Lech Wałęsa

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Piep, piep! Satellit!
Der nachstehende Text erweitert den Zusammenhang des Hauptartikels Polen.

Lech Wałęsa - Idol und Held der Polen in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts und Klappspaten im Kampf gegen die kommunistische Unterdrückung. Für die Arbeiterbewegung fleischgewordener, wohltuender Gegensatz zu dem Verhältnis zwischen Fans und Sänger, wo die Fans nicht singen können, aber dafür der Künstler.

Werdegang

Da damals das Training, um eine Mauer zu überwinden, als potentiell staatsfeindlich angesehen wurde, musste er sich vor dem großen Ereignis mit Tischtennis fit halten

Sein Leben und Wirken war der Streit Streik um eine Sache, die er erst viel später kennenlernen sollte, zunächst wurde er als Kind einer Frau und eines Mannes in Polen geboren. Nach ein paar Jahren besuchte er bestimmt auch Grund- und weiterführende Schulen.

Sein Leben für und wider die Arbeit begann erst Anfang der siebziger Jahre nach seiner Ausbildung zum Demonstranten im Danziger Werftbereich, der sich illegal gegen 40-Stunden-Wochen und Acht-Stunden-Tage erhob und Steuerbefreiung für das in Mittagspausen gereichte Danziger Goldwasser forderte. Nach einigen Querelen, Schlägereien, gegenseitigen Beschuldigungen und dem Waschen schmutziger Wäsche der Vorgesetzten - im großen Stil - wurde er kurzerhand "freigesetzt" und blieb bis zum heutigen Tag arbeitslos.

Arbeits-, aber nicht ideenlos: Wałęsa sagte sich: "Wenn man schon arbeitslos ist, dann wenigstens in einem Beruf, der einem Spaß macht" und machte sich viele Gedanken zur möglichen Umgestaltung der polnischen Arbeiterschicht.

Erst 1978 sollte er die Gelegenheit bekommen, in einer Art "Spiel ohne Grenzen", das von befreundeten Unterstützern und deren Unterstützern initiiert wurde, seine Ideen auch umsetzen zu können. Dazu musste er in einer vorgegebenen Zeit

  • entweder mehr Höhenmeter einer Mauer als alle Konkurrenten zusammengerechnet erklommen haben oder dabei
  • unter einer Zeit bleiben, als die aller Konkurrenten zusammengerechnet, als Alternative.

Er gewann in der letzten Disziplin mit knappem Vorsprung gegen zum Teil noch Inhaftierte und wurde damit inoffiziell zum Gewerkschaftsführer, als der er nach seiner offiziell eingereichten Bewerbung bei der Solidarność ins Amt eingeführt wurde - von drei Leuten. Letzteres gestaltete sich nämlich schwierig, da er den Gewinn des Wettbewerbs zu sehr gefeiert hatte.

Als Gewerkschaftsführer

Nichtsdestotrotz sollte er später allein ins Büro finden. Von hier aus organisierte er (ließ also andere arbeiten) den Widerstand gegen miese Arbeitsbedingungen, fehlende Feiertage und dienstliche Schikanen, die ihm von Gewerkschaftskollegen herangetragen wurden. Er befand sich dabei in einer seltsamen Lage, ohne Druck und überbezahlt die Probleme lösen zu müssen, die ihn gar nicht betrafen. So war er gezwungen, allein durch seine guten Kontakte - auch diejenigen, die über den damals noch vorhandenen Eisernen Vorhang hinweg funktionierten und neben Informationen auch Bohnenkaffee und Schwarzwälder Speck einbrachten - die Situation eines einfachen Arbeiters nachzuvollziehen. Doch dies gelang ihm schwerelos unschwer.

So schwebte er quasi als Flugzettel abwerfende polnische Kampfdrohne auf dem Werftgelände, die mit Megafon-Beschallung Leute von der Arbeit abhielt, um die polnische Subversivität zum Selbstzweck zu machen - bis sowieso Feierabend gewesen wäre. Dabei wurden auch die Vorgesetzten, die Parteifunktionäre und sogar die Parteivorsitzenden derart mit Propaganda bedröhnt, dass sie diese Gewerkschaft nicht nur legalisierten, sondern schließlich sogar für eine Partei hielten. Das wäre im Vergleich so, als würde Bsirske von ver.di "Parteivorsitzender" und Merkel gratulierte ihm zum "Mandat".

Als Vorsitzender des Streikkomitees

Als Vorsitzender des Streikkomitees der Lenin-Werft stellte er 1980 schließlich 21 Forderungen an die Regierung – dies mit dem Hintergedanken, lieber ein paar Forderungen mehr zu stellen, als nötig gewesen wäre, um eine Verhandlungsbereitschaft zu erleichtern. Der betriebsblinden Regierung um Edward Gierek würden eingebaute Redundanzen und sowieso schon gegebene Umstände sicher nicht auffallen. Zudem war die Verheißung, zur eigenen Verhandlungsgenialität händereibend hochblicken zu können, zu verführerisch, wenn die Gewerkschaft mit der geschauspielerten Verzagtheit auf die eine oder andere unnötige Forderung verzichtete. Der raffinierte Plan ging tatsächlich auf und Walesa feierte einen Sieg auf der ganzen Linie, sogar von kopfschüttelnden Parteigegnern mit dem Rausschmiss Giereks gekrönt. So wurde unter anderem Folgendes von der Regierung versprochen:

  • Bohnenkaffee und Fleisch für alle (Zugeständnis der Gewerkschaft: …., die es sich leisten können!) (umgesetzt)
  • Radioübertragung katholischer Sonntagsmessen (umgesetzt)
  • Fernsehübertragung von Fronleichnamszügen (umgesetzt)
  • Russischer Winter (wurde aufgegeben, obwohl die polnische Regierung in Sibirien schon seit den 50ern an einem Quasi-„Kraft durch Freude“-Projekt in Sibirien arbeitete)
  • Copyright auf Borschtsch-Rezepte in der Werftküche (abgelehnt) [Hinweis d. Red.: In der Werftkantine wurde kein Borschtsch gereicht]
  • Freilassung der politischen Dissidenten Dabrowski und Czarniecki (umgesetzt)
  • Freie Klingenwahl bei der Rasur (abgelehnt)
  • Stehpinkeln auf den Gewerkschaftstoiletten (abgelehnt)
  • Aktualisierung der Betriebsvereinbarung mit dem Passus: „Wer früher zur Arbeit kommt, darf dafür früher Feierabend machen“ (umgesetzt)

Für die Parteifunktionäre um den neuen Ministerpräsidenten Jaruzelski als Nachlassverwalter Giereks war es 1981 für vorsichtige Reformen bereits zu spät geworden und eine Streikwelle folgte der anderen - nach dem Vorbild der vom amerikanischen Klassenfeind USA erfundenen "La Ola", während der Olympischen Sommerspiele 1984, nur vor weniger internationalem Publikum. Auch aus der Zelle heraus wusste Wałęsa diesen mächtigen Widerstand zu organisieren. Schließlich war aus der Gewerkschaft eine Partei geworden, die mit ihrem überwältigenden Wahlsieg 1989 für die Absetzung der alten Herren sorgte.

Als Präsident

Dies galt jedoch auch für Gewerkschaftsfunktionäre. Nun hatte man nicht mehr nur alles, was man wollte, sondern mehr, als man brauchen konnte. Vor allem der in Amt und Würden stehende Wałęsa wurde nun zusehends als Fremdkörper empfunden, weil bei der mit Titel "Unabhängige Selbstverwaltete Gewerkschaft <<Solidarität>>" - Nomen est Omen - ein Führer obsolet geworden war. Die Frage war, wie man sich seiner Person am effizientesten entledigen konnte, ohne dass es dem polnischen Volk unangenehm aufstieß, ohne dass man sich selbst als undankbar erwies, ohne dass Wałęsa dies als barsche Entlassung sehen könnte und einen Märtyrerstatus gewann. Die Lösung lag nahe: Er wurde Präsident Polens.

Nachpräsidentschaft

Als Präsident Polens wusste er von 1990-1995 sein Land - wie geplant - nicht weiter zu prägen und hielt an den bereits eingeleiteten Reformen fest. So verkam er zwar etwas zum Unterschriften-Automaten während unbedeutender Kaffeekränzchen zwischen Staatsoberhäuptern, nachdem bereits weit vorher durch Staatssekretäre Abkommen beschlossen worden waren. Zudem glänzte er als Chef-Kindergarten-Besucher, was ihm seine Sympathie beim Volk erhielt, sodass kaum sein Übergang in den Vorruhestand bemerkt wurde.

Heutzutage gilt er dennoch als lebende Legende und Archivonkel bei gesetzlichen Feiertagen und immer noch weiß er so herrlich ernst dreinzuschauen, als sei der 1. Mai, der Tag der Arbeit von ihm persönlich gegründet worden - aber dafür hatte er ja seine Leute.


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