem Hammer gegeben. Dein Ansturm hat mich nicht erwischt. Scheiße, mein Kopf dröhnt!"

Deadlock, der sich von der Hitze des Trainings erholte, kam wieder zu Sinnen. Besorgt hob er seinen benommenen Freund auf die mächtige Schulter und trug ihn in zum Feldsanitäter.
Der Sani richtete den angeschlagenen Piloten wieder auf.
TR: "Warum muss ich ausgerechnet gegen dich antreten? Als wäre die Pilotenausbildung nicht sowieso schon hart genug."
DL: *sarkastisch* "Oh ja, wenn du mal eine auf die Zwölf bekommst, dann ist es plötzlich problematisch."
TR: "Sarkasmus steht dir nicht."

Deadlock wollte gerade gespielte Entrüstung vortäuschen, als der Aufseher hereinkam. Er betrachtete den liegenden Timerift, ein Hauch verbitterter Schadenfreude umgab ihn.

Aufseher: "Rekrut Timerift!"
Rift, der schon lange aufgegeben hatte, ihn zu erinnern, dass er schon längst Soldat war, seufzte.
TR: "Was willst du, Sol?"
Sol grinste. Seitdem Timerift in der Spezialausbildung war, hegte Sol eine Abneigung gegen ihn. Dass Time zusätzlich gute Ergebnisse lieferte, er ein loses Mundwerk hatte und ein Auge auf Sols heimliche Liebe geworfen hatte, verbesserte dieses Verhältnis nicht.
Sol: "Das ist jetzt schon das siebte Mal, dass du diesen Monat deine Einsätze nicht einhältst."

>>Ach ja, die Einsätze<< dachte Time. In der Spezialausbildung besteht die Möglichkeit, eine Wette über seine eigenen Fähigkeiten abzuschließen. Diese "Einsätze" beschleunigen den Ausbildungsfortschritt und können einen mitunter sogar vor den gefürchteten Überraschungsprobel bewahren.
Diesen Monat war Timerift wirklich besonders gestraft gewesen. Jedes Mal wurde seine Aufgabe schwieriger. Gab er zum Beispiel an, sein Kampfniveau läge über dem Durchschnitt seines Ranges, musste er innerhalb von drei Minuten ohne Unterstützung eine Flagge aus der Hand mehrerer neuer OR12-Einheiten reißen. Die Dinger waren wirklich total auf Verteidigung ausgelegt, wie Timerift schmerzhaft am eigenen Leibe erfahren musste.

Er hatte den Verdacht, dass Sol es ihm besonders erschwert hatte. Vermutlich aus diesem Grund, und weil der Nahkontakt mit Deadlocks Hammer immer noch nachwirkte, antwortete er unüberlegt.

TR: "Ich bin überrascht, dass du überhaupt soweit zählen kannst. Oder hast du Amelié gestern dein Kampfniveau geflüstert, und hast daher die Zahl noch im Kopf."

Deadlock sog scharf die Luft ein. Sols Hakennase, die bei Erregung immer ab Umfang zulegt, leuchtete in schillernden Warnfarben und blähte sich auf die doppelte Größe auf.
Sol: "Jetzt habe ich dich, du widerwärtiger kleiner Wadenbeißer. Du wirst erstmal auf Strafexkurs in die Wastelands geschickt!"
DL: *erbost* "Was?!"
Sanitäter *erschrocken* "Wie?!"
TR: *gelassen* "Sicher."

Alle wandten ihre Köpfe erstaunt Timerift zu. Dieser genoss den Moment und sagte: "Vielleichtt treffe ich ja dort auf Sols reizende Verwandtschaft!"
Sol riss die Augen auf und langte nach seiner Handfeuerwaffe. Deadlock reagierte sofort und hob den Hammer, ihn bedrohlich auf Sol richtend. Dieser betrachtete abschätzig den Hammer und die Distanz zu Timerift.

Sol: "Unterstützt du etwa diese Ratte?"
DL: *tödlich ruhig* "Ja. Dich Arschkriecher kann ich nämlich nicht ab!"
TR: "Deadlock, lass gut sein. Ich habe das im Griff."

Deadlock senkte den Hammer, ließ den Abstand nehmenden Sol allerdings nicht aus den Augen.
DL: "Was redest du für einen Stuss?"

Timerift richtete sich auf. Mit seinem üblichen, undeutbaren Blick bedachte er den Freund. "Sol kann wirklich nicht zählen. Der letzte Einsatz war nämlich der sechste. Was heißt, ich muss mich der Anordnung beugen; als Testersatz. Wenn ich sie allerdings bestehe, stehe ich direkt vor meiner Promotion. Und damit hat Sol genau das Gegenteil erreicht!"
Sol: "Ich weiß nicht, wovon du sprichst."
TR: "Weißt du ja selber nicht, Hakennase!"

Damit war er zu weit gegangen. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit hob Sol seinen Taser und richtete ihn auf Time. Der versuchte, sich durch einen Blink aus der Gefahr zu retten. Leider hatte er vergessen, den Kurzstrecken-Teleporter nach seiner Niederlage wieder zu aktivieren. Das letzte, was Time sah, war Deadlock, der versuchte, Sol mithilfe seines Ansturms zu erwischen. "Er kann wirklich nicht chargen" kommentierte Timerift Deadlock, der Sol meilenweit verfehlte, ehe die Welt schwarz wurde.

Die Wüstenfestung

Es war ein heißer Tag in den Wastelands. Normalerweise verursacht diese Wüste nichts als Depressionen, aber heute war irgendwie wirklich ein klarer, schöner Tag. Selbst der immerwährende Wind legte eine Pause ein und blas nur sacht über die trockene Ebene. Die verheißungsvolle Ruhe wurde nur durch das Brummen eines Wasserstoffmotors gestört. Ein alter Transporter, Marke Eichenwalde, tuckerte über Stein und Fels. In der schwarzen Fahrerkabine saßen zwei Zen-Omnics. Schweigend fuhren sie ihren Weg durch die Sandfelder, darauf wartend, dass ihr eingebauter Distanzmesser das Anhalten befahl. Sowie sie eine unsichtbare Grenze überquert hatten, ließen sie den Wagen mit quietschenden Reifen stoppen. Türen wurden auf- und wieder zugeschlagen, ein schwerer Gegenstand wurde ohne Zärtlichkeit auf den Boden geworfen.
Omnic_1: "Was sollen wir jetzt mit dem machen?"
Omnic_2: "Keine Ahnung. Wir sollen ihn in 38.080.000 Hammer-Einheiten durch CP_Still in die Wastelands bringen. Keine weiteren Prioritäten."
O1: "Bestätigt. Missionsziel erfüllt. Empfehlung: Leite Rückkehr ein."
O2: "Positiv"

Gerade als sich die beiden Omnics zum Einsteigen anschickten, schlug Timerift die Augen auf. Verdattert wechselte er Blicke mit den Robotern, die ihn widerum neugierig musterten. Timerift wartete einen Vorstoß: "Hallo."
Der eine Omnic erwiderte den Gruß. Da eine unvorhergesehene Aktion eingetroffen war, aktivierten beide innerhalb einer Millisekunde den Initiativmodus.
O1: "Hallo TR-1021. Willkommen in den Wastelands!"
TR: "Habt ihr Informationen für mich?"
O2: *ratterte los* "Heute ist der 02.02.2024 - 11:37 Uhr. Sie wurden auf Order von SPC-Unterstrom-West-Aufseher "Sol" (MC-0812) vorübergehend von ihrer Ausbildung suspendiert und an diesen Ort hier gebracht. Ihre Ausrüstung ist intakt, wenngleich nichts hinzugefügt oder entfernt wurde. Zu Ihren Missionsparametern liegen keinerlei Daten vor, sonstige Informationen auch nicht. Wünschen Sie dennoch weitere Auskunft?"

Timerift, der genau wusste, dass man aus den Omnics nichts weiter herausbekommen konnte, sobald sie einmal "keinerlei Information" erwähnten, schüttelte den Kopf. Mühselig erhob er sich und richtete sein Pilotenvisir. Ihm tat noch immer jeder Knochen vom Nahkontakt mit Deadlocks Hammer weh, obwohl ihn der Sanitäter einige Schmerzmittel gegeben hatte.
"Könntet ihr bitte eine Nachricht für die Beschwerdeabteilung aufnehmen? Ich schließe mich offiziell der Vernachlässigungs/Willkürlichkeits-Beschwerde betreffend die Ausbildungsstellen in Unterstrom an." Ein Omnic legte den Kopf schief, als er den Wortlaut speicherte und gab einen sirrenden Bestätigungston von sich. "Ihre Nachricht wird überstellt werden. Viel Erfolg, Pilot in Ausbildung."
Time winkte ab. Wie üblich würde er beim Durchsehen seiner Taschen Instruktionen finden. Alles andere wäre schwerer Verrat an einem Soldaten. Er betrachtete den altersschwachen Truck, der mühselig von dannen zog. Es wirkte, als ob sich ein hustender Renter auf den Weg ins Krematorium machte. Timerift checkte seine Ausrüstung. Die Omnics hatten nicht gelogen. Er besaß noch seine Waffen, seinen Zeitanker und Taschenteleporter, sein vollgerotztes Taschentuch und, zur Krönung, tatsächlich einen vorgefertigten Instruktionsbrief. Er öffnete ihn, begierig zu erfahren, was er tun müsse, um die Wastelands möglichst schnell verlassen zu können. Wie zu erwarten war eine Herkulesarbeit verlangt. Er solle entweder eine Steinviper erlegen und an einem Stück zurück bringen, oder Kontakt zu Einhemischen aufnehmen.
Den Sanddorn überhaupt erlegen zu können, war unwahrscheinlich genug. Timerifts Ausrüstung war nicht darauf ausgelegt, die Schuppen eines lebendigen Zuges zu beschädigen. Geschweige denn, den Transport zu gewährleisten. Die zweite Option war schlicht und ergreifend unmöglich. Wie jedermann weiß, haben die Wastelands keine Bevölkerung.
Seufzend machte er sich auf, die Spuren des Wagens im Sand zu verfolgen. Er rechnete sich keine guten Chancen aus, die Grenze ins rettende Unterstrom zu erreichen. Er musste sich orientieren.

Ein paar Stunden später

TR: "Verdammte Scheiße, jaa, endlich!"
Timerift war an einem kleinen Berg angekommen. Man sollte es nicht für möglich halten, aber er hatte seine Route durch die größte Steinwüste der Orbis Alius vollkommen ohne Bergkontakt bewältigt. Erschöpft blieb er stehen, um kurz zu verschnaufen. Danach verwendete er seine Ausrüstung, um die Spitze zu erreichen.
Timerift liebte es, den Teleporter zu verwenden. Auch wenn ein Blink nur etwa sieben Meter weit reichte und es immer in Paar Sekunden dauerte, ihn abzukühlen, wenn er ihn überhitze, genoß er es, das Gerät an die Grenze der Belastbarkeit zu bringen. Binnen weniger Sekunden hatte er die Spitze erreicht. Timerift ließ sich zu Boden gleiten, während er den Abendhimmel betrachtete.
"Man kann den Mond momentan so gut sehen... Fast, als würde er seine Position andauernd ändern. Tja, das Leben, das uns bleibt."
Er betrachtet den fremden und doch bekannten Himmelskörper noch einige Momente, bevor etwas anderes seine Aufmerksamkeit erregte. Er sah in der Ferne das verführerische Blau der Küste! "Ich bin gerettet!" frohlockte Timerift, der sich schon große Sorgen wegen seines Wassermangels gemacht hatte. Er wischte, aus einem Impuls heraus, das Visier seiner Pilotenbrille ab, und plötzlich erstrahlten die Wastelands in Farbe. Da hatte sich doch tatsächlich eine Schmutzschicht auf den Gläsern gebildet. Timerift, nun mit etwas besserer Sicht, erkannte zudem etwas anderes. Er sah einen kleinen Punkt nahe der Küste, der verdächtig flimmerte. Interessiert daran sprang Timerift vom Felsen. Er vergaß dabei, dass er mehrere hundert Meter über dem Boden auf diesem Findling getrohnt hatte.
Man hörte nur einen langgezogenen Schrei, der abrupt abbrach und in ein leises "FWUMP" überging. Eine halbe Sekunde darauf tauchte Timerift aus dem Nichts wieder auf der Spitze des Felsens auf.
"Dank sei dem Schöpfer für Zeitanker!" stöhnte der junge Mann, der auch diesmal nur knapp einem selbstverschuldeten Tod entronnen war. Mit Bedacht schickte er sich an, seine Position herunterzuklettern. Der Pilot wollte unbedingt in Erfahrung bringen, was genau er dort gesehen hatte.

Die Bewohner der Wastelands...

Sturr hatte bis zum frühen Abend gewartet, um die Hitze abzuwarten, während er die Farbenpracht der Wastelands bewunderte.
„Ich wusste gar nicht, dass es eine andere Farbe gibt, die fast genau so langweilig wie Grau ist.“ sprach Sturr, während er sich am einheitlichen Ockerbraun der Steinwüste ergötzte. Nach einiger Zeit hatte sich selbst der Oberhauptmann vom größten Gefängnis der Orbis Alius an den Steinformationen satt gesehen. Sturr beschloss, seinen Unterstand zu verlassen und sich auf die Suche nach den Anwohnern zu machen. In weiter Ferne erregte ein Lichtblitz auf einem hohen Findling seine Aufmerksamkeit.
"Halluziniere ich?" fragte sich Sturr verwundert. Er prüfte die auf die bewährte Jail-Island Methode. Zwei Backpfeifen links, zwei Ohrfeigen rechts und es ist gewährleistet, dass man nicht halluziniert. Zumindest, wenn der Oberhauptmann zuschlägt.
Mit schmerzenden Wangen stieg Sturr auf eine Erhebung im Felsen um sich orientieren zu können. Er befand sich immer noch recht nah an der Küste, sah aber nun, dass ein Meeresarm in das Land reinragte. Etwa zwei Kilometer im Landesinneren verschwand dieser Fjord in einem unheimlichen Nebelfeld. Aus Mangel an Alternativen beschloss Sturr, dem Ausläufer zu folgen.
Er kam nur langsam voran, jeder Schritt auf dem unsicheren Terrain war mühseliger als der Letzte. Trotzdem ermöglichte Sturrs eiserner Wille einen gewissen Fortschritt. Nach einigen Stunden gönnte er sich eine Pause um zu verschnaufen. Selbstzufrieden sprach er: "Oh nein. Diese lächerliche Wüste wird mich sicher nicht in die Knie zwingen!"
Sowie diese Worte seinen Mund verlassen hatten, bebte der Boden. "Aber ein Erdbeben vermag dies vielleicht zu tun!" rief Sturr laut, ehe er sich instinktiv in Deckung warf. Entgegen Sturrs Vermutung löste kein Erdbeben diese Erschütterungen aus, sondern ein gefürchteter Bewohner der Wastelands. Eine riesige Schlange brach an der Stelle aus dem Boden, an der Sturr zuvor gestandne hatte. Nur seine Landung auf einem Sandfeld hatte verhindert, dass die Steinviper den Positionswechsel des Oberhauptmanns bemerken konnte. Verwirrt zischte die Viper. Sie züngelte, um den Duft der Beute aufzunehmen. Sturr, der noch nie mit so etwas konfrontiert war, verharrte regungslos.
Dieser Moment des Schockes war eine weitere glückliche Fügung für den Mann aus Jail-Island, der nicht wusste, dass eine Steinviper auf Erschütterungen zur Orientierung angewiesen war. Sie wandte den suchenden Kopf umher, erpicht darauf die Beute zur Bewegung zu verleiten. Sturr realisierte, dass ihn die Schlange nicht sehen konnte und stand stocksteif wie eine Statue.
Ein plötzliches Geräusch erregte die Aufmerksamkeit der Viper. Zischend wandte sie ihren riesigen Kopf von Sturr ab (der sehr dankbar darüber war) und richtete ihn in Richtung ihres Interesse. Jetzt hörte auch Sturr etwas.
???:"fiy! Ƒe¥u Cte'rrv! [ℇerar ᴦaπ, tes Ŋay≤icor'cte!]
Theodor Sturr war bei Weite kein ungebildeter Mann, diesen Kampfschrei auf Watch, "Ey! Verdammte Schlange! Komm her, du Blindschleiche!", konnte er jedoch nicht verstehen.

Der Fremdling

Timerift schrie den Sanddorn an. Das war mit Sicherheit nicht das Klügste, was er heute getan hatte. Die Schlange wirbelte herum und fixierte den Piloten. Dieser wusste nicht, ob das Opfer der Viper noch verzweifelt im Staub lag, oder schon im Magen der Schlange Polka tanzte, dennoch musste er versuchen, die Schlange zu vertreiben. Er nahm seine vollautomatischen Trace-3-Pistolen und entlud das Magazin am gepanzerten Körper. Es hätte die Schlange nicht weniger interessieren können. Gelangweilt wandte sie sich vom frustrierten Stichling ab und feierte wieder ihre Beute.
Sturr war derweil nicht untätig gewesen und schob sich millimeterweise aus dem Blickfeld der Viper. Im Tempo einer altersschwachen Schnecke mit Muskelschwund kroch er Vorwärts. In drei Stunden hätte er den ersten Hügel erklommen. Die Schlange ließ sich trotzdem davon irritieren und schnappte wahllos in der Luft herum, ohne dem bedrängten Oberhauptmann nahe zu kommen.
TR: "Hierher, Scheißviech!"
Die Schlange kam der Aufforderung unhöflicherweise nicht nach, was Timerift zu einer Aussage mit mehr Nachdruck veranlasste. Er schmiss einen Stein mit aller Macht auf den Sanddorn, der sich anschickte, vollständig aus dem Untergrund herauszukommen. Dies beschäftigte die mächtige Schlange doch sehr. Steinvipern sind recht vorsichtige Tiere, fast ein wenig wie Haie. Wenn sich eine Situation nicht nach ihrem Wunsch entwickelt, dann ziehen sie sich gerne zurück. So auch dieses Exemplar. Der Steinwurf hatte dem Sanddorn verdeutlicht, dass es sich bei Timerift ganz zweifellos um den Stärkeren handelte, weswegen er sich mit einem missmutigen Zischen wieder in die Erde grub.
Sturr, der von Beginn bis Ende des Angriffs gute zwei Meter vorangekommen war, richtete sich auf, klopfte den Staub von seiner grauen Uniform und räusperte, um die Aufmerksamkeit des den flüchtenden Sanddorn auslachenden Timerift zu erhalten.
Sturr: *Räusper*
TR: „Diese Schlangen heutzutage...“
Sturr: *Intensives Räuspern*
TR: „Ach, so ein Mist, dass ich das nicht aufnehmen konnte. Ein sicheres Highlight des Einsatzes, und kein Soldat weit und breit der mir das klauen könnte. Schande aber auch!“
Sturr: *Durch zu intensives Räuspern verursachter Hustenanfall*
TR: *erschrocken* „Woah, was fällt Ihnen ein, mich so zu erschrecken?!“
Sturr: *röchelnd* „Danke... *hust* ...für Ihre Hilfe!“
TR: „Ja, kein Problem Opa. Was machen Sie denn hier in den Wastelands, ohne Asthmaspray wie ich sehe?“
„Wie hat er mich genannt?!!“ dachte Sturr sich, als er den Fremden vor sich wütend ansah. Er holte tief Luft, bevor er anfing in seiner geübten Befehlsstimme loszubrüllen:
Sturr: „Was fällt Ihnen zu gross geratenen Zwerg ein mich "Opa" zu nennen?! Haben Sie gefälligst etwas Respekt!“
Timerift, der vor Schreck Habachtstellung annahm, konnte nur ein indoktriniertes „Îssir!“ antworten.
Sturr: „Und belästigen Sie mich nicht mit Ihrer Sprache, sondern seien Sie ein guter Retter und sprechen Sie mit mir gefälligst auf Deutsch! Heiliger Knastschlüssel, diese Kids heutzutage...“

Timerift, der erkannt hatte, dass sein aufbrausender Gegenüber ohne Watch-Kentnisse kein Militär sein konnte, fasste wieder etwas Mut.

TR: „Haben Sie sich jetzt wieder etwas beruhigt?“
Sturr: „Ja, ich denke schon. Guter Mann, sagen Sie mir auf der Stelle, wo ich mich befinde!“
TR: „In den Wastelands... sir? Um genauer zu sein: An einer ziemlich günstigen Stelle, der arschkalten Bucht nämlich... Nein, irgendwie sind Sie kein Sir. Nicht böse gemeint.“

Sturr fand diese infame Unterstellung gar nicht komisch, blieb allerdings gefasst. Er schaute sich um, stellte jedoch schnell fest, dass sein Gegenüber wohl die beste Chance für ihn war, aus dieser Bilderbuchhölle zu entkommen. Zum ersten Mal musterte er den Neuankömmling genauer. Es war ein mittelgroßer junger Mann, der wohl gerade erst den Zwanziger überschritten hatte. Er besaß leicht stacheliges, braunes Haar und seine gesamte Haltung hatte etwas energiegeladenes, angespanntes. Es wirkte, als sei dieser Kerl andauernd auf dem Sprung. Sein Gesicht war rasiert, und sah, abgesehen von einem großen blauen Fleck auf der linken Schläfe und zwei kleinen Narben auf der Wange, welche anscheinend von einer Verbrennung herrühren vergleichsweise durchschnittlich aus. Die Augen jedoch zogen Sturrs Aufmerksamkeit auf sich. Sie waren von einer orangenen, seltsam aerodynamischen, halb verspiegelten Taucherbrille bedeckt.
„Nein, keine Taucherbrille. Mehr wie eine langgetrecktes Visier, oder eine gedehnte Sportbrille, so wie sie die Wächter beim jährlichen Insel-lauf trugen.“ dachte Sturr, der bei der Erinnerung an jene gefährliche, die Haie fütternde, aber dennoch fantastische Tradition etwas abschweifte.
Die undeutbaren blauen Augen, die ihn erwartungsvoll anfunkelten, hatten jedoch etwas, das Sturr bekannt vorkam, er allerdings nicht identifizieren konnte.

Timerift wiederum wartete gespannt, was der Fremde wohl zu erzählen hatte. Er war sich unsicher, ob dieser hochgewachsene, hagere ältere Mann wirklich eine Aufenthaltsberechtigung in den Wastelands vorzuweisen hatte. Sein Gesicht war von einer eindrucksvollen Narbe entstellt, welche über dem rechten Auge ansetzte und leicht oberhalb der Wange endete. Auf Über gab es nach Times wissen nichts, was einem so eine Narbe verpassen konnte, ohne einen gleich darauf zum Nachtisch zu verputzen.
Plötzlich dämmerte es ihm. „Dieser Herr ist nicht aus Über!“
Sturr: „Gut erfasst.“
TR: „Ich habe das gerade laut gesagt, nicht?“
Sturr: „Ja.“
TR: „Oh... gut, dann kann ich ja einfach weiterhin laut denken. Also, Sie sind nicht aus Über, das heißt, Sie können eigentlich keine Aufenthaltsberechtigung vorweisen, richtig?“
Sturr: *Leicht beunruhigt* „Nein, das kann ich tatsächlich nicht.“
TR: „Was wiederum bedeutet, ich bin der Glückspilz des Jahrhunderts! Naja, mal abgesehen von dem Zivilisten der letztens einen überdurchschnittlich verstrahlten Glückspilz gefunden hatte. Der hat ausgesorgt...“
Sturr verstand nur Bahnhof.
Sturr: „Bitte was?“
TR: „Na, Sie wissen schon. Die über'schen Glückspilze! Garantieren demjenigen der sie verspeist eine Ladung Glück, abhängig von der Größe. Die sind doch international bekannt!“
Sturr: „Sagt mir nichts.“
TR: *leise* „Dachte ich's mir doch, dass die PR aus Unterstrom nicht funktionieren kann.“ *in normaler Lautstärke* „Oh, verzeihen Sie mir. Ich hab mich noch gar nicht Vorgestellt. Ich bin Timerift, meines Zeichens Pilot der über'schen Armee! Mit wem habe ich die Ehre?“
Sturr: „Nun, verehrter "Teim-rifft", ich bin Theodor Sturr, der Oberhauptmann von Jail-Island. Ich wurde zur Besichtigung der OR12-Einheiten nach Über geladen, jedoch erlitt ich Schiffbruch und bin hier an dieser Küste gelandet. Ich verlange, dass Sie mich auf schnellsten Weg zu Ihren OR-Robotern bringen, damit ich mich baldmöglichst auf den Heimweg machen kann.“

Timerift, der sein Glück gar nicht fassen konnte, nickte mechanisch. Er hatte tatsächlich einen Ausländer gefunden, der in den Wastelands unterwegs war. Das zählte zwar nicht als Einheimischer, aber als Leben, das er vorweisen konnte und so wieder zurück zu seiner Ausbildung konnte, und das sogar erfolgreich!
Sturr, der von diesem Gedankengang nichts ahnte, kramte eine Karte Übers hervor.
Sturr: „Dass ich auch immer vergesse, dass mich meine Frau Margareth niemals unvorbereitet ziehen lässt. Vielleicht können Sie sich anhand dieser Karte orientieren?“

Timerift nahm die Karte dankend entgegen. Wäre er nicht an dem Testprogramm beteiligt gewesen, so wüsste er niemals, wo sich die Fabrik befinden könnte.
TR: „Wir müssen ein paar Tage in Richtung Süden wandern, aber ich bin zuversichtlich, dass wir es lebendig schaffen könn-“

Seine Worte gingen im Getöse eines Hubschraubers unter. Der ÜBER-Schallantrieb hatte die lästige Angewohnheit, unterhalb von Mach-1 beinahe lautlos zu fliegen, allerdings beim Abbremsen einen Krach wie eine Parade geistesgestörter Heavy-Metal-Bassisten hinzulegen.
Mit einem Megaphon schrie der Pilot seine Anweisungen dem Oberhauptmann und dem Soldaten zu.
Pilot: „DIESE SCHEISS KISTE IST SO LAUT!!! IN ZWEI MINUTEN LEGT SICH DER LÄRM, DANN KOMME ICH RUNTER!!! AHHH, KURT, MACH DOCH ENDLICH DIE VERFICKTEN LÄRMUNTERDRÜCKENDEN KOPFHÖRER AN!!!“

Zur Fabrik!

Nach einigen Tagen Rast in einem angesehenen Hotel hatte sich Sturr von den Strapazen der letzten Zeit erholt. Sturr lag auf einem Himmelbett und sinnierte gerade, durch welche Farbe man dieses, viel zu freundlich wirkende, Zimmer aufbessern könnte. Grau, vermutlich. Sein Gedankengang wurde durch ein forsches Klopfen unterbrochen.
Sturr: "Herein!"
Timerift trat ein. Er wirkte unruhiger als sonst. Sturr hatte den ungestümen Mann besser kennengelernt und sogar etwas zu schätzen begonnen, trotz der Frechheiten, die er sich in den Wastelands geleistet hatte. Seine positive Art passte zwar nicht zu der deprimierten Aura auf Jail-Island, aber trotzdem...
TR: "Sind Sie dann fertig mit Ausspannen?"
Sturr: "Eigentlich schon. Warum?"
TR: "Vielleicht könnten Sie es in Erwägung ziehen, endlich in den verdammten Hubschrauber einzusteigen. Das Ding beißt nicht."
"Ja, der Hubschrauber..." dachte Sturr.
Sturr: "In dieses Teufelswerk werde ich nicht einsteigen. Ich fühle mich nicht wohl in diesem Stahlungetüm."
TR: *entnervt* "Das ist kein Stahl und das Gelände ist für Automobile zu steil. Soll ich wieder den Telefonistenbot holen?"
Sturr: *energisch* "Auf geht's, ich brenne schon darauf, eine weitere Höllenfahrt mit diesem Scheißteil zu unternehmen."
TR: "Das ist die richtige Einstellung!"
Nach einem, zugegebenermaßen recht angenehmen Flug (obgleich Sturr das niemals zugeben würde) landete der Helikopter auf einem Landepad mitten in der Wüste. Sturr stieg aus, gefolgt von Timerift und zwei Soldaten. Das Gebäude, das vor Sturr bedrohlich in die Höhe ragte, wirkte wie ein großer Flugzeughangar. "Warum sieht alles militärische auf Über eigentlich so bedrohlich aus? Wenn zugleich so ekelhaft verschnörkelte und widerlich heimelige Dörfer wie das gerade eben existieren?" dachte Sturr verwundert. Die gepanzerten Tore vibrierten, es klang ein scharrendes Geräusch und sie öffneten sich langsam. Sturr trat ein, eskortiert von den drei Soldaten.
Präsentator: "Willkommen, verehrter Oberhauptmann. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Anreise?"
Sturr: "Nein, hatte ich nicht. Mein Boot ist gesunken. Ich wurde beinahe von einem gigantischen Regenwurm gefressen, erlitt fast einen Hörsturz UND bin nur hier, weil Sie mich mit ihrem Telefonterroristenbot dazu gezwungen haben."
Präsentator: "Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten. Damit wären die Formalitäten geklärt und ich würde Ihnen gerne nun unsere OR-12-Einheiten vorstellen. Sie würden ausgezeichnete Wächter abgeben, wissen Sie. Unsere OR-12s sind zwar noch Prototypen, allerdings schon voll einsatzfähig. Nur die Serienproduktion muss noch gestartet werden."


OR-12

Der Mann führte die Gruppe vor einen deaktivieren Roboter. Es war nicht humanoid, wie die meisten Omnics, sondern sah aus wie ein Zentaur. Die Maschine besaß vier kräftige Beine, die zu einem schweren, gepanzerten Körper führten. An der Stelle des Halses war ein Torso angebracht, der in einem Arm und einer Armkanone endeten. Das Gesicht erinnerte entfernt an einen Käfer. Auf dem Rücken des Torsos war ein Kanister befestigt, der in schwachen, blauen Licht glühte.

Präsentator: "Unsere OR-12 sehen zwar aus wie Killermaschinen, sind aber in Wahrheit eher für defensive Einsätze gedacht. Sie sind schwer gepanzert und bedürfen sehr schweres Feuer, um zerstört zu werden. Ihre Bewaffnung besteht aus einer Hochleistungskettenkanone, die Energieprojektile verschießt. Sie fliegen nicht mit der Geschwindigkeit einer Kugel, erlauben aber eine Justierung zwischen lethal und non-lethal. Die Kanone kann auch Entladen werden, was in einer "Gravitationskugel" endet. Es ist eigentlich nur ein Personenmagnet, der auf molekularer Ebene sowohl Mensch als auch Maschine anzieht und zum Einschlagwort hinzieht. Der OR-12 besitzt auch einen aufstellbaren Schildgenerator, der eine Deckung gegenüber Geschossen oberhalb einer bestimmten Geschwindigkeit bildet. Über'sche Spezialtechnik. Zum Schluss verfügt jede Einheit noch über ein Defensivprotokoll, das zwar einen großen Teil der Energie verbraucht, aber jegliche bewegungseinschränkenden Einfluss, wie zum Beispiel Netze, Bärenfallen oder anderes... sagen wir, unwirksam werden lässt. Lassen sie es mich Ihnen demonstrieren."

"Ich bitte darum!" antwortete Sturr. "Ich muss aber schon zugeben, dass ihr Omnic ziemlich angsteinflössend ist, was aber nicht bedeuten würde, dass er auch den Anderen im Gefängnis Angst machen würde... Auf Jail-Island gibt es mindestens 100 Dinge, die einem Angst einflössen oder sogar töten wollen." fuhr Sturr fort, während er dem Präsentator nach draußen auf ein Testgelände folgte.

Präsentator: "Glauben Sie mir, Herr Sturr, diese OR-12 werden ihren Gefangenen das Fürchten lehren. Wir haben ausgiebige Tests gemacht, von denen Ihnen auch unser Timerift etwas erzählen könnte, wenn die Zeit nur nicht so knapp wäre."
Die Gruppe stieg auf eine überdachte Aussichtsplattform, von welcher man das gesamte Testgelände sehen konnte.

Sturr: "Und was genau wollen sie jetzt zeigen?"
Der Präsentator deutete auf eine Fahne.
"Wir haben weit über 30 Testomnics darauf programmiert, diese Fahne zu holen."
Sturr: "Und weiter?"
Präsentator: "Dort sehen sie die OR-12. Beachten sie, dass es nur zwei Einheiten insgesamt sind, beide darauf programmiert, die Fahne zu beschützen. Und ich darf mit recht behaupten, dass dies schon ein Omnic zu viel ist." Und mit diesen Worten gab er das Signal.

Die Testomnics kamen aus verschiedenen Richtungen. Von allen Himmelsrichtungen, wie auch vom Himmel selbst, stürmten sie auf die große Fahne zu, nur um von den OR-12-Einheiten niedergemetzelt zu werden, noch bevor sie überhaubt annähernd an der Fahne dran waren. Binnen Sekunden standen die beiden Schildgeneratoren, an denen das feindliche Feuer abprallte.
Nach nicht einmal fünf Minuten war alles schon vorbei. Der Präsentator schaute zufrieden zu Sturr, der seinen Mund vor Staunen nicht mehr schliessen konnte.
Präsentator: "Und? Konnte ich sie nun überzeugen Herr Sturr?"
Sturr riss sich zusammen.
Sturr: "Ja. Ich hab noch nie so etwas in meinem bisherigen Leben gesehen. Ihre Omnics sind wirklich erstaunlich!"
Präsentator: "Und das war nur ein kleiner Teil von dem, was die können."
Sturr: "Das kann ich mir gut vorstellen. Ich glaube, wir könnten wirklich ins Geschäft ko-"
Sturr fasste sich ins Gesicht. Seine Narbe, welche über sein rechtes Auge lief schmerzte grauenhaft. Und er wusste, dass dies nichts gutes zu bedeuten hatte.
Die Narbe, welche er durch einen Unfall in seiner Jugend bekam, schmerzte immer nur dann, wenn entweder er, oder ein nahes Familienmitglied in Lebensgefahr war. Wie damals, als sein Vater durch ein Attentat der Gefangenen ums Leben kam. Oder als sein Sohn Joschua durch die Raketenexplosion schwer verletzt wurde.

Doch noch bevor er schauen konnte, wo die Gefahr sein könnte, fielen Schüsse.
Sturr spürte, wie etwas ihm in der Brust traf und zurück warf. Er fiel von der Aussichtsplattform auf den Boden und das letzte, was er sah, war wie Timerift neben ihm leblos zu Boden fiel.
Danach wurde für Sturr alles schwarz...

Um zu erfahren, wie es mit Sturr weitergeht, lesen Sie Sturrs Abenteuer - Sterben kann man später

Von den Toten auferstanden

Schmerz. Nichts als schmerz. Und Dunkelheit. Timerift wusste nicht, wo er war. Was geschehen war. Er wollte schreien, doch seine Stimme versagte ihm den Dienst. Er wollte fliehen, weg laufen, weg von diesem Ort, doch seine Glieder gehorchten nicht.
Er war alleine in der Finsternis. Ungezählte Ewigkeiten verstrichen, die Pein war unerträglich. Sie verging nicht, sie veränderte sich nicht. Zeit hatte keine Bedeutung. Leben war Schmerz. Genau wie der Tod. Timerift wusste nicht, ob er lebte. Er konnte nicht Denken, konnte nicht fühlen. Konnte nicht leben, alles, was ihn ausmachte, wurde von der allmächtigen Finsternis erdrückt. Und gerade als Timerift fand, seine Seele müsse zerbersten und in winzige Teile zerbrechen, die auf ewig in dieser Schwärze gefangen waren, blitzte es hell auf.

Timerift tätigte einen gewaltigen Atemzug und schlug die Augen auf. Eine sanfte Stimme flüsterte ihm zu.
???: "Helden sterben nicht."

Timerift zitterte. Er sah an sich hinunter und erkannte, dass seine Kampfmontur mit Einschusslöchern gespickt war. Er war erschossen worden. Timerift sah auf und blickte in das mitleidige, freundliche, schöne, von so vielen Plakaten und Büchern bekannte Gesicht von Angela Ziegler. Die kurzen, blonden Haare waren glatt und ordentlich gekämmt. Ihre blauen Augen musterten besorgt Timerift, analysierten, wie es ihm ginge, was er noch benötige. Ihre weiße Kleidung war von Blut befleckt. Timerifts Kopf wurde langsam klarer und mit einer herkulischen Anstrengung schaffte er es, die engelsgleiche Retterin anzusprechen.

TR: "Wie lange war ich..."
Angela: "Etwa zwei Stunden."

Ihre Sprechweise, die aus einem melodischen Singsang bestand, drückte ein wenig Selbstzufriedenheit aus. Berechtigterweise. Schließlich ist sie bislang die einzige Soldatin Übers, die in der Lage ist, den Tod selbst zu heilen. Es gab zwar einst einen Kollegen, Ludwig soundso, der belebte angeblich jemanden zwölf Stunden nach seinem Tod wieder. Doch das erscheint unmöglich wenn man bedenkt, dass Angelas Grenzen, mit all ihrer Technik, ihrem Know-How und ihrer Mittel, auf etwas mehr als zwei Stunden begrenzt sind.
Timerift fröstelte. So knapp ist er dem Tod noch nie entronnen. Er besah die beiden Wächter, die unweit von ihm kauerten, genauso benommen. Doch einen sah er nicht.
TR: "Wo ist Sturr?"
Angela: Das ist eine gute Frage, gell?"
Sie funkelte den Präsentator an. Jener kleine Geschäftsmann, der leichenblass und schweigsam hinter Angela gestanden hatte, schluckte schwer, dann brach er in Tränen aus und die Worte sprudelten aus ihm hervor wie aus einem Wasserfall.
Präsentator: "Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte. Plötzlich haben die beiden OR-12 ihre Augenfarbe verändert, die Waffen gehoben und auf dich und Sturr geschossen. Es war schrecklich! Und es ging so schnell! U.. und und Sturr hat es als Ersten erwischt, doch dann gab es einen Lichtblitz, ein paar Minuten nachdem wir den Notruf abgesetzt hatten und er war weg. Wie vom Erdboden verschluckt! Was soll denn jetzt geschehen?"
Angela: *beruhigend* "Keine Sorge, wir finden schon eine Lösung. Dieser Pilot hier und die beiden Soldaten dort hinten weilen wieder unter den Lebenden, und das ist schon ein gewaltiger Erfolg. Ich werde mit dem Präsidenten reden und werden wir beraten, was zu tun ist."

Ihr Kommunikator klingelte. Angela unterbrach sich und hob ab.
Angela: "Jawohl? Grüezi. Ja, Sturr ist tatsächlich nicht hier. Ich konnte allerdings die drei Soldaten reanimieren. Welche? Ein Pilot und zwei Soldaten. In Ordnung, ich frage nach."

Sie sah Timerift an, der langsam an Kraft zurück gewann. "Wie ist denn deine Identifikationsnummer?" Timerift antwortet flugs. "TR-1021".
Angela: "TR-1021. Teim-rifft. Stimmt das?"
TR: "Ja, das tut es."
Angela: "In Ordnung, ich richte es aus." *tiefer Seufzer* "Manchmal frage ich mich, warum ich mir eigentlich die Mühe mache."

Sie erhob sich und lächelte freundlich.

Angela: "Du ahnst ja net, wie viel in diesen zwei Stunden passiert ist. Du wirst temporär von deiner Verpflichtung befreit, da wir grade alle Soldaten brauchen, die wir kriegen können. Code:Insurrection wurde ausgerufen. Da kannst du net einfach so tot herumliegen, gell?"

Sie lachte leise, und Timerift stimmte, der Höflichkeit und der Selbstironie halber ein.
Angela: "Du begleitest mi jetzt auf dem Weg nach Synths, dort wirst du gebraucht. Ich habe so das Gefühl, dass einige Arbeit auf uns zukommen wird."
Präsentator: "Und was wird aus mir?"
Angela: "Keine Bange, wir finden schon eine Lösung."

Ins Ausland

Timerift liebte Synthos. Es war eine schöne, moderne Stadt, mit vielen Möglichkeiten für einen leichtsinnigen Heißsporn mit Taschentelporter, Parkour und Unsinn zu betreiben. Doch so gerne er auch die Zeit genutzt hätte, um gemeinsam mit Deadlock oder Amélie die Stadt zu erkunden, rief ihn die Pflicht. Er durfte ein paar Tage ausspannen, ehe die Orbis Alius von weiteren Vorkommnissen heimgesucht wurden. Das Diktatoriat wurde Anti-Diktatorisiert und soll nun eine Demokratie werden. Über entschied, die Zivilbevölkerung vor den Vorprogrammierten Konsequenzen zu beschützen und gegebenenfalls militärische Intervention zu betreiben, falls es zu Ausschreitungen käme.
Timerift wurde beordert, gemeinsam mit Deadlock und einem jungen Soldaten ins Diktatoriat zu fahren. Das Striketeam, also jene Gruppe von Soldaten, die den Auftrag hatte, die Grundversorgung herzurichten und die Landung für weitere Truppenverbände vorzubereiten, bestand ausschließlich aus Menschen. Schließlich sind die Diktatorianer nicht an Omnics gewohnt, und deren Anblick ist mit Sicherheit befremdlicher als der von Soldaten. Es nahmen wenige Spezialisten an dieser Erstlandung teil. Drei Fronstürmer, ein Pilot, ein paar Maschinisten, Transporteure und Sanitäter, der Großteil waren normale Soldaten.
Als Timerift im Hafen von Cuere in die schnittige Fregatte stieg, die sie ins Diktatoriat bringen sollte, wusste er, dass diese seine erste Mission keine leichte werden würde. Zudem musste er Sturr wiederfinden. Und das, schwor er sich, würde er vollbringen.

Weitere Abenteuer

Fortsetzung: Sturrs Abenteuer - Sterben kann man später


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