Diverses:Wort zum Sonntag/KW 18 2016

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Kalenderwoche 18/2016: 2.5.2016 - 8.5.2016

Liebe Gemeinde,

Mensch, ist schon wieder Muttertag? Dann gratulieren wir heute zu Beginn dieser Chose hier allen Müttern dieser Welt und versuchen krampfhaft, im weiteren Verlauf dieses Textes auf "Deine Mutter-Witze“ zu verzichten. Weitgehend. Könnte schwierig werden.

Gratulieren wollen wir aber auch dem Papa – also dem mit dem weißen Hütchen. Der hat diese Woche nämlich den Karlspreis für „Frieden, Verständigung und Barmherzigkeit" gewonnen. Für die Statistikfreunde: Damit ist Papst Franziskus nach Lionel Messi, Diego Maradonna und Juan Manuel Fangio der viertmeistausgezeichneste Argentiner Europas. Jaja, diese Argentinier. Die nehmen uns doch glatt noch alle guten Preise weg. Die Penner.

In seiner Dankesrede mahnte der Papst mit deutlichen Worten die humanistischen Werte Europas an, versicherte aber auch, dass er weiterhin an die Humanität Europas glaube. Wobei man natürlich ehrlich sagen muss: Wenn jemand von Natur aus an abwegige, größtenteils unsichtbare Dinge, die sich zum Teil längst überholt haben, glauben muss, dann ist es ja wohl der Papst...

Das Freiheitsabkommen der Herzen

Das Einradfahrende Genchlorhähnchen - In den USA normal, dank TTIP bald auch auf der deutschen Autobahn heimisch!

Nein, Europa, du machst es uns nicht leicht, immer stramm an deine alten Werte zu glauben. Ein beliebter Grund dafür ist noch immer TTIP, das fröhliche Freihandelsabkommen um des Abkommens Willen.

De USA und Europa hatten es sich sooo einfach erdacht – Hinter verschlossenen Türen ein stilles Abkommen auswürfeln, ein paar Geheimtreffen arrangieren und am Ende hinter dem Rücken des Bürgers ein paar Banalitäten beschließen. Keine große Sache, weil der Bürger ja nichts mitbekommt. Aber schade – Greenpeace ist es gelungen, an die Dokumente zu kommen und sie öffentlich zu machen. Wie? Indem Greenpeace ein lustiges Trockenaquarium an das Brandenburger Tor gestellt und die Papiere – als freien Lesestoff für Jedermann – dort hinterlegt hat.

Nun kann man sich natürlich fragen, wieso ausgerechnet Greenpeace an die TTIP-Dokumente kommt. Das ist nämlich ungefähr so, als würden die Ärzte ohne Grenzen das Atomprogramm von Nordkorea leaken oder Eintracht Frankfurt das geheime Buch der US-Präsidenten in der Stadionzeitung drucken – Aber irgendwo ist es ja auch egal. Wichtiger ist, was Europa und die USA da gerade eigentlich genau beschließen wollen.

Klar, freier Handel an sich klingt ja erstmal ganz nett. Unternehmen und Anbieter beider Unterzeichner ermöglicht das TTIP-Abkommen, ihre Produkte frei im Bereich des jeweils anderen Unterzeichners verteiben zu können. In der Theorie ganz schön, in der Praxis ein schlechter Scherz.

Zwischen Europa und den USA gibt es kleinere Unterschiede. Natürlich, beide ähneln sich stark in ihrem Bestreben, die sinnlosesten Sicherheitsschikane mit „Kampf gegen Terrorismus zu begründen und beide sind ein halbeinheitliches Staatenkonstrukt mit sich zum Teil widersprechenden Gesetzen, aber da hört es schon fast auf. In Sachen Lebensmittelstandards zum Beispiel gilt in den USA nämlich hin und wieder der freie Wahnsinn. Der Mais kommt auch dann in den Supermarkt, wenn sein Genmaterial mehr Chromosome hat, als das seines Käufers und das Geflügel darf mehr Chlor enthalten als alle Freibäder Wanne-Eickels zusammen. Möchte jemand leckere Gummibärchenbratwurst? Ist in den USA legal herstell- und erwerbbar. Oder darf es Bier mit Bestandteilen aus Ziegenhirn sein?

Spätestens da empört sich der europäischer Verbraucher. Hähnchen mit Poolaroma? Na okay. Dass das Popcorn selbstständig aus dem Kino hüpft, wenn ihm der Film nicht gefällt – geschenkt. Aber Bier, dass mehr Hirn enthält als derjenige, der es kauft? Oder Bully Herbig demnächst auch noch in Wurstwerbung? Da hört es ja wohl auf!

Ja, der Verbraucher findet es nicht so pralle, wenn ihm einfach das Monsanto-Dreisterne/ Viergene-Menü auf den Tisch gelegt wird. Dies dürfte jedem Dreijährigen vorher klargewesen sein. Daher ist es ja auch so clever, ihn einfach nicht zu fragen. Den Wirtschaftsbossen auf beiden Seiten des Atlantiks wäre es auch immer noch lieber, wenn keiner von TTIP und seinen kleinen Unannehmlichkeiten erfahren hätte. So etwas stört beim Geldverdienen.

Einen anderen Sinn hat TTIP nämlich nicht. Eigentlich wäre ein Handelsabkommen dieser Art vollständig unnötig, würde es nicht die letzten Grenzen der freien Wirtschaftsentfaltung, wie sie in den USA bereits lange Geschichte sind, auch in Europa fallen lassen. Davon profitieren dann vor allem die Unternehmen, denen auf dem Weg zum höheren Marktanteil eigentlich alles Banane ist. Auch, dass die Banane plötzlich rot ist und nach Kiwi schmeckt. Das gibt es vermutlich auch irgendwo.

Dass sich die EU auf solche Kuhhandel einlässt, mag irgendwie verwundern. Schließlich ist Europa momentan ja eher damit beschäftigt, Grenzen wieder aufzubauen, anstatt sie fallen zu lassen. Aber dass Wirtschaftsaspekte dem Menschenverstand schon lange einen genmanipulierten Hühnerfuß voraus sind, muss auf der anderen Seite ja auch keinen mehr wundern. Wohl bekommt's.

Trumps Triumpfzug

Trump EinmalEins.gif
Trumps geistiges Vorbild

Witzigerweise gegen TTIP ist Donald Trump. Andererseits ist der vermutlich gegen alles, was Europa und die derzeitige US-Regierung toll finden, selbst wenn es rosa Einhörner und der Weltfrieden wären.

Trump ist für uns ein wahres Phänomen. Die lebende Karikatur des unflätigen, unsympathischen, zornigen Milliardärs. Würde er jetzt noch sein Toupet abnehmen, seine Hände zu einem Zelt zusammenfalten und seinen bebrillten Lakai treten, könnte man wenigstens über ihn lachen. Aber so?

Mittlerweile hat Donald Trump sein erstes Etappenziel geschafft – Er ist Präsidentschaftskanidat der Republikaner geworden und hat damit sein offensichtliches Vorbild, welches einst an den Gouverneurswahlen des Staates, in dem Springfield liegt – ebenfalls für die Repubikaner – scheiterte, bereits übertrump(f)t. Ein befremdliches Schauspiel.

Trump ist der Beweis dafür, dass die Vereinigten Staaten tatsächlich noch immer das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten sind. In welchem Staat, der über eine derartige Wirtschafts- und Militärmacht verfügt, möchte man schon einen Kerl an der Spitze haben, der auf den roten Knopf drückt, wenn die mexikanische Putzfrau (sofern nicht abgeschoben) den Porzellandegen fallen lässt? Die Antwort ist leicht.

Acht Jahre, von 2000 bis 2008, wurde das Land bereits von einem Mann mit dem geistigen Horizont eines Fünfjährigen regiert. Das war nicht gut. Weder für Amerika, noch für den Rest der Welt. Und jetzt wollen die Staaten tatsächlich einen politischen Pausenclown mit dem Gefährdungspotenzial eines wütenden Pavians in einem Atomlabor realistische Chancen auf den Platz im weißen Haus einräumen? Herzlichen Glückwunsch.

Hätten die Repubikaner sich nicht auf einen anderen Kandidaten einigen können? Wenn es schon so ein offensichtlicher Scherzkandidat ist, der zeigt, dass Amerika seine eigene Politik offensichtlich nicht mehr ernst nimmt, sondern für eine witzige Show hält, waum dann nicht, sagen wir mal, Christopher Walken? Der würde die Rolle des Präsidenten bestimmt gut spielen! Oder Kevin Spacey? Der hat im Fernsehen doch sogar richtig viel Erfahrung in der US-Politik! Oder wie wäre es mit Kanye West? Der macht immerhin bessere Musik als Trump. Obwohl.... nee. Eigentlich nicht....

Dann also doch Trump?

"Ausgezeichnet!"

Davutoglu und der Retro-Diktator

Hat fertiggegrinst: Ahmet Davutoglu

Das Beispiel Trump zeigt aber auch einen anderen, weltweiten Trend auf. Die Retrowelle greift um sich. Erinnert ihr euch noch, wie vor 10 Jahren die 80er plötzlich wieder angesagt waren? Oder wie plötzlich seelenlose 90er-Jahre Utz Utz-Musik wieder in die Charts kam? Ja, es ist eine ungeschriebe Regel der Menschheit, dass unbrauchbarer Kram, der zurecht irgendwann aussortiert wurde, irgendwann wieder aufersteht. Momentan scheint sich diese Regel auf herrschsüchtige, undiplomatische, unangenehme, latent bis offen rassistische Despoten im Stil der 1920er bis 30er-Jahre anwenden zu lassen. Wenn man sich mal umschaut, sieht man diesen bis vor kurzem als Ausgestorben geltenden Politikertypus wieder von jedem Staatsbankett herunterwinken. Typen, die in ihrer Amtsführung relativ offen an die Vorbilder offenbar doch nicht so grauer Vorzeiten erinnern, werden wieder salonfähig und leben ihre Attitüde zunehmend offener aus. Nicht wahr, Herr Erdogan?

Der türkische Präsident Recep Erdogan galt ja schon seit Jahren als etwas sonderbares Geschöpf der Weltpolitik. Ihm einen kleinen Vogel zu unterstellen, fiel noch nie wirklich schwer. Doch seit ein paar Monaten überbietet sich Erdogan nahezu täglich mit seinen Bestrebungen, sein hart erarbeitetes Klischee des Retro-Diktators in der Sparausgabe möglichst stilecht zu bestätigen. Diese Woche griff Erdogan zu einem weiteren Trick aus dem knallbunten Potpourri der Alleinherrschaft – Den ersten Untergebenen stilvoll absägen und dabei gut aussehen.

Was genau hinter den Kulissen am Hofe von Sultan Präsident Erdogan ablief, werden Chronisten wohl erst in 1001 Nächten herausfinden. Das Ergebnis ist jedoch greifbar: Am Donnerstag trat Ministerpräsident Ahmet Davutoglu zurück. Davutoglu wurde zuletzt von Erdoganfreundlichen Medien (also allen, die nicht im Knast sitzen wollen) vorgeworfen, sich nicht in der Weise für die Umwandlung der Türkei in ein Präsidialsystem einzusetzen, wie es sich Erdogan wünsche. Ein schlimmer Frevel, für den Davutoglu jetzt gehen muss. Vermutlicher Nachfolger: Der Schwiegersohn Erdogans. Ein Schelm, wer böses dabei denkt, ein Straftäter, wer böses dazu schreibt.

Davutoglus Rücktrittsrede schoss dann jedoch den Vogel ab. Minutenlang lobte der Bald-Ex-AKP-Parteivorsitzende und Ministerpräsident Präsident Erdogan als "charismatischen Führer" und die Türkei als eine Vorbild-Demokratie, als würde ihm jemand eine Waffe in den Rücken bohren und dazu auffordern, jetzt bloß nichts falsches zu sagen. Ob dies nur eine Vorstellung, oder vielleicht die Realität ist, kann man in einem Land, in dem jeder, der die Politik des Machthabers nicht konsequent in höchsten Tönen lobt, um sein Wohlbefinden fürchten muss, egal, ob er nun Politiker, Journalist, ausländischer Komiker oder gar einfacher Tourist ist, an den noch nicht gebrochenen Fingern abzählen.

Die Frage, wie weit Recep Erdogan auf der von 1 – 10 reichenden Skala für Diktatoren bereits angekommen ist, muss erlaubt sein (also hier zumindest). Da die Stupidedia selbst über eine große Anzahl an Diktatoren verfügt, können wir das auch ganz locker beurteilen: Recep Erdogan ist derzeit auf einer 8 angekommen. Das bedeutet, er kontrollert bereits Justiz und Medien, wie er es möchte, setzt Marionetten in den Posten um sich herum ein, hat sich (mit den Kurden) eine Volksgruppe ausgesucht, die er unbegrenzt diffamieren und verfolgen kann und wird vom Ausland trotzdem weitgehend hofiert. Um die nächste Stufe zu erreichen, müsste Erdogan nun im Sommer zu Propagandazwecken mit nacktem Oberkörper auf einem Bären durch Anatolien reiten und dabei auf irgendwas schießen. Darauf freuen wir uns schon.

War noch irgendwas? Ach ja! Der FC Bayern ist deutscher Meister! Eine Meldung, so vorhersehbar wie ein Konflikt im Nahen Osten. Wir gratulieren dann später, wenn die Bayern-Fans davon aus der Zeitung erfahren haben oder aus den Stadionsitzen hochgeschreckt sind, weil irgendwas sie aus der REM-Phase geworfen hat. Aber bis dahin sind wir durch für heute! Grüßt noch schön eure Mütter! Bis dann!


Schnee von gestern? Siehe hier

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Worte sind wie Projektile...

...also schießen wir!

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