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Joachim Gauck

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Mir steht’s bis hier.

Joachim Gauck (alias „Der Gauckler“; „Bundes-Gauck“; "Gauckus Maximus" oder einfach „Grüßaugust“) kommt aus dem Osten, gehört der Gattung homo bonus gutmenschicus an. Er hat sich als Freimaurer immer auf- und folgerichtig für die Freiheit eingesetzt, und er hat am Ende triumphiert. Er war einer von denen die durchhielten. Jeder weiß das und selten war eine Einleitung unnötiger.
Eine solche – die Kernkompetenzen des Gaucks überhöhende Einschätzung – ist allerdings ein wenig zu eng gefasst und kommt einer Freiheitsberaubung gleich. Um dem oft beschrienen Freiheitsdrang des Selfmade-Demokraten gerecht werden zu können, muss man den ganzen Gauck sehen. Glücklicherweise fällt das auch gar nicht so schwer, denn Gauck ist nämlich einer der wenigen Menschen die eine Biographie haben. Von 2012 bis 2017 war er der König von Deutschland.

Kindheit

Das Gitter muss weg.

Gauck wuchs in einem malerischen Badeort auf, irgendwo in der Walachei. Von Bombenangriffen und dem Krieg im Allgemeinen blieb der kleine Gauck verschont. Es wurmt ihn noch heute ungemein, dass seine Freiheit damals nicht stärker beschnitten wurde und er deshalb nicht zum Kämpfen kam. Das sah ganz schlecht aus, ein Fleck auf Gaucks Lätzchen. Damals schwor er sich, dass es für ihn niemals etwas Tolleres geben sollte als die Freiheit.

Besonders bewunderte und beneidete er aber seinen Vater, der damals im Krieg war- um für die- bzw. seine (Gaucks) Freiheit zu kämpfen. Zumindest sah es der kleine Joachim damals so, später sollte sich das ändern. Niemand sollte ihm nachsagen, dass er nicht wüsste, was Freiheit sei.

Jugendzeit

Dagegen: Gauck in der Volksschule.

Wie die meisten Kinder damals musste auch Gauck - mangels einer Spielekonsole - die Schulbank drücken. Als ob dies nicht schon schwer genug gewesen wäre, wurde der Vater zum Holzfällen auch noch nach Sibirien abkommandiert. Als Begründung gab man an, dass der Vater „irgendwas gesagt hätte“. Doch dies war nur ein weiterer Stein in der Mauer, die der junge Gauck nun einzureißen gelobte.
Irgendwann war Gauck aber schon so alt geworden, dass er plötzlich ein Jugendlicher war und er begann, seinen Freiheitsbegriff mehr auf einer Realo-Ebene zu verstehen. Er würde fortan Bürger sein, um etwas zu erreichen - aus Überzeugung, das wollte er sich trotz allem nicht nehmen lassen.

Wie so vieles damals sollte auch das kleine Eckchen der Welt, in dem sich der unbedarfte Gauck seine Freiheitsträume erfüllte, einer Umgestaltung zwecks Hebung des kommunalen Wohlbefindens unterzogen werden. Zum einen war Gauck froh, dass er mit seiner Mutter nicht mehr in dem Bunker mit dem braunen Sandputz leben musste, aber als eine Malerkolonne das Haus einfach rot anstrich, riss dem umtriebigen Gauck der Geduldsfaden. Man zog aus dem Randbezirk einfach in die große Mitte um, wo es sich freier und angenehmer leben lies und das Angebot im Maler-Bedarfshandel vielleicht etwas vielfältiger war.

Schülerlotse Gauck hält die Gulaschkanonen am Zebrastreifen an.
Die Reisen des jungen Gauck

1953 sollte ein Schicksalsjahr für Gauck werden. Nach dem man jahrelang gelernt hatte, dass die DDR die Folge eines Freiheitskampfs sei, hörte man plötzlich ganz andere Stimmen. In Berlin beschwerten sich die Arbeiter, dass sie immer am Samstag auf dem Bau erscheinen mussten und die Chefs nicht einmal ein Fleischkäsbrötchen rüber wachsen lassen. Gauck war total elektrisiert, hörte er doch das erste Mal davon, dass man in West-Deutschland nicht nur faul rum hing, sondern auch arbeitete. Außerdem gab es samstags sogar ein Bier zur Fleischkässemmel, während man im sozialistischen Bruderland schon richtig Ärger bekommen konnte, wenn man einfach mal freihaben wollte.
Die naheliegende Befreiung der Arbeiter in der DDR ging allerdings erst mal im Donner der Gulaschkanonen unter, aus denen die Arbeiter mit Dreijahres-Speiseplänen beschossen wurden und schon war es auch wieder still. Gauck ging in sich und dachte über sein erneutes Scheitern nach.

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Da kam in kurzer Zeit viel zusammen. Man kann verstehen, dass Gauck inzwischen so desillusioniert und aufgebracht war, dass sich dies sogar auf seine schulischen Leistungen auswirkte. Immer öfter widersprach er den Lehrern und fand dabei auch noch, dass er damit im Recht war. Schon damals war Gauck über die Stadtgrenzen hinaus für seine Freiheitsliebe bekannt. Inzwischen tat er sogar Dinge, die in Deutschland völlig unbekannt waren, wie z.B. für die Freiheit Anderer zu kämpfen. Dafür bekam der - inzwischen berüchtigte - „Don Juan der Selbstkritik-Stunden“ natürlich öfter mal eine hinten drauf. Dies sollte ihm allerdings eine Lehre sein, denn Hass bringt Gewalt und dafür muss man in die Turnstunde gehen. Eine nicht hinnehmbare Einschränkung der Sprechzeiten. Also gründete er im Jahre 1956 den Gesprächskreis „Freie Deutsche Jugend“, deren Titel er- aufgrund einer „total doofen Namensähnlichkeit“, sofort in „Unfreie Deutsche Jugend“ ändern musste.

My private Kaliningrad: Mit dem jungen Krenz beim Trampen.

Nach dieser Kraftanstrengung begab sich der junge Freischärler erst mal in den Urlaub, der ihn bis nach Paris führte. Das war noch vor dem Mauerbau muss man wissen und Gauck fand ein Europa vor, das mit Freiheit wenig gemein hatte. Er hatte sich wirklich gefreut die Freiheit - von der immer geträumt hatte - mal in intakter Natura zu erleben. Doch anstatt des Füllhorns der Libertas begegneten ihm nur Völker, die in irgendwelchen Trümmern nach Essbarem suchten. Erschreckend!
So hatte er sich das nicht vorgestellt und an so was wollte er auch nicht seine Energien verschwenden. Er war ein Kämpfer und hatte mit diesen westlichen Plärrern, denen einfach nur nicht schmeckt, was auf den Tisch kommt, nichts gemein. Auf der Rückreise in den angehenden Arbeiter und Bauernstaat beschloss er, ein echter Zoni zu werden. Er würde sich nicht die Hände beschmutzen.

Gauck sollte, wie die meisten Ossis, die DDR für die nächsten vierzig Jahre nicht verlassen: „Die BRD als Reiseziel? Niemals!“ Im „westlichen Ausland“ gab es einfach kein Regime, das seiner Rivalität würdig gewesen wäre.

Gauck & Gott

Durch den schlechten Leumund des vielsagenden Vaters in seiner Berufsfreiheit stark eingeschränkt, entschied sich Gauck 1955 ein Studium der Theologie zu beginnen. Irgendwie interessierte ihn plötzlich, warum das immer so ein Getue ist mit dieser Freiheit. An ihre Existenz konnte er schon kaum noch glauben und so wandte er sich an den Einzigen, der sich mit wirklicher Freiheit auskennt: Gott.
Der wiederum war in der damaligen DDR ständig auf der Suche nach qualifiziertem Personal. Da hatten sich wirklich zwei gefunden, die beiden bildeten ein Kollektiv, das die DDR in den Grundfesten erschüttern sollte. Gauck, der wortgewandte Macher der das Rampenlicht nicht scheut und Gott, der scheue Strippenzieher, der sich immer geschickt im Hintergrund hält und Gauck die Kampfargumente zur Widerlegung des Marxismus/Leninismus liefert.
Im Westen starb man für die Freiheit inzwischen auf der Straße und nicht wenige westliche Freiheitskämpfer waren froh in der DDR eine sichere Zuflucht zu finden. Gauck konnte das gar nicht verstehen. Im sozialistischen Einheitsstaat, wo man Ipsi zu den betäubenden Klängen der halbverbotenen Bitmusik tanzte, zog sich Gauck von allem Weltlichen zurück. Inzwischen war er diplomierter Gottversteher geworden. Während eines Schnupperurlaubs in die dunkeldeutsch-evangelische Diaspora fand Gauck, dass er durchaus bereit war, vom Außen ins Innere zu gehen. Man muss schließlich auch von was leben und das wollte er, indem er Menschen ermöglichte, sich so leicht und vor allem freizumachen, dass sie fliegen können. Im vermauerten Kleinstaat keine gern gesehene Freizeitgestaltung.

Reverend Freedoom
Tanz auf den Trümmern beim EKT-DDR 1984.

Nachdem er sein findiges Wesen in einem Vikariat unter Beweis gestellt hatte, schickte ihn Gott für die nächsten dreißig Jahre mitten unter die Wölfe - zurück ins verhasste Rostock. Dort sollte sich Gauck um die Mission kümmern. Nun begann Gauck sich endlich seinen legendären Ruf zu erpredigen, seine Biographie kam damals so richtig ins Rollen.

Natürlich wurde auch die Stasi auf Gauck aufmerksam, mit der er sich ein jahrelanges Katz-und-Gauck-Spiel lieferte. Ähnlich wie die Stasi Manfred Stolpe für seine Nicht-IM-Tätigkeit u.a. mit dem Geschenk von 2 sehr wertvollen Atlanten bestrafte, bestrafte sie Gauck damit, dass nur 3 seiner 4 Kinder mit Partnern und Kindern unbehelligt aus der DDR ausreisen durften, ohne vorher die Vorzüge des Stasi-Knasts kennen zu lernen. Sie konnten auch die DDR besuchen, was anderen DDR-Ausreißsern nicht erlaubt wurde. Das zeigt einmal mehr überdeutlich, welch erbitterter Gegner des DDR-Regimes Gauck war, dass man seinen Kindern auf diese perfide Weise die Möglichkeit zum Märtyrertum entzog. Die Stasi wollte damit aber auch den Kindern Gaucks immer wieder den Unterschied zwischen dem warmen sozialistischen Paradies und der kalten kapitalistischen Hölle vor Augen führen.
Noch 1988 bewies Gauck eifersüchtig seine Renitenz als er einen echten DDR-Oppositionellen, den Theologen Heiko Lietz, auf einem Kirchentag nicht zur Entfaltung kommen ließ und dies sogar die Stasi anerkennen musste. Dass Joachim Gauck dies nur aus Fürsorglichkeit Lietz gegenüber tat, wird leider in den Berichten darüber nicht aufgezeigt.

Gauck predigte von der Kanzel herab einen Bürger-geistig-protestantisch (und im Nachhinein recht preußischen) Freiheitsglauben. Die Mächtigen waren erzürnt, nicht dass man nicht wüsste, was ein solch reformistischer Freiheits-Prediger in diesem Teil Deutschlands anrichten könnte. Doch Gauck demonstrierte, dass ihm das alles total egal war, indem er Helmut Schmidt beim Ost-Kirchentag auf der Kanzel eine durchziehen ließ. Der anschließende, exhale „Wind of Change“ des weißhäuptigen Politschlots sollte das Ende der DDR einläuten. Gauck war am Ziel und auch endlich im Westen bekannt.

Die Wende

In Gaucks Wohnküche wird der Umsturz vorbereitet.

So um 1988/89 herum hatte sich die DDR irgendwie ganz schön verändert. Staatschef Honecker konnte auch nicht gerade auftrumpfen und gab lieber Gedichtbände heraus, wie zum Beispiel das bekannte „Scheide ich aus dieser Welt, begrabt mich im Verbitterfeld. (Rückseite oben, damit mich der ganze Laden am Arsch lecken kann.)“. Damit erhielten die Ossis natürlich auch keine Antwort. Im Nachhinein wird diese Zeit immer als die heraufziehende schwarz-rot-goldene Morgenröte bezeichnet und gilt als Startlinie des parlamentarischen Bürgerwillens im einstigen Unlinksstaat.

In Wirklichkeit war diese Zeit aber eher von allgemeiner Bocklosigkeit und No-Future-Denken geprägt. Es brauchte Leute wie Gauck, und Gauck war da. Wie immer, wenn man sich fragt: „Wer zum Teufel ist der Typ überhaupt?“ Gauck sah endlich die Chance- den Menschen die Freiheit zu bringen und öffnete die Tore seiner Kirche.

Von nun an wollte er nicht mehr nur von der Kanzel predigen, er wollte mitten unter die Leute gehen. Im offengelassenen Gotteshaus wurde nun das gemeinsame Gebet zum Treueschwur, zum verbindenden Band derer, die sich gegen den sozialistischen Feind verschworen hatten. Hier war die Brutstätte, an der man sich sein defätistisches Gemüt so richtig aufhetzen lassen konnte. Die Veranstaltung war sogar bei den Sicherheitsoffizieren der Zentrale so beliebt, dass diese bald den Großteil der Mitbetenden ausmachten. Gauck war schon gar nicht mehr in der Lage, einen anständigen Gottesdienst zu halten. Nachdem sich quasi der Pulverdampf resp. die Knüppelgarde der Stasi verzogen hatte, war Gauck plötzlich (das hatte er sich von Gott abgeschaut) überall: SDJ; SDP; Nationale Front; Zentraler runder Tisch; Neues Forum und dann noch die Basisarbeit auf der Straße... Die Wunderkerze Gauck brannte an beiden Enden. Auch der ganze Rest sollte bald in Flammen aufgehen. Dass man die echten Oppositionellen, diejenigen, die von der Stasi nach Kräften schikaniert wurden, dabei ein wenig verdrängte, das ist nun mal so. Sie haben mit breiter Brust die Kugeln aufgefangen, jetzt waren andere Qualitäten gefragt.

Abwicklung
Im Osten wie im Westen gleich: Behördendeutsch.

Mit der Wende kam für viel Ossis die Stunde der Wahrheit, auch für Gauck. Zum ersten Mal in der Geschichte der DDR wurde so richtig deutlich, was man eigentlich für beschissene Klamotten anhatte. Gauck entledigte sich damals auffällig schnell seiner Pfarrer-Garderobe. Die war ihm in den letzten Jahren etwas zu eng geworden und im Westen konnte er sie eh nicht gebrauchen. Gott hatte sich inzwischen in die innere Emigration zurück gezogen. Es blieb ihm in seinem bürgerlichen Eigensinn nur der muffige Mythos des düster-evangelischen, deutschen Pfarrhauses, um seine geistige Tätigkeit als Seelsorger weiterhin zu legitimieren. Und da war es auch wieder, dieses schleichende Gefühl der Unfreiheit - auch wenn es diesmal nicht von oben verordnet, sondern eher hausgemacht war. Gauck war verwirrt. Man konnte plötzlich gehen, wohin man wollte und vor allem reden, was man wollte. Wie sollte er noch die Aufmerksamkeit der Menschen auf den Freiheitskampf richten, wenn inzwischen jeder den Freiheitsbegriff einfach so im fahnigen Mund führen konnte. Gauck unternahm, zur besseren Öffentlichkeitswirkung seiner Reden einen Schritt, den er eigentlich niemals machen wollte: Er ließ sich mit den Machthabern ein. Er fühlte sich ausgelaugt, fast als gäbe es unter dem Kreuze keine Freiheit mehr zu erkämpfen.

Behörden-Gauck
Heikelster Punkt der Biographie: Gauck übergibt die einzige Kopie der Kohlakte dem Reisswolf.

Wie schon Gaucks alter Gott, suchte auch Helmut Kohl Leute, die sich in den Ostgebieten auskannten; bürgerlich waren und sich nicht von jedem hergelaufenen Denunziantenschwein ein X für ein U vormachen ließen. Woher Gauck auf dem Zenit seines Aktionismus in Kohls Leben plötzlich auftauchte, ist bis heute völlig ungeklärt. Klar ist jedoch, dass Gauck durch das jahrzehntelange Anlegen von Kirchenbüchern und Spendenunterlagen, Geheimbriefen in Osterkerzen und allerlei konspirativem Hin-und-Her-Jonglieren, genau der Richtige für den pfälzischen Polit-Atomschlag war. Denn vieles hatte man in dem täglichen Stress vergessen, in dem man vierzig Jahre lang lebte. Nun war man froh, dass die Damen und Herren von der Zentrale immer alles brav mitgeschrieben hatten. Man musste den ganzen Kram nur noch ordnen.
Gauck hatte sich inzwischen von seinem alten Mentor befreit, den er nun allenfalls noch bei Tischgesprächen im privatesten Kreise erwähnte. Kohl allerdings ernannte den willfährigen Frei- und Unfreiheits-Verwaltungsbeamten zum Generalsekretär der Stasi-Unterlagen. So sollte Gauck schlussendlich sogar, wenn auch leider nur rückwirkend, zum letzten Herrn der DDR aufsteigen. Gauck hatte aber keine Ahnung vom Alltag in einer Bundesbehörde und verlegte sich mehr auf das Ideenspenden. Bei seiner Gauck-Behörde konnte jeder Bürger Akteneinsicht nehmen und man durfte sogar umblättern. Alles hundertprozent diskret versteht sich.

Pension

Gauck-Standbild vermittelt zwischen Stasioffizier und FKK-Trassenveteranin.

Bevor man Gauck zwingen konnte, den Lebenslauf seines Duzfreundes Helmut laut vorzulesen, machte sich Gauck im Jahre 2000 aus dem Staub. Ihm wurde der Behördenstuhl zu heiß und außerdem kam der alte Renegat auch langsam in die Jahre. Doch Gauck ging mit gespaltenen Gefühlen (wie immer) in den Ruhestand, war er doch immer ein Macher gewesen und nun wusste er nichts mit sich anzufangen. Doch schließlich hatte sich Gauck oft genug neben irgendwelche Mächtigen zum Shooting gestellt, sodass ihn bestimmt auch jetzt noch der Eine oder Andere erkennen würde. Damit lag er auch gar nicht so falsch.

Noch immer war man ganz versessen auf Gaucks Freiheitstiraden, doch fand nun alles in einem etwas kleineren Kreis statt. Gemütlich, ruhig, entspannt- fast wie eine Rentnergruppe bei der Wassergymnastik. Man war unter sich, in dem Bewusstsein, dass man ja wisse, was vor sich geht, und dass man das Kreuzfahrtschiff Deutschland ein für alle Mal auf Kurs gebracht hatte. Was kann sich ein Mann im fortgeschrittenen Alter Schöneres wünschen als ein bisschen weise zu sein, ein bisschen Rat zu verteilen und von den Früchten der eigenen Arbeit zu zehren.

Nebenbei verrichtete er noch ehrenamtliche Tätigkeiten in Vereinen wie der „Atlantikbrücke“, seit Jahrzehnten ein beliebter Rückzugsort für ehemalige Großsprecher und unbequeme Altlasten. Leider ließ gerade bei den jungen Leuten im Land, die Bekanntheit des Gauck merklich nach. Wieder einmal hieß es: „Wer zum Teufel ist Gauck?“ Kein Wunder, wenn man immer nur vor handverlesenem Publikum spricht. Und überhaupt, Phoenix - vor Ort ist ja auch nicht gerade eine der beliebtesten Sendungen.

Der Gauckler
Ehre sei Gauck in der Höh.

Wie toll war das doch alles in diesem Frühsommer, als der alte Leierkastenmann zurücktrat. Plötzlich fand sich Gauck im Licht der Öffentlichkeit wieder, und zwar so drastisch wie nie zuvor. Deutschland suchte ein Oberhaupt, und zwar eines, das man auch erhobenen Hauptes anstaunen kann. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass gerade die Roten Gauck zum nächsten Bundespräsidenten machen wollten. Dumm war nur, dass seine beste Freundin Angie schon den Polit-Softie Christian Wulff ins Rennen geschickt hatte. Wulff war ein junger Aufsteiger, der so sanftmütig und von der Freiheit besessen war, wie einst Gauck - bevor er durch seinen Jahrzehnte lang andauernden Kampf völlig abhärmte.

Gauck war in einem entsetzlichen Konflikt. Auf der einen Seite war er für sich selbst, ganz klar Präsident, auf der anderen Seite war er ganz klar Angies Freund. Nun sollte Gaucks großartiges Schauspielstück folgen: Gauck wurde nicht müde von Talkshow zu Talkshow zu wandern, wo er sich betont abgeklärt als nicht ganz so fähig verkaufte, während er gleichzeitig die kraftvolle Attitüde des geborenen Siegers zur Schau stellte. Er wollte sich richtig unbeliebt machen.

Dazu hätte es allerdings gereicht, wenn er ganz klar gesagt hätte, dass er seit Jahren quasi arbeitslos ist. Als Wulff nach dem zweiten Wahlgang immer noch nicht eindeutig gewählt war, rief er Angie zu Liebe alle seine bürgerlichen Wahlmänner/-innen per SMS auf, ihn doch bitte nicht zu wählen. Ein echter Bürger. Wulff wurde wie bekannt Präsident. Gauck wurde auf den hinteren Politplätzen, wie Kroppzeug, zwischen einem gesichtslosen Kommischwein und einem rechtsradikalen Bob Dylan zermahlen.

 

 

Der Rächer
Gauck,schäumt über seine Verballhornung auf dem Titel der "Eule".

In der Juli-Ausgabe des Satiremagazins "Eulenspiegel" fand sich der Verlierer Gauck plötzlich auf dem Titelblatt. Ausgerechnet der Funke, ein vorbestrafter Kaufhauserpresser, ein Ignorant der freiheitlichen Grundordnung eine kleine verlauste Zeitungsente, ein vergifteter Pinselheld stellte ihn, den großmütigen Joachim, als tobenden, vor Wut schäumenden Loser dar, der nichts als die persönliche Rache an seinem Kontrahenten im Kampf um die Wohnung im Schloss im Sinn hat. "Ich kriege euch alle" war das Machwerk unterschrieben.

Eine kunstvolle Fotomontage zugegebenermaßen, in der sich Gauck aber nicht im Geringsten wiederfand. Ihm war doch nicht nach Rache zumute. Und schon gar nicht mit unlauteren Mitteln. Er hatte kandidiert und Wulff hatte gewonnen. Das sah er ganz sportlich. Umso mehr erzürnte er sich über diese Unterstellung und droht jetzt Arno Funke alias IM Dagobert mit der Veröffentlichung seiner IM-Tätigkeit.

Aber wie dem auch sei, Gauck wird sich bestimmt noch einmal aufrappeln oder er macht einfach so weiter wie bisher. Für Gauck garantiert kein Problem bei dieser äußerst beeindruckenden Biografie.


Trivia

  • Der Name von Gaucks erster Ehefrau lautet, wie der seines Lieblingsgoldfischs, schlicht Hansi.
  • 1985 wurde durch Egon Krenz bekannt, dass Gauck „...einen hat“.
  • Gaucks größter Gegner ist Norbert Lammwolf.
  • Gauck war so frei diese Biographie zu autorisieren.
  • Pfarrer Gauck hält Systemwechsel für eine Versuchung, der man entgegentreten muss.
  • Gauck ist Naturfreund und setzte sich von Anfang an für die Renaturierung durch Wendehälse überpopulierter Landschaften ein.
  • Kein anderer Bundespräsident hatte den Mut mit einer Geliebten ins Schloss Bellevue zu ziehen, während seine Ehefrau ihr Leben in der kargen Platte fristen muss.
  • Gauck ist der einzige Mensch, neben George W. Bush, dem es gelang in einem einzigen Satz 10 x das Wort Freiheit unter zu bringen, ohne sich zu wiederholen.
  • Der Montag, Gaucks Lieblingstag, wird, in Würdigung Gaucks Sturz der DDR-Diktatur, zum Montag umbenannt.

Gauck in seinen eigenen Worten

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  • „Es ist im Grundgesetz nicht vorgeschrieben, dass der Bundespräsident intelligent sein, der sittlichen Vernunft folgen und auch noch durch tiefgründige Reden überzeugen können soll.“
  • „ Ich habe doch zu diesem Thema die ganze Zeit nichts gesagt. Deshalb warte ich mal – bis morgen oder übermorgen. Schau´n wir mal. Gott und die Mehrheit wird sich fügen.“
  • „Ich bin gerne der Gegen-Grass.“
  • „Hier, in der Bundeswehr, treffe ich auf opferbereite Menschen mit der Bereitschaft, sich für etwas einzusetzen – gewissermaßen auf „Mut-Bürger in Uniform.“
  • „Privat höre ich ja eher Westernhagen.“
  • „Die Stasi war ja gar nicht das Problem in der DDR, die unfreiwillige Bevölkerung war das Problem.“
  • „Ich glaube Gott will das ich Präsident bin.“
  • „An Montagen betrunken zu pöbeln um von den ehrlichen Bürgern noch mehr Geld für Schnaps und Zigaretten zu erpressen, ist keine Demonstration. Es ist eine höhnische Vergewaltigung des Andenkens an das DDR-Unrecht.“
  • „Ich wünschte mir, andere Armeen unseres liebenswerten Landes wären auch mit so edlen Zielen ausgezogen.“
  • „Von allen schönen Dingen, die Sie mir heute gesagt haben - ist mir am Wichtigsten, dass ich nun endlich weiss wo es zur Toilette geht.“
  • „Friedliche christliche Mission ist erlaubt, wenn es dabei keine Schäden an der Zivilbevölkerung gibt.“
  • „Wie komme ich dazu Hansi zu widersprechen?“

Über Gauck

  • Ich kann die ewigen Kateschissmen nicht mehr hörn. Wer zum Teufel ist Gauck?(Markus Wolf)
  • Er war der Luther des Ostens.(Wolf Biermann; westliches Ausland)
  • Gauck ist sicherlich eine gute Wahl...(Christian Wulff)
  • Gauck hat mich immer mit offenen Händen empfangen.(Manfred Stolpe)
  • Er mag es und er kann es. Er war in der Schule schon so.(Hansi)





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