2 x 2 Goldauszeichnungen von Hirsy und Sky1 x 1 Silberauszeichnung von Burschenmann I.

Bildbeschreibung

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Bei der Bildbeschreibung (auch Bildanalyse, Ekphrasis oder Ekphrase genannt (Plural: Ekphraseis (und nicht Ekphrasise))) geht es um die literarische Beschreibung eines Bilds.

Definition

Diejenigen, die als Deutschhausaufgabe herausfinden sollen, was eine Ekphrasis ist, können folgenden Abschnitt kopieren (Bitte, gern geschehen):

Die Ekphrasis ist die Analyse eines vorliegenden Werks aus der bildenden Kunst, die durch schriftliche oder rhetorische Schilderung den Bildinhalt anschaulich wiedergibt. Den Zuhörern oder den Lesern der Ekphrasis soll dabei vorgegaukelt werden, als ob sie das Bild selber sehen würden.

Für alle anderen sollte dieses Bild die Bildbeschreibung hinreichend beschreiben:

Das klassische Ekphrasis-Verlaufsdiagramm.

Vorkommen

Schon zur Zeit der Griechen gab es berühmte Ekphraseis: In der Ilias von Homer (nicht der gelbe Fettwanst) kann man schon eine schöne Ekphrasis zu Achills Schild finden. Über die Jahrhunderte folgten weitere Ekphraseis, teilweise gingen auch einige Werke verloren.

In der heutigen Zeit begegnen Kinder oder Teenager der Bildbeschreibung oftmals im Deutschunterricht, aber auch im Fremdsprachenunterricht findet man vermehrt Unterrichtseinheiten zur Ekphrasis. Dabei lernen die Schüler zum Beispiel, wie man "links/rechts/unten/oben/Mitte" in der jeweiligen Sprache sagt und wie man diese neu gelernten Worte sinnvoll in einen Satz einbaut. Außerdem lernen sie, wie man aus kleinen Details im Bild ein großes und kompliziertes Bedeutungsgeflecht kombinieren kann. Passionierte Lehrkräfte können ferner die Schüler darüber begeistern, wie toll es ist, so viel Tiefsinniges auf ein 2 Millimeter dickes Blatt Papier zu packen.

Erwachsene begegnen der Bildbeschreibung, wenn sie Deutsch oder eine Fremdsprache als Lehramt studieren.

Aufbau

Das Bild

Eine Bildbeschreibung geht natürlich nicht ohne Bild. In der Schule wird sie meistens vom Lehrer vorgegeben. Will man privat Ekphraseis verfassen, kann man im Internet nach beliebigen Bildern suchen. Die Bildlizenzen können und sollen dabei ignoriert werden, weil die Materialien privat zu Bildungszwecken genutzt werden.

Das Equipment

Nachdem das Bild digital oder analog ausgedruckt wurde, braucht der Verfasser des zukünftigen Meisterwerks noch Schreibutensilien und Papier (liniert mit Doppelrand, nicht kariert). Radiergummi und Spitzer werden sehr ans Herz gelegt; manchmal kann auch ein Lineal - oder noch besser - ein Geodreieck helfen.

Das Formalitäten

Zuerst wählt sich der Verfasser für seine Bildbeschreibung eine richtig coole Überschrift. Sachen wie "Bildbeschreibung zu [Titel des Bilds]" sind abgedroschen und werden von gelangweilten Lehrern nicht gern gesehen. Es muss mehr Spannung rein - sowas wie "Die Abenteuer von [Titel des Bilds] - eine unerwartete Entdeckung" klingt bereits viel aufregender. Danach wird die Überschrift sauber mit dem Geodreieck unterstrichen (Gut, dass vorher ans Geodreieck gedacht wurde). Das unterstreicht die Wichtigkeit einer Ekphrasis (Wortspiel zur Auflockerung der trockenen Theorie).

Danach folgen gewöhnlich in einem Einleitungssatz die üblichen Formalitäten: Titel des Bilds, Veröffentlichungsdatum und Name des Malers des Bilds.

Oberflächliche Beschreibung

Für diesen Teil wird das Bild genauestens unter die Lupe genommen und bildwörtlich das wiedergegeben, was auf dem Bild zu sehen ist; das heißt, dass hierbei noch keinerlei Interpretation miteinfließt! Aus Statistiken geht hervor, dass Lehrer dafür gerne Punktabzug geben. Zur oberflächlichen Beschreibung helfen die sogenannten "Worte des Ortes". Ein DIN A4-Blatt, das diese Worte zusammenfassend auflistet, sollte spätestens jetzt von der Lehrkraft ausgeteilt werden, damit die Schüler gleich die neuen Vokabeln praktisch anwenden können.

Worte des Ortes (Auswahl)
  • Links
  • Rechts
  • Oben/Oberhalb
  • Unten/Unterhalb
  • Mitte
  • Hinten
  • Vorne
  • Zwischen
  • Neben

Worte des Ortes sind bezüglich der Konkatenation abgeschlossen; das bedeutet, man kann mehrere Worte des Ortes aneinanderhängen, wodurch neue, gültige Worte des Ortes entstehen:

  • Links + Unten = Links unten
  • Hinten + Rechts + Oben = Hinten rechts oben

Außerdem müssen in einer guten Ekphrasis diese Fragen beantwortet werden:

  • Um welche Art von Bild handelt es sich? (Karikatur, Höhlenmalerei, Selbstportrait, ...)
  • Wie hat der Maler das Bild gemalt? (Pinsel, Straßenkreide, Photoshop, ...)
  • Zu welcher Epoche gehört das Bild? (Surrealismus, Romantik, Gothic, ...)
  • Welche Farben wurden eingesetzt? (blaugrün, türkis, cyan, ...)

Des Weiteren wird in diesem Abschnitt alles erwähnt, was der Verfasser im nächsten Schritt (also die Interpretation) benötigt wird. Alles, was hier nicht erwähnt wird, gilt in den nachfolgenden Abschnitten als nicht existent. Daher wird allgemein empfohlen, hier jedes Detail des Bildes ein oder drei Mal zu erwähnen - lieber zu viel als zu wenig.

Interpretation

Dieser Teil ist bei der Bildbeschreibung der wichtigste Abschnitt, wo der Schreiber sein Können beweisen muss. Dabei muss auf jeden Punkt eingegangen werden, der im vorigen Abschnitt beschrieben wurde. Aus jedem Punkt wird die richtige Folgerung gezogen, und die Folgerungen werden wiederum zu richtigen Folgerungskomplexen verwoben, die schließlich zu vernetzten Bedeutungsgeflechten zusammengeflickt werden. Es ist nicht sehr einfach, immer das Richtige herauszuinterpretieren. Die folgenden generischen Lösungsansätze haben sich im Laufe der Zeit bewährt:

Farben

Jede Farbe besitzt ihre eigene spezifische Bedeutung, die von Mutti Natur auferlegt wurde. Diese Bedeutungen werden oft in Bildern benutzt, da der Maler zeigen will, dass er voll schlau ist. Hier eine kleine Liste der geläufigsten Farben und ihre Bedeutungen:

  • Schokoladenbraun: Sünde, Zucker, Schokolade, Kühe
  • Pink: Prostitution, Pinkeln, Verführung, Kindlichkeit (die bald verloren geht)
  • Blau: Ruhe, Gelassenheit, Meer, Alkohol, Himmel, Weite, abzählbare Unendlichkeit
  • Lila: Spiritualität, Geist, Mystik, Wolken
  • Gelb: Reichtum, Sonne, Heiterkeit, Zufriedenheit, Fröhlichkeit, Frohmut und Frohsinn, Hendiadyoins
  • Feuerrot & Blattgrün: Glurak, Bisaflor, (Turtok)
  • Weiß: Unschuld, Reinheit, Licht, Transparenz, Schnee
  • Schwarz: Dunkelheit, Boshaftigkeit, Schatten, Angst, Coolness
  • Grün: Natur, Balance, Harmonie, Schleim, Gift
  • Türkis: Netter Versuch, so blöd sind wir bei der Zensur nicht (Wegen Rassismus zensiert)
  • Orange: Zitrusfrüchte, Wärme, Energie, Franzosen
  • Grau: Alte Säcke, Gandalf, Weisheit
  • Rot: Liebe, Leidenschaft, Stärke, Überstürztheit, Hyperaktivität, Blut, Tod, Tot, Dot, Klausur nicht bestanden

Da jede Farbe mehrere Bedeutungen hat, muss der Verfasser selber die passende für sein Bild herauspicken.

Symbole
Die weiße Taube als Überbringerin des Friedens
Seit jeher steht die tote Taube für Krieg

Ähnlich wie bei den Farben haben sich im Laufe der Jahre bestimmte Objekte als Träger von gewissen Assoziationen etabliert:

  • Rosen: Sind schön, aber töten am Ende des Films
  • Totenkopf: Piraten, Gift, Tod
  • Weiße Tauben: Stehen für Frieden
  • Tote Tauben: Friedensvertrag abgelehnt
  • Marionettenspieler: Fies, Hinterhältigkeit, Manipulierer
  • Licht: Die Guten/Helden
  • Dunkelheit: Böse, muss vernichtet werden
  • Sternschnuppe: Weltuntergang
  • Schwert: Stärke, Anführer, Angreifer
  • Schild: Schwäche, Mitläufer, Verteidiger
  • Mäuse: Gerissenheit, Frechheit
  • Adler: Königlichkeit, Freiheit
  • Hunde: Loyalitätheit, Freundheit
  • Elefanten: Weisheit, gutes Erinnerungsvermögen, Trägheit
  • Grabkreuz: Christentum
  • Bäume: Wachstum, Natur
  • Mistelzweig: Unerwiderte Liebe
  • Mond: Nacht, Schlaf, Ruhe
  • Nachtigall: Pseudoromantik
  • Wind: Bewegung, Fortschritt, Geist
  • Sanduhr: Armut/Hunger, kann sich keine richtige Uhr leisten

Auch hier muss sich der Verfasser die entsprechende Bedeutung selber wählen.

Bezüge herstellen & Schlussteil

Nach dem Entschlüsseln des Sinngehalts der einzelnen Bildbestandteile folgt der Rückbezug zum Maler und zur Epoche, in der das Bild entstand. Konkret heißt das, dass der Verfasser nun glaubhaft beschreiben muss, dass der Maler eine traumatische Kindheit hatte und diese im Bild verarbeitet hat. Auch können andere Elemente aus dem Leben des Malers miteingebunden werden. Am Ende muss die Biographie des Malers im Bild erkennbar sein - das untermauert korrekte Interpretation des vorliegenden Bildes.

Als Nächstes kommt ein Abschnitt, was der Maler mit dem Bild ausdrücken möchte; in vielen Fällen fand der Maler irgendwas scheiße (z.B. die bereits erwähnte Kindheit) und wollte dies durch das Bild vermitteln, weil er die Hosen voll hatte, seine Meinung auszusprechen. An dieser Stelle ist dem Schreiber überlassen, möglichst kreative Ideen vorzubringen.

Im Schlussteil darf der Verfasser noch seine eigene Meinung zum Bild sagen bzw. er muss schreiben, dass das Bild sehr interessant gestaltet ist und dass der Maler damit sehr schön die Herausforderungen und Probleme der damaligen Epoche zur Geltung gebracht hat. Im letzten Satz der Bildbeschreibung muss schließlich nochmal zum Einleitungssatz Bezug genommen werden, damit die Ekphrasis in sich kugelrund ist. Dies zaubert nachgewiesenermaßen ein Lächeln auf das Gesicht eines Lehrers.

Hilfreiche Satzmuster

  • ... und ... sind gegensätzlich und betonen daher nochmals den Kontrast zu ...
  • ... ist für diese Epoche typisch.
  • Die runden Formen stehen im Pendant zu den eckigen Formen.
  • Der Betrachter hat den Eindruck, dass die Personen auf dem Bild lebendig sind.
  • Die Symmetrie im Hintergrund drückt Ordnung aus, aber die Asymmetrie im Vordergrund sorgt für Chaos.
  • [Beliebiges Objekt] steht im Goldenen Schnitt und ist daher besonders wichtig.
  • ... verleiht dem Bild Tiefe.
  • ... deutet auf die Probleme der damaligen Zeit hin.
  • Der Maler setzt bewusst Licht und Schatten ein, um die [beliebiges Adjektiv] Atmosphäre zu verdeutlichen.

Musterbeispiel

"Erschaffung Adams" von Michelangelo, 1508 - 1512
The Mysterious Finger - Das Geheimnis von der Erschaffung Adams
Die "Erschaffung Adams" ist ein Kunstwerk des berühmten Künstlers Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni und wurde irgendwann zwischen 1508 und 1512 gemacht.

Auf dem Bild sind ein junger Mann, ein alter Mann, sowie elf weitere Statisten zu sehen. Alle Personen sind nackt, bis auf den Opa. Der Hintergrund ist hinten ziemlich blau und weiß, aber vorne unten links ist er grün und braun. Der alte Mann mit den elf Personen ist hinten mit einem roten Tuch umgeben. Unten rechts vorne unterhalb vom alten Mann ist ein grüner Schal vorzufinden. Ein abgetrennter Arm, der nach einem Krug mit grünem Etwas greift, kann unten vorne links beobachtet werden.

Der junge und der alte Mann schauen sich an und sind kurz davor, sich die Hand zu geben. Die elf Statisten schauen in verschiedene Richtungen und machen diverse andere Sachen.

Beim vorliegenden Werk handelt es sich um ein Foto der Epoche der Romantik, das mit einer analogen Kamera geschossen wurde. Von den Farben her wurden viele bräunliche und hautfarbene Töne eingesetzt, aber auch grün, blau und rot wurden nicht sparsam verwendet. Schließlich lässt sich auch weiß im Foto finden.

Im Folgenden wird nun auf die Interpretation des Kunstwerks eingegangen. Der Blick des Betrachters richtet sich beim ersten Anblick zuerst auf den jungen Mann und den alten Knacker. Sie versuchen sich zu berühren, schaffen es aber nicht. Trotzdem stehen die beiden in besonderer Beziehung zueinander, da sie sich tief in die Augen sehen - es ist klar, dass sie mehr als nur freundschaftliche Gefühle für einander empfinden. Das wird auch dadurch deutlich, dass fast alle Personen nackt sind und damit auf das erotische Moment anspielen. Diese Thematisierung von Liebe ist für die Epoche der Romantik typisch. Vor allem sollte der Betrachter die Aufmerksamkeit auf die beiden sich fast berührenden Hände richten: Diese stehen nämlich im Goldenen Schnitt und sind daher besonders wichtig. Die Tatsache, dass die beiden Protagonisten sich lieben und das Faktum, dass sie sich dennoch nicht berühren können, betont in erster Linie die Problematik der Homosexualität.

Des Weiteren wird der alte Opa von elf Statisten umgeben, die ihn festhalten und davon abhalten, den jungen Mann zu berühren. Diese symbolisieren also die gesellschaftlichen Hürden und Hindernisse, die ein Homosexueller beim Outing durchmachen und überwinden muss. Durch das rote Leichentuch im Hintergrund der elf Statisten wird außerdem das Dilemma des Outings deutlich: Einerseits steht die Farbe rot für die Liebe, die Leidenschaft und das Outing; andererseits bedeutet rot auch Gefahr, Bedrohung und in der Klausur durchgefallen, was gegen das Outing spricht. Der Künstler hat sich bei der Farbe rot noch eine weitere Assoziation zu Nutze gemacht: Rot steht auch für Stärke, was folglich den Schweregrad dieses Dilemmas besonders hervorhebt.

Nichtsdestotrotz gibt es noch Hoffnung für diese scheinbar unmögliche Liebe: Direkt unterm alten Sack kann man einen grünen Schal entdecken. Der grüne Schal ist offensichtlich die Personifikation der Harmonie und der Hoffnung, dass am Ende alles gut wird. Diese Darstellungsform als kleiner, zarter Schal ist besonders gut gewählt, da ein Schal - genauso wie die Harmonie - schnell mal weggeweht und verloren gehen kann. Es sei angemerkt, dass der Größenunterschied zwischen dem grünen Schal und dem roten Leichentuch nochmals die riesige Kluft zwischen der kleinen Hoffnung und der gesellschaftlichen Ächtung unterstreicht.

Der junge nackte Mann unten links liegt bequem auf grün-schokoladenbrauner Erde. Der Künstler will damit ausdrücken, dass der junge Mann für den alten Mann auf der einen Seite die Harmonie, die "wahre" Liebe ist; auf der anderen Seite weist die schokoladenbraune Farbe darauf hin, dass der junge Mann auch als Sünde angesehen wird. Es wird somit neben der bereits ernsten Problematik der Homosexualität auch das Thema der zwei Liebenden aus zwei unterschiedlichen Generationen angesprochen. Dabei wird der alte Mann als Unschuldslamm dargestellt, was am weißen T-Shirt zu erkennen ist. Im Gegensatz dazu liegt der junge Mann in einer verführerischen Position, während er den alten Mann einen lüstlichen Blick zuwirft, der den eines Prostituierten gleicht. Davon abgesehen streckt der junge Mann seinen Arm nur halbherzig aus, das bedeutet er nimmt die Beziehung zum alten Mann gar nicht ernst. Dies wird auch ersichtlich, wenn man den abgetrennten Arm unten links betrachtet, der einen blauen Krug mit grünem Etwas in der Hand hält: Hier wird die "wahre Liebe" (das Grüne) im blauen (steht für Alkohol) Krug ertränkt, dabei wird auch über Leichen gegangen (der Arm ist abgetrennt). Der Hintergrund wird in Richtung junger Mann auch immer bläulicher, das bestätigt die Richtigkeit dieser Aussage. Der Künstler will damit also sagen, dass der junge Mann, der offensichtlich Adam ist und damit allgemein als Symbol für junge Männer angesehen werden kann, nicht in wahrer Liebe interessiert ist und nur seinen "Spaß" haben möchte. Der Künstler setzt bewusst Licht und Schatten ein, um die zweischneidige Atmosphäre zu verdeutlichen.

Wenn man nur die bisherigen Folgerungen miteinander verwebt, kann man zusammenfassend Folgendes sagen:
Das Foto beschreibt gleich zwei Tabuthemen: Die Homosexualität und die Liebe mit Generationsunterschied. Einerseits gibt es aus der Sicht des alten Mannes, trotz gesellschaftlicher Hürden, Hoffnung auf die wahre Liebe, aber andererseits will der junge Mann diese Beziehung nur egoistisch ausnutzen.

Diese ungewöhnliche Thematik kann auf die Kindheit des Künstlers zurückgeführt werden: Adam im Foto repräsentiert offensichtlich den Künstler in seinen jungen Jahren. Er war damals nicht sehr wohlhabend, daran zu erkennen, dass Adam nackt dargestellt ist. Darüber hinaus musste er sich wahrscheinlich mit Prostitution durchschlagen, und womöglich sogar mit älteren Männern. Dies stürzte ihn in ein tiefes psychisches Trauma, das er mit Alkohol zu ertränken versuchte. Als der Künstler älter wurde, wechselte er zur Seite des älteren Mannes im Bild. Er erinnerte sich an seine Jugend, in der er nur als Prostituierter angesehen wurde und nie die wahre Liebe gefunden hatte. Daher sehnte er sich - wie der alte Mann im Bild - in seinen letzten Jahren umso mehr danach. Wie man sehen kann, ist das Foto ein raffiniertes Abbild der Lebensgeschichte des Künstlers.

Durch dieses Bild möchte er aber nicht nur seine eigenen Erlebnisse verarbeiten, sondern auch der Welt zeigen, dass solche Problematiken tagtäglich in der Wirklichkeit stattfinden. Das wird dadurch betont, dass der Betrachter den Eindruck hat, dass die Personen auf dem Bild lebendig sind. Des Weiteren prangert der Künstler die genannten gesellschaftlichen Hemmungen beim Outing an, aber weist gleichzeitig auf die Gefahren dabei hin, sodass man sehr vorsichtig sein sollte.

Ich persönlich finde dieses Foto sehr interessant gestaltet und denke, dass der Künstler damit sehr schön die Lebensumstände und Probleme der damaligen Epoche zur Geltung gebracht hat. Um auf den Einleitungssatz zurückzukommen, sei gesagt, dass Michelangelo ein italienischer Künstler war.


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