1 x 1 Goldauszeichnung von Derkleinetiger

Capitalia

Aus Stupidedia, der sinnfreien Enzyklopädie!
Wechseln zu: Navigation, Suche

Capitalia ist ein Entwicklungsland, welches vollständig von Kapitalisten beherrscht wird. Genau genommen wird das capitalistische Volk bis auf den Anfangsbuchstaben genauso genannt, so dass sich jeder wähnen kann, ein Capitalist zu sein, aber im Unterschied zu den wenigen Kapitalisten, kaum Einfluss auf die Politik und Wirtschaft zu haben - außer während der Revolutionen. Beinahe das ganze Land ist an den Börsen verscherbelt worden. Deswegen kann man Capitalia-Aktien kaufen.


Geschichte

Ein capitalistisches Kind während der "kleinen Hungersnot" 1987. Wie haben dann erst die Opfer jener großen Hungersnöte von vor 1968 ausgesehen!? Leider gab es damals noch keine Fotographie in diesem Land...

Die meisten capitalistischen Geschichtsschreiber sprechen von der großen Revolution, wenn sie jene im Jahre 1968 meinen und von der kleinen Revolution, die etwa 21 Jahre später erfolgte.

Während die große Revolution auf die vielen großen/gewaltigen/permanenten Hungersnöte unmittelbar folgte, wurde später die kleine Revolution durch die kleine Hungersnot in den 80ern ausgelöst, wenngleich die kleine Hungersnot mit nur etwa 300 000 Toten noch sehr glimpflich ausfiel.

Anfänge bis zur großen Revolution 1968

Capitalia wurde eine sehr lange Zeit (wie so viele andere Länder auch) durch den Feudalismus gepeinigt und geplagt. Der erste europäische Besucher berichtete 1890 von der Barbarei dieses Landes, welcher er auch selbst fast zum Opfer gefallen wäre. 1910 kam es wieder einmal zu einer großen Hungersnot, als eine Dürre zusammen mit Bürgerkriegsexzessen und einer Heuschreckenplage wütete. Von den etwa 15 bis 19 Millionen Menschen des Landes starben dabei mindestens drei Millionen. 1920 tötete eine Seuche weitere zwei Millionen Menschen. Doch zu dieser Zeit gelang es zum ersten Mal einigen Bewohnern Capitalias, den Capitalisten, sich nach Europa oder in die USA durchzuschlagen.

So kam es zum ersten Mal zu Kontakten mit der zivilisierten Welt. 1950 lebten bereits 250.000 Capitalisten in den Industriestaaten. Nur die Wenigsten kehrten wieder in ihre Heimat zurück, doch sie hatten zum ersten Mal politische Ideen mit im Gepäck.

Darunter der aus Spanien zurückgekehrte junge Gabriello Tropicano, welcher die Leute zusammen mit seinen Freunden unterrichtete und unermüdlich zu politischen Aktivitäten ermutigte. 1965 kam es dann erneut zu einer Hungersnot, als einer Reihe von extremen Überflutungen und Dauerregen plötzlich wieder eine Dürre folgte. Im Sommer 1966 steigerte sich diese Dürre hin zur Austrocknung ganzer Flusstäler. Vielerorts bildeten sich Wüstenlandschaften und Dörfer fielen Flächen- und Waldbränden zum Opfer. Es erfolgte eine solche Dauerhitze, wie sich keiner der noch lebenden Capitalisten an irgendetwas Vergleichbares erinnern konnte. Da man keine Brunnen kannte, verdursteten Unzählige. Die bereits vorher überweideten Steppen verkarsteten nun völlig.

Der fließend spanisch und englisch sprechende Heimkehrer organisierte eine Hilfsaktion, die vor allem von den im Ausland lebenden Capitalisten getragen wurde. Daraus entwickelte sich allmählich eine Massenorganisation und ab 1966 schließlich die CVP, die Capitalistische Volkspartei. Als der König, seine Fürsten und Grundherrscher gewaltsam gegen die Hilfslieferungen vorgingen, brach im Frühjahr 1968 ein Bauernaufstand aus. Nach einigen schweren, lokalen Kämpfen ergriff den gesamten Adel und die Priesterkasten die Panik. Bis zum Ende des Jahres waren sie alle vertrieben. Oft wurden sie von den Revolutionseinheiten gezwungen, ihre gesamten Schätze der neuen Revolutionsregierung zu übergeben. Gabriello befahl die Vernichtung von Allem, was an das vorrevolutionäre Grauen erinnerte. Die blutigen Opfertempel wurden niedergebrannt. Die spirituellen Steinkreise, wo früher "Unzüchtige" gesteinigt wurden, riss man nieder. Die für Tanzkulte verwendeten, tötlichen Rauschgiftpflanzen wurden entsorgt. Die aus Knochen bestehenden Nasenringe wurden allen Menschen entfernt und die rituellen Beschneidemesser vernichtet. Die Keuschheitsgürtel und die schwerfälligen, schwarzen, in der Hitze unerträglichen Schleieranzüge wurden den Frauen abgenommen. Alle Menschen wurden zu freien Bürgern erklärt. Die Lasten und Einschränkungen, die den Bauern, Händlern und Handwerkern jede Entfaltung unmöglich gemacht hatten, wurden abgeschafft. Capitalia wurde zur Republik erklärt und erhielt zum ersten Mal Gesetze und eine Verfassung. Verwaltung, Gerichte und Polizei wurden aufgebaut. Papiergeld wurde eingeführt und sollte den bis dahin üblichen Tauschhandel ersetzen. Die revolutionäre Übergangsregierung erlies viele Reformen zur modernen Umgestalltung des Landes. Lokale, basisdemokratische Räte ergänzten die Arbeit der Regierung. Politische und gesellschaftliche Clubs schossen aus dem Boden.

Von der großen Revolution 1868 bis zur kleinen Revolution 1989

Die Revolution entfachte unter den Nichtadligen zum ersten Mal eine nationale Begeisterung. Viele Capitalisten, welche während der Hungersnöte geflohen waren, kehrten begeistert Heim. Da sie im Gegensatz zum Rest der Bevölkerung gebildet waren, läutete dies einen wirtschaftlichen Aufschwung ein. Jetzt endlich gab es das notwendige Know-How, um Brunnen zu bohren und Felder zu bewässern.

Ein liberales Wahlgesetz ermöglichte die Teilnahme an Wahlen für alle Bürgerinnen und Bürger ab 15 Jahren. Gabriello wurde als Nationalheld gefeiert und mit gewaltiger Mehrheit zum Regierungschef gewählt. Auch durch die Gründung von Genossenschaften und Betriebsräten sollte ein demokratisches Bewusstsein gefördert werden. Ein Teil der Verwaltung und Gerichte wurde ebenfalls demokratisch gewählt, wenngleich der Versuch, ein demokratisches Militär aufzubauen weitgehend scheiterte. Todes- und Körperstrafen gehörten nun ebenfalls der Vergangenheit an.

Auch die Gleichberechtigung der Geschlechter war ein wichtiges Thema. Zwangsehen wurden verboten. Die Scheidung und der Schwangerschaftsabbruch wurden erlaubt.

Eine Koalition der CVP mit der gerade eben entstandenen kommunistischen Partei bemühte sich um gute Kontakte zur Sowjetunion. Capitalias Außenministerium sicherte der UDSSR Ankerrechte für die sowjetische Marine und Überflugrechte für sowjetische Lufteinheiten zu. Im Gegenzug schickte Russland zahlreiche Maschinen, Ausbilder und Facharbeiter.

Mit diesen Ressourcen leitete man ein gewaltiges Modernisierungsprogramm Capitalias ein. Die CVP steigerte ihre Beliebtheit ins Unvorstellbare. Sie ließ erste Schulen, Eisenbahnschienen, Krankenhäuser, Elektrizitätswerke und Fabriken bauen. Die Einführung des lateinischen Alphabets bei gleichzeitiger Abschaffung aller Sonderzeichen und ausschließlicher Übernahme der einfachsten Buchstaben vereinfachte den Kampf gegen den Analphabetismus enorm.

Spezielle Antikorruptionsabteilungen wurden gebildet, um eine hohe Effizienz der Verwaltungen zu gewährleisten. Auch die CVP selbst bürdete sich strenge Kriterien auf, um niemals korrupt zu werden.

Von 1969 bis 1972 verdoppelte sich die Wirtschaftsleistung Capitalias. Doch die folgende Ölkrise bremste diese Erfolge plötzlich stark ab und die CVP musste um die Wählergunst bangen.

Da bot der gigantische US-Konzern Raffex AG der CVP Wahlkampfspenden in Millionenhöhe an und dessen Marketingabteilung schickte zusätzlich 100.000 Wahlplakate nach Capitalia. Außerdem investierte der Konzern eine halbe Milliarde Dollar in die Wirtschaft des Landes, um die Arbeitslosigkeit teilweise aufzufangen. Ein Kredit von fünf Milliarden Dollar sorgte erneut für rasantes Wirtschaftswachstum. So errang die CVP 1974 einen gewaltigen Wahlerfolg. Gabriello setzte daraufhin eine Steuerreform durch, welche die bis dahin hohe Besteuerung der Reichen und der Unternehmen durch einen einheitlichen Steuersatz für alle Einkommensgruppen ersetzte und damit auch Raffex AG stark entlastete. Zu diesem Zeitpunkt war dieser volksnahe Revolutionär bereits häufig mit einem auf Hochglanz polierten Automobil unterwegs, welches ihm diese Firma bereits 1972 geschenkt hatte. Als sich in der kommunistischen Partei Protest rührte, flog diese aus der Regierung kurzerhand hinaus, was die Sowjetunion natürlich verärgerte. 1976 hatte sie ihrerseits eine schwere Krise zu meistern und beendete ihre Entwicklungshilfe für Capitalia.

Wieder sprang Raffex ein und kaufte viele krisenerschütterte Betriebe auf. 1978 konnte Raffex bereits 60% des Grundes in Capitalia sein Eigen nennen. Bis zum Ende der 70er erzwang dieser Konzern auch die Privatisierung der Infrastruktur, welche ihm für einen Spottpreis verkauft wurde. Bald darauf wurde für ihre Nutzung eine hohe Mautgebühr erhoben. Für besonders Empörung sorgte die Privatisierung eines großen Bergbau-Genossenschaftsunternehmens.

Raffex baute Barrakenviertel für die Arbeiter auf. Diese waren wenigstens im besseren Zustand, als die traditionellen Hütten.

Raffex kaufte nun sogar die ärmlichsten Bauernhütten auf, um dafür kräftig Miete zu verlangen und in den Städten wird Miete kassiert, damit die Menschen in Baracken hausen können. Schließlich war Capitalia ausverkauft. Da die Regierung ihre Schulden nicht zurückzahlen konnte, musste sie mit den Raffex-Managern 1980 einen demütigenden Vertrag unterzeichnen, um einen Schuldenerlass zu erhalten: Raffex erzwang eine komplette Steuerbefreiung für sich. Außerdem wurden die Betriebsräte aufgelöst und das Streikrecht abgeschafft. 1981 standen viele weitere Arbeitnehmerrechte auf der Abschussliste.

Schrittweise wurden die Arbeitszeiten und Mieten erhöht, während die Löhne gesenkt wurden. 1986 musste man bereits 16 Stunden am Tag im Akkord schuften und der Lohn reichte gerade aus, um Miete, Brot und Wasser bezahlen zu können. Steuern gab es nur noch für die Arbeiter und für die verbliebenen Selbständigen und mehr als die Hälfte dieser Steuereinnahmen flossen in die Hände der Raffex in Form von Subventionen oder Investitionszuschüssen. Die Bauern mussten hohe Abgaben an die Firma bezahlen. Hunderttausende waren arbeitslos und alles irgendwie Unrentable wurde geschlossen. Und als man schon dachte, dass es nicht mehr schlimmer werden kann, wurde 1988 eine Gebühr für den Schul- und Arztbesuch eingeführt. Gabriello war nun selbst ein Millionär. Er wohnte, wie viele andere Reiche, in einer Luxusvilla, welche sich in einem mit Mauern und Militärwachen abgedichteten Stadtteil befand.

Die kleine Revolution 1989

Am siebten April 1989 kam es zu einem neuen Aufstand. Wütende Arbeiter errichteten Barrikaden und besetzten viele Gebäude. Die Regierung samt CVP-Parteizentrale mussten aus der Hauptstadt flüchten und zogen sich in die nördliche Hauptkaserne zurück. Wenige Tage später rebellierte nahezu jede größere Stadt. Ein Demonstrationszug mit 200.000 bis 300.000 protestierenden Bauern bewegte sich auf die Hauptstadt zu. Am 15. April stießen sie auf militärische Stellungen und es folgte eine wilde Schlacht. Am nächsten Tag gelang es einer Gruppe Putzfrauen, in die Redaktion des größten Radiosenders zu stürmen und von dort aus zur Revolte aufzurufen. Einer revolutionären Gruppe gelang es sogar, die größte Zeitung der Regierung zu übernehmen. In Sonderausgaben wurde hier ebenfalls zur Rebellion aufgerufen. Zahlreiche Möglichkeiten sowie Tipps und Tricks wurden hinzugedruckt. An nur einem Tag wurden 400.000 Zeitungen in ganz Capitalia verbreitet. Gewerkschaften riefen im Untergrund zum Generalstreik.

Die Regierung rief ihrerseits den Ausnahmezustand aus, unterbrach alle Telefonleitungen und riegelte die Hauptstadt mit Panzern von der Außenwelt ab. Die Stadtbevölkerung versuchte einen sofortigen Ausfall. Dabei wurden über 500 Menschen erschossen und zwei Panzer mit Molotow-Cocktails in Brand gesetzt. Doch es gelang weiterhin täglich Tausende von revolutionären Zeitschriften aus der Hauptstadt zu schmuggeln, da sich viele Soldaten und Offiziere als halbherzig und bestechlich erwiesen.

Am 20. April wurde der Protestzug der Bauern endgültig auseinandergetrieben. Dabei starben etwa 30.000 Menschen. Raffex fertigte eine Liste von "Rädelsführern und besonders auffälligen Aufständischen" an, um diesen ein lebenslanges Berufs- und Hausverbot zu erteilen. Etwa die Hälfte des Landes befindet sich allerdings unter Kontrolle der Aufständischen. Im Norden Capitalias verübt das Militär erste Massenhinrichtungen von gefassten Revolutionären.

Am 22. April kam es zu einer weiteren Eskalation des Aufstandes: Eine revolutionäre Guerillia-Einheit drang in der Hauptstadt bis zum Luxusviertel vor und beschoss es mit schwerer Artillerie. Darunter die leere Villa von Gabriello, wobei sein Luxusauto demoliert wurde. Empört trat dieser zurück und floh in die USA. Inzwischen sind sich viele Historiker Capitalias einig, dass seine voreilige Resignation die Position der Rebellen entscheidend stärkte. Waren bisher die Kräfte eher zu Gunsten der CVP, des Raffex-Konzerns und des capitalistischen Militärs verteilt, so wurde nun eine weitere Kette von Ereignissen ausgelöst. Das Mythos des einst aus Spanien zurückgekehrten Volkshelden war nun endgültig verblasst. Eine Reihe von höheren Offizieren, darunter der Oberst Armin. Armin Amin kehrten ihren Dienstgebern still und leise den Rücken und setzten sich irgendwo in der Karibik ab. In den folgenden Tagen ernannte und entlies die CVP fast drei Dutzend Regierungs- und Parteichefs. Offensichtlich brach in der Führungsriege ein heftiger Streit aus, in dessen Folge bis zu 50.000 CVP-Mitglieder einen Parteiausschluss erhielten. Für dieses unübersichtliche Taktieren hatten selbst viele der bisher treuen Anhänger kein Verständnis mehr.

Auch der oberste Administrator der im Kriegszustand von der CVP eingesetzten Militärregierung, Armin Amin, folgte Gabriello ins Exil.

Eine in der Stadt Azuria installierte und von Gewerkschaftlern, Radikaldemokraten und Sozialisten getragene Gegenregierung rief in einer Massenkundgebung die CVP-Regierung und das Militär zur Kapitulation auf. Innerhalb der nächsten Tage kam es zu gegenseitigen Drohungen und Kapitulationsangeboten, wobei die Revolutionsregierung eine Geisel, einen Raffex-Manager, erschoss. Die Raffex gab nun in der Öffentlichkeit zu, dass der Aufstand der Firma Verluste in Milliarden Höhe eingebracht hätte.

Am 25. April wurde die die Hauptstadt belagernde Armee ihrerseits von außen schweren Angriffen ausgesetzt. Die Revolutionäre griffen verstärkt auf Scharfschützen zurück. Am 26. April meldete der kommandierende General Gesamtverluste von über 20.000 Mann samt Hunderten von Offizieren und warnte die CVP eindringlich, dass die Moral in den unteren Militärrängen einen kritischen Zustand erreicht hätte. Drei Tage später bestätigte sich die Befürchtung. Fünf Divisionen verweigerten ihren weiteren Einsatz und kehrten in die Kasernen zurück.

Am 30. April löste sich die CVP auf und überlies die Regierung den Sozialdemokraten. Der Sozialdemokrat Friedrich Alibi versprach in seiner Antrittsrede freie Wahlen, höhere Löhne, ein gerechtes Steuersystem, eine soziale Fürsorge, die täglichen Arbeitszeiten von 16 auf 8 Stunden zu verkürzen, die Zulassung freier Gewerkschaften und Betriebsräte, die Brechung des Raffex-Monopols, die Wiederherstellung der privatisierten Genossenschaften, die Verstaatlichung der Infrastruktur, die Abschaffung der Zensur, die Senkung der Miet- und Pachtpreise und eine neue Bodenreform. Außerdem wurde die Demokratisierung der großen Medien zugesagt. Zum ersten Mal sollte auch Arbeiter- und Soldatenräten ein Mitspracherecht in der Verfassung garantiert werden. Demonstrativ unterzeichnete die Raffex-AG ihr Einverständniss mit diesen Reformen und verpflichtete sich eine hohe Entschädigung an den Staat zu bezahlen. Dieser feierliche Akt wurde im Radio und Fernsehen übertragen.

Als der erste Mai kam, wurde dieser sogleich als gesetzlicher Feiertag erklärt. Auf der Dreierkonferenz, fand eine lange Diskussion zwischen den Vertretern von Raffex AG, den Gewerkschaften und den Abgeordneten der Arbeiterräte statt und am Abend wurde schließlich nur ein Vertrag zwischen den Gewerkschaften und Raffex unterzeichnet, während die letzten Rätemitglieder den Konferenzraum empört verliesen. Der Vertrag garantierte die Gleichberechtigung der Gewerkschaften in der Betriebsführung, während die Arbeiterräte nur am Rande erwähnt wurden.

Die Radikaldemokraten unterzeichneten ihrerseits einen seperaten Vertrag mit dem Militär, durch welches die hochrangigsten Generäle nun direkt vom Volk gewählt werden sollten. Im Gegenzug verzichteten sie auf die Einlösung der bisher immer geforderten Volksbewaffnung und verstießen damit die radikalen Sozialisten.

Diese Ereignisse spalteten die Aufständischen. Die Mehrheit von ihnen jubelte über das, was sie erreicht haben und legte ihre Waffen nieder. Ein großer Teil verlangte eine komplette Demokratisierung und Sozialisierung, fühlte sich aber zu schwach, um den Aufstand fortzusetzen und akzeptierte den aktuellen Zustand vorübergehend. Nur eine kleine, radikale Minderheit blieb auf den Barrikade und es dauerte noch Wochen, bis ihr Aufstand endgültig niedergeschlagen wurde. Insgesamt starben über 200.000 Aufständische, mehr als 30.000 Soldaten, etwa 17.500 Polizisten, knapp 70.000 bewaffnete CVP-Konterrevolutionäre, 1068 hochrangige CVP-Mitglieder und -Politiker und 351 Raffex-Manager. Der gesamte wirtschaftliche Schaden wird auf 100 Milliarden Dollar geschätzt.

Unruhen Anfang der 90er

Man kann den Sozialdemokraten nun wahrlich nicht vorwerfen, ihre Versprechen gebrochen zu haben. Im Laufe der nächsten Jahre wurden allerdings, was hohe Löhne und den 8-Stunden-Tag anging, immer mehr Ausnahmen und Gesetzeslücken geschaffen. So stieg der Widerstand in der Bevölkerung nicht nur an, sondern wurde auch immer raffinierter. Anstatt offen zu streiken, sabotierte man Produkte und Arbeitsgeräte heimlich. Lastwagenfahrer täuschten Unfälle vor und in allen Gebäuden erhöhte sich die "Brandgefahr". Auch gab es versteckte Boykottaktionen und einen Nachfragestreik. 1993 warf der Raffex-Direktor endgültig das Handtuch: Der Standort Capitalia hatte dem Konzern seit 1989 schwere Verluste gemacht.

1994 löste sich die Raffex AG weltweit auf, als ihr Börsenwert auf ein Zehntel des Standes von 1988 eingebrochen und ihre Verschuldung auf 200 Milliarden Dollar geklettert war. Diese Nachrichten lösten in ganz Capitalia eine gewaltige Volksfeststimmung, wie man sie seit 1968 nicht mehr gekannt hatte.

Das moderne Capitalia

Eine gigantische Trustgesellschaft lies sich 1994 im Land nieder, wo sie sich die "Capitalia Company" nannte. Die neuen Wirtschaftsmachthaber gingen geschickter vor. Die Propaganda nahm unerhörte Ausmaße an und versuchte die Bevölkerung für die kapitalistische Wirtschaftsweise zu überzeugen. Um die Gesellschaft an sich zu binden, lies die Firma zusätzlich zu den staatlichen Sozialleistungen eigene Fürsorgeeinrichtungen gründen. Neue Clubs und Freizeiteinrichtungen sollten die Menschen an das Unternehmen binden und ebenso die nun teilweise eingeführten Gewinnbeteiligungen. Für besondere Leistungen gab es dann auch Auszeichnungen und materielle Vergünstigungen. 1995 ging die erste Lotterie Capitalias in Betrieb. Es folgten Casinos und spektakuläre Gewinnspiele bis hin zu Urlaubsreisen. 1996 wurde eine Kampange zur schöneren und kreativeren Gestaltung der Arbeit und Arbeitsplätze vorgenommen. Und so wurde aus der rebellischen Bevölkerung ein Kuschelvolk. Streiks sind sehr selten geworden. Stattdessen legen die neuen Kapitalgesellschaften großen Wert darauf, dass man seine Beschwerden bei ihnen schreibt, wobei man allerdings nur selten mehr als eine vorgefertigte Standardantwort erhält.

Politik

Capitalia wird von vielen Organisationen und Regierungen anderer Staaten als Musterdemokratie eingestuft. Alle fünf Jahre wird ein neues Parlament gewählt, wobei die Partei capitalistischer Sozialdemokraten (PCS) stets eine überwältigende Mehrheit an Sitzen im Parlament inne hat.

Es ist nun nicht so, dass die Wahlen gefälscht seien, weil internationale Wahlbeobachter jedes Mal bestätigen, dass es bei den Wahlen keine Komplikationen gibt. Die Wähler werden von niemandem bedroht, das Wahlgeheimniss wird sehr ernst genommen und die Stimmenauszählung ist korrekt. Nur gibt es hier eben - ganz nach dem Vorbild der USA - ein Mehrheitswahlrechtssystem. Das bedeutet, dass man als Kandidat alle Mandate aus einer bestimmten Region bekommt, wenn man in einem gesamten Wahlkreis die Mehrheit an Stimmen erringen kann. In Capitalia reicht dazu bereits eine relative Mehrheit an Stimmen aus. Aber genau das gestaltet sich für die oppositionellen Parteien sehr schwierig, weil es der PCS immer wieder gelingt, durch die Gründung von Scheinparteien die Opposition in viele Lager zu spalten.

Die Wahlkreise selbst sind übrigens auf sehr kreative Weise gegliedert.

So existieren einige kleine PCS-freundliche Provinzen mit 2000 bis 500 000 Einwohnern, welche bis zu fünf Abgeordnete ins Parlament entsenden, während beispielsweise die oppositionell gesinnte Hauptstadt mit mehr als einer Million Einwohnern nur drei Abgeordnete als Vertretung hat.

Es gibt auch Hinweise dafür, dass PCS-Wähler ermutigt werden kurz vor Wahlen in die sogenannten Swing-States umzusiedeln. Das sind Bezirke, wo es bei den Wahlen ein Kopf-an-Kopf-Rennen gibt und wo es der PCS fast immer gelingt, eine knappe Mehrheit für sich zu gewinnen.

Des Weiteren verhindert eine umstrittene Klausel, dass Parteien mit weniger als 9% Stimmen ins Parlament ziehen dürfen, was die Sitze der PCS indirekt vermehrt.

So erhielt die PCS etwa durch die letzten Wahlen im Jahre 2007 71 von 100 Sitzen im Parlament, obwohl tatsächlich nur 35% der Wähler ihre Stimme der PCS gaben.

Die PCS stützt sich jedoch stark auf die Capitalia Company, welche als Gegenleistung der Partei Wahlkampfspenden zukommen lässt.

Die Parteien

Die PCS regiert ununterbrochen seit 1989. Sie nennt sich sozialdemokratisch. Laut Ansicht der Kritiker ist sie allerdings weder sozial noch demokratisch. PCS-Mitglieder argumentieren dagegen meistens, dass die PCS nie direkt gegen die Opposition vorgegangen wäre. Das stimmt tatsächlich. Aber das liegt nur darin, dass die PCS dazu tendiert, diese schmutzige Arbeit der (tatsächlich unabhängigen) Justiz oder der (sogar noch unabhängigeren) Capitalia Company zu überlassen.

Daneben gibt es noch eine Reihe von Parteien, die zwar geduldet werden, aber ständig in bürokratische, schikanöse Papierkriege mit den Behörden verwickelt sind. Die größten von ihnen sind:

Die radikaldemokratische Partei ist die zweitgrößte politische Organisation. Sie fordert eine vollständige Demokratisierung aller Lebensbereiche und die Herausbildung einer breiten, produktiven Mittelschicht. Es handelt sich hier außerdem um die einzige Partei, welche nachdrücklich für einen milderen und auf Resozialisierung ausgerichteten Umgang mit gesetzesbrüchigen Menschen fordert.

Die sozialistische Sammelbewegung stellt eine heterogene Vereinigung der sozialistischen, kommunistischen und sozialdemokratischen Bewegungen dar. Weil sie das "sozialdemokratische" Selbstverständniss der PCS am heftigsten kritisiert, ist sie auch am häufigsten in Prozesse verwickelt und wird mittels der Wahlkreise am meisten benachteiligt.

Die liberale Partei fordert vor allem die Brechung der monopolähnlichen Stellung der ausländischen Investoren und ist für einen vielfältigen, freien Markt. Die liberale Partei setzt sich, wie keine andere, für die Gleichberechtigung der ethnischen Minderheiten ein. Da sie relativ klein und eher gemäßigt ist, wird sie von diversen Schikanen in der Regel verschont. Aus diesem Grund treten einige der sozialistischen Sammelbewegung Nahestehenden pro Forma zu den Liberalen über.

Der Führer der "rechten Liste"

Die "Rechte Liste" ist eine nationalistische und populistische Vereinigung. Sie fordert eine autoritäre Staatsführung, staatliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, eine starke Exekutive, eine kräftige Aufrüstung des Militärs, sowie die Einführung der Wehrpflicht und der Todesstrafe. Auch fordert sie die Enteignung und Vertreibung aller Ausländer, womit aber in diesem Fall keineswegs nur die ausländischen Kapitalgesellschaften, sondern auch arme ethnische Minderheiten gemeint sind. Die "Rechte Liste" gewinnt nur bei der ungebildeten und ländlichen Bevölkerung zum Teil Unterstützung. Sie war noch nie im Parlament vertreten.

Die progressiven Agrarier sind eine rein auf die Bauern ausgerichtete Partei. Ihr gehören viele Anarchosyndikalisten an, welche mit den Bauern gemeinsame Genossenschaften gegründet haben. Die Agrarier fordern bessere Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Mit Hilfe von überregionalen Aktionen konnten bei vielen Bauernhöfen einheitliche Preise vereinbart werden, so dass der wichtigste Abnehmer der Bauern, die Capitalia Company zum Teil nicht mehr die konkurrierenden Bauern bei den Preisverhandlungen gegeneinander ausspielen konnte. Außerdem werden Schutzzölle gefordert.

Die konservative Partei ist eine von der PCS gegründete Scheinpartei. Sie hat die Aufgabe, die nationalistische und agrarische Opposition zu spalten und erhält erhebliche Wahlkampfspenden. Die konservative Partei hat sich vor allem die Familienpolitik auf die Fahnen geschrieben. Die Rolle der "Hausfrau und Mutter" wird von der konservativen Partei idealisiert. Eine Forderung dieser Partei lautet daher, kinderreiche Familien finanziell zu unterstützen.

Die ökologische Initiative ist ebenfalls eine von der PCS gegründete Scheinpartei, welche allerdings keine herkömmliche Zielgruppe anspricht, sondern neue politische Fragen für sich gewinnen will.

Die politische Rolle der Capitalia Company

Die Capitalia Company hat keine solche Macht, wie sie die Raffex AG in den 80ern hatte. So sind seit 1989 Privatarmeen endgültig verboten worden. Auch gibt es nun - im Gegensatz zu der Zeit vor dem Aprilaufstand 1989 - eine progressive Besteuerung, die allerdings aufgrund zahlreicher Lücken und Ausnahmen nicht transparent ist. Eine weitere Errungenschaft der kleinen Revolution war auch ein Antikorruptionsgesetz, welches zum ersten Mal auch durch ein Antilobbygesetz ergänzt wurde. Dieses Gesetz funktioniert tatsächlich. Kein Unternehmen traut sich heutzutage einen capitalistischen Parlamentarier mit Geld- oder Sachgeschenken zu bestechen. Statt dessen werden solche Exzesse als großzügige Trinkgelder, Konferenzen in Luxushotels, zusätzliche Dienstleistungen und Wahlkampfspenden getarnt. Außerdem haben sich viele Politiker einen Job als Manager in der Capitalia Company für die Zeit nach ihrem Amt gesichert. Eine besonders archaische Praxis ist das Verheiraten von schönen Mädchen mit Politikern, auch wenn diese Ehesklavinnen heutzutage nur noch in Ausnahmefällen jünger als 10 Jahre sind und auch nicht immer so offensichtlich gezwungen werden, wie früher, sondern manchmal auch gegen Geld freiwillig angeworben werden. In manchen Fällen wurden Zwangsehen auch in der oberen Gesellschaft aufgedeckt und die Verantwortlichen verurteilt.

Von einer Allmacht der Capitalia Company kann keine Rede sein. Das bestätigte auch ein rechtskräftiges Gerichtsurteil gegen einen Oppositionellen, welcher diese Firma als "absolute Herrscherin Capitalias" bezeichnete und dafür wegen Rufmordes, sowie Verleumdung zu drei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt wurde.

Medien

Während der 80er Jahre hatten Raffex AG und die Regierung ein sehr strenges Monopol bei den Medien inne, welches erst durch den Aufstand 1989 zerschlagen wurde. Seitdem gibt es zumindest bei den Printmedien eine sehr große Vielfalt. Wer regelmäßige Zeitschriften veröffentlichen will, der braucht seit 1993 keine Genehmigung mehr, sondern nur eine einfache Anmeldung, welche nur wenig kostet. Es gibt keine verbotenen Zeitungen und selbst die kritisch-liberalen Journalisten erkennen im Allgemeinen an, dass die Zensurbehörden zurückhaltender sind, als man es erwartet hätte.

Die Medien sind jedoch einem harten wirtschaftlichen Druck ausgesetzt und sind immer auf Werbung und bezahlte Anzeigen angewiesen. Der bei weitem größte Auftraggeber dieser Werbungen ist...

...erraten!: Capitalia Company

Kein Wunder also, dass kritische Berichte über dieses Unternehmen nur sehr zögerlich und wenn überhaupt, dann in sehr abgemilderter und relativierender Form auftauchen.

Die einzigen Ausnahmen sind die Zeitschriften der Oppositionsparteien und Gewerkschaften, da diese teilweise durch Mitgliederbeiträge finanziert werden und so unabhängiger sind. Aber genau diese Zeitschriften haben nur eine geringe Reichweise. Das liegt zum einen darin, dass die Zielgruppen hier eng eingegrenzt sind, doch auch zum anderen, weil es ausgerechnet für diese Medien ungewöhnlich schwierig ist, von der Regierung ausreichend Papier zugeteilt zu bekommen...

Gewerkschaften

Die größte Gewerkschaft ist eine Scheingewerkschaft der PCS, welche den Interessen der ausländischen Trusts überwiegend zuspielt. Andere Gewerkschaften gehören entweder den Oppositionsparteien, oder sind politisch unabhängig. Die Rechtslage erlaubt die Bildung von Betriebsräten und schützt diese zwar, doch die Initiative dazu muss stets von den Arbeitern der entsprechenden Arbeitsstellen dazu kommen. Doch genau eine solche Initiative kann schwere Konsequenzen für den Arbeitnehmer haben. Capitalia Company führt im Gegensatz zum früheren Investor Raffex AG keine offizielle schwarze Liste an, doch wurden auch in den letzten Jahren einige Duzend besonders aus der Sicht der Firma negativ aufgefallener Arbeitnehmer nicht nur gekündigt, sondern systematisch aus dem Arbeitsmarkt ausgeschlossen und mit permanenten Hausverboten belegt. In manchen Fällen trifft es ganze Familien, welche dann nirgendwo mehr bei der Capitalia Company einen Beruf bekommen und in allen Gebäuden und auf allen Grundstücken dieses Trusts ein lebenslanges Lokalverbot gekriegt haben. Um größere Proteste erst gar nicht entstehen zu lassen, hat man jedoch in immer mehr Filialen tatsächlich Betriebsräte eingerichtet, welche allerdings nicht wirklich die Interessen der Arbeitnehmer vertreten und entgegen der Rechtslage auch nicht wirklich demokratisch gewählt werden...


Wirtschaft

Seit Mitte der 90er gibt es in Capitalia ein hohes, stabiles Wachstum von 10%. Heute gehört das Land nicht mehr zu den ärmsten Entwicklungsländern. So waren im Jahr 2005 bereits 85% der Haushalte an das Elektrizitätsnetz angeschlossen, 73% verfügten über einen Rundfunkempfänger und 91% aller Menschen ab einem Alter von 14 Jahren konnten lesen und schreiben.

Bergbau

Der profitabalste Sektor ist in Capitalia der Bergbau. Capitalia verfügt über viele, besonders ertragreiche Eisenerzvorkommen. 2005 befand sich Capitalia unter den zehn größten Eisen-, Stahl-, Kupfer-, Steinkohle-, Zinn-, Bronze-, Silber- und Bauxitexporteuren der Welt. Allerdings profitiert vor allem die Capitalia Company davon. Erdgas ist für den Eigenbedarf des Landes ausreichend vorhanden, aber fast zwei Drittel des Mineralölverbrauchs muss Capitalia importieren, was für die Leistungsbilanz eine schwere Belastung darstellt.

Industrie

Die verarbeitende Industrie ist nur schwach entwickelt und zum größten Teil auf den Export von einfachen Billigprodukten ausgelegt. So spielt die Metallindustrie die wichtigste Rolle. Gefertigt werden hier vor allem Konservendosen für Früchte und Fische, aber auch einfache Werkzeuge, wie Schraubenzieher. Die Elektroindustrie produziert kaum mehr, als qualitativ schlechte Fahrräder und veraltete Kofferradios für die lokale Bevölkerung. Capitalia Company hat sich stoltz zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung bis 2015 mit diesen Waren flächendeckend auszustatten und verspricht sich so mehr Beliebtheit bei der Bevölkerung. In den 90ern wurde ein öffentliches Wohnbauprogramm eingeleitet. Sein Ziel, die alten kleinen Holz- und Stroheinfamilienhütten durch große Mehrfamilienziegelbauten zu ersetzen, ist bis heute nicht gelungen. Obwohl sie zu drei Viertel vom Staat bezahlt werden, tritt stets nur Capitalia Company mit diesem Vorhaben in Erscheinung und gründete eine Ziegelfabrik. Zu den wenigen, nennenswerten Industriezweigen zählt auch die Textilindustrie. Allerdings arbeiten mehr Menschen im Handwerk, als in den großen, in Massen produzierenden Fabriken. In Folge der Revolution 1989 wurden den Handwerkern die Schulden erlassen.

Landwirtschaft

Auch die Bauern wurden 1989 von ihren Schulden und Pachtabgaben befreit. Fast 70% der Bevölkerung leben immer noch in Bauernfamilien. Allerdings erwirtschaften sie nur 30% des BIP. Die Landwirtschaft ist neben dem kleinen Handwerk der einzige Wirtschaftszweig, welcher relativ unabhängig von den ausländischen Kapitalgesellschaften ist. Trotzdem bestehen gewisse Bindungen, da Capitalia Company etwa die Hälfte aller Agrarprodukte der Bauern Capitalias abkauft und so immer wieder mit den Nahrungsmittelpreisen gewinnbringend spekulieren kann. Auch liefert das Unternehmen Dünge-, Spritzmittel und einfache landwirtschaftliche Maschinen. Manche Bauern bestellen auch regelmässig ertragreicheres Saatgut. Während der Rebellion 1989 haben Anarchosyndikalisten auf dem Land zahlreiche Genossenschaften gebildet. Meistens waren es ärmere Kleinbauern, die für solche Projekte Interesse zeigten. Doch machen diese Genossenschaftsbetriebe nur eine kleine Minderheit unter den privaten Bauernhöfen aus.

Forstwirtschaft

Von der Capitalia Company werden die tropischen Regenwälder rücksichtslos für den Export abgesägt. Zwei große Sägewerke Formen die Stämme in einfache Formen, wo sie dann zum Exporthafen gebracht werden. Fertigwaren werden hier jedoch kaum aus Holz hergestellt.

Handel

Der einzige große Handelshafen befindet sich in Besitz der Capitalia Company. Durch diesen Hafen werden 80% des gesamten Außenhandels abgewickelt, so dass der Trust fette Provisionen kassieren kann. Ab 1994 bis 1996 wurde dieser Hafen umgebaut und heute werden die dortigen Geschäftsdaten mit Computern verrechnet. Da es in Capitalia am sonsten noch heute faktisch keine Computer gibt, werden diese Geräte von ausländischen Fachkräften bedient. Seit 1997 befindet sich hier die erste Börse landesweit. In den Folgejahren kamen in vielen Teilen des Landes ein paar weitere Börsencentren und Banken hinzu. Die Außenhandelsbilanz Capitalias ist ausgeglichen. Allerdings haben sich in den 80er Jahren hohe Auslandsschulden angesammelt, an welchen das Land schwer zu knabbern hat. 10% des Exports wird alleine für den Schuldendienst aufgewendet. Capitalia Company verfügt auch über eine Handelsschiffflotte, die auch teilweise gemietet werden kann.

Infrastruktur

Das Strassen- und Schienennetz ist vergleichsweise gut ausgebaut und seit 1989 wieder in staatlicher Hand. Mit den Benutzern dieser Routen sieht es aber ganz anders aus, weil fast alle Lastwagen dem ausländischen Trust gehören. Die PKWs gehören ebenfalls vor allem der Wirtschaftselite. Selten lassen sich auch Taxis blicken.

Tourismus

Vor 1968 endete ein Besuch dieses Landes zu fast 100%iger Wahrscheinlichkeit mit dem Tod. In Folge der beiden Revolutionen hat sich aber Vieles gebessert. So lies das deutsche auswärtige Amt 1996 zum ersten Mal seine Reisewarnung für Capitalia fallen. Die touristische Infrastruktur ist allerdings leider noch sehr dünn. Es gibt keinen einzigen Flughafen, so dass man nur mit der Eisenbahn oder per Schiff anreisen kann. Anreisen per Schiff und alle größeren Unterkünfte sind im Besitz der Capitalia Touristic, einer scheinbar selbstständigen Firma, die jedoch de facto nur eine Abteilung der Capitalia Company ist. Ein Versuch der Hilton-Hotelkette, Unterkünfte in Capitalia zu errichten, wurden von der Regierung gestoppt. Man darf annehmen, dass die fleißige Lobbyarbeit der Capitalia Company dahinter steckte. Auch eine Museumsfirma, die in Capitalia einen ersten Souvenirladen aufmachen wollte, musste sich schnell wieder zurückziehen, weil Capitalia Company stets einen mindestens 51%igen Anteil des Geschäfts für sich forderte.

So blieb der Massentourismus bis heute aus und die Einnahmen aus den privaten, ausländischen Besuchen sind mit 400 bis 700 Millionen Dollar bescheiden. In den meisten Fällen handelt es sich hier um Durchreisende. Kaum jemand hält sich länger als einen Tag in Capitalia auf. Der Binnentourismus spielt daher eine wichtigere Rolle, so dass die Anzahl der kleinen Pensionen trotz übermächtiger Konkurrenz und Übernahmegefahr durch die Capitalia Company langsam ansteigt. Doch selbst den billigsten Binnentourismus kann sich bestenfalls der obere Mittelstand leisten. Die Preise für eine einzige Übernachtung sind unverhältnissmässig hoch und betragen mindestens einen ganzen Monatsgehalt eines einfachen Arbeiters.

Das Angebotsspektrum hält sich in Grenzen. Nicht einmal die Hauptstadt ist für größere Touristenbesuche ausgelegt.

Obwohl es keine generelle Reisewarnung für Reisen nach Capitalia mehr gibt, so sind dennoch gewisse Sicherheitshinweise dringend zu beachten. Wenn immer möglich, sollte man als ausländischer Besucher sein eigenes Essen mitnehmen, am besten in Konservendosen. Wenn man eine der wenigen Bars Capitalias besucht, dann weis man schnell, warum. Ratten stellen hier nämlich eine typische Plage dar, von den exotischen Schädlingen ganz zu schweigen. Auch an den Märkten ist Vorsicht geboten. Das Fleisch ist grau bis schwarz vor lauter Fliegen und Maden, die sich da eingenistet haben. Auch der Verzehr von Fisch und Früchten kann zu häufigem Erbrechen und schwerem Fieber führen. Auch kann man nirgendwo sauberes Trinkwasser kaufen. Die Qualität des gekauften Wassers ist oft so schlecht, dass es sogar gekocht untrinkbar ist. Ein medizinisches System ist zwar inzwischen flächendeckens vorhanden. Doch ist die Qualität dieser Einrichtungen in einem niedrigen, ja kritischen Zustand. Nadeln, Spritzen und chirurgische Messer werden aus Unwissen und Kostengründen vom unausgebildeten Personal an vielen Patienten wiederverwendet. Die benutzte Medizin hat in häufigen Fällen ihr Verfallsdatum schon um Jahre überschritten. Auch ist bei vielen Medizinern der Aberglaube so stark verbreitet, dass diese die Anwendung der modernen Schulmedizin schlichtweg verweigern und statt dessen mit völlig irrationalen Mitteln vorgehen. Besonders für Touristen werden sehr hohe und nicht nachvollziehbare Kosten in den Krankenhäusern verrechnet.

Auch sollte man es als Tourist meiden gesellschaftliche Tabus der capitalistischen Gesellschaft zu brechen. Zwar sind die Bekleidungssitten im Laufe der Zeit immer mehr gelockert worden, doch wird das Nacktbaden steng geahndet, selbst wenn es sich um nackte Kinder handelt. Große Gruppen von Menschen huldigen dem Kult der blauen Cse-Cse-Pflanze, welche eine unberechenbare Rauschwirkung entfalten kann. Es wird dringlich geraten, solchen Gruppen aus dem Weg zu gehen. Es gab des Öfteren Fälle von Übergriffen auf Schaulustige, immer wieder auch mit tödlichen Folgen. Babys und Kleinkinder sollte man auf keinen Fall unbeaufsichtigt in der Öffentlichkeit lassen, weil diese in Gefahr geraten, von Traditionalisten entführt und rituell verstümmelt zu werden. Auch auf seine Haustiere sollte man Acht geben, weil diese in Capitalia auf der Speiseliste der Bevölkerung stehen. Die Polizei gilt bei der Bekämpfung schwerwiegender Kriminalität inzwischen als recht zuverlässig, doch bei Kleinigkeiten kann man nicht mit ihrer Hilfe rechnen.

Nachtleben und Prostitution

Das Nachtleben wird von vereinzelten, kleinen Gaststätten dominiert, wo immer noch aus traditionellen Gründen auf elektrisches Licht vollkommen verzichtet wird. Statt dessen werden die düsteren, hölzernen Räume mit einigen Öllampen beleuchtet. In der Mitte vieler solcher Lokale befindet sich eine Feuerstelle, wo die Besucher ihr Essen selber grillen können. Ein großer Teil der traditionellen Speisen wird allerdings roh gegessen. Einer mit Federtrachten geschmückter Künstler bedient sich einer altmodischen, ledernen Trommel, wo man einen leisen, gedämpften Rhythmus hören kann. Früher waren das leibeigene Bauern, die an einigen Abenden unbezahlt an verschiedenen Gegenständen rhythmisch zu klopfen hatten, um ihren Herrscher zu besänftigen. Heute gibt es für solche Tätigkeiten spezialisierte Wanderkünstler, die von Spenden leben. In einigen Lokalen, wo sie gerne gesehen werden, haben sie ihren Stammplatz gefunden, wo sie zusätzlich vom Wirt einen Lohn erhalten. Manche Wirte bezahlen sie sehr großzügig, nur damit sie nicht auftreten. Auch in Capitalia sind Geschmäcker eben verschieden.

Seit den 90ern wird die Prostitution in Capitalia geduldet. Seit 1999 auch die homosexuelle Version davon. Offiziell hat Capitalia Company damit jedoch nichts am Hut, weil die Manager den Ruf der Firma nicht ganz so leicht aufs Spiel setzen wollen. Trotzdem finden sie Mittel und Wege, sich indirekt an den Profiten dieser Geschäfte beteiligen zu können, vor allem da die entsprechenden Immobilien dem Trust gehören. Auch übernimmt Capitalia Company den Import entsprechender Artikel, die von diesem Gewerbe gekauft werden. Einige Gerüchte tauchen auf, dass der Multi für die Zukunft plant, den größeren seiner Hotels noch Bordelle hinzuzufügen. Offiziell gibt es kein Kommentar zu diesen Vorwürfen. Nur ein Manager dementierte sie ausdrücklich: "Niemand hat die Absicht, sich am Sextourismus zu bereichern!"


Linktipps: Faditiva und 3DPresso