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Diverses:Wort zum Sonntag/KW 52 2017

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Das Wort zum Sonntag präsentiert: Die Stupidedia-Neujahrsansprache zum Jahreswechsel 2017/18

Liebe Gemeinde,

Wir wünschen euch allen einen gesegneten Jahreswechsel!

Es ist Silvester. 2017 ist vorbei. Zeit also, das Jahr ein wenig Revue passieren zu lassen und einmal darüber nachzudenken, als was dieses Jahr 2017 eigentlich in die Geschichtsbücher eingehen wird. Spoiler: Das Jahr, in dem endlich der Weltfrieden ausgebrochen ist und das Mittel gegen Hodenarschkrebs entdeckt wurde ist es überraschenderweise nicht. Nicht annähernd. 2017 markiert eher das Gegenteil. 2017 ist das Jahr, in dem die Welt sich rückwärts wandte.

Deutschland ist ohne klare Regierung, die Nazis drängen als drittstärkste Fraktion ins Parlament und der kleine Mann von der Straße sucht die Schuld an nahezu nichtigsten First-World-Problems bei einer schwächeren Volksgruppe? Klingt nach der Spätphase der Weimarer Republik, ist aber der Jetzt-Zustand der Bundesrepublik, gute 90 Jahre später. Ist das beunruhigend? Ja! Lässt sich da noch was machen? Auch ja. Wenn wir alle es wollen.

Doch so weit sind wir ja noch nicht. Festzuhalten ist erstmal: Seit September 2017 befinden sich erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges wieder waschechte Haubitzen des Nationalismus in den heiligen Hallen des Bundestages. Hätte mir das jemand vor vier Jahren gesagt, ich hätte ihm nicht geglaubt. Und doch ist es so. Es war die Angst vor dem Unbekannten, gepaart mit Empfänglichkeiten für krudesten Populismus, der das Schiff namens Deutschland nach Rechts schlingern ließ. Zyniker würden behaupten: Es war die Quittung für das beschissene Bildungssystem der letzten Jahrzehnte, welches die Menschen dazu brachte, sich selber wieder in Zeiten zu manövrieren, von denen Opa noch hätte erzählen können, hätte man ihn nicht ins Heim abgeschoben, als er erstmals auf den Teppich nässte. Aber gut, die Deutschen sind nunmal bequemlich und Pflegekräfte derart unterbezahlt, dass man sie sich schön leisten kann.

Aber wer hätte es denn verhindern können? Wo sind denn die großen Figuren der anderen Parteien, die den Siegeszug dieser kollektiven rückwärtsgewandten Dummheit, die sich zusammengefasst „AfD“ nennt, hätten verhindern können? Wo ist denn die deutsche Sozialdemokratie im Jahre 2017?

Die SPD im Jahre 2017, das war Martin Schulz. Und allein diese Tatsache offenbart alle Probleme, mit denen die SPD sich dieser Tage auseinandersetzten muss. Angefangen damit, dass man im Jahre 2017 keinen anderen hat und deswegen einen Martin Schulz an die Parteispitze wählen muss. Das war direkt am Anfang des Jahres. Es folgte eine Acherbahnfahrt der Emotionen. Ekstatische Euphorie, ein Höhenflug der Gefühle.... Doch am Ende fuhr der Schulzzug, der Hype des Frühjahres 2017, nicht im Kanzleramt, sondern im Sackbahnhof der Politikgeschichte ein. Das wunderte zu diesem Zeitpunkt bereits niemanden mehr - Denn so groß wie der Hype, so groß war auch die Konzeptlosigkeit des Martin Schulz. Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit schön und sozialdemokratisch – Doch Schulz vergaß während all der Zeit komplett, den Forderungen auch Lösungen oder konkrete Vorschläge mit überschaubarem Realitätsbezug folgen zu lassen. Die Kerze auf dem Kuchen des politischen Unvermögens war es dann den Wahlkampf letztendlich am Abend der Wahl, direkt nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen zu beginnen. Beginnen. Nicht beenden. Beginnen. Also zum höchstmöglich unlogischtem Zeitpunkt. Da war das Desaster bereits unabwendbar geworden.

In den kommenden Wochen wurde das Desaster dann zu einer Darbietung von Monty-Pythonidesker Epik. Es folgten: Koalitionsverhandlungen. Was nicht folgte: Eine Regierungsbildung. Nachdem die SPD eine Regierungsbeteiligung kategorisch ausschloss, konnten sich CDU, CSU, FDP und Grüne zur Überraschung aller nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen. Das ist auch ungefähr so, als müsste man vier überfettete Kindergartenkinder dazu bringen, sich auf die einzige Eissorte zu einigen, die sie in der kommenden Woche essen dürfen. Es kann nicht klappen. Als FDP-Chef Christian Lindner die ohnehin zum Scheitern verurteilten Verhandlungen dann zwischen zwei Selfies abbrach, ging alles wieder von vorn los. Und nun sind wir an dem Punkt, an dem die SPD entweder umfällt und dadurch an Glaubwürdigkeit und Stimmen verliert – oder nicht umfällt, es Neuwahlen gibt und die SPD dann DORT an Stimmen verliert. Herzlichen Glückwunsch – Eine Lose/Lose-Situation bekommt man auch nur mit viel Mühe hin. Profitieren von beiden Szenarien wird die AfD. Und der Weimarer Teufelskreis dreht sich fröhlich weiter. Und weiter. Und weiter.

Gut, es ist ja nicht so, dass nur Deutschland mit der Regierung ein wenig Pech hatte. In Österreich ist man bereits einen Schritt weiter. Dort ist seit kurzem eine Schwarz-Braune Haselnusskoalition an der Macht, an der außer Heino vermutlich langfristig niemand seine echte Freude haben wird.

Unser persönlicher Lieblingsmitarbeiter des Jahres 2017 ist aber ein anderer. Für uns Hobby-Satiriker hieß es dieses Jahr nämlich: „Fällt dir nicht gescheites ein, dann schau doch mal, was Donald Trump wieder so getrieben hat.“ Und siehe da – Irgendwas Dummes hat der Mann immer getan.

Hoffen wir, dass die Silvesterraketen die einzigen des Jahres werden.

Erinnert sich noch jemand an die Zeiten, als dem US-Präsidenten die Amtsenthebung drohte, weil er zwar seinen Job vernünftig gemacht, allerdings nebenbei die Praktikantin gevögelt hatte? Wo sind sie hin, diese unschuldigen Zeiten, als der US-Präsident zumindest nach Außen hin eine moralische Instanz darstellen musste? Klar, faktisch hatte außer Jimmy Carter und Ike Eisenhower kein Präsident der Nachkriegszeit auch nur annähernd den Anspruch, wirklich moralisch integer zu sein, aber was ist denn das bitte jetzt? Donald Trump könnte nackt auf einer Nonne durch ein Waisenhaus reiten und auf schwarze Kinder schießen, es würde für ihn keine Konsequenzen haben. Ich bin mir ja nicht einmal wirklich sicher, ob er nicht genau das im kommenden Jahr machen wird. Zu groß ist einfach die Liste der bisherigen Dummheiten: Hexenjagden per Twitter, Bewusste Falschaussagen, Offener Rassismus, Aufhebung von Obama-Care, Aufhebung nahezu sämtlicher Umweltgesetze, Covfefe, Neue Atomaufrüstung, Kriegsdrohungen gegen Nordkorea, den Iran und vermutlich bald auch Entenhausen und Lummerland.... Puh. Die Liste ist noch bedeutend länger. Allein wenn man die ganzen saudummen Personalentscheidungen hinzurechnet, wird man mit dem Verlesen der Verfehlungen nicht vor dem Abendessen fertig. Und das soll noch drei Jahre so weitergehen??? Argh!

Vor allem läuft parallel die große Diskussion um politische Korrektheit und Respekt gegenüber Frauen - Was auch richtig ist! Aber schaut man sich mal das große Ganze an, stellt man fest, dass halb Hollywood - darunter der Darsteller eines fiktiven US-Präsidenten - gerade seine Karriere wegschmeißt wegen Dingen, die der echte Präsident zwischen Dusche und Frühstück tut.

Ach egal. 2017 ist Geschichte. Freuen wir uns auf 2018. Da ist wieder Fußball-WM. Zumindest das ist so sicher wie das Amen in der Kirche und das Dopingmittel in Russischen Sportlern. Wo findet die WM nochmal statt? In Russland? Ach. Schön.

Nein, wir wollen die Dinge nicht schwärzer malen, als sie eh schon sind. Natürlich, 2018 wird scheiße. Machen wir uns nichts vor. Donald Trump wird eklige Dinge sagen und tun. Die Topbesetzung der AfD ebenfalls. Angela Merkel und Martin Schulz werden sich lächerlich verhalten und Dinge beschließen, die frei von jeder Vernunft sind. Der FC Bayern wird schon wieder Deutscher Meister werden, der HSV auf Platz 16 die Relegation rocken und irgendwelche Schauspieler und Musiker, die wir seit unserer Kindheit liebgewonnen haben, werden das Zeitliche segnen. Wir wissen nur halt noch nicht, wen genau es dieses Jahr treffen wird. Aber geschehen wird es.

Die Terroristen werden sich auch nicht denken „Ach, 2017 ist vorbei, Schluss mit Anschlägen.“ All das, was wir an 2017 schon scheiße fanden, werden wir auch 2018 erleben. Darauf können wir uns verlassen. Aber ist Konstanz im Leben nicht irgendwo beruhigend?

Aber es ist ja nicht so, dass automatisch alles so bleibt, wie es ist. Es werden sich auch einige Dinge ändern. Auch für uns persönlich.

2017 war das letzte Jahr für die Stupidedia. Also zumindest für die Stupidedia, die wir heute kennen. In 2018 wird alles anders. Wir bewegen uns weg vom alten Wikisysten, weg von unseren alten Servern und hin zu einem neuen Design, einem neuen Veröffentlichungssystem und einer neuen Identität. Es wird grandios! Oooooder es wird der letzte Abfuck und wir schaufeln uns damit nach 13 Jahren unser eigenes Grab und verschwinden für immer in der Versenkung. Alles kann. Nichts muss.

Aber dies entscheidet sich nicht heute. Heute ist Silvester. Heute wollen wir Raketen sehen, Dinner for One schauen und von all der Scheiße da draußen nichts wissen. Zumindest für einen Abend nicht. Und daher schließe ich mit einem Dank. Einem Dank an all jene, die dieses Jahr dafür gesorgt haben, dass wir unsere liebgewonnene Rubrik, ebenjenes „Wort zum Sonntag“ jede Woche aufs Neue in gewohnter Qualität und zu pünklicher Stunde in die Weiten des Netzes jagen konnten. Zum ersten Mal seit dem Zeitpunkt vor 8 Jahren, an dem mir diese Rubrik das erste Mal in den Hirnwindungen herumspukte. Und ein Dank an all jene, die diese Rubrik dann auch lesen und sich somit zum Grund erheben, für den wir dies alles machen.

Und damit möchte ich mich verabschieden. Denn dies hier war mein definitiv letzter Beitrag für die Stupidedia. Zumindest in 2017

Ich wünsche allen da draußen einen guten Rutsch in das Jahr 2018 und ein Frohes Neues Jahr.

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