Diverses:Wort zum Sonntag/KW 35 2017
Nachrichten, die es vermutlich ins Wort zum Sonntag schaffen, heute:
- Irgend so ein Hurrikan
- Irgend so eine Rakete
- Irgend so ein Rassist
- Irgend so ein Katastrophenprojekt
- Und danach schauen wir uns alle das TV-Duell am Abend an.
Inhaltsverzeichnis
Groß angelegter Anschlag
Ihr Haus schwimmt weg, Sie sitzen in einem Gummiboot und jeden Moment könnte es platzen, weil Ihre Hauskatze, die mit im Boot sitzt, die Krallen ausfährt, weil sie ständig irgendwas im Wasser schwimmen sieht. Houston ist quasi über Nacht zur fischreichsten Region der USA geworden und der Highway Interstate 45 ist allenfalls nur noch für Speedboote interessant. Schuld daran ist der Hurrikan Harvey Dent. So weit, so unspektakulär, aber derzeit ist ja eine Spaßkanone im Präsidialamt und die USA muss so ziemlich alles politisieren, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. So haben wir zwei Varianten, den Hurrikan zu politisieren:
- Die klimapolitische Ecke ist in "Klimawandel ist real!" und "Halt's Maul, du Arsch" gespalten. Schließlich gab es auch schon vor zehntausend Jahren einen Hurrikan in Nordamerika und hey, wenn jetzt mal wieder einer auftaucht, muss das doch nicht von Menschenhand verursacht worden sein...pffh.
- Aber wer macht dann die Hurrikans? Na ja, der Klimawandel kann es ja nicht sein und Menschen können keine Hurrikans produzieren. Die NASA hat das vielleicht irgendwann mal versucht, aber Trump hat schließlich auch das Budget für die gekürzt, also hätten sie keine monetären Mittel mehr. Da bleibt nur noch eine allmächtige Entität...oh mein Gott, es war Gott!
Gott ist schon seit Jahren der Typ, der die meisten Anschläge geplant hatte und tausende Unschuldige ermordete. Seine Methode gleicht der von Islamisten: In seinen Augen sind das alle Sündiger, die entweder ihm selbst folgen sollen oder aber sterben müssen. Der Islamische Staat hätte vermutlich nur zu gerne die Macht, die dieser Supertyp hat, doch stattdessen werden sie von einer Anti-IS-Koalition verfolgt, während Gott immer mehr teils fanatische Anhänger bekommt und von den USA Willkommen geheißen wird. Warum aber nun die göttliche Bestrafung in Houston? Was haben die USA verkehrt gemacht, dass der Topterrorist so erzürnt ist? Nach all den Sachen, Donald Trump abgeliefert hat, liegt die Antwort aber auf der Hand: Frauen nicht respektieren, Krieg mit Kim Jong-Un provozieren, das Pariser Klimaabkommen kündigen...
Und so schließt sich der Kreis: Der Hurrikan wurde von Gott geschickt, weil er Mensch gemacht ist, da der Mensch das Klima verändert hat und dadurch Hurrikan begünstigte. Damit ist jeder zufrieden.
Außer vielleicht die in Houston. Aber wenigstens ist die Katze im Gummiboot froh, bis ihre Krallen alles kaputt machen.
Silvester ist noch ein bisschen hin
Raketen feuert man heutzutage eigentlich nur noch ab, wenn mindestens eine von den beiden Bedingungen erfüllt ist: Man befindet sich im Nahen Osten oder es ist Silvester. Kim Jong-un scheint noch eine dritte Bedingung gefunden zu haben: Man ist Diktator von Nordkorea.
Ohne Ankündigung hat das kommunistische Land eine heldenhafte Rakete über Japan hinweg geschossen und den Fischen im Pazifik mal gezeigt, wo's lang geht. Wir bezweifeln aber, dass sich die Wasserlebewesen einer Atommacht unterwerfen lassen. Das machen die höchstens bei Fischernetzen oder Angeln. Und die Japaner? Die machen...gar nichts. Über der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido fliegend löst die Rakete den Alarm aus, aber das japanische Raketenabwehrsystem hat nicht reagiert. Warum auch, wenn Kim Jong-Un so schlecht zielen kann? Einen Abschuss hätte der Diktator vermutlich auch als Aggression gewertet, während der japanische Überflug...öhm...eine Party war. Irgendwas wird Jesus ein Shinto-Gott an dem Tag schon erlebt haben. Gibt ja so viele von denen.
Aber wieso macht eigentlich niemand ernst und macht Kim Jong-Un eigentlich mal die Hölle heiß? Stellen Sie sich mal vor, er würde sein Leben tatsächlich bei einem südkoreanischen Bombenangriff verlieren - so, wie es die südkoreanische Armee diese Woche selbst auch schon geübt hat. Keinen Scheiß. Wer wird dann an seine Stelle treten?
Wenn Sie die Frage nicht schnell beantworten können, wird wohl ziemlich schnell ein Machtvakuum entstehen und es besteht die Gefahr eines Bürgerkrieges. Wie im Irak. Oder in Libyen. Nur halt dieses Mal mit Atomwaffen. Hmh, vielleicht sollten die USA ihre Kriegsrhetorik doch noch mal überarbeiten.
Die neue Bio-Mülltonne
Soylent Green war einmal, der neue Scheiß heißt Anatolien. Dorthin will Alexander Gauland, seines Zeichens AfD-Spitzenkandidat und garantiert kein Nazi, die Staatsministerin für Integration, Aydan Özoğuz, gerne entsorgt sehen. Als man das das letzte Mal probiert hatte, hat Adolf Hitler aus Versehen den Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Also, wirklich ganz aus Versehen. Das wollte er gar nicht.
Der ehemalige Bundesrichter, Thomas Fischer, hat Gauland deshalb wegen Volksverhetzung angezeigt, denn Menschen zu "entsorgen", nur, weil sie türkisch aussehen...oder, äh, einen türkischen Namen haben (denn ganz ehrlich, wer weiß spontan, wie sie aussieht?). Aber hatten wir doch nicht schon einmal einen Rechtsstreit zum Thema "entsorgen von Menschen"? Ja: 2015 wurde ein Politiker der Linkspartei angezeigt, weil er gefordert hat, man möge doch bitte "Besorgte Bürger entsorgen". Verstehste? Sorgen? Entsorgen? "Nee", sagte sich die AfD und erstattete Anzeige wegen Volksverhetzung. Das Gericht fand dafür allerdings keine Anhaltspunkte und stellte das Verfahren ein. Die Anzeige gestellt hat damals... *Blätter raschel* ...Holger Arppe.
Arppe, Arppe, da klingelt doch was. Ja, genau, es ist der Fraktionsvize der AfD in Mecklenburg-Vorpommern gewesen, der diese Woche selbst in den Nachrichten gewesen ist, weil er...Moment...ah, Mordfantasien gegenüber linken Politikern hatte. Gauland und Arppe sind aber ein Einzelfall. Genauso wie Alice Weidel, die andere Spitzenkandidatin der AfD, die sagte, Gauland habe sich zwar unglücklich ausgedrückt, aber im Kern hat der putzige Kerl nun mal recht. Oder Maximilian T. Das ist der, der Franco A. geholfen haben soll, damit der als Flüchtling getarnt Anschläge begehen könne. Der ist auch in der AfD. Whoops.
Da türmt sich dann doch ziemlich viel Mist auf einer einzigen Stelle. Es ist nicht erschreckend, dass solche Leute existieren, das ist altbekannt. Sondern eher, dass es noch welche gibt, die sie wählen, obwohl diese Infos durch fünf Minuten googlen herauszufinden sind.
BER light
Dass der neue Flughafen Berlin-Brandenburg eine Katastrophe ist, die seinesgleichen sucht, ist ja schon längst bekannt. Doch noch vor ihrer Eröffnung schaffte sie es diese Woche, den ersten Flieger zu begrüßen, weil der Flughafen Tegel gesperrt werden musste. Und damit die Passagiere des Flugzeugs mussten dann zum Flughafen Schönefeld laufen, um dort ein Taxi zu kriegen. Normale Taxen fahren den BER ja nicht an. Warum auch - dort landet ja noch nichts. Normalerweise.
Doch die Elbphilharmonie, Hamburgs BER, setzte die Messlatte für Katastrophen heute nochmal ein Stückchen höher. Nach der Eröffnung fand man im April heraus, dass das Foyer ziemlich feucht ist. Also karrte man Nacht für Nacht ein Trocknungsgebläse heran, damit sich kein Schimmel bilden konnte. Leider hat das eher suboptimal geklappt, denn der ganze Raum muss jetzt saniert werden. Fußboden weg und Wand raus. Komplett. Und das alles, weil ein Heizungsbauer eine Heizungsanlage falsch montiert hat und alles leckte. Glücklicherweise übernimmt das eine Versicherung und muss nicht von der Stadt Hamburg bezahlt werden. Diese Versicherung hat sich sicherlich auch einen besseren Deal vorgestellt.
Es lässt aber schon blicken, unter was für einem Stern der BER stehen könnte. Eventuell taucht dort auch irgendwann Schimmel auf. Damit das aber vorerst nicht passiert, fährt täglich eine S-Bahn ohne Passagiere durch den Bahntunnel zum Flughafen, damit der Fahrtwind eine Schimmelbildung verhindert. Warum die Gäste des fehlgeleiteten Flugzeugs dann aber nicht mitfahren durften, muss man uns aber auch noch mal erklären.
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