Neudeutsch

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Neudeutsch ist ein zumeist abwertend, seltener gönnerhaft schulterklopfend benutzter Ausdruck für einen Sprachgebrauch, der von den Vorlieben des jeweiligen, in der Regel selbsternannten Sprachkritikers abweicht. Zu den kritisierten Eigenschaften zählt neben den obligatorischen Anglizismen und allen Begrifflichkeiten, die in der Tagesschau keine Anwendung finden, meist auch die korrekte Anwendung der neuen deutschen Rechtschreibung und natürlich der noch neueren Rechtschreibung seit 1996.
Je nach gewünschtem Reinheitsgrad können auch ein nicht gerolltes R und die Benutzung jeglicher Fremdwörter als neudeutsch betrachtet werden, wobei der Begriff des Fremdworts nach Belieben auf alles ausgeweitet werden kann, was seit dem ersten Kontakt der Germanen mit den Römern eben eingeschleppt worden ist. ("Papst", "Auto", "Kartoffel")

Zu unterscheiden ist das Neudeutsche auf jeden Fall von der Jugendsprache, die seit einiger Zeit der jeweils jungen Generation alle paar Jahre in Form von halbherzig zusammengeschusterten Wörterbüchern voller abwegiger Metaphern für Alltägliches angedichtet und von ihr zu Recht verschmäht wird.

Verbreitung

Meistens findet man den Begriff "Neudeutsch" in Verbindung mit deutlich allgemeinerer, ja sogar ganz außerordentlich allgemeiner Medien- und Gesellschaftskritik. Gescheiterte Bildungsbürger jenseits der Sechzig bessern ihre magere Frührente auf, indem sie sich kopfschüttelnd das Fernsehprogramm für Zwölf- bis Neunzehnjährige ("Teens") ansehen und bei Y-Prominenten aus so genannten Doku Soaps erhebliche Defizite in Wortschatz und Grammatik und überhaupt einen mangelhaften Background (sorry!) herausarbeiten. Später sieht man sie dann im ZDF sitzen, wo sie mit düstersten Prognosen über den nahenden Untergang des Abendlandes von sich reden zu machen versuchen.

Noch häufiger äußern sich dieselben Frührentner natürlich in den Printmedien, wo sie hingehören, und manch kleiner oder großer Artikel, etwa in der FAZ oder der Rundschau, entdeckt den alten Hut Denglisch ganz neu, am liebsten natürlich in Verbindung mit der bangen Frage: wird die deutsche Sprache bald ganz aussterben?
Die Anzeichen sind unübersehbar: gab es früher noch so schöne Wörter wie töricht, Trunkenbold, Trottoir, so kennen die jungen Leute heutzutage (leider, wie man sagen muss) nur noch Action, Party und Lasershow – welch tragische Wandlung, welch fataler Verlust von Bildung und Kultur.

Ganze Bücher über Neudeutsch sind zwar reichlich unangemessen, gibt es aber ebenfalls. Als Galionsfigur sprachpflegerischer Bemühungen in Buchform kann Bastian Sick betrachtet werden, der das Unglaubliche vollbracht hat, die unermüdlich plärrende Kritik am angeblichen Verfall der deutschen Sprache selbst in der allgemein dafür verantwortlich gemachten Jugend zu etablieren, sodass nun schon Minderjährige – meistens Oberstufenschüler und von denen insbesondere diejenigen, die Gymnasiasten per se für bereits gebildet halten – mit mäßigen Deutschnoten und lausigen Sprachkenntnissen in SchülerVZ-Gruppen darüber beratschlagen, wie man den fast schon vollzogenen Untergang noch stoppen (padong: aufhalten) kann, ob man Hopper nicht einfach abschieben kann und ob es der, die oder das Nutella heißt. Epic Fail.

Trivia

  • Der Begriff "Neudeutsch" ist inzwischen recht alt, hat sich um die Phase der Selbstkritik also erfolgreich herumgecheatet. So.
  • Die Sprache des kaum noch als zeitgenössisch zu bezeichnenden Komikers Fips Asmussen ist vollkommen frei von Neudeutsch, wird aber nie als gutes Beispiel herangezogen.

Siehe auch


Lexikon
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