Diverses Diskussion:Ärgerlicher Alltag

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  • Eines interessiert mich aber: warum die alte Schreibweise von Leibniz? Um ihn vom Butterkeks abzuheben? — BurschenmannEr.png -- Was tust du? Was hast du getan? 17:15, 18. Apr. 2015 (CEST)
  • Ad Laurent: Als ich mich entschlossen habe, einen Inneren Monolog zu schreiben, habe ich gleich Schnitzlers Leutnant Gustl aus dem Regal geholt, um den Ton dieser Gattung besser zu treffen. Es freut mich sehen, dass man diese Mühe merkt.
Ad Burschenmann: Das ist nur ein Flüchtigkeitsfehler. Zuerst habe ich mir gedacht, das ist mir beim Tippen passiert, aber die Falschschreibung findet sich schon im Manuskript. Es war wohl ein Moment der Unachtsamkeit. — Mixtli Zoanacochtzin 22:27, 18. Apr. 2015 (CEST)
  • Köstlich! Ein typischer Mixtli-Artikel mit Seele, nur wieso habe ich ständig das Gefühl, da steckt etwas autobiographisches drin? Laugth.gif Achso: Kleiner Tippfehler bei "Uns wie schön sie sterben würde", oder? — Busdriver Joe   Kutsche.svg 23:39, 18. Apr. 2015 (CEST)
  • Vermutlich weil sich autobiographische Elemente darin finden, wie die Schwäche fürs Salonbeuschel oder für schöne Frauen. Natürlich bin nicht so ein grantiger Ungustl wie der Josef, aber wie mir eine Burgtheaterregisseurin einmal sagte: Manchmal erziehlt man die besten Ergebnisse, indem man den Alltag bühnentauglich macht. — Mixtli Zoanacochtzin 10:24, 19. Apr. 2015 (CEST)
  • Nachdem die angesprochenen Tippfehler beseitigt sind etwas inhaltliches. Die Fülle der Interpretationsansätze mit denen du in deiner ärgerlichen Alltagsbeschreibung jonglierst hat meiner Meinung nach viel mit einer Kompilation verschiedener wissenschaftlicher Lehrmeinungen und philosophischer Schulen zu tun. Sicher, mythologische Anpielungen machen den Text lesenswert und lassen einen immer wieder anhalten und in die Tiefe gehen und wenn es deine Intention war, den Alltag als nichtigen Grundbaustein menschlicher Existenz offenzulegen, so ist dir das vom KOnzept her gut gelungen. Wie aber Renamer zum einen schon sagte, geht diese geoffenbarte Bedeutungslosigkeit in der Multikausalität zu Lasten des Leseflusses, so formulierst du auch an einigen Stellen zu allgemein, sodass ich sie nicht verstanden habe. Das liegt übrigens auch an der akzentualen Umgangssprache, die mir hier (auch wenn sie das Szenario umso alltäglicher machen soll) doch etwas zu arg geraten ist. Das ist vermutlich Geschmackssache, aber ich kann mich mit dieser österreichischen Maulart nicht anfreunden (konnte ich noch nie). Zum anderen wirft das ganze die Frage auf, ob nicht eben diese sehr konstruierte Sicht dadurch an Humor einbüßt, dass sie etwas zu kurz greift. Immerhin kann man die Bedeutungslosigkeit des Alltags gerne an sich werten, man kann sich mit Luhmann aber auch fragen, wie Alltag überhaupt ert bestimmbar ist, nämlich im Verhältnis/Gegensatz zum außeralltäglichen, was ja nervige oder ärgerliche Ereignisse eigentlich sind (sie fallen aus dem Ablauf heraus, der alle Tage herrscht). Irgendwie musste ich also ständig daran denken, dass Josef hier eine außeralltägliche Erfahrung nach der nächsten macht, während der Text andererseits über die Bedeutungslosigkeit des Alltag philosophiert. Was sagt uns das dann? Dass alltäglicher Ärger gut ist, dass er uns die eigentliche Bedeutungslosigkeit des Alltags vergessen lässt? Vielleicht soll die Interpretation auch nicht so weit gehen. Ich weiß es nicht. — BurschenmannEr.png -- Was tust du? Was hast du getan? 03:02, 19. Apr. 2015 (CEST)
  • Schon als mir meine Buhle das Manuskript vorlas, welche, obschon sie seit fast zwei Jahren in Wien lebt, an einigen Stellten stockte, kamen mir Bedenken, dass die Wiener Mundart den deutschen Leser vor ein Problem stellen könnte, während eine Wiener Bekannte sich damit gar nicht aufhielt, sondern nur staunte, dass ich meine Erzählung anscheinend in die Vergangenheit verlegt hätte, denn heutzutage ginge niemand mehr zum Fleischhauer. Ich bin überrascht, dass die Einflechtung der Mundart für manchen Leser auf Kosten des Witzes geschehen war, da ich sie ja aus humoristischen Gründen nutzte, denn die humoristische Auseinandersetzung mit dem Alltag, sei es im Kabarett, sei es im Theater (wohlgemerkt auch am Burgtheater), geschieht gerne im Dialekt. Ich habe ihn einfach als Stilmittel eingesetzt, wobei ich selbst eingestehen muss, dass mir diese Melange aus meinem angestaubten Deutsch und der Mundart, wenngleich nicht per se schlecht, doch etwas sonderbar erschien, als hätte Edmund Sackbauer doch noch den Weg an die Universität geschafft, weshalb mich die sehr guten Kritiken der Juroren etwas überraschte, aber auch sehr freute. Man tut sich ja doch schwer, das eigene Werk einzuschätzen.
Ich würde nicht so weit gehen und meinen Text als Flickenteppich lebensphilosophischer Konzepte bezeichnen, vielmehr nennt – für eine Reflexion sind Textstellen natürlich viel zu kurz – Josef ein paar von ihnen, mit denen er zumindest zu kokettieren scheint, führt aber nie ihn aller Deutlichkeit sein Verhältnis zu ihnen aus. Das geschieht bisweilen, wie ich eingestehen muss, recht plump, da ich, als ich mit dem Schreiben begonnen hatte, nur wusste, dass sich der Protagonist mit Genevieve trifft, was das dezente Einflechten irgendwelcher Aussagen ins Handlungskonstrukt recht schwer machte. Das ist mir bei der Erzählung »Loderndes Eis« besser gelungen, bei der sich augenscheinlich um eine normale, wenngleich wohl etwas ereignisarme Räuberpistole handelt, die erst beim Blick auf die Struktur eine tiefere Deutung ermöglicht. Josefs Gedanken zu diversen lebensphilosophischen Konzepten sollten auch humoristischen Zwecken dienen, aber was der Philosophiestudent noch witzig findet, dünkt dem Chemiker, der vielleicht einen Säuren-Basen-Witz auf Kosten des Putzereibesitzer gemacht hätte, nur langweilig. Daher freut man sich auch über Kritik, die derartiges aufzeigt. Mir ist nur nicht ganz klar, was du damit meinst, dass ich an einigen Stellen zu allgemein schreibe, da alle Konzepte recht allgemein gehalten sind, während die Auflösung einem Menuett zukommt.
Dein Einwand, dass ärgerliche Ereignisse eigentlich außerhalb des Alltags stehen, hätte, wenn ich einen Essay über das Wesen und die Last des Alltags verfasst hätte, durchaus seine Berechtigung, denn das, was ich wohl im Geiste der Allgemeinheit für Alltag hielte, würde sogar gegen diesen stehen, aber Josef nimmt eine lebensweltliche Perspektive ein, beschreibt einen anderen Aspekt des Sprachspiels »Alltag«, der sich vielleicht im Spannungsfeld von Profanem und Heiligem ansetzen lässt. Der Protagonist erlebt ärgerliche Dinge, die eindeutig wiederkehrenden Charakter haben wie Chantals Schlagobersmissbrauch, aber die kaputte Dusche ist ein einmaliges Ereignis von einer gewissen Dauer. Beiden ist gemein, dass sie für Josef in der Sphäre des Profanen verhaftet bleiben. Aber wie ich schon Renamer gesagt habe: Diese ganzen Andeutungen sind nicht sehr gut in die Struktur des Textes eingewoben, sodass andere Deutungen möglich sind. — Mixtli Zoanacochtzin 10:04, 19. Apr. 2015 (CEST)
  • „Sodass andere Deutungen möglich sind“, genau ich glaube, da reicht schon die Nennung diverser Autoren und Schriften aus, um Assoziationen zu wecken. Z.B. steht Prometheus bei mir nach Frazers Deutung immer noch im Zusammenhang mit Hybris und deswegen hinkte der Vergleich für mich etwas: Wenn die Menschen wüssten, wie die Götter Prometheus bestraft haben, wüssten sie, wie profan und bagatellartig moderne Probleme für sie wären, weil ich bei Josefs Beschwerden so etwas wie Hybris nicht entdecke. Wenn der Text insgesamt so eine Art intellektuelle Mario Barth Abrechnung von wegen "Kennste? Kennste?" sein soll, dann finde ich die Diskrepanz zwischen den meist armseligen Comedians, die Leute mit etwas ködern wollen, was vermeintlich alle kennen und dem Nachdenken über Leibniz auf dem Fahrweg (was selbstverständlich jeder von uns ja ständig und quasi ununterbrochen tut...) schon sehr lustig. Nur habe ich den Text beim ersten mal so nicht gelesen. Plump sind die Anspielungen übrigens nicht gesetzt, ich finde, dass sie sich auf eine bestimmte, verschlungene Weise gut zueinanderfügen und auch keine Langatmigkeiten entstehen, nur sind es vielleicht an vielen Stellen nicht die besten und passendsten geworden. Zu dem Gegensatz, den du aufmachst: meinst du wirklich profan und heilig oder doch eher profan und göttlich? — BurschenmannEr.png -- Was tust du? Was hast du getan? 11:31, 19. Apr. 2015 (CEST)
  • Nicht nur, dass die schon erwähnte Nennung bestimmer Mythen und Konzepte verschiedenste Deutungsmöglichkeitengestattet, wie du es schon aufgezeigt hast, es sind ja noch nicht einmal alle Konzepte besprochen worden, die im Text vorkommen. An manchen Stellen schimmert ja zum Beispiel die kantische Konzeption von Autonomie durch praktische Vernunft durch. Was Prometheus betrifft, so spielt die Hybris auch in meiner Textstelle eine große Bedeutung, denn der (moderne) Prometheus steht bei Philosophen wie Anders oder Jonas der Mensch der Gegenwart, der sich durch die Mittel der Technik versucht über die Natur zu erheben, ohne die Folgen zu beachten, sodass er im Übermut die besiegte Natur entwertet (Jonas) und nun im Angesichte seiner eigenen Schöpfung seine Unzulänglichkeit fühlt (Anders). Auf die Duschszene umgemünzt: Der Mensch will sich zum Gott erheben, schafft es aber weder seine eigene Schöpfung zu kontrollieren, noch über ihren Launen (quasi göttlich) zu stehen. So wird der moderne Prometheus gestraft. Josefs Ausspruch ist also durchaus die Anklage einer Hybris. Ich meine die (im weiteren Sinne) ästhetischen Kategorien des Profanen und des Heiligen. Aber das ist schwer zu trennen. Die Terminologie in diesem Bereich ist nicht wirklich festgelegt. Man könnte auch vom Profanen und vom Göttlichen sprechen, wenn man etwas dem immanenten Wesen der Handlung eigenen unter göttlich versteht, wobei man sich auch hier fragen könnte, ob Immanenz keine zu harte Bedingung ist, denn wo manifestiert sich der ästhetische Reiz. Ich hoffe, es ist so verständlich. Sehr simpel, aber sehr ungenau ausgedrückt: Das Heilige/Göttliche als eine Form des Besonderen. — Mixtli Zoanacochtzin 12:53, 19. Apr. 2015 (CEST)