Diverses:Wort zum Sonntag/KW 1 2017

Aus Stupidedia, der sinnfreien Enzyklopädie!
Wechseln zu: Navigation, Suche

Herzlich Willkommen im Jahr 2017! Und ab geht sie, die wilde Fahrt - nun auch endlich wieder mit dem Wort zum Sonntag. Im vierten Versuch binnen 7 Jahren wird es diesmal bestimmt klappen, dieses Format mal länger als eineinhalb Monate in Folge durchzuziehen. Ganz bestimmt! Soll ja keiner sagen, wir hätten keine Vorsätze für 2017.

Rechtzeitig mit 2017 kam auch der Winter nach Deutschland. Unglaublich. Schneefälle, Glatteis und Temperaturen unter 0 Grad – und das Anfang Januar. Solch ungewöhnliche Umstände sorgten erwartetermaßen dafür, dass der Durchschnittsmitteleuropäer völlig überfordert vor den weißen Maßen mit erschreckender Dichte von bis zu 6cm stand und sich der absoluten Massenpanik preisgab. Eine unerwartete Seltenheit sondergleichen. Im Norden Deutschlands kamen selbst Nord- und Ostsee in die Innenstädte geströmt, um sich das seltene Schauspiel anzuschauen. Man kann es ihnen ja nicht einmal verdenken.

Aber genug davon. Wir haben auch wichtigere Dinge als das Wetter zu besprechen;

Nafri Alaaf!

Die Kölner Polizei 2015/2016: Das war nicht richtig so.
Die Kölner Polizei 2016/2017: Und wieder nicht richtig so.

An Silvester Polizist in Köln zu sein macht in etwa so viel Freude, wie ein Glas heißes Kerzenwachs zu trinken, eine Dauerkarte beim HSV zu besitzen oder als Angela Merkel verkleidet Montagabends durch die Dresdener Innenstadt zu laufen. Ob 2015/16 oder 2016/17 – Die Dienstmarke degradiert auch vormals mündige Menschen zu jener Persona non grata, die offensichtlich alles falsch macht, völlig egal, was sie macht. Oder ob sie überhaupt etwas macht.

Wir erinnern uns: Letztes Jahr verkam der Neujahrsschwof auf der Domplatte zu einer Antanzparty aus den feuchten Träumen von Silvio Berlusconi, während die Kölner Polizei sich höchst erfolgreich in betonter Unsichtbarkeit versuchte. Dass diese Vorgehensweise jetzt keine taktische Glanzleistung war und man das gesamte Jahr 2016 hinweg diese Vorgehensweise kritisierte, kam jetzt nicht von ganz ungefähr. Daher rückte die Polizei in diesem Jahr in anderer Ausrichtung an und zeigte statt der letztjährigen Nicht- eine diesjährige Omnipräsenz. Das Ergebnis: Lets Dance mit Ringelpietz und Anfassen 2017 fiel aus – Und die Kritik war genau so heftig wie im Vorjahr.

Was war passiert?

Die Polizei Köln setzte auf vorbeugende Maßnahmen und kesselte bereits am Hauptbahnhof alles ein, was in größerer Mannschaftsstärke anrückte und dabei irgendwie so aussah, als hätte es im Vorjahr Fruchtbarkeitstänze ums Silvesterfeuer ausgeführt. Sensationellerweise handelte es sich bei dieser Zielgruppe nicht um Schwedinnen, Rollstuhlfahrer und Japaner mit Kameras, sondern um Menschen mit Nordafrikanischem Aussehen – keine ganz originelle Idee, schließlich hatten sich Gesellschaft und Medien ja das gesamte Jahr darauf geeinigt, dass ausschließlich diese Zielgruppe für die Untaten des Vorjahres verantwortlich gewesen war.

Dieses Zielpublikum wurde nun also mit besonderem Interesse bedacht, kontrolliert und gegebenenfalls mit einem Platzverweis bedacht. Man KÖNNTE jetzt sagen, dass dies nach den Vorgängen des Vorjahres die leider logische Konsequenz darstellt und die Frage stellen, was die Polizei denn sonst hätte machen sollen – Man KANN aber auch ein großes Fass aufmachen, Rassismusvorwürfe geltend machen und sich auch an den kleinsten Unwichtigkeiten dieses Abends aufhängen. Was von beiden wurde wohl gemacht? Richtig.

Das Schlagwort des Abends heißt Nafri. Dieses schöne Wörtchen klingt vielleicht nach einem neuen Aussenstürmer für den FC Schalke oder ein schmackhaftes Hefegebäck, aber nein – Im offiziellen Polizeijargon steht dieses putzige Kleinod für „Nordafrikanischer Intensivtäter“ Naja.... Nicht nur. Für den normalen, nicht kriminellen Nordafrikaner steht es ebenfalls, aber Menschen aus Nordafrika pauschal als "Nordafrikaner" bezeichnen, ist jetzt nicht schmissig genug, um sich Landesweit darüber aufzuregen. Da müssen diese Menschen schon spontan "Intensivtäter" sein.

Im Ergebnis jedenfalls brach eine Rassismusdebatte los. Zugegeben, es war auch schön blöd, den Begriff auf Twitter fallen zu lassen und sich nicht damit herauszureden, man habe eine nette Abkürzung für „Nordafrikaner“ verwenden wollen, um nicht über die verfügbaren 140 Zeichen zu kommen. Das wäre wohl zu einfach gewesen. Oder es hätte einfach zu einer anderen Diskussion geführt - Auch dieses Szenario ist realistisch.

Ach ja; Kleiner Scherz für zwischendurch: Syrer und Libanesen werden ebenfalls unter „Nafri“ geführt, obwohl diese Länder ja irgendwie nicht in Nordafrika liegen. Was aber vor allem eines zeigt: Am Versuch, es allen Recht machen zu wollen, wird die Polizei auch in Zukunft scheitern. Wir freuen uns jetzt bereits auf die Diskussion im Januar 2018, wo es wieder heißen wird: „Die Polizei: Dein Freund und Vollversager, was immer auch geschieht“ und sich anschließend irgendwann wenige Monate später wieder ein Politexperte öffentlich wirksam wundert, warum der Respekt und der Umgang mit Polizeibeamten in diesem Land immer weiter auf dem absteigenden Ast ist. Herrlich.

Aufbruch ins Wahljahr 2017

Die Parteien schießen sich langsam warm für den lästigen Bundeswahlkampf

Diese Woche markiert ja auch den Start des Wahljahres 2017. Die Parteien rüsten sich für den Wahlkampf zur Bundestagswahl 2017. Den Anfang machte diese Woche die CSU bei ihrer Klausurtagung in Seeon (Nicht zu verwechseln mit „Seehofer on“). Ergebnis des konspirativen Weißbiertrinkens in bilderbuchartiger Klosteratmosphäre: Im Süden nichts Neues; Horst Seehofer stellt weiterhin die Zusammenarbeit mit der CDU in Frage, als hätte die CSU dadurch etwas anderes als nur Nachteile oder gar eine andere Wahl und fordert weiterhin gebetsmühlenartig in der Zahl variiernde Obergrenzen für Flüchtlinge, Straftäter, Regentage und Brotaufstrichdickegrade. Reaktion aus Berlin: Müdes Gähnen bei der Kanzlerin.

Der Kronprinz seiner Seehoferschen Majestät der traurigen Gestalt, Markus Söder, brachte sich hingegen mit den wirklich wichtigen Themen ins Gespräch: In einem Exklusivinterwiev mit dem Aushängeschild des ausgewogenen Politikjournalismus Europas, der Bunten, gab der bayrische Finanzminister endlich mal etwas zu Protokoll, was das politische Deutschland in seinen Grundfesten erschütterte: Er sei in den 1980er ziemlich in Nena verliebt gewesen. Ein Affront! Markus Söder, polterndes Populismusmännchen mit einer Grundhaltung, die Bismarck persönlich zu konservativ gewesen wäre, als Teenager verliebt in eine esoterisch angehauchte Heulboje, die einfach nur 15 Jahre zu jung für Woodstock gewesen war und dann auch noch aus dem traditionell sozialistischen Ruhrgebiet stammt? Oh Oh Oh. Hoffentlich liest Horst Seehofer nicht die Bunte, sonst muss er sich wohlmöglich noch Gedanken darüber machen, wem er die Herrschaft über sein geliebtes bayrisches Weltreich überlässt. Andreas Scheuer hebt bereits den rechten Arm, um Ansprüche zu stellen.

Übrigens: Auch die FDP (Die Älteren werden sich daran erinnern) stellte sich vergangenden Freitag zum traditionellen Dreikönigstreffen auf. Wirklich nobel von der Partei, ihre Wähler geschlossen als „Könige“ zu bezeichnen. An den Comebackplänen der Liberalen gibt es jedoch nichts zu rütteln. Der Parteivorsitzende, Christian Lindner, gab die Richtung vor: „Unser Geschäftsmodell braucht ein Update!“ Was für ein Geschäftsmodell Lindner damit meinte und was für ein Update es sein soll, blieb aber offen. Das Ergebnis aber veblüfft – Die anderen Parteien haben die FDP plötzlich wieder auf dem Schirm. Man erinnert sich plötzlich wieder an diesen gelben Fleck im Bundestag, von dem die Vorväter immer redeten und von dem man glaubte, Helmut Schmidts Zigarettenqualm habe ihn einst an den Wänden hinterlassen. Sigmar Gabriel sprach unlängst davon, er könne sich im Falle eines SPD-Wahlsieges (Ja, man wird ja wohl mal Fantasie haben dürfen!) eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP vorstellen, während CDU-Generalglatze Peter Tauber Christian Lindner mit dem Vize der AfD, Alexander Gauland, verglich. Lindner rede nämlich teilweise genauso, zumindest wenn es um Kritik an der Unionspolitik bezüglich Sicherheits- und Flüchtlingspolitik geht. Wobei Tauber das Gleiche auch über die Linke sagte.

Dass es in der Sicherheitspolitik Deutschlands ein paar offene Fragen und Baustellen geben könnte, zeigt uns aber auch die Aufarbeitung des Falles Anis Amri. Sie werden sich erinnern: Anis Amri war der Nafri, der auf eher suboptimale Weise einen Lastwagen auf einem Berliner Weihnachtsmarkt einparkte, sich dann vom Ort des Geschehens entfernte, per Bahn durch Europa fuhr, um dann in Mailand über den Haufen geschossen zu werden. Im Zuge der Ermittlungen durften wir mittlerweile erfahren, dass Amri dem Staatsschutz schon lange als Gefährder bekannt war, seine IS-Kontakte kein Geheimnis darstellten und auch kein Geheimnis war, dass der Mann so viele Identitäten hatte, dass er ein ganzes Jahr den HSV hätte trainieren können, ohne dass in der Entlassungswelle jemand anderes das Ruder hätte übernehmen müssen. Für die Behörden jedoch waren all diese kleinen Details offenbar kein Grund, die Gefährlichkeit Amris als überdurchschnittlich einzuordnen oder die Möglichkeit zu sehen, dass Amri möglicherweise etwas planen könnte. Die Wahrscheinlichkeit eines Anschlags galt als „Unwahrscheinlich“. Amri bot sich lediglich ab Februar 2016 IS-Mitgliedern als Selbstmordattentäter an, wollte Bomben bauen und suchte Komplizen für einen Anschlag – Halt all das, was man als Durchschnittsgefährder so macht. Brötchen kaufen, Wäsche waschen, LKW klauen, Bingo-Abend veranstalten und Massaker anrichten. In dieser Reihenfolge. Alles kein Ding.

Zusammen mit den Erkenntnissen, die man aus jahrelanger Beobachtung der Posse um den NSU sammeln konnte, stellt sich schon die Frage, was die Leute vom Staatsschutz eigentlich so beruflich machen. Wir werden es wohl nie erfahren. Was wir aber wohl wissen: Vermutlich könnten IS-Terroristen auch unbehelligt beim Staatsschutz die Akten abtippen, weil niemand anderes so viele Anschläge pro Minute schafft. Und im Lotto gewinnen werden Leute mit hellseherischen Fähigkeiten wie unsere Schutzbeauftragten wohl nie. Schade.

Putin strikes again!

Mit Wladimir Putin wäre so etwas nicht passiert. Der Präsident der Sowjetunion, beziehungsweise dem, was er mutmaßlich noch immer dafür hält, ist bekannt dafür, einzugreifen, wenn ihm etwas nicht passt oder wenn etwas so laufen soll, wie er es gern hätte. Bei Putin wäre kein Islamist im LKW durch Moskau geheizt, Putin selbst wäre stattdessen auf einem Schwertransporter mit angeschnalltem Schneeschieber über den Roten Platz geheizt, um Leute aus dem Weg zu räumen, deren Weltsichten ihm nicht passen. Selbst ist der Kremlchef. Auch den Vorsitzenden des Klassenfeindes sucht Putin sich mittlerweile selbst aus - Nach Überzeugung der amerikanischen Geheimdienste hat Putin persönlich eine Kampagne zur Manipulation der jüngsten US-Präsidentschaftswahl angeordnet. Die Regierung in Moskau habe unter anderem das Ziel verfolgt, die demokratische Kandidatin Hillary Clinton zu diskreditieren, da deren Konkurrent und späterer Gewinner, Donald Trump, Putin einfach besser in den Kram passt.

Schon fies vom Kreml, sich in politische Belange anderer Länder einzumischen. Das würde den stets neutralen und niemals ungefragt agierenen USA niemals einfallen. Wobei man im Endeffekt auch sagen muss: Ein Land, dessen Wahlsystem es zulässt, dass jemand eine Wahl gewinnt, der 2,7 Millionen Stimmen weniger erhalten hat als seine einzige Konkurentin, hat eine Einmischung von Aussen natürlich nicht nötig, um im Ergebnis ein lächerliches Chaos zu produzieren. Oder es einfach nicht besser verdient. Das kann man wohl halten, wie man will.

"Neues" von der Giftfront

Das alte Abgasthema. 2017 direkt wieder aufgewärmt

Hurra, wir werden alle sterben und müssen uns dafür auch noch schämen! Das Jahr ist erst in der ersten Woche und schon haben wir gleich mehrere Studien vorgelegt bekommen, deren Ergebnisse wieder potentielle Massenpaniken provozieren könnten

Immerhin, der Durchschnittdeutsche hat die Wahl, ob er an Nitratverseuchung durch gut gedüngtes Trinkwasser verrecken will oder am Ausstoß unserer Dieselfahrzeuge. Lungenkrebs und Hustenattacke gegen innerliche Erstickung und Brechdurchfall. Mahlzeit! Das nette Detail dabei: Das alles ist in etwa so neu wie die Witze von Mario Barth. Genau genommen ist der Bericht über erhöhte Nitratwerte in unser aller Trinkwasser seit 1991 stets der Gleiche. Nur das Jahr wird selbiges für selbiges neu angepasst. Was den großen Vorteil hat: Wer sich ob seines künftigen Nitrattodes vorbeugend aus dem Fenster werfen will, kann sich auch in den kommenden Jahrzehnten aussuchen, wann es ihm denn am besten passt. Das Zeug läuft ja offenbar nicht weg.

Also kümmern wir uns doch mal um den Dieselausstoß; Was durften wir diese Woche lesen? PKW stoßen im Vergleich zu den bösen, bösen LKW teilweise doppelt so viele Schadstoffe aus? Wie kann das denn sein? Hat da wieder einer an der Software geschraubt?

Richtig! Schuld ist wieder einmal das leidige Ausstoßprüfungsthema (Wir erinnern uns: PKW müssen sich lediglich einer Prüfung auf Prüfständen in geschlossenen Werkstätten unterziehen, deren Ergebnisse aus diversen Gründen deutlich von denen im Realbetrieb – in welchem LKW wiederum getestet werden – abweichen), welches schon seit langem durch die Medien geisterte und für das Martin Winterkorn fürchterliche Gehaltseinbußen auf sich nehmen musste, da er seine Einnahmen bedingt durch die skandalbedingte Frührente auf läppische 3100 Euro reduzieren musste – Pro Tag, versteht sich von selbst. Winterkorns Rente deckt sich damit in etwa auf den Euro genau mit jedem Gramm, welches jedes seiner ehemalien Erzeugnisse jeden Tag mehr ausstößt, als es laut Fahrzeugpapiere sollte. Das klingt doch fair. Und ist auch nicht neu.

Wir sehen, 2017 beginnt, wie 2016 endete – Mit aufgebauschten Problemen, die nicht neu sind, in Zukunft wohl auch nicht gelöst werden, aber über die wir uns noch lange herrlich aufregen können. Immerhin ist diese Woche kein A-Promi gestorben – Zumindest EINEN Unterschied zum Vorjahr muss es einfach geben.

Also dann, 2017 hat angefangen, wir haben es nicht verhindern können, also leben wir jetzt damit. Freuen wir uns auf die kommenden Wochen und auf die kommenden Worte zum Sonntag. Wer weiß, wenn wir ganz lieb fragen, schreibt uns Wladimir Putin die vielleicht dann auch noch selbst? Hoffen wir das Beste.

Geschrieben von:

Die Stupidedia ist ein Wiki – Artikel können nach der Veröffentlichung prinzipiell von jedem weiterbearbeitet werden. Für eine vollständige Liste aller Bearbeitungen siehe bitte die Versionsgeschichte.

Die Elektrische Orange • weitere Artikel von Die Elektrische Orange •
Mitmachen?

Du willst deine eigenen Texte verfassen? Anmelden & Mitmachen!


Schnee von gestern? Siehe hier

Bundesadler.svg
Worte sind wie Projektile...

...also schießen wir!

Alle Worte zum letzten Tag der WocheWort zur NRW-WahlNach der NRW-WahlDas Wort zur LageRaus, ihr Deppen!Das Wort zur WM/Cape Town CallingDer Letzte, Wulff Deutschlands!Das Wort zum VolksentscheidAdieu les Bleus... Es lebe Paul!Gläserne WeltUrsula - Nicht mit mir!Wort zur NobelpreisvergabeWort zur UnterweltWort zum dritten AdventDas erste Wort 2011Wort zum Montag drei Wochen vor OsternWort zu fast allemEin Zeichen des DFB gegen den Terror


Hast Du Worte?

Bundesadler.svg

Linktipps: Faditiva und 3DPresso