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Diverses:Anuptaphobiene

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Ungefähr meine aktuelle Frontansicht...

„Wie lang ist dieser verfickte Tunnel eigentlich noch?“
„Ich glaube, der geht noch ein bisschen...“
„Ein bisschen? Was ist bei Dir ein bisschen?“
„Weiß ich nicht. Ein bisschen halt. Wie weit war das eigentlich bisher?“
„Ein bisschen war's schon.“
„Ja, und was ist bei Dir ein bisschen?“
„Naja, ein bisschen eben. Nicht sonderlich viel. Aber auch im Gegenteil ein Ausdruck, dass es mindestens nicht wenig mehr ist. Total paradox.“
„Also was glaubst Du jetzt?“
„Naja, es ist kalt, dunkel, nass... Glaube nicht, dass jetzt irgendein Ausgang kommen sollte...“
„Mhm.“
„Hast Du was gesagt?“
„...“
Honey?“
„...“

Es ist so verdammt dunkel hier, ich kann gerade so meine Hand im Dunkeln erkennen. Aber ich spüre, dass das Wasser mir inzwischen bis zu den Knien steht. Und genau diese Dunkelheit reißt mich wieder aus meiner gefühlten Zweisamkeit... Wäre ich doch niemals Soldat geworden. Gestorben sind auf dem Schlachtfeld immer die anderen, die Bösen eben. Man kennt das aus den Filmen, die Hauptpersonen sterben nicht einfach so. Erst treten sie den Bösen so richtig in den Arsch, dann machen sie einen legendären I-Dare-You-Madafaka-Abtritt. So wie Bruce Willis oder Jason Statham. Aber die Realität sieht da ganz anders aus.
„Honey, ich setze Dich mal kurz ab, ok? Hier drüben ist kein Wasser...“
Ich brauche die Pause. Sie ist zwar sportlich und somit kein Schwergewicht, doch nach „ein bisschen“ Kilometer Fußmarsch wird aus einer drahtigen und sportlichen Honey langsam eine Cindy aus Marzahn mit Backsteinen in der Hose. Und das Ganze auch noch durch eine Wasserstraße, von der ich nicht weiß, ob es das Scheißwasser der Taliban oder kostbares Grundwasser ist. Am Geruch kann ich leider nichts festmachen, ich rieche immer noch das verbrannte Fleisch meiner Kameraden...
Warum musste ausgerechnet ich überleben? Völlig erschöpft bin ich... Hier am Rand geht es schräg hoch. Nicht gut zum Laufen - aber gut genug zum Hinlegen... Ich schließe die Augen. Hoffentlich schlafe ich nicht ein... sondern sterbe!

Willkommen zwischen Himmel und Hölle

„Hey! Du! Nicht schlafen!“ Eine Stimme weckt mich und in die Gewissheit, nicht gestorben zu sein.
„Honey?? Honey? Bist Du's? Du lebst??“ Ein hässliches Summen macht sich um mein Ohr breit. Honey liegt neben mir und ist kälter als der Boden, auf dem ich liege. „Hey, Du verarscht mich doch! Warum weckst Du mich?“ Doch dieses Mal spielt meine Fantasie nicht mit. Honey antwortet nicht. Doch dieses Summen will einfach nicht verschwinden. Und da wieder: „Bist Du eigentlich geistig total behindert, oder was? Hier - vor Deiner Nase, Kappo!“ Die Stimme ist eintönig, quietschig und total nervtötend. Das kann nicht Honey sein.
„Junge, ich schwebe vor Deiner Nase. Buchstäblich!“
Diese Stimme kommt aus derselben Richtung wie dieses Summen. Ich kneife meine Augen zusammen und tatsächlich - vor meiner Nase schwebt eine Biene.
„Bin ich eigentlich geistig total behindert?“, stottert es noch gerade so aus mir heraus.
„Ja, dieselbe Frage hab ich Dir eben auch schon gestellt.“ „W-wieso kannst Du sprechen???“

So oder so ähnlich kann der kleine Motherfucker ausgesehen haben. Who cares? Sind ja im Nahen Osten...

„Vielleicht laufen die Dinge im Nahen Osten eben ein bisschen anders? Vielleicht bin ich ja auch der lebende Beweis dafür, dass der Iran mit Atombomben spielt? Vielleicht hat man Dir ja in der Schule mal wieder nur die Hälfte erzählt? Heeeey, warte mal, ich hab 'ne geile Idee. Vielleicht machen wir uns einen Kaffee und backen uns leeeckeren Käsekuchen. Dann diskutieren wir die Fortentwicklung insektenartiger Flügelwesen im Verlaufe der Evolution. Nein, halt. Ich hab noch eine bessere Idee! Mein Gott, bin ich heute wieder kreativ. DU BEWEGST JETZT DEINEN ARSCH AUF ZWEI BEINE UND STEHST AUF! Und vergiss Deinen Schatzi-Hasi nicht.“
„Sie ist nicht mein Schatzi-Hasi!“, brüllt es aus mir heraus. Ich kann's nicht fassen, ich rede wirklich mit einer Biene... Bin ich wirklich nicht schon tot? Oder verrückt? Aber... wenn hier eine Biene ist... dann kann ein Ausgang nicht mehr weit sein. „Also gut“, antworte ich der Biene etwas widerwillig. „Wenn mein Kommandant davon erfährt, dass ich mir Befehle von einer Biene geben lasse, schickt der mich gleich wieder hierhin zurück.“ Aber ich fantasiere wieder, mein Kommandant ist tot.
Beherzt nehme ich Honey huckepack, obwohl mir selbst Körperteile weh tun, die ein Mensch gar nicht besitzt.
„Ach so“, frotzelt die Biene mit einem leicht schwulen Unterton weiter, „dann ist sie also nicht Dein Schatzi-Hasi?“
„Nein!“, füge ich nuschelnd an und gehe langsam weiter. Das Wasser an den Knien brennt wie Feuer in meinen offenen Wunden. Keine Ahnung, was mich weitertreibt. Ach so, doch... die Biene. Und die ist ziemlich forsch: „Sie ist nicht Deine Freundin?“
„Nein!“, betone ich nochmals. „Sie ist nicht mein Schatzi-Hasi, nicht meine Freundin mit gewissen Vorzügen oder was Dir sonst noch den perversen Bienenschädel schießt. Sie ist meine Kameradin, und ich lasse sie nicht im Stich.“
„Nicht im Stich? Du hast sie also noch nicht gestochen? Ich hätte es ja schon längst getan.“
„Tu mal nicht so auf Macker. Bienen sterben, wenn sie stechen...“
„Aaaah! Sehr gut, sehr gut. Das gefällt mir. Aber sag mir, warum hast Du ausgerechnet sie mitgenommen? So ganz fidel schaut die ja nicht mehr aus...“
„Das tat niemand mehr. Es sind alle gestorben. Alle außer ich. Ich konnte in letzter Sekunde in diesen Tunnel fliehen und sie gerade noch so fassen... und dann bin ich gerannt. Einfach nur gerannt. Ich habe die Stimmen hinter mir gehört, das machte mich noch schneller... Immer tiefer hier rein. Ich dachte, dieser Tunnel hat ein Ende. Doch jetzt bin ich schon fast zwei Tage gelaufen. Ich weiß es nicht genau, aber es fühlt sich so an. Kein Funk, kein Licht, kein gar nichts. Nur mein Restproviant. Das reicht nicht mehr lang. Und wer weiß, wo ich hier rauskomme.“ Und zudem ist es kalt und nass.
„Ja, aber das erklärt noch immer nicht, warum Du ausgerechnet sie mitgenommen hast... Oder überhaupt jemanden. Ich sag's Dir nur ungern, aber sie sind alle tot!“ Die Biene scheint im Ton nicht sonderlich gute Manieren genossen zu haben. Doch ich bleibe entspannt, was soll ich auch groß machen? Mich sieht ja niemand.
„Weil ich sie halt gerade noch so fassen konnte.“
„Das erklärt noch immer nichts!“
„VERDAMMT! KANNST DU JETZT MAL DEIN MAUL HALTEN?“ Ok, irgendwann reicht's mir auch...
„DU HAST SCHISS ALLEINE, STIMMT'S?“ Ruhe macht sich breit. Ein leises "Ja", welches durch meine Lippen zischt, wird von der Ruhe beinahe übertönt. Die Biene scheint ihren Willen bekommen zu haben: „Du hast Schiss alleine?“
„Ja, ich hab vor vielem Schiss. Vor Dunkelheit, vor Einsamkeit, vor Spinnen, vor Krieg, vor anderen Menschen, vor Dir... vor alles und jedem!“
„Und eines Tages dachtest Du Dir: Ey, Mudda! Ich werde Soldat. Da passen ich und mein ängstlicher Hintern wunderbar ins Konzept.“
„Was sollte ich sonst machen? Ich musste mir beweisen, dass ich das alles schaffe. In der freien Wirtschaft hätte ich doch genau so versagt.“
„Buhuhuhuu... Mir kommen die Tränen... Nein, Spaß. Scheinst ja wirklich 'ne Lusche zu sein.“
„Was willst Du eigentlich von mir? Wenn Du nur hier bist, um mich zu beleidigen, kannst Du auch wieder abzischen und an Blumen lutschen!“
„Du bist ganz schön frech. Mit Deiner Honey würdest Du nicht so sprechen...“
„Sie beleidigt mich ja auch nicht.“
„Aber die anderen haben es getan, oder? Warum hast Du dann da nicht zurückgepfeffert?“
„Weil ich immer der kleine, schwache Außenseiter war. Niemand hat mich wahrgenommen, wenn ich was gesagt hatte. Die anderen waren stets cooler, angesagter, besser, größer, schöner, reicher... Fuck you! Und hier war ich zum ersten Mal wie jeder andere. Gleichwertig! Auch bei Honey.“
„Ach, wie goldig! Du bist ja verliebt.“
„Du verstehst überhaupt nichts.“
Deine Mudda versteht nichts... Was ist eigentlich schief gelaufen bei eurer Mission?“
„Ich bin schief gelaufen...“
„Wieso? Hast'n Knick im Fuß? Die Biene lacht plötzlich so laut über ihren eigenen "Witz", wenn man das überhaupt so nennen darf, dass es im ganzen Tunnel schallt und selbst ich, trotz krasser Beleidigung und total unpassend, vom Lachen angesteckt werde.

Vielleicht hier, vielleicht dort. Irgendwo im Nirgendwo...

„Willst Du jetzt die Story wissen oder nicht?“, unterbreche ich sein unattraktives Lachen.
„Entschuldigung“, schmalzt die Biene vor sich hin, „wusste nicht, dass wir hier eine Spaßbremse haben. Bremse... na, verstehst? Weil ich bin ja 'ne Biene... und Bremsen sind...“
Es ist zwar stockduster, doch selbst jetzt müsste die Biene meinen völlig entnervten Blick wahrgenommen haben, denn auch wenn ich nichts sage, allein schon mein Blick schreit, dass er endlich sein verfluchtes Maul halten soll.
„Wir wollten einen Außenposten einnehmen, eigentlich simpel. Wir waren gut vorbereitet, denn dort sind Waffenverstecke gewesen. Ich hatte dennoch ein unwohles Gefühl, obwohl es gleichzeitig schön war, endlich ein Teil von etwas Größerem zu sein. Ich hatte richtig Schiss, doch ebenso war ich froh und beruhigt, dass wir das im Team schon schaffen werden. Ich näherte mich einem kleinen Transporter, Honey war ca. fünfzig Meter weiter an einer Hauswand. Die Terroristen saßen innerhalb des Hauses. Ich denke jedenfalls, dass es Terroristen waren. Mein Kommandant gab den Befehl auszuscheren, jedenfalls glaubte ich das... Ich habe sein Zeichen fehlinterpretiert und sogleich das Feuer eröffnet. Noch unsortiert und nicht bereit nahm die Katastrophe dann natürlich seinen Lauf... Ich dachte, ich könnte meinen Fehler wieder gut machen. Ich stellte mich schützend vor Honey, damit wenigstens ich statt sie erschossen werde... Doch leider stellte ich mich in die falsche Richtung. Und somit fungierte sie als Schutzschild. Und kassierte eine Kugel nach der nächsten. Und jeder, der dort starb, sah es noch. Das heißt, das letzte was sie gesehen haben, ist, dass ich einen Fehler gemacht und mich dann feige und egoistisch hinter einem Kameraden versteckt habe, um mich zu schützen. Dabei war's gar nicht so... Sie werden mir nie verzeihen. Ich werde mit dieser Schande für immer leben müssen. Ohne mich hätten alle überlebt. Doch jetzt bin ich am Leben, der, der es am wenigsten verdient hat.“
„Wieso bist Du dann doch geflüchtet? Ich dachte, Du wolltest erschossen werden?“
„Ich weiß es nicht. Es ist wie ein Filmriss. Da ist gar nichts mehr. Es war nur lautes Geschrei und Geschoss. Ich weiß, dass ich gekrochen bin. Und das nächste, woran ich mich erinnere, war, dass ich in diesem Tunnel hier war - und dann bin ich nur noch gerannt. Fast instinktiv. Wie ein Tier.“
Zum ersten Mal schweigt die Biene.

Kälter

Langsam wird es immer kälter, das Wasser reicht mir mittlerweile bis zum Bauchnabel und fühlt sich an wie direkt vom Nordpol importiert. Doch ich will hier raus, ich will diesen scheiß Ausgang finden.
„Also ich breche jetzt einfach das Schweigen und fasse das Ganze einmal zusammen!“ Die Biene scheint sich angesichts der hoffnungslosen Situation keine Sorgen zu machen. „Du hast echt Scheiße gebaut! Also wenn Du mich fragst, bist Du an der ganzen Misere Schuld.“
Wow! Eine blitzsaubere Analyse, nüchtern und mit Einbindung sprachlicher Bilder. Mich hätte es fast von den Socken gehauen, wenn diese durch das Wasser nicht ekelhaft an meinen Füßen kleben würden. Spüren tue ich sie jedenfalls nicht mehr. Flügel müsste man haben... Wie diese scheiß Biene. Was will die eigentlich von mir? Immerhin nimmt mir das Wasser etwas Gewicht von Honey ab. Sie wiegt nicht mehr ganz so sehr wie drei Cindys aus Marzahn mit Backsteinen in den Taschen. Dennoch friere ich mir den Arsch ab, buchstäblich. Aber der Ausgang kann nicht mehr weit sein, er kann einfach nicht mehr weit sein!
„Na, hast noch Schiss?“, fragt mich die Biene salopp.
„Ja... Diese Dunkelheit erwürgt mich. Und obwohl ich mit euch beiden hier bin, fühle ich mich alleine. Letztlich bin ich der einzige, der hier zu Handlungen fähig ist.“
„Das stimmt nur so halb. Theoretisch gesehen bist Du zu Handlungen fähig, praktisch bist Du aber aber unfähig. Also selbst wenn Du in Topform bist.“
„Am liebsten würde ich Dich jetzt einfach nur erschlagen!“
„Du kannst aber keiner Fliege etwas zu Leide, neeeh? Verstehste den Zusammenhang? Fliege, Biene? Na, komm... Der war jetzt echt gut... Ach, was soll's. Sei ehrlich, es war kein Fehler... hab ich Recht?“
„Was willst Du denn jetzt schon wieder?“
„Es war kein Fehler. Keine Missinterpretation. Du wolltest im Wolfenstein-Schema den Lonesome-Wolf markieren, Honey beeindrucken und zum ersten Mal eine Frau abstauben, gelle?“
Ich schlage um mich, um diese Missbildung einer Biene zu erwischen. Doch obwohl ich ihr schwules Gesumme höre, ich erwische sie nicht. Nur ein noch dümmeres Lachen macht sich um meinen Kopf breit: „Pass auf, Dein Schatzi-Hasi schwimmt weg!“
Verdammt! Ich hab das Gefühl für mein Gewicht immer mehr verloren. Es ist, als würde ich mich selbst auflösen. Und jetzt fließt Honey auch noch weg. Panisch platsche ich um mich, bis ich sie zum Glück wieder fasse. Ich atme zwei-, dreimal durch und versuche mich zu beruhigen. Doch die Biene plappert wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Sorry, hab dafür kein besonderes Wortspiel auf Lager...
„Du klingst wie ein kleines Kind, das versucht zu erklären, weshalb es Papas Außenspiegel vom BMW abgeknallt hat... zum zweiten Mal. Du bist ein einsamer Mensch. Ein sehr einsamer Mensch, Du hast das Leben aller aufs Spiel gesetzt, um endlich einmal ein wenig Anerkennung zu bekommen. Und dass Du Deinen Stachel in Deine "Kameradin" rammen kannst!“
„FICK DICH! FICK DICH! FICK DICH EINFACH!“
„Na, wer wird hier gleich ausfällig? Fühlt sich da jemand ertappt?“
„Ich fühle gar nichts mehr...“
„Weil Du Schuld bist?“
„Weiß nicht.“
„Es war kein Versehen.“
„Ich weiß es nicht.“
„Es war Absicht, richtig?“
Es wird immer kälter. Ich spüre meinen Körper nicht mehr. Nur der Arm von Honey um meinen Hals lässt mich wissen, dass ich überhaupt noch lebe. Und das Summen der Biene. Ich sage nichts mehr.

Eisbrecher

Kalt. Kalt. Kalt.

„Ich gebe auf.“, nuschle ich.
„Wie sonst also auch“, lacht die Biene. Das ist mir aber mittlerweile egal. Soll sie halt lachen. Lieber sterbe ich jetzt. Doch die Biene kann es einfach nicht lassen, ihr Maul zu halten.
„Wozu hast Du dann Honey bist jetzt hierher geschleppt? Ist das sowas wie Deine Pilgerreise, oder was? Willst Du damit was gut machen? Ach, ihr Menschen seid alle so seltsam. Sie ist tot, Alter! Alleine kommst Du schneller voran. Ob sie hier oder da vorne verrottet, interessiert den Teufel doch nicht.“
Ich kann nicht einmal mehr dagegen argumentieren. Meine Lippen zerschellen am Wasser, es steht mir bis zum Hals. Immer tiefer trotte ich in mein Unglück. Der Hals ist wie zugefroren, meine Haut pellt sich vom Fleisch, meine Zunge klebt am Gaumen und die Biene? Sie labert munter weiter als würde gerade ein Tag an einem schönen Frühlingsmorgen beginnen: „Du bist egoistisch. Lass sie endlich los, Du kannst dadurch keinen Ruhm mehr gewinnen. Lass sie doch endlich los!“
Nein! Wenn ich noch irgendetwas im Leben erreichen möchte - bevor ich den Löffel abgebe - dann etwas, was nicht mit Aufgeben und Verlieren zu tun hat. Doch die Biene quatsch ständig dazwischen: „Lass sie los. Du bist Schuld an der Misere, mach's doch nicht noch schlimmer!“
Ich bin es Leid: „JA, ICH BIN SCHULD! ICH HAB ES AUS EIGENNUTZ GEMACHT.“ Völlig entkräftet lasse ich los und spüre, dass ich im Wasser untergehe. Ich ringe nach Luft, greife in letzter Kraft nach oben, doch es ist komplett vereist... Vereist? Das kann nicht sein... Sind meine Hände so steif? Eis? Was ist hier los? Ich kann es nicht mehr herausfinden, kraftlos gibt mein Körper nach...

Wärmer

Okay, das ist jetzt völlig strange. Und wäre das ein Film, wäre er in Sachen Logik in einer Gruppe zusammen mit 2012, Herr der Ringe und eigentlich jedem Bollywood-Film. Kein Witz, jetzt liege ich hier schon wieder am Rand des beschissenen Tunnels, aber völlig nackt, nass, entkräftet, erfroren und das Schlimmste: NOCH AM LEBEN! Sobald ich realisiert habe, dass ich ja wieder wach bin, greife ich wild um mich, doch Honey habe ich tatsächlich verloren. Und die Biene scheint auch einen Abflug gemacht zu haben. Wahrscheinlich habe ich einfach nur fantasiert. Doch mich beschleicht dieses unwohle Gefühl, allein zu sein. Meine Atmung wird schneller. Mein Puls rast. Und ich weiß: Ich werde alleine sein. Alleine im Dunkeln. Bis ich tatsächlich sterben sollte. Regungslos am Boden. Ich kann keinen Finger bewegen, keinen Zeh. Nichts. Ich bin ein Wrack, fast wie Lindsay Lohan. Aber... so kalt ist es gar nicht mehr. „Hi!“
GOTT! DIESE STIMME HAT MIR JETZT GEFEHLT!
„Na, haste mich vermisst? Du hörma, ich muss Dir was erzählen.“
„Nur zu... ich kann eh nicht wegrennen.“
„Du musst jetzt ganz stark sein.“
„Hä?“
„Ich bin schwanger!“
„Bitte, was?“
„Aber nicht von Dir... Es tut mir so Leid. Es ist... einfach so passiert.“
„...“
Spaßbremse! Guck ma' nach rechts... Ich glaube, da ist Licht.“
Spacko! Aber zumindest dieses Mal stimmte es, was er sagte. Dort war tatsächlich Licht am Ende des Tunnels.
„Steh auf, du nasser Sack! Komm, wer zuerst ankommt ist'n geiler Stecher!“ Und weg war sie, die Biene. Oder war sie jemals da?
Ich schaffe es auf meine zwei Beine mit Müh und Not und humple dem Licht entgegen. Und je näher ich ihm komme, desto leichter werden meine Bewegungen. Ich höre zum ersten Mal wieder Vögel und sehe die Sonne am Horizont. Das ist der Ausgang! Was für ein grandioses Gefühl. Hoffentlich warten dort keine Talibankrieger in Zelten... dann darf ich den gleichen Weg wieder zurück...

„Hey, Du bist ja auch endlich da!“, tippt mich jemand von der Seite an. Ich kenne die Stimme - und mir steigen die Schamesröte ins Gesicht.
„Eheheeeehehehe... HONEY? DU LEBST? UND DU BIST NACKT?“
Okay, jetzt muss ich endgültig verrückt sein. Das ist wie in Inception, wo man irgendwann nicht mehr durchblickt, wo man ist. Oder ein übler LSD-Rausch, wobei das schon 'ne üble Überdosis sein müsste. Und keine Ahnung, aber ich fühle mich befreit. Und nicht, weil Honey und ich nackt sind. Sondern... naja, ich muss es einfach wissen: „Du bist tot! Ihr seid alle tot! Das kann nicht sein. Ich bin durch diesen Tunnel geflüchtet, ich hab euch alle sterben sehen... Das kann nicht sein“
Honey kratzt sich am Kopf: „Das ist total seltsam. Ich hab gedacht, ich sei die einzige, die überlebt habe. Ich bin durch diesen Tunnel geflüchtet, doch ist mir echt seltsames Zeug passiert.“ Mir fällt die Kinnlade zu Boden. Doch es wird noch doller:
„Du musst mir das alles in Ruhe erzählen. Aber pass auf bis Du die Stories vom Kommandanten und den anderen hörst. Komm, sie warten schon auf Dich...“


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